ASB-Jahrbuch 2020

Der Traum vom Fliegen wurde Wirklichkeit Es gibt letzte Reisewünsche, die aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes der Wünschewagen-Fahrgäste im ersten Moment unmöglich erscheinen. Aber es sind ge- nau solche Wünsche, die die Ehrenamtlichen des Bran- denburger Wünschewagens motivieren, alle Hebel in Be- wegung zu setzen, um sie zu erfüllen. Ein solcher Wunsch kam Mitte September aus Dallgow im Landkreis Havelland: „Mein Mann hat nur noch we- nige Wochen zu leben. Sein Wunsch ist es, in den Harz zu fahren und einmal mit der Seilbahn über die Tal- sperre zu fliegen“, schreibt Daniela Desens, die ihren 46-jährigen Ehemann Frank bei seinem langen Kampf gegen den Krebs unterstützt und stets an seiner Seite ist. Leider streute die Krankheit im Körper weiter, sodass er zuletzt nur noch palliativ behandelt werden konnte. Eines aber blieb: der Traum, an zwei zwölf Millime- ter dicken Drahtseilen über die Rappbodetalsperre zu schweben. Mit seiner großartigen Familie und vielen Freund*innen im Rücken sollte Frank Desens dieser Herzenswunsch vom Team des Brandenburger Wünsche- wagens erfüllt werden. Projektkoordinator Hans-Jürgen Hankiewicz erinnert sich: „Zuerst hatte ich große Be- denken, ob wir das hinkriegen und ob er sich nicht über- fordert. Im Gespräch mit Frank Desens habe ich aber gemerkt, dass er das schafft. Die Organisation verlief rei- bungslos, das Personal der Seilbahn wusste um die kör- perliche Angeschlagenheit und orientierte sich wirklich toll an den Bedürfnissen unseres Fahrgastes.“ Hans-Jürgen Hankiewicz sowie die Ehrenamtlichen Marcus Ludwig und Karola Losensky trafen Frank De- sens und seine Angehörigen an einem frischen Herbsttag in Dallgow. Sie starteten von dort die Reise zur Rapp- bodetalsperre in Sachsen-Anhalt, inklusive eines großen gemeinsamen Picknicks auf halber Strecke. Die „Mega- zipline“ ist Europas größte Doppelseilrutsche über dem Sportbecken der Talsperre Wendefurth mit einer Länge von einem Kilometer und einer Höhenüberwindung von 120 Metern. Beim Blick über das Tal bekam Frank De- sens dann zwar doch etwas „Muffensausen“, aber er blieb tapfer und genoss den atemberaubenden Blick – un- terstützt vom Bruder, der in der Seilbahn neben ihm mit über das Tal schwebte. 52 ASB-Jahrbuch 2020