Wir helfen hier und jetzt. Ein Jahr Wirkung: Unser Jahrbuch 2024!
187 Regional-, Kreis- und Ortsverbände, 140 gGmbHs und GmbHs 2 ASB-Jahrbuch 2024 | Standorte Standorte des ASB
700 Pflegeeinrichtungen mit rund 50.000 Pflegebedürftigen und 20.160 Beschäftigten 1.553.140 ASB-Mitglieder (+ 7.483 gegenüber 2023) 170 Angebote und 7.000 Plätze für Menschen mit Beeinträchtigung 30 Wasserrettungsstationen, 530 Einsätze, 84.891 Einsatz- bzw. Helferstunden 900 Einrichtungen und Dienste für Kinder und Jugendliche 23 Wünschewagen mit über 7.000 Fahrten (seit Bestehen des Projekts) 70.000 Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen, 1.543 FSJler:innen und BFDler:innen 350 Rettungswachen, 450.000 RTW-Einsätze, 440.000 Krankentransporte 128.000 Teilnehmende an Krisenvorsorge-Kursen (EHSH) seit 2020 Auslandshilfe in > 35 Ländern 125.530 ASJ-Mitglieder 87.960 Hausnotruf-Kund:innen 600 Veranstaltungen mit insgesamt 8.500 Teilnehmenden im Bildungswerk 265 Rückholungen weltweit 44 Rettungshundestaffeln bundesweit, 683 Rettungshundeführer:innen, 1.035 Rettungshundeeinsätze 3 ASB-Jahrbuch 2024 | Übersicht in Zahlen Übersicht in Zahlen
5 ASB-Jahrbuch 2024 | Inhalt Unsere Themen 2 | Standorte des ASB 3 | Übersicht in Zahlen 6 | Begrüßung 8 | Wir beziehen Stellung 10 | Engagementförderung Eine starke Gemeinschaft Warum Menschen sich freiwillig im ASB engagieren 18 | Arbeiter-Samariter-Jugend 100 Jahre ASJ Jubiläumsjahr der eigenständigen Jugendorganisation des ASB 24 | Bevölkerungsschutz Einsatz im Krisenfall Resilienz fördern und Zivilschutz stärken 34 | Soziale Arbeit Wir öffnen Räume! Nah am Menschen und orientiert am Bedarf 44 | Wünschewagen 500.000 Kilometer für Herzenswünsche 50 | Auslandshilfe Hilfe in über 35 Ländern Gemeinschaft im Mittelpunkt 64 | Samaritan International 30 Jahre SAM.I. Rückblick auf ein ereignisreiches Jubiläumsjahr Inhalt 70 | Verbandsentwicklung Im Dialog Die Zukunft des ASB 76 | Bildung Weiterentwicklung in allen Bereichen Demokratieförderung im Fokus 82 | Organisation und Finanzen Zahlen, Daten, Fakten Struktur und Gremien im ASB Bild: Gordon Welters
6 ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns, und wir können stolz sein auf die vielen Leistungen, die den ASB 2024 geprägt haben. Rund 70.000 Menschen engagieren sich haupt- oder ehrenamtlich im ArbeiterSamariter-Bund. Sie leisten Großartiges in der Pflege, im Rettungsdienst, im Katastrophenschutz, in den Kitas, beim Wünschewagen oder in der Auslandshilfe. Sie helfen, begleiten und retten. Tag für Tag. Ihr Einsatz ist das Fundament unseres Verbandes und ein starkes Signal für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Im vergangenen Jahr haben wir eine große Studie über die Gründe, warum wir uns engagieren, in Auftrag gegeben. Sie belegt, ein Ehrenamt gibt Kraft, aber es braucht auch gute Rahmenbedingungen. Viele Freiwillige fühlen sich durch Zeitdruck und mangelnde Wertschätzung belastet. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Engagement nicht nur gewürdigt, sondern auch erleichtert wird. Ein besonderes Highlight war der zehnte Geburtstag unseres ASB-Wünschewagens. Über 2.800 Fahrten wurden bisher ermöglicht, getragen von Ehrenamtlichen, die schwerstkranken Menschen letzte Herzenswünsche erfüllen. Auch unsere Kältehilfe im Dezember setzte wieder ein starkes Zeichen für Menschlichkeit, Mitgefühl und praktische Hilfe – dort, wo sie dringend gebraucht wird. 2024 feierte zudem das Freiwillige Soziale Jahr sein 60. Jubiläum. Fast 1.600 junge Menschen haben sich im vergangenen Jahr bei uns freiwillig engagiert. Für viele war das der Einstieg in ein Leben voller Verantwortung. Und wir kämpfen dafür, dass die Freiwilligendienste auch künftig finanziell gesichert bleiben. Und wir stehen für Haltung. Seit März 2024 ist der ASB Teil des Bündnisses für Demokratie. Wir machen uns stark für Toleranz, Respekt und Vielfalt, gegen Ausgrenzung und Hass. Ich danke allen, die das vergangene Jahr so erfolgreich gemacht haben: unseren Ehrenamtlichen, den hauptamtlichen Mitarbeitenden, den Mitgliedern und Förderern. Sie alle machen den ASB zu dem, was er ist: eine starke Gemeinschaft. Lassen Sie uns gemeinsam weitermachen, für eine solidarische, gerechte Zukunft. Vielen Dank. Dr. Katarina Barley ASB-Präsidentin ASB-Jahrbuch 2024 Begrüßung Liebe Samariterinnen und Samariter, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, Bild: ASB/Hannibal
