ASB Jahrbuch 2021

Das Samariterjahr 2021

16 LANDESVERBÄNDE 190 REGIONAL-, KREIS- UND ORTSVERBÄNDE Stand 31.12.2021 4 ASB-Jahrbuch 2021

Stand 31.12.2021 * Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten 95.176 ASJ-MITGLIEDER 717 RETTUNGSHUNDETEAMS ASB-MITGLIEDER 2021: 1.404.243 + 28.224 GEGENÜBER 2020 61.000 HAUPT- UND EHRENAMTLICHE MITARBEITER:INNEN 466 VERANSTALTUNGEN 7.890 TEILNEHMER:INNEN EHSH-KURSE:* 9.745 TEILNEHMENDE IN 559 MODULEN 24.000 KINDER IN 360 KITAS 360 SCHULSANITÄTSDIENSTE WÜNSCHEWAGEN > 2.500 FAHRTEN SEIT 2015 AUSLANDSHILFE IN 32 LÄNDERN RUND 19.000 TELEFONISCHE HILFELEISTUNGEN, > 520 RÜCKHOLUNGEN WELTWEIT FREIWILLIGENDIENSTE: 1.078 FSJLER:INNEN 663 BFDLER:INNEN > 700 PFLEGEEINRICHTUNGEN MIT > 50.000 PFLEGEBEDÜRFTIGEN 23 WASSERRETTUNGSSTATIONEN 75.514 HAUSNOTRUF-KUND:INNEN ASB-Jahrbuch 2021 5

Schwierigste Herausforderungen gemeistert Die Flutkatastrophe im Juli und die anhaltende Corona-Pandemie haben uns im vergangenen Jahr gleich doppelt gefordert. Rund 2.000 Einsatzkräfte des ASB gaben ihr Bestes, um Leben zu retten und das Leid der Menschen in den Flutgebieten zu mildern. Bis heute engagieren sich Samariter:innen beim Wiederaufbau in der Region, damit die Menschen wieder Hoffnung schöpfen können. Der ASB hat mit Spendengeldern eine Vielzahl von Hilfsprojekten gestartet, von der Errichtung von Gemeinschaftswohnprojekten bis zur Rechtsberatung. Wir werden so lange vor Ort helfen, wie uns die Menschen brauchen. Den unermüdlichen Helferinnen und Helfern gilt mein besonderer Dank und Respekt. Auch im zweiten Jahr der Pandemie haben die Samariter:innen vollen Einsatz gezeigt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. In rund 200 Impf- und Testzentren bundesweit erbrachten sie enorme Anstrengungen zum Schutz der Bevölkerung. Die Impfkampagnen sowie Angebote mit mobilen Impfteams und umfangreiche Präventionsmaßnahmen zeigten Wirkung. Die ASB-Auslandshilfe – 2021 seit 100 Jahren weltweit im Einsatz – leistete im Jubiläumsjahr in über 32 Ländern Hilfe und Unterstützung für Menschen in Not. Ob Klimakatastrophen, Hungersnöte oder die weltweite Corona-Pandemie – gemeinsam mit unseren Partnerverbänden wurden auch schwierigste Herausforderungen gemeistert. Die Ereignisse des letzten Jahres haben gezeigt, dass wir uns noch besser auf Krisen, Katastrophen und Pandemien vorbereiten müssen. Vor allem gilt es, die Kapazitäten im Bevölkerungsschutz weiter auszubauen und noch mehr Menschen als ehrenamtliche Einsatzkräfte zu gewinnen. Der ASB hat sich im Vorfeld zur Bundestagswahl mit klaren Positionen in die politische Debatte eingebracht und seine Stimme vor allem zu den Themen Katastrophenschutz und Pflege erhoben. Wir wurden als kritischer Mahner ebenso angehört wie als kompetenter Berater. Auch als Mitstreiter in starken Bündnissen wie der KlimaAllianz, der Initiative Pro Pflege und Initiativen gegen Kinderarmut hat sich der ASB erfolgreich eingebracht. Mit der Umsetzung des Potsdamer Dialogprozesses beschreitet der ASB neue Wege, um den Verband für die Zukunft strategisch aufzustellen. Wir sind eine starke Gemeinschaft. Mit inzwischen über 1,4 Millionen Mitgliedern gehört der ASB zu den größten Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen Deutschlands. Die haupt- und ehrenamtlichen Samariterinnen und Samariter bringen ihr Engagement im ganzen Land ein und nehmen immer wieder neue Herausforderungen an. Für diese Ausdauer, Stärke und Zuversicht bin ich Ihnen allen in Dankbarkeit verbunden. Knut Fleckenstein ASB-Bundesvorsitzender 6 ASB-Jahrbuch 2021

Auf neuen Wegen in die Zukunft Der ASB ist seit über 130 Jahren erfolgreich, weil sich hier Menschen zusammengefunden haben und weiter zusammenfinden, die sich dem Leben, der Mitmenschlichkeit und der Hilfe verpflichtet fühlen. Wir nennen das heute soziale Verantwortung und meinen damit die tätige Hilfe für unsere Mitmenschen. Modern und zukunftsweisend war der ASB schon bei seiner Gründung, als die Arbeiter-Samariter erstmals Selbstschutz und Erste Hilfe in die Fabriken des 19. Jahrhunderts brachten. Aber Modernität eines Verbandes bedeutet heute mehr. Der ASB hat sich schon immer als zeitgemäße, dynamische Organisation verstanden, deshalb positionieren wir uns nun zu den drängenden Themen der Zeit. In den Arbeitsfeldern Nachhaltigkeit, Diversity, Digitalisierung, Compliance, Fundraising und Marketing wurden im letzten Jahr wichtige Weichen für die künftige Verbandsarbeit gestellt. Mit dem Start des Potsdamer Dialogprozesses setzte der ASB ein Zeichen des Aufbruchs. Um den Verband für die Zukunft zu rüsten, haben wir uns gemeinsam mit unseren Gliederungen auf den Weg gemacht. Große Wirkung entfaltet sich oft in kleinen Schritten. So ist auch das Thema Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag der ASBBundesgeschäftsstellen angekommen. Neben der Nutzung von Ökostrom gehören Müllvermeidung, Mülltrennung, umweltfreundliche Arbeitsmaterialien und eine nachhaltige Verpflegung allmählich zum Büroalltag. Schließlich ist die ökologische Frage auch eine soziale Frage! Unsere politische Arbeit des vergangenen Jahres trägt Früchte. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP wurden gleich zwei unserer zentralen Forderungen erfüllt: eine bundesweit einheitliche Freistellung der ehrenamtlichen Helfer:innen im Bevölkerungsschutz und die Anerkennung des Rettungsdienstes als medizinische Versorgungsleistung im SGB V. Auch in der Kinder- und Jugendhilfe wurden wichtige Meilensteine erreicht. All das hilft uns, anderen zu helfen. In der Pflege gibt es ebenfalls positive Vorhaben der Bundesregierung, wenngleich die von uns geforderte grundlegende Pflegereform nicht angegangen wird. Für den ASB stehen die ambulante Pflege und die Pflege durch Angehörige weiterhin im Mittelpunkt, damit Menschen so lange wie möglich zu Hause gepflegt werden können. Mit seinem Modellprojekt der Pflegeberater:innen leistet der ASB einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Angehörigenpflege. Die Expert:innen stehen kostenlos mit Rat und Tat zur Seite, um Pflege – ganz im Sinne des ASB – sozial gerecht und zukunftsfest zu gestalten. Den Ausbau des Modellprojektes, den wir 2021 eingeleitet haben, werden wir in den nächsten Jahren fortsetzen. Dr. Uwe Martin Fichtmüller Hauptgeschäftsführer VORWORT ASB-Jahrbuch 2021 7

Impressum Herausgeber Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e. V. Sülzburgstraße 140 50937 Köln Telefon (0221) 4 76 05-0 Telefax (0221) 4 76 05-288 www.asb.de www.facebook.com/asb.de info@asb.de V. i. S. d. P. Dr. Uwe Martin Fichtmüller Hauptgeschäftsführer Redaktion Alexandra Valentino und Dorothee Winden Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Gestaltung Marketa Heinl Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Jetzt Mitglied werden oder spenden! Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE84 3702 0500 0007 0607 05 BIC: BFSWDE33XXX Kostenlose Mitgliederhotline: (0800) 2 72 22 55 Bildnachweise: ASB/Hannibal, ASB/B. Bechtloff, K. Danetzki, AdStock/Artur Bogacki (S. 10/ 11), A. Rieber, ASB Hamburg /A. Schrader, F. Zanettini, SAM.I., S. Dankert, ASB RV Münsterland, M. Ressel, D. Penner, G. Welters, F. Fassbinder, ASB Hamburg, S. Hüsemann, ASB Hessen/M. Roth, Schnappschuss Fotografie, F. Pilz, E. Kindler, ASJ, ASJ NRW, Justus Huy, ASJ SchleswigHolstein/Bechinger, ASB Ukraine, ASB Georgien, ASB Haiti, ASB Zentralamerika,AC-CORD, ASB Irak, ASB Niger, ASB Griechenland, ASB Südosteuropa, ISK, Klima Allianz Deutschland, Bach-mann, Jan Zaumseil, ASB; IllustrationenS. 46: K. Maibaum 8 ASB-Jahrbuch 2021

INHALT SEITE 24 FREIWILLIGENENGAGEMENT 2 SEITE 36 BILDUNGSWERK 4 SEITE 50 SOZIALE DIENSTE 6 SEITE 66 AUSLANDSHILFE 8 SEITE 30 WÜNSCHEWAGEN 3 SEITE 10 BUNDESVERBAND 1 SEITE 42 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 5 SEITE 58 ARBEITERSAMARITERJUGEND 7 SEITE 76 ORGANISATION & FINANZEN 9 ASB-Jahrbuch 2021 9

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1 BUNDESVERBAND 1 ASB-Jahrbuch 2021 11

DER ASB IM DIALOG MIT DER POLITIK Als zuverlässiger sozialer Dienstleister und starker Partner im Bevölkerungsschutz und Rettungswesen hat sich der Arbeiter-Samariter-Bund auch 2021 in die politische Debatte eingebracht. Mit seiner Pflegekampagne im Frühjahr 2021 meldete sich der ASB als bundesweit tätiger Träger von Pflegediensten und Pflegeeinrichtungen sowie als mitgliederstarke Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation für eine grundlegende Strukturreform der Pflegeversicherung zu Wort. Auch zu den Themen Bevölkerungsschutz und Kinderarmut hat der ASB im Jahr der Bundestagswahl verstärkt seine Positionen in die öffentliche Diskussion eingebracht. Der ASB ist als Träger von 700 Pflegeeinrichtungen und -diensten, mit denen bundesweit täglich rund 50.000 Menschen betreut und versorgt werden, ein starker Partner in der Pflege. Es ist sein Anspruch, pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen pflegerische Beratung, Versorgung und Betreuung auf hohem Niveau zu bieten. Für diese Ziele tritt der ASB auch politisch ein. Pflege sozial, gerecht und zukunftsfest gestalten Der ASB fordert seit Langem eine Pflegereform, die die starre Trennung zwischen ambulanter und stationärer Pflege aufhebt, und setzt sich für eine bedarfsgerechte Pflege ein – unabhängig davon, ob pflegebedürftige Menschen zu Hause oder in einem Pflegeheim leben. Um auf den Reformbedarf aufmerksam zu machen, lud der ASB am Internationalen Tag der Pflege im Mai 2021 zu einer digitalen Pressekonferenz ein. Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller und Dr. Bettina Leonhard, Leiterin Soziale Dienste beim ASB-Bundesverband, stellten die Forderungen des ASB für eine umfassende Pflegestrukturreform sowie das wegweisende Modellprojekt des ASB für eine Pflegeberatung und -begleitung durch Pflegeberater:innen in ASB-Sozialstationen vor. Durch eine verstärkte Pressearbeit lenkte der ASB die Aufmerksamkeit der Medien erfolgreich auf seine politischen Anliegen. Ob im Pflegebereich oder bei der Kinder- und Jugendhilfe: Die Expertise des ASB wurde geschätzt, wie Interviews und andere Veröffentlichungen, vor allem in den Fachmedien, zeigen. Lesen Sie im Fachmagazin „Häusliche Pflege“ ein Interview mit ASB-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller zur Pflegereform. Wie der ASB zur Kinder- und Jugendhilfereform steht, können Sie in der Fachzeitschrift wohlfahrtintern.de nachlesen. Weiterentwicklung der Pflege Das Jahr 2021 stand im Zeichen der „kleinen Pflegereform“: Ausgehend von einem ersten Eckpunktepapier erarbeitete das Bundesgesundheitsministerium mehrere Gesetzesentwürfe, bis schließlich der Bundestag im Juni 2021 verschiedene Neuregelungen in der Pflege unter dem Dach des Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetzes (GVWG) verabschiedete. Der ASB hat sich auch in puncto Klimapolitik klar positioniert und ist seit dem 15. September 2021 Mitglied im Bündnis Klima-Allianz Deutschland. 12 ASB-Jahrbuch 2021

ASB-Kampagnen zur Pflegereform Die Forderungen des ASB wurden in einem Positionspapier zur Weiterentwicklung der Pflege dargestellt. Die Beratungen des Gesetzentwurfs begleitete der ASB mit einer Social-Media-Kampagne. Dabei kamen pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen, Pflegekräfte, Heimleitungen und Leitungen ambulanter Pflegedienste zu Wort. Im Zusammenspiel von Bundesverband und seinen Landesverbänden und unter dem Hashtag „#Pflegereform – aber richtig“ äußerten sich Betroffene aus ganz Deutschland zu Themen wie „ambulante Pflege stärken“ oder „Pflegebedürftige finanziell entlasten“. Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller betonte: „Eine bessere Bezahlung von Pflegekräften und eine gute Personalausstattung dürfen nicht allein zulasten der Pflegebedürftigen gehen. Pflege darf nicht erneut zum Sozialhilferisiko werden. Wir brauchen jetzt eine Pflegereform, die die überfällige Begrenzung der Eigenanteile regelt.“ Die Bilanz des ASB zum GVWG: Erfolgreich war der ASB mit der seit Langem geforderten finanziellen Entlastung der Pflegebedürftigen in Pflegeheimen, bei den sogenannten Eigenanteilen. Langjährige Bewohner:innen erhalten seit dem 1. Januar 2022 einen deutlich höheren Zuschuss der Pflegekasse zu den Kosten des Pflegeheims. Die ebenfalls seit Langem vom ASB geforderte Stärkung der ambulanten Pflege blieb dagegen aus. Auch die starre Trennung zwischen ambulanter und stationärer Pflege und der Einstieg in eine Pflege, die den Pflegebedürftigen eine bedarfsorientierte Pflege sichert – unabhängig davon, ob sie zu Hause, im Pflegeheim oder in einer anderen Wohnform leben –, wurden nicht angegangen. Vor diesem Hintergrund macht sich der ASB weiter für eine umfassende Pflegereform stark und stellt für die 20. Legislaturperiode seine Forderungen für eine sozial gerechte und zukunftsfeste Pflegepolitik auf. 1

und nun inklusive SGB VIII, im Mai in Kraft. Bereits im Februar gab der ASB dazu eine umfassende Stellungnahme ab. Insbesondere die Einführung der „Inklusiven Lösung“, die endlich auch Kindern und Jugendlichen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen in die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe einbezieht, stellt einen Meilenstein dieser Novellierung dar, für den besonders die Behindertenhilfe lange gekämpft hat. Knapp vor Ende der Legislaturperiode im Herbst wurde dann doch noch das Gesetz zur Ganztagsbetreuung an Schulen verabschiedet. Und schließlich gibt es auch Erfolge für das Bündnis Kindergrundsicherung, dem der ASB angehört. Viele vom Bündnis geforderte Punkte zur Umsetzung einer sozial gerechten Kindergrundsicherung finden sich im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung wieder. Dafür, ebenso wie für die Ganztagsbetreuung für Schulkinder, setzt sich der ASB seit Langem ein. Auch die Forderung des ASB, endlich ein Qualitätsgesetz für Kitas auf Bundesebene zu schaffen, fand bei der neuen Regierung Gehör und ist im Koalitionsvertrag benannt. Modellprojekt der ASBPflegeberater:innen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen brauchen eine umfassende Beratung zu wohnortnahen Unterstützungs- und Pflegeangeboten, damit es gelingt, Menschen so lange wie möglich zu Hause zu versorgen. Das leistet das Modellprojekt der ASB-Pflegeberater:innen: Sie informieren über passgenaue Hilfen für die Pflege und helfen bei der Organisation des Alltags. Ob es um Mahlzeitendienste oder Haushaltsdienste geht, einen Hausnotruf, unterschiedliche Pflegeangebote oder auch Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten – die Pflegeberater:innen planen gemeinsam mit den Ratsuchenden die nötigen Hilfen. ASB-Pflegeberater:innen gab es 2021 bereits in fünf ASB-Sozialstationen Hamburgs sowie in Münster (Nordrhein-Westfalen), Karben (Hessen) und Leipzig (Sachsen). Die Beratung ist kostenlos und trägerneutral. „Mit dem Modellprojekt der ASB-Casemanager:innen leistet der ASB einen Beitrag zur Stärkung der Angehörigenpflege“, sagt Dr. Uwe Martin Fichtmüller. Der ASB setzt sich dafür ein, dass eine umfassende Pflegeberatung und -begleitung durch ausgebildete Pflegeberater:innen ausgebaut wird. Forderungen der ASB-Kinder- und -Jugendhilfe sowie -Teilhabe 2021 wurde eine Reihe von Meilensteinen in der Kinder- und Jugendhilfe erreicht, auch wenn die Corona-Pandemie schwer auf dem Arbeitsfeld lastete. Zum einen trat das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz, das novellierte Die inklusive Ausgestaltung der Kinder- und Jugendhilfe ist ein wichtiger erster Schritt, der überfällig ist. Für die vollständige Umsetzung der inklusiven Lösung brauchen wir einen verlässlichen Fahrplan. Uwe Martin Fichtmüller, ASB-Hauptgeschäftsführer 14 ASB-Jahrbuch 2021

Politische Forderungen und Stellungnahmen im Bevölkerungsschutz Im Vorfeld zur Bundestagswahl 2021 hat der ASB seine Stimme erhoben und 15 Forderungen an die Politik gerichtet, die Verbesserungen für Pflegebedürftige, Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sowie einen wirksamen Bevölkerungsschutz anmahnten. Wie dringend der Katastrophenschutz in Deutschland ausgebaut werden muss, hat die verheerende Flutkatastrophe gezeigt, die im Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz unvorstellbare Zerstörungen angerichtet hat. Der Arbeiter-Samariter-Bund fordert schon lange einen modernen, widerstands- und leistungsfähigen Zivil- und Bevölkerungsschutz. „Wir müssen die Kapazitäten im Bevölkerungsschutz ausbauen und noch mehr Menschen als ehrenamtliche Einsatzkräfte gewinnen. Dazu muss das Ehrenamt als wichtigste Stütze des Bevölkerungsschutzes attraktiver gestaltet werden, um Menschen langfristig für diese Aufgabe zu binden“, forderte der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein. Fleckenstein unterstrich, dass Hilfsorganisationen wie der Arbeiter-Samariter-Bund schon jetzt einen wesentlichen Beitrag zum Bevölkerungsschutz leisten. Das habe der Großeinsatz von 2.000 ASB-Einsatzkräften nach der Flutkatastrophe erneut bewiesen. Der ASB ist zudem daran beteiligt, im Auftrag des Bundes mobile Notversorgungsplätze für jeweils 5.000 Menschen vorzubereiten und vorzuhalten. Die Katastrophe als neue Normalität Die Hochwasserkatastrophe in NRW und RheinlandPfalz hat die Frage aufgeworfen, ob wir in Deutschland auf Krisen und Katastrophen gut genug vorbereitet sind: Reichen die bisherige Vorsorge, die Strukturen und die materiellen und personellen Ressourcen aus, damit alle Beteiligten im Einsatzfall schnell und gezielt Hilfe leisten können? Und wie können wir als Gesellschaft resilienter werden? Wie können sich Bürger:innen über richtige Vorsorge und umsichtiges Verhalten im Katastrophenfall informieren? Eine der wichtigsten Forderungen, die der ASB im Bundestagswahlkampf erhob, ist die nach einem Ausbau der Vorsorgestrukturen im Katastrophenschutz. Außerdem hat die Flutkatastrophe erneut gezeigt, wie wichtig die ehrenamtlichen Katastrophenschützer:innen sind, wodurch eine bundesweit einheitliche Freistellung im Einsatzfall überfällig ist. Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass es häufiger zu Krisen und Naturkatastrophen kommt. Deshalb brauchen wir beispielsweise mehr Reserven bei der autarken Unterbringung und Betreuung von Evakuierten.“ Knut Fleckenstein, ASB-Bundesvorsitzender 1 ASB-Jahrbuch 2021 15

Digitaler Talk mit Politiker:innen Über die Forderungen des ASB zum Ausbau des Bevölkerungsschutzes sprachen am 30. August bei einer digitalen Veranstaltung der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein, Bundesarzt Dr. Georg Scholz und Edith Wallmeier, Geschäftsführerin Einsatzdienste und Bildung beim ASB-Bundesverband, mit den Bundestagsabgeordneten aller demokratischen, im Bundestag vertretenen Parteien. Dabei waren Sebastian Hartmann (SPD), Dr. Janosch Dahmen (Bündnis 90/Die Grünen), Sandra Bubendorfer-Licht (FDP), Andrea Lindholz (CSU), Dr. André Hahn von der Linken sowie der BBK-Präsident Armin Schuster. In Videostatements kamen außerdem Marie-Luise Beck vom Deutschen Klima-Konsortium und Prof. Dr. Martin Voss, Katastrophenforscher der FU Berlin, zu Wort. Zum Auftakt der Debatte nannte der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein die zentralen Forderungen aus Sicht des ASB: „Wir brauchen einen modernen, widerstandsfähigen und leistungsstarken Zivil- und Bevölkerungsschutz, damit wir auf Krisen besser vorbereitet sind.“ Die Katastrophenvorsorge müsse ausgebaut werden. Darüber hinaus bedürfe es einer Reform des Krisenmanagements. „Wir müssen raus aus dem Kompetenzgerangel von Bund, Ländern und Kommunen“, sagte Fleckenstein. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass ehrenamtliche Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes im Ernstfall eine Freistellung des Arbeitgebers erhalten. Hier bedürfe es einer bundesgesetzlichen Regelung, damit die Einsatzkräfte der anerkannten Hilfsorganisationen mit denen des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr gleichgestellt werden. Für eine solche einheitliche Regelung zur Helferfreistellung sprachen sich alle Abgeordneten in der Runde aus. Auf einen wichtigen Punkt wies Edith Wallmeier, Geschäftsführerin Einsatzdienste und Bildung beim ASBBundesverband, hin: „Wir müssen die Selbstschutzfähigkeiten der Bevölkerung stärken.“ Die Menschen bräuchten mehr Informationen und Schulung, wie sie sich im Ernstfall richtig verhalten. Dann könnten sie sich und ihrem Umfeld besser helfen, bis organisierte Hilfe eintreffe. Der ASB leiste hierzu mit seinen Erste-Hilfe-Kursen mit Selbstschutz zur Krisenvorsorge bereits einen wichtigen Beitrag. Interessierte können sich die vollständige Videokonferenz hier ansehen.

Koalitionsvertrag erfüllt wesentliche Forderungen des ASB Am 24. November 2021 legte die neue Regierungskoalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP den Koalitionsvertrag vor. Der ASB kam in den Punkten Pflegepolitik, Rettungsdienst und Katastrophenschutz zu folgender Bewertung: ■ Der ASB begrüßt, dass die Leistungen des Rettungsdienstes künftig als Leistung der Krankenversicherung nach dem SGB V anerkannt werden. Damit werden die Notfallrettung und der qualifizierte Krankentransport endlich angemessen anerkannt und die hohe Qualifikation der Beschäftigten gewürdigt. Die Zeiten, in denen der Rettungsdienst als reine Transportleistung eingestuft wurde, sind vorbei. Der Rettungsdienst bekommt damit die Anerkennung, die er verdient. ■ Ein Meilenstein für den Bevölkerungsschutz ist die geplante bundesweit einheitliche Freistellung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Damit wird der Weg frei, im Einsatzfall schnell die nötige Freistellung durch den Arbeitgeber zu regeln. ■ Die Zentralstellenfunktion des BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) ist sinnvoll, muss aber rechtlich gesichert werden. Der Bund und die Länder sind hier in der Verantwortung, sich zu einigen. Zu begrüßen ist auch der Ausbau des Pilotprojekts „Labor Betreuung 5.000“, das im Katastrophenfall die autarke Versorgung von jeweils 5.000 Personen durch die anerkannten Hilfsorganisationen ermöglicht. ■ Einige Vorhaben in der Pflegepolitik begrüßt der ASB, darunter das geplante flexible Entlastungsbudget, ein höheres Pflegegeld, eine Lohnersatzleistung bei pflegebedingten Auszeiten und das Ziel, die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften zu verbessern. Zudem werden Heimbewohner:innen finanziell entlastet, weil die Ausbildungskosten nicht mehr auf die Eigenanteile umgelegt und die Behandlungspflege von der Krankenkasse übernommen werden soll. ■ Der ASB zeigte sich aber auch enttäuscht, dass die notwendige und vielfach angemahnte grundlegende Strukturreform in der Pflege ausbleibt. ASB ist Mitglied im Bündnis Klima-Allianz Der Arbeiter-Samariter-Bund hat sich auch bei der Klimapolitik klar positioniert und ist am 15. September 2021 als neues Mitglied in das Bündnis Klima-Allianz Deutschland aufgenommen worden. Das Bündnis von 140 Organisationen fordert von der Bundesregierung eine gerechte Klimapolitik und warnt davor, ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen mit dem Hinweis auf sozialpolitische Versäumnisse zu unterlassen. „Der ASB bringt sich in die Klimaschutzdebatte aus Perspektive einer Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation aktiv ein, indem er einen Beitrag für Klimaschutz und Nachhaltigkeit in allen Arbeitsfeldern leisten möchte. Denn es wird immer deutlicher, dass die Klimafrage vor allem auch eine soziale Frage ist“, so Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller. Daher habe es sich der Verband auch zur Aufgabe gemacht, das Thema Nachhaltigkeit im Rahmen des Potsdamer Dialogprozesses als eines von sechs Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren im Verband aktiv voranzutreiben. 1 ASB-Jahrbuch 2021 17

Vom Potsdamer Dialog zum Verbandsentwicklungsprozess Im April 2021 beschlossen Bundesvorstand und Bundesausschuss ein Strategiepapier mit dem Titel „ASB – Chancen und Herausforderungen Potsdam 2020“ und legten damit den Grundstein für einen dreijährigen Verbandsentwicklungsprozess, den der ASB als „Potsdamer Dialogprozess“ bezeichnet. Das Strategiepapier ist in drei Teile gegliedert: Teil I beleuchtet das „Wie“ der verbandlichen Zusammenarbeit als transparent, gliederungsübergreifend und zuverlässig. Teil II definiert sechs zukunftsweisende „Schwerpunktthemen“: Nachhaltigkeit, Diversity, Digitalisierung, Compliance, Marketing und Fundraising. Dies leitet über zum strategischen Teil III des Papiers – der Mission, dem Selbstverständnis und der Wahrnehmung der Organisation durch potenzielle Mitarbeitende, Ehrenamtliche oder Freiwillige im Hinblick auf Arbeitgeberattraktivität (Employer Branding). Der Fokus für die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung des ASB richtet sich auf die oben genannten Schwerpunke. Für den ASB sind dies keine grundsätzlich neuen Themen. Doch bieten sie viel Potenzial, um die Mission und die damit verbundenen Werte des ASB sowie die strategischen und operativen Ziele des Verbandes zukunftsfähiger zu gestalten. Startschuss für die Arbeit der Projektgruppen Die Mitglieder der sechs Projektgruppen Nachhaltigkeit, Diversity, Digitalisierung, Compliance, Marketing und Fundraising sind bundesweit und aus verschiedenen Verbandsebenen besetzt, um den ganzen Verband einzubinden. Mit einer Kick-off-Veranstaltung, die der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein am 9. September 2021 in Köln eröffnete, fiel der Startschuss. In der laufenden Projektarbeit und Themenbearbeitung sollen unter anderem vorhandene Initiativen im ASB sichtbar gemacht, neue Leuchtturmprojekte und Kampagnen entwickelt sowie Handreichungen für die regionalen Gliederungen zur Verfügung gestellt werden. Ein regelmäßiger Austausch unter den Projektgruppen sorgt dafür, dass Schnittmengen erkannt und in der inhaltlichen Ausgestaltung berücksichtigt werden. Die Ausgestaltung der Strategie bildet Teil III des Potsdamer Dialogprozesses und fußt auf der Mission des ASB, seinem Selbstverständnis und dem Bereich Employer Branding, also dem Thema „ASB als attraktiver Arbeitgeber“. Um den in Potsdam erarbeiteten strategischen Rahmen auf seine Praxistauglichkeit zu prüfen, werden Kommunikations- und Veranstaltungsformate für die ehren- und hauptamtlichen Führungskräfte der regionalen Gliederungen angeboten. Die Ergebnisse des Prozesses sollen auf der Bundeskonferenz 2022 bestätigt werden. 18 ASB-Jahrbuch 2021

und seiner sozialen Verantwortung. Digitale Technologien können beispielsweise die Situation pflegebedürftiger Menschen verbessern sowie professionell Pflegende und pflegende Angehörige von administrativen und routinemäßigen Tätigkeiten entlasten, damit sie mehr Zeit für sich selbst haben. Qualität und Transparenz der Gesundheitsversorgung, insbesondere für den ländlichen Raum und für Beratungsdienstleistungen, können so konstruktiv weitergedacht werden. Marketing:Bei der Entwicklung einer umfassenden Marketingstrategie stehen die Bedarfe, Wünsche und Erwartungen verschiedenster Anspruchsgruppen wie Kund:innen von Dienstleistungen des ASB, (potenzielle) Mitarbeiter:innen, die Mitgliederwerbung/Fundraising, Multiplikator:innen und weitere Zielgruppen im Mittelpunkt. Fundraising: Immer mehr Gliederungen des ASB beschäftigen sich mit der Professionalisierung ihrer Mittelbeschaffung. Im Mittelpunkt stehen die Entwicklung eines umfassenden Fundraising-Konzeptes und die Auseinandersetzung mit für den ASB passenden Formen seiner Mitgliederwerbung, -betreuung und -bindung. Dabei sind die Erfahrungen mit projektbezogenem Fundraising am Beispiel des „Wünschewagens“ wegweisend. Compliance: Eine erfolgreiche Compliance-Kultur bezieht die Mitglieder der Organisation, haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende, Kund:innen, Spender:innen usw. mit ein. So kann Compliance glaubhaft nach innen und außen vermittelt und gelebte Verbandsrealität sein. Die Schwerpunktthemen Diversity: Der ASB blickt hier auf die verschiedenen Dimensionen von Vielfalt und damit auf ein gleichberechtigtes Miteinander von Frauen und Männern, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Behinderung, jungen und alten Menschen unterschiedlicher Religion oder Weltanschauung, unterschiedlicher geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung, mit Respekt für unterschiedliche Lebensentwürfe usw. Wo es gelingt, Vielfalt zu fördern und wertzuschätzen, setzt der ASB seine Mission authentisch und nachhaltig um. Vielfalt zählt zum Wesenskern des ASB. Vielfalt verbindet und beherbergt Potenzial: im Führungsverhalten, in Personalmanagement und -entwicklung sowie in der Organisationsentwicklung. Nachhaltigkeit: Mit dem Schwerpunktthema Nachhaltigkeit möchte sich der ASB seiner sozialen Verantwortung für die Konsequenzen aus der ökologischen und ökonomischen Entwicklung stellen, forciert durch die Auswirkungen des Klimawandels. So hat unter anderem der Klimawandel unmittelbare Folgen, besonders für vulnerable Gruppen wie Kinder und Jugendliche, ältere pflegebedürftige Menschen, Menschen mit Behinderung, von Armut Betroffene oder Geflüchtete und auch für die Dienste und Einrichtungen des ASB. Digitalisierung: Der ASB stellt den Menschen in den Mittelpunkt einer nachhaltigen Digitalisierungsstrategie und verbindet diese mit seinen sozialen Grundwerten 1

Erfolgreiche Mitgliedergewinnung Eine der wichtigsten Aufgaben des Bundesverbandes ist es, neue Mitglieder zu gewinnen und bestehende zu halten. Ohne die Mitglieder, Spenderinnen und Spender sowie ehrenamtliche Helferinnen und Helfer wäre das soziale Engagement des ASB in seiner Vielfalt nicht möglich. Die Mitgliedergewinnung des ASB gestaltete sich auch im vergangenen Jahr überaus erfolgreich. Mit Stand vom 31.12.2021 zählte der ASB 1.404.243 Mitglieder, das ist ein Zuwachs von 2,05 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Daneben beschreitet der ASB auch neue Wege der Mitgliederwerbung. „Dank dir helfen wir“ heißt ein Pilotprojekt, das im Sommer 2021 online ging. Mit kurzen Videoclips, Interviews, Bildern und Filmen lenkt die Kampagne zur Online-Mitgliedergewinnung den Blick auf Leuchtturmprojekte und stellt einzigartige Angebote des ASB vor. ASB fordert Impfpflicht Am 2. Dezember sprach sich der ASB als erste Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation für eine allgemeine Impfpflicht im Kampf gegen das Coronavirus aus. „Alle bisher ergriffenen Maßnahmen haben offensichtlich zu keiner nachhaltigen Bewältigung der pandemischen Lage geführt und unsere Gesellschaft droht in dem ständigen Auf und Ab von Infektionswellen und Gegenmaßnahmen zu zerbrechen“, sagte der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein angesichts der unvermindert anhaltenden Pandemie und betonte: „Wir halten zwar die Aufklärung und Freiwilligkeit noch immer für die erste und beste Option und haben in den zurückliegenden zwei Jahren das uns Mögliche hierfür getan; aber die Impfquote reicht nach wie vor nicht aus. Eine einrichtungsbezogene Impfpflicht für ausgewählte Berufsgruppen ist in der gegenwärtigen Lage nicht ausreichend. Der ASB ist davon überzeugt, dass es einer solidarischen Kraftanstrengung der ganzen Gesellschaft und damit aller in ihr lebenden Menschen bedarf.“ Der ASB hat sich in den folgenden Wochen wiederholt für eine allgemeine Impfpflicht ab 18 Jahren eingesetzt, denn diese sei die Chance auf einen nachhaltigen Weg aus der Pandemie. 20 ASB-Jahrbuch 2021

Auch ASB-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller packte in Köln mit an und stellte fest: „Mit der bundesweiten Kältehilfeaktion hilft der ASB Menschen, die durch jedes gesellschaftliche Netz gefallen sind. Mit einer warmen Mahlzeit und einem Schlafsack schenken wir ihnen auch menschliche Wärme. Die ASB-Kältehilfe ist uns als unmittelbare Not- und Überlebenshilfe ein Herzensanliegen.“ Die Nachfrage war aufgrund der eisigen Temperaturen im Dezember so groß, dass bereits nach zwei Stunden alle Schlafsäcke und Hygieneartikel verteilt waren. ASB-Kältehilfe 2021 Es ist dem ASB seit Jahren eine Herzensangelegenheit, obdachlose Menschen zu unterstützen, zum Beispiel mit der bundesweiten ASB-Kältehilfeaktion. Das Projekt fand am 9. Dezember 2021 bereits zum fünften Mal in Folge statt. Bundesweit verteilten Samariterinnen und Samariter Schlafsäcke, Hygieneartikel und warmes Essen an obdachlose Menschen. In Köln wurde die Aktion gemeinsam mit den Ehrenamtlichen des Obdachlosenvereins „Cologne Helping Hands“ durchgeführt. Auf dem Breslauer Platz am Kölner Hauptbahnhof standen obdachlose Frauen und Männer bereits eine Stunde vor Beginn der Aktion Schlange, um sich einen Schlafsack, Hygieneartikel, selbst gebackene Plätzchen und eine warme Suppe abzuholen. 1 ASB-Jahrbuch 2021 21

Neben den Wahlen markierte die Beiratssitzung die volle Wiederaufnahme von Aktivitäten, die durch Covid-19 pausieren mussten. Bei dem Präsenztreffen wurden Pläne für kommende Veranstaltungen und Projekte besprochen, wie der Samaritan Contest 2022, der diesmal in Südtirol stattfindet und bei dem sich Jugendliche aus ganz Europa treffen, um ihre Erste-Hilfe-Fertigkeiten in einer Reihe praktischer und theoretischer Aufgaben zu messen. Projektarbeit erfolgreich fortgesetzt Vier Projekte, die über das EU-Programm Erasmus+ gefördert werden, konnten Anfang 2021 fortgesetzt werden. Dabei standen neben Arbeitstreffen auch Trainings in praktischen Bereichen wie der Ersten Hilfe auf dem Plan. Dank der Schutzmaßnahmen sowie der UnterstütINTERNATIONALE BEZIEHUNGEN SAM.I. wählte Präsidium 2021 bis 2026 Am 15. Oktober 2021 kam die Mitgliederversammlung des europäischen Netzwerks Samaritan International (SAM.I.) in Brüssel zusammen, um turnusgemäß ihr Präsidium der nächsten fünf Jahre zu wählen. Wiedergewählt wurden SAM.I.-Präsident Knut Fleckenstein ebenso wie die Vize-Präsidentinnen und -Präsidenten Andris Berzins (LSA), Ivo Bonamico (WK), Fabrizio Pregliasco (ANPAS), Reinhard Hundsmüller (ASBÖ), Klaus Nørlem (DPA), Renata Penazzi (ASSR) und Barbara Zychowska (SFOP). Edith Wallmeier, Geschäftsführerin für Einsatzdienste und Bildung des ASB Deutschland, wurde zur neuen Vize-Präsidentin gewählt. Der Beirat bestätigte weiterhin Ivo Bonamico als Generalsekretär im Amt sowie Oskar Malfertheiner als Revisor des Netzwerks. 22 ASB-Jahrbuch 2021

Ausbildung aus. Ziel war es, Erste Hilfe auch als niedrigschwelligen Einstieg für freiwilliges Engagement attraktiv zu machen. Der Samariterbund Österreichs, ANPAS (Italien) und LSB (Litauen) waren mit Dozent:innen vertreten. Auch die beiden Projekte TECS – ein internationaler Austausch im Bereich der Ausbildung in der Pflege und Sozialen Diensten – und I_TEM – ein E-LearningProjekt für Freiwillige des Zivilschutzes – wurden erfolgreich durchgeführt. zung und Flexibilität der internationalen Mitgliedsorganisationen konnte die Arbeit in Präsenz allmählich wieder aufgenommen werden – im August wurden gleich zwei Projekte erfolgreich abgeschlossen. Das Projekt MOSAIC, das sich mit Erster Hilfe (EH) für Menschen mit Behinderung befasst, konnte in einer abschließenden Trainingseinheit das fertige Curriculum sowie das Online-Portal des Projektes vorstellen. Koordinator war der Projektpartner CDI aus Nordmazedonien. SAM.I. trug mit Ausbilder:innen des ASB Hamburg und der Dänischen Volkshilfe Fachwissen im Bereich der EH-Ausbildung zum Projekt bei. Ebenfalls erfolgreich abschließen konnte SAM.I. das Projekt FACET. Hier tauschten acht Bündnismitglieder ihre bewährten Praktiken im Bereich der Erste-Hilfe1 ASB-Jahrbuch 2021 23

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FREIWILLIGENENGAGEMENT 2 ASB-Jahrbuch 2021 25

FREIWILLIGES ENGAGEMENT HAT ZUKUNFT Ob Ehrenamt oder freiwilliges Engagement: Der ASB stellte auch 2021 vielfältige Angebote bereit, sich aktiv einzubringen. Zunehmend beliebt sind die Freiwilligendienste. Bei einem FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) und im BFD (Bundesfreiwilligendienst) erprobten rund 1.900 Teilnehmer:innen ihre Interessen und Begabungen oder entdeckten Wege für eine berufliche Neuorientierung. Zugleich bewährten sich die Freiwilligendienstleistenden einmal mehr als wichtige und zuverlässige Verstärkung in den ASB-Einrichtungen. 2011 als zweiter Freiwilligendienst neben dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) gestartet. Letzteres gibt es bereits seit über 50 Jahren. Der ASB nutzte die Einführung des BFD als Gelegenheit, sich vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) als eigene Zentralstelle für den BFD und das FSJ anerkennen zu lassen. Dies ermöglichte neue Perspektiven für freiwilliges Engagement, unter anderem weil es beim BFD keine Altersgrenze gibt und dieser auch mehrmals geleistet werden kann. Seit seiner Anerkennung als Zentralstelle bietet der ASB Einsatzstellen für Freiwilligendienstleistende an und übernimmt die Verantwortung für eine pädagogische Begleitung, die in den – als Träger fungierenden – Landesverbänden erfolgreich umgesetzt wird. Es war ein Jubiläum mit gutem Grund zur Freude, vor allem weil sich der BFD zu einem Erfolgsmodell entwickelt hat und beide Freiwilligendienstformate als feste Größen im ASB etabliert sind. Die Zahl der Teilnehmenden im FSJ und BFD blieb 2021 erfreulich konstant. Für viele junge Menschen waren die Freiwilligendienste eine willkommene Alternative für eine pandemiebedingt abgesagte Ausbildung, einen Studienbeginn im Online-Format oder verschobene Auslandsaufenthalte. Gleichzeitig waren die Freiwilligen in den Einsatzstellen oft unverzichtbar. So manche Hilfsangebote und Dienste hätte der ASB ohne seine Freiwilligen nicht durchführen können. Viele Herausforderungen während der Corona-Pandemie oder nach der Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz im Sommer wurden durch den Einsatz freiwilliger Helfer:innen gemeistert. Zehn Jahre BFD-Zentralstelle Ein Highlight war 2021 der zehnte Geburtstag des Bundesfreiwilligendienstes (BFD). Der BFD war am 1. Juli 26 ASB-Jahrbuch 2021

Das FSJ und der BFD sind eine wichtige Stütze für die Arbeit der ASB-Gliederungen. Die Möglichkeit, Zentralstelle im FSJ und BFD zu werden, war ein wichtiger und zukunftsorientierter Schritt, der für die Weiterentwicklung der Freiwilligendienste im ASB wesentliche Impulse gesetzt hat. Dr. Dorothee Sallet, Leiterin Abteilung Bildung/ASB-Landesschule NRW Kampagne „Freiwillig Ja“ Gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium führen die Zentralstellen seit 2021 im FSJ und BFD einige gemeinsame Kampagnen durch, um die Freiwilligendienste einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Hierzu zählt unter anderem die Kampagne „Freiwillig Ja“, deren Herzstück eine übergreifende Datenbank sein wird. Damit erhalten die ASB-Einsatzstellen eine zusätzliche Plattform, auf der sie ihre Angebote auch außerhalb der eigenen Stellenmärkte bekannt machen können. 2 Gefeiert wurde das BFD-Jubiläum mit einer großen „Mitmach-Aktion“. Sowohl aktuelle als auch ehemalige Freiwillige waren aufgerufen, über ihre Zeit beim ASB zu berichten. Dabei waren alle Formen der Einsendungen möglich: kurze Statements, längere Berichte und Erinnerungen, Resümees, Fotos und Videos. Die Resonanz war groß, es ging eine bunte Vielfalt von Beiträgen ein. Besonders gelungen war ein Rap-Video, das auf YouTube zu sehen ist: www.youtube.com/watch?v=TUqHx0V6TBc Positiv war auch das Ergebnis einer Umfrage des Bundesverbandes, bei der über 90 Prozent der Befragten angaben, ihr Freiwilligendienst habe sie persönlich weitergebracht. Der Spaß bei der Arbeit und die neuen Erfahrungen standen bei der Bewertung ganz oben. In der 2021 erschienenen Broschüre „Freiwillig. Engagiert. Miteinander.“ sind die wichtigsten Informationen rund um das Thema Freiwilligendienste für unter 27-Jährige zusammengefasst. ASB-Jahrbuch 2021 27

Positionspapier zur Bundestagswahl 2021 Zur Bundestagswahl erstellten alle zivilgesellschaftlichen Zentralstellen im FSJ und BFD ein gemeinsames Positionspapier mit dem Titel „Freiwilligendienste stärken“. Darin wurden fünf Forderungen formuliert: 1. Freiwilligendienste weiterentwickeln: Hierzu gehören die Stärkung und der Ausbau der bestehenden subsidiären Angebote. Die Rahmenbedingungen müssen Bewährtes stärken und gleichzeitig Raum für Neues geben. 2. Teilhabe ermöglichen: Freiwilliges Engagement muss und kann seinen Beitrag dazu leisten, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und soziale Ungleichheit abzubauen. Freiwilligendienste müssen allen Interessierten offenstehen. Dazu sind die passgenaue Information und Ansprache der Zielgruppen, die Schaffung von Zugängen sowie der Abbau von Zugangshindernissen von zentraler Bedeutung. 3. Förderung modernisieren: Freiwilligendienste haben sich in den letzten Jahren verändert, sie sind zugangsoffener und digitaler geworden und häufig der Einstieg in ein langjähriges soziales Engagement. Die Förderung muss entsprechend angepasst werden und sollte digitale pädagogische Begleitung ebenso umfassen wie das Bewerbungs- und Vermittlungsverfahren, die Öffentlichkeitsarbeit und ein systematisches Ehemaligenmanagement, um den Übergang in ein weiterführendes Engagement nachhaltig zu gestalten. 4. Politische Bildung stärken: Um dem Subsidiaritätsprinzip gerecht zu werden und die pädagogische Begleitung aus einer Hand zu gestalten, müssen den Trägern und verbandlichen Zentralstellen auch im Bundesfreiwilligendienst die Kompetenzen für die politische Bildungsarbeit übertragen werden. 5. Umsetzung des Konzeptes eines Jugendfreiwilligenjahres: Das BMFSFJ hatte Ende 2018 das Konzept vorgelegt. Dabei sollten die Freiwilligendienste weiterentwickelt werden, um noch mehr junge Menschen für ein Freiwilligenjahr zu gewinnen. Hierzu gehört auch der Rechtsanspruch auf einen geförderten Platz in den Freiwilligendiensten. BMFSFJ startete Pilotprojekt für inklusive Freiwilligendienste Am 1. Oktober 2021 startete ein Pilotprojekt „Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Freiwilligen Sozialen und Freiwilligen Ökologischen Jahr (FSJ und FÖJ) sowie am Bundesfreiwilligendienst (BFD)“, das auf drei Jahre angelegt ist. Alle anerkannten Träger sowie die Einsatzstellen und selbstständigen Organisationseinheiten (SOEen) im FSJ/FÖJ/BFD haben durch zusätzliche Fördermittel des Bundes die Möglichkeit, Maßnahmen zu ergreifen, die eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an den Freiwilligendiensten befördern. 28 ASB-Jahrbuch 2021

2 Der ASB-Heldenwagen im Einsatz Der multifunktionale „Heldenwagen“ des ASB – ein Fahrzeug, das ursprünglich Kinder und Jugendliche für den Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz interessieren möchte – kam zu einem ganz besonderen, mehrmonatigen Einsatz: Nach der Flutkatastrophe im Sommer wurde der Bus in Rheinland-Pfalz eingesetzt, um den traumatisierten Kindern mit einem bunten Spiele- und Unterhaltungsprogramm etwas Urlaubsspaß zu bringen und damit von der schwierigen Situation abzulenken. Besuchshunde einmal anders Mit vielen pfiffigen Ideen gelang es den ASB-Gliederungen auch im zweiten Corona-Jahr, immer wieder neue Möglichkeiten im Bereich des freiwilligen Engagements zu schaffen. Dabei wurden auch die ASB-Besuchshundedienste eingespannt. Vorlesehund Felix vom ASB Stormarn/Segeberg in Schleswig-Holstein zum Beispiel „erklärte“ in einem Kurzfilm den Ablauf von CoronaSchnelltests. Daneben wurde jede Öffnungsphase der Einrichtungen genutzt, um mit den Besuchshunden wie gewohnt Bewohner:innen von Pflegeheimen oder Kinder in Kitas zu erfreuen. ASB fördert Schulsanitätsdienst Beim ASB-Schulsanitätsdienst (SSD) hielten die Gliederungen auch während der Schulschließungen mit digitalen Angeboten Kontakt zu „ihren“ Schulsanitäter:innen. So sorgten sie dafür, dass die erlernten Kenntnisse und Fähigkeiten auf dem aktuellen Stand blieben, obwohl aktive Einsätze seltener waren. Nachdem Schulen wieder öffnen konnten, waren die Samariter:innen gleich zur Stelle, um die Betreuung der im SSD Aktiven wie gewohnt zu übernehmen. Mit dem Schulsanitätsdienst leistet der ASB einen Beitrag dazu, Kenntnisse der Ersten Hilfe frühzeitig und breit zu verankern. Finanziell hat der ASB den Schulsanitätsdienst im letzten Jahr an rund 180 Schulen gefördert. ASB-Jahrbuch 2021 29

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3 WÜNSCHEWAGEN 3 ASB-Jahrbuch 2021 31

Hafenrundfahrt auf „Klein Erna“ war es dann endlich Zeit für das ersehnte Krabbenbrötchen! So lecker die bayerischen Weißwürste in der Heimat sind, dieser salzige Geschmack ist für einen Seemann einfach durch nichts zu ersetzen. Später spazierten alle am Ufer der Landungsbrücken entlang und genossen das Panorama. Danach ging es in den Nobelvorort Blankenese, wo sie einen Blick auf die großen Containerschiffe werfen konnten, die den Hafen flussaufwärts in Richtung Nordsee verließen. Was für ein Anblick! Nach einem so ereignisreichen Tag war der Senior überwältigt von den vielen schönen Eindrücken und trat erschöpft, aber überglücklich und gut umsorgt im Wünschewagen die Heimreise Richtung Allgäu an. UNTERWEGS MIT HERZ UND KÖNNEN: DIE ASB-WÜNSCHEWAGEN Dank tatkräftiger Unterstützung der ehrenamtlichen Wunscherfüller:innen konnten wir mit den ASB-Wünschewagen auch 2021 wieder zahlreiche Sehnsüchte Wirklichkeit werden lassen, auch wenn die Umsetzung aufgrund der pandemiebedingten Beschränkungen und Hygieneverordnungen nicht immer leicht war. Ab Mai konnten die Wunschfahrten wieder richtig Fahrt aufnehmen und übertrafen oft alle Erwartungen. Seit Beginn der Pandemie unterlagen die Wunschfahrten besonders strengen Hygieneregeln, um die Wünschewagen-Teams und ihre Fahrgäste bestmöglich zu schützen. So gut vorbereitet konnte auch der letzte Wunsch eines 81-jährigen Patienten aus dem Allgäu erfüllt werden. Der Senior wollte noch einmal ein leckeres Krabbenbrötchen im Hamburger Hafen essen – und der Allgäuer Wünschewagen machte das möglich. Der langjährige Schiffskoch war früher häufig von Hamburg aus auf Frachtschiffen in See gestochen. Immer wieder erinnerte er sich an die Atmosphäre „seines“ Hafens zurück, den er gerne noch einmal besuchen wollte. Und so machten sich die Wunscherfüller:innen Marianne, Harald und Eddi vom ASB Allgäu im Sommer mit ihrem Fahrgast auf den langen Weg hoch in den Norden. Am Ziel angekommen, wurden alle im ASB-Pflegeheim „Lupine“ herzlich empfangen und bestens versorgt, sodass sie am nächsten Tag gut ausgeschlafen zur großen Hafentour starten konnten. Nach einer zweistündigen 32 ASB-Jahrbuch 2021

Wünschewagen feiern Jubiläum Seit über fünf Jahren erfüllt der Berliner Wünschewagen letzte Wünsche sterbenskranker Menschen und war schon viel unterwegs: an der Ostsee, auf dem Dresdener Weihnachtsmarkt, bei einem Fußballspiel von Borussia Dortmund, um die Ecke im geliebten Britzer Garten, bei Hochzeiten, Geburtstagen und Trauerfeiern, auf (Segel-) Schiffen, bei Konzerten, im Café, auf dem Reiterhof, im Museum, beim Bowling, im Zoo und an vielen anderen Wunschorten. Immer dabei waren die ehrenamtlichen Wunscherfüller:innen, ohne die dieses Projekt nicht umzusetzen ist. „Viele Menschen denken, meine Arbeit für den Wünschewagen wäre traurig oder belastend. Für mich ist sie das nicht. Im Gegenteil: Die Möglichkeit, dem Tod und dem Sterben ihren Schrecken nehmen zu können, ist etwas Einzigartiges und gibt mir unglaublich viel“, beschreibt Hannah Summerer, Bundesfreiwillige beim Berliner Wünschewagen, ihre Tätigkeit und ergänzt: „Jeder Moment ist kostbar, und vermeintliche Kleinigkeiten sind oft unbezahlbar. Als besonders intensiv nehme ich die Momente der Dankbarkeit wahr und das Leuchten in den Augen der Menschen, wenn wir sie abholen, um unsere gemeinsame Fahrt anzutreten.“ In Berlin, Brandenburg und Sachsen feierten die Wünschewagen 2021 ihr fünfjähriges Bestehen – ein Anlass, den ehrenamtlichen, professionell geschulten Helferinnen und Helfern aufs Herzlichste zu danken. Der Dank ging auch an alle Spender:innen, die es ermöglichen, den Fahrgästen ihre kleinen und großen Wünsche zu erfüllen. „Danke, dass ihr hier seid, und danke, dass ihr da seid.“ Mit diesen Worten empfing Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke im September 2021 die Mitwirkenden des Brandenburger Wünschewagens anlässlich dessen fünfjährigen Jubiläums. 170 Reisen konnten durch den Einsatz von mehr als 50 Ehrenamtlichen und dank der Unterstützung vieler Förderinnen und Förderer, Spenderinnen und Spender bereits ermöglicht werden. „Ich danke Ihnen für Ihre gelebte Mitmenschlichkeit“, so Dietmar Woidke an das Wünschewagen-Team. Es gehe ihm auch darum, das Thema Sterben und Palliativversorgung durch Projekte wie dieses stärker ins allgemeine Bewusstsein zu tragen. „Es ist für die Gesellschaft wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen“, lautete der Appell des Ministerpräsidenten. Ein herzlicher Glückwunsch ging am 1. Dezember auch an den Wünschewagen Sachsen. Über 150 Fahrgäste hat das sächsische Team bereits auf Wunschwegen begleitet: an die Ostsee oder in die Alpen, zu Konzerten, Fußballspielen, zur Formel 1 oder auch nach Hause zu Familienfeiern und Geburtstagen. Über 100.000 Kilometer war der Wünschewagen seit seinem Start im Dezember vor fünf Jahren innerhalb und außerhalb Sachsens unterwegs und hat viele kleine und große Wünsche schwerstkranker Menschen jedes Alters wahr werden lassen. Das Jubiläum bot den passenden Rahmen, um sich bei allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, Unterstützerinnen und Unterstützern sowie Freundinnen und Freunden zu bedanken, ohne deren großartigen Einsatz und deren Spenden die Arbeit des Wünschewagens nicht möglich wäre. 3 ASB-Jahrbuch 2021 33

Gerade einmal drei Jahre alt, hatte der Wünschewagen Saarland im letzten Jahr schon 80.000 Kilometer auf dem Tacho. Am 21. Februar 2018 wurde er mit einem feierlichen Empfang in der Staatskanzlei in Betrieb genommen. Seitdem gab es 105 Einsätze, ermöglicht durch viele treue Spender:innen. Zum saarländischen Helfer:innen-Pool gehören mittlerweile 140 Ehrenamtliche mit medizinischem Hintergrund. Doch anstatt zu feiern, was pandemiebedingt ohnehin schwierig war, erfüllte das Team lieber letzte Wünsche. Es half zum Beispiel beim Umzug einer schwer erkrankten Frau, die so trotz einer engen Wendeltreppe in ihrem Wohnhaus von ihrem Wasserbett in ein Pflegebett eine Etage tiefer ziehen konnte. Am Tag darauf überraschten die saarländischen Wunscherfüller:innen einen jungen Tumorpatienten mit einer Zaubershow – organisiert in einer gelungenen Hauruckaktion. Herzlichen Glückwunsch zu drei Jahren wunderbarer Arbeit! Big Band der Bundeswehr unterstützt mit Musik Mit einem Live-Konzert im Prinzregententheater München feierte die Big Band der Bundeswehr im September vergangenen Jahres ihr 50-jähriges Bestehen. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde auch die Jubiläums-CD der Band vorgestellt, die während der CoronaPandemie aufgenommen wurde. Mit dem Verkaufserlös unterstützte die Big Band die Wanderausstellung des ASB-Wünschewagens, mit der noch mehr Menschen auf dieses außergewöhnliche Ehrenamtsprojekt des ASB aufmerksam gemacht werden sollen. Auf der JubiläumsCD „50 Jahre Big Band der Bundeswehr“ sind auch Stargäste wie Till Brönner, Laith Al-Deen und Klaus Lage zu hören. „Das Schöne ist, dass der Erlös der aktuellen CD der Big Band der Bundeswehr zu 100 Prozent an die Aktion Wünschewagen geht“, so Laith Al-Deen. Für den Künstler war dies ein Grund, an der CD mitzuwirken. Im Oktober übergab Tourmanager Johannes Langendorf in der ASB-Bundesgeschäftsstelle Berlin die ersten Einnahmen aus dem Verkaufserlös am Jubiläumsabend sowie 500 Jubiläums-CDs zur weiteren Verwendung. Wir sagen von Herzen Dankeschön an alle Bandmitglieder und die beteiligten Stargäste. Sie helfen dabei, das Projekt noch bekannter zu machen und so noch mehr Menschen einen letzten Herzenswunsch zu erfüllen. 34 ASB-Jahrbuch 2021

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