Jahrbuch 2019
Mit ihrer systematischen Verharmlosung des Nationalsozialismus und des Holocaust haben Politiker der AfD vorsätzlich gesellschaftliche Grundwerte aufgeweicht.“ Ulrich Bauch, ASB-Bundesgeschäftsführer UMGANG MIT DER AFD: SCHLUSS MIT VERSTÄNDNIS Obwohl klar ist, dass jeder Ausschluss die Opferrolle nährt, scheint immer mehr Organisationen und Verei- nen die Verweigerung dennoch unvermeidlich zu sein. Beispiel: der Arbeiter-Samariter-Bund. Die AfD-Frak- tion wollte dort einen Erste-Hilfe-Kurs buchen. Der ASB lehnte aufgrund der eigenen Geschichte ab. Denn er wurde 1933 von den Nazis enteignet und zerschlagen. „Menschlichkeit, eine offene Gesellschaft und ein soli- darisches Miteinander sowie eine klare Haltung gegen rechtspopulistische und rechtsextreme Politik“ sei Grund- lage der Arbeit des ASB. Der ASB erhielt nach der Ablehnung Drohbriefe von rechts und einen heftigen Shitstorm. Die AfD sprach in ihrer Reaktion von einer zutiefst menschenfeindlichen Lo- gik. „Menschenfeindliche Logik erkenne ich in den Äu- ßerungen der AfD, die unsere Gesellschaft spalten wol- len, die unsolidarisch sind und die auf Verfolgung von Minderheiten abzielen“, kontert ASB-Geschäftsführer Ulrich Bauch. Hilfe in Not ja, Geschäftsbeziehung nein Der ASB, Anbieter von Rettungs-, Sozial- und Pflege- diensten, ist als Wohlfahrtsverband und Hilfsorganisa- tion „politisch und konfessionell ungebunden. Wir hel- fen allen Menschen – unabhängig von ihrer politischen, ethnischen, nationalen und religiösen Zugehörigkeit. Er bietet seine Hilfe ohne Ansehen der politischen, ethni- schen, nationalen oder religiösen Zugehörigkeit an“, so steht es im Leitbild des ASB. Das bekräftigt auch der Geschäftsführer. Selbstverständlich würden die Helfer des ASB auch einen Herrn Gauland aus dem Wasser zie- hen, sollte er in Not geraten. Man wolle nur keine Ge- schäftsbeziehung mit der AfD. Und das habe eben auch mit der Geschichte des ASB zu tun. Quelle: NDR/Panorama vom 13.06.2019 Viele Mitglieder wurden während der NS-Herrschaft ver- folgt, ins KZ gebracht und ermordet. „Vor diesem Hinter- grund ist es uns unmöglich, eine Bundestagsfraktion in Erster Hilfe auszubilden, die diese Zeit als ‚Vogelschiss der Geschichte‘ bezeichnet“, erklärt Bauch. „Wir gehen so- gar so weit zu sagen, dass manche Äußerungen führender AfD-Leute eine neue Form des Antisemitismus sind! Das Mahnmal im Herzen Berlins als ‚Mahnmal der Schande‘ zu bezeichnen ist inakzeptabel, die Rede Richard von Weizsäckers zum 8. Mai als eine gegen das deutsche Volk gewandte Rede zu bezeichnen ist inakzeptabel.“ Die Gleichheit von Menschen – die Menschenrechte, das ist eben keine Frage der Meinung, keine Frage, über die man diskutieren kann. Man muss sie durchsetzen – auch mit Verweigerung. Nach vielen erfolglosen Versuchen des Gesprächs und des Verständnisses haben einige nun ent- schieden, den Weg der klaren Abgrenzung zu gehen. 1 ASB-Jahrbuch 2019 13
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