7 2024 war wieder ein Jahr mit großen Herausforderungen, denn Krisen, Kriege und Extremwetterlagen haben uns beschäftigt und gefordert. Zusammen mit anderen Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen leistete der ASB konkrete Hilfe, zeigte Haltung und stellte politische Forderungen. Wer freiwillig hilft, braucht auch rechtliche Absicherung und politisch korrekten Wind. Insofern setzen wir uns für eine bessere Finanzierung des Katastrophenschutzes ein, für mehr Resilienz der Bevölkerung und gesetzliche Rahmenbedingungen zur Freistellung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. In der Pflege fordern wir vor allem eine solidarische Finanzierung der Pflegeversicherung. Die Pflege darf nicht für die Angehörigen, und schon gar nicht für die Betroffenen zu einem unkalkulierbaren Kostenrisiko werden. Ein kleiner Höhepunkt im vergangenen Jahr war die Feier zum 100. Jubiläum der Arbeiter-Samariter-Jugend. Wir sind stolz auf unseren Jugendverband, der jährlich weiterwächst und zeigt, dass Jugendliche soziale Verantwortung übernehmen möchten sowie demokratisches Engagement zeigen wollen – und dass das Ganze auch noch Spaß macht. Und wir sind und bleiben eine europäische Organisation, die in Deutschland ihr Zuhause hat. Wir denken europäisch – gemeinsam mit vielen anderen sind wir nun seit 30 Jahren auch als Samaritan International aktiv. Wir teilen unser Wissen und unsere Erfahrungen mit 24 Samariterverbänden aus mehr als 20 Staaten Europas. Das ist gut so, denn von Kiew bis Köln, von Belgrad bis Kopenhagen unterscheidet uns nicht so viel, und wir lösen unsere Probleme gemeinsam. Und das eint uns in unserem internationalen Verbund. Auch im vergangenen Jahr haben wir gezeigt, dass der ASB eine klare Haltung hat. Wir haben uns deutlich gegen Rechtsextremismus ausgesprochen, arbeiten gemeinsam mit anderen für ein Zusammenwachsen der Gesellschaft und somit gegen jene, die uns spalten wollen. Mit denen wollen wir nichts zu tun haben. Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre des Jahrbuchs viel Vergnügen und bedanke mich bei Ihnen, den Haupt- und Ehrenamtlichen im ASB ebenso wie bei den Spenderinnen und Spendern und unseren mehr als 1,5 Millionen Mitgliedern, die diese Arbeit erst möglich machen. Vielen Dank an Sie alle. Knut Fleckenstein ASB-Bundesvorsitzender Begrüßung Liebe Samariterinnen und Samariter, liebe Freundinnen und Freunde des ASB, Bild: ASB/Hannibal
8 ASB-Jahrbuch 2024 Forderungen zu Inklusion und Teilhabe: • Streichung der Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen bei Pflegeleistungen (§ 43a SGB XI). • Förderung barrierefreien Wohnraums und des Zugangs zum Gesundheitssystem. • Pflegeleistungen auch für Menschen mit Behinderung in voller Höhe. Kinder- und jugendpolitische Forderungen: • Einführung einer echten, einkommensabhängigen Kindergrundsicherung. • Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz. • Umsetzung des Ganztagsbetreuungsanspruchs. Pflegepolitische Forderungen: • Einführung einer solidarischen Pflegevollversicherung. • Ausbau von Pflegeinfrastrukturen. • Bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung. • Stärkere Unterstützung pflegender Angehöriger. Wir beziehen Stellung Unsere sozialpolitischen Positionen und Forderungen zeigen das unverminderte Engagement des ASB, soziale Gerechtigkeit, eine nachhaltige Entwicklung und die Unterstützung benachteiligter Menschen in unserer Gesellschaft voranzutreiben.
