ASB-Jahrbuch 2020

Trotzdem fehlte der übergreifende Austausch. Auch für die Bewohner*innen war die Konzentration auf die ei- gene Gruppe schwierig und man ging sich oftmals auf die Nerven. Auch die fehlende Arbeit machte vielen zu schaffen. Wir starteten deshalb das Projekt ‚Corona-Zei- tung‘, hier konnte man sich gegenseitig Grüße ausrich- ten, Durchhalteparolen versenden, es gab Interviews, Rätsel und vieles mehr. Nachdem sich die Situation im Sommer etwas entspannt hatte, konnten sich die Bewohner*innen zumindest im Freien wieder öfter treffen und Zeit zusammen verbrin- gen. Kontakte nach außen gab es durch die strenge Be- suchsregelung jedoch nur wenige. Im Sommer organi- sierten wir eine Luftballon-Aktion. Es wurden Gruß- karten gebastelt und an einem Freitagmittag bei tollem Sonnenschein in die Umgebung geschickt. Meines Erachtens ist der Umgang mit der Pandemie gut verlaufen, aus den oben erwähnten Einschränkungen für die beeinträchtigten Menschen hat man gelernt und im zweiten Lockdown entsprechend reagiert, was als absolut positiv zu bewerten ist.“ Einrichtungsleiterin Monika Tilp blickt zurück auf die Situation während des Lockdowns 2020: „Die Auswir- kungen im Frühjahr waren einschneidend und geprägt von sehr viel Angst und Unsicherheit. Wir mussten in- nerhalb eines Tages das Betreuungs-Setting komplett umstellen. Die Mitarbeiter*innen waren jedoch sehr ko- operativ. Alle waren bemüht, die Situation zu stemmen, und auch die veränderten Arbeitszeiten wurden akzep- tiert. Hinzu kam, den Bewohner*innen der Einrichtung die Situation zu erklären, ohne Angst zu verbreiten, was wirklich gut geklappt hat. Die Bereitschaft war groß und jeder hat Verantwortung übernommen. Die Motivation, die Krise zu überwinden, war sehr hoch. Zu Beginn war natürlich die Beschaffung von Schutzkleidung, Desin- fektionsmitteln usw. sehr aufregend, das hat sich aber mit den Wochen eingependelt. Die Wohngruppen wurden separiert betreut, es gab feste Betreuungs-Teams und keine Überschneidungen. Das hat innerhalb der Teams sehr gut funktioniert, die übergrei- fende Kommunikation war jedoch schwierig. Alle Infor- mationen zu allen Mitarbeiter*innen zu bringen war sehr zeitintensiv. Glücklicherweise hatten wir zu Beginn des Jahres auf eine elektronische Bewohner*innen-Dokumentation um- gestellt und die Ausstattung mit PCs wurde flächende- ckend in allen Gruppen umgesetzt. Insofern konnten wir die einzelnen Gruppen nun per E-Mail kontaktieren, was zumindest die Verteilung wichtiger Informationen ver- bessert hat. 6 ASB-Jahrbuch 2020 85

RkJQdWJsaXNoZXIy MjcwMjAw