GEMEINSAM GEGEN KINDERARMUT Von den ca. 15 Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind drei Millionen armutsgefährdet. Bei ihrer gesellschaftlichen Teilhabe und ihren Ausbildungschancen sind sie oft benachteiligt, denn die soziale Herkunft bewirkt allzu oft geringere Bildungschancen. Diese jungen Menschen zu unterstützen, ist ein zentrales Anliegen der Arbeiter-Samariter-Jugend (ASJ). Deshalb hat die Jugendorganisation im letzten Jahr die Kampagne „Reich an Armut, arm an Chancen?!“ gegen Kinder- und Jugendarmut gestartet. Leider keine Seltenheit: Bei Kindern aus armen Familien kommt es vor, dass sie sich für die kleine Wohnung schämen, in der sie kein eigenes Zimmer haben. Also laden sie keine Freund:innen nach Hause ein. Ein fehlender Rückzugsraum wirkt sich auch negativ auf ihre Lernmöglichkeiten und die Schulnoten aus. Das macht es Schüler:innen schwer, Ausbildungs- oder Studienplätze zu bekommen. Armut setzt sich so bis ins Erwachsenenalter fort, denn Kinder und Jugendliche können Armut nicht aus eigener Kraft überwinden, sie brauchen Förderung und Ermutigung. „Die ASJ will einen Beitrag zur Unterstützung armutsbetroffener junger Menschen leisten, indem sie ihre Mitglieder über Kinder- und Jugendarmut aufklärt und Aufmerksamkeit für das Thema erzeugt“, erklärt Bundesjugendleiterin Anna Witt das Ziel der Kampagne. So soll in der ASJ eine verständnisvolle Atmosphäre dazu beitragen, dass betroffene junge Menschen gerne und selbstbestimmt an Gruppenaktivitäten der ASJ teilnehmen. In der Mitgliederzeitschrift „ASJ am Puls“ wurde erklärt, was es für Kinder und Jugendliche bedeutet, in einer von Armut betroffenen Familie aufzuwachsen. „An Armut ist man nicht selbst schuld!“, lautet auch die Kernbotschaft von Sarah-Lee Heinrich (22), die in der Grünen Jugend aktiv ist und selbst in einem von Armut betroffenen Haushalt aufwuchs. Im Interview für die ASJ-Zeitschrift erläutert sie ihre Motivation, sich für die Überwindung von Kinder- und Jugendarmut zu engagieren. Sie möchte möglichst vielen Kindern und Jugendlichen zeigen, dass sie sich durch politisches Engagement gegen Armut wehren können. Besonders wichtig ist der jungen Politikerin, das strapazierte Selbstbewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu stärken und ihnen zu vermitteln, dass nicht sie selbst für ihre Lebenssituation verantwortlich sind, sondern die Struktur unserer Gesellschaft. Für Sarah-Lee Heinrich waren die Nachmittagsangebote im Jugendzentrum ein wichtiger Raum, in dem sie andere Menschen treffen konnte, „ohne dass der Geldbeutel eine Rolle spielte“. 60 ASB-Jahrbuch 2021
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