9 Positionen und Forderungen Humanitäre Hilfe und Klimaanpassung: • Aufstockung der Mittel für humanitäre Hilfe. • Vulnerable Gruppen in den Mittelpunkt stellen. • Fokus auf Prävention und Resilienzförderung. • Humanitäre Hilfe im Kontext der Klimakrise stärken. Bewältigung des Fachkräftemangels: • Vereinfachung der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte. • Willkommenskultur und Abbau bürokratischer Hürden. • Förderung von Tariflöhnen. • Einführung einer Tariftreuepflicht bei öffentlichen Ausschreibungen. Klimaschutz und Nachhaltigkeit: • Langfristig wirksame Klimaschutzmaßnahmen. • Ein verlässliches Klimaschutzprogramm. • Gezielte Investitionen in die Katastrophenvorsorge. • Eine klare politische Verantwortung. Forderungen für den Bevölkerungsschutz: • Gleichstellung Ehrenamtlicher im Bevölkerungsschutz. • Ausbau von Vorsorgestrukturen zum Schutz der Bevölkerung. • Aufnahme des Rettungsdienstes als eigenständige medizinische Leistung ins SGB V. • Zentrale Krisenmanagementstrukturen etablieren. Forderungen zur Stärkung von Freiwilligendiensten: • Rechtsanspruch auf Förderung von Freiwilligendiensten. • Staatlich finanziertes Freiwilligengeld auf BAföG-Niveau. • Beratung aller Schulabgänger:innen zu den Möglichkeiten eines Freiwilligendienstes.
11 ASB-Jahrbuch 2024 Eine starke Gemeinschaft Warum Menschen sich freiwillig im ASB engagieren Jeder Verband ist nur so gut wie das Engagement seiner freiwilligen und ehrenamtlichen Helfer:innen, die seine Arbeit aus ganz unterschiedlichen Motiven heraus unterstützen. Sie sind eine tragende Säule unserer Hilfsangebote, und unsere Zivilgesellschaft lebt von diesem lebendigen bürgerschaftlichen Einsatz. Aber was passiert, wenn „mit einem Fingerschnipp“ diese Unterstützung nicht mehr geleistet werden kann, die dringend benötigten verbesserten Rahmenbedingungen für ein Engagement und auch finanzielle Mittel zukünftig ausbleiben? Jedes Jahr absolvieren in den Gliederungen und Einrichtungen des ASB mehr als 1.500 zumeist junge Erwachsene ein Freiwiliges Soziales Jahr (FSJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst (BFD). 2024 konnten zumindest die vielfältigen Aktivitäten der Wohlfahrtsverbände sowie der Freiwilligen maßgeblich dazu beitragen, dass die Kürzungspläne der Bundesregierung in den Freiwilligendiensten FSJ und BFD nicht in voller Höhe umgesetzt wurden. Unsere langfristige Antwort darauf ist die Unterstützung des Forderungspapiers „Vision 2030“ für einen Rechtsanspruch auf Förderung von Freiwilligendiensten, das dazu beitragen soll, vor allem das freiwillige Engagement der jüngeren Generation deutlich zu unterstützen. Bild: ASB/Stephan Dinges Engagementförderung
12 ASB-Jahrbuch 2024 Freiwilligendienst im Seniorenhaus als Gewinn für die Zukunft „Mir gefällt es einfach, die Leute glücklich zu sehen.“ – Was kann motivierender sein, als mit dieser Grundeinstellung in ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) zu gehen? Das Zitat stammt von Isabelle Appel, einer FSJlerin des Jahrgangs 23/24 im Eppinger ASB-Seniorenhaus „Am Pfaffenberg“. Isabelle ist gemeinsam mit weiteren Freiwilligen, Mitarbeiter:innen sowie Bewohner:innen als Mitwirkende im Imagefilm „FSJ in der Pflege“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zu sehen, der in dieser ASB-Einrichtung gedreht wurde. Der Werbefilm nimmt uns mit in den Alltag eines Freiwilligendienstes und zeigt beeindruckend, welch großen Gewinn die jungen Erwachsenen aus ihrem Engagement mitnehmen. Übrigens auch über den Dienst hinaus: Eine der Freiwilligen im ASB-Seniorenhaus hat ihre beruflichen Pläne über Bord geworfen und in ihrem Freiwilligenjahr ihre Berufung gefunden. Sie macht jetzt vor Ort eine Ausbildung in der Pflege. Das Engagement im FSJ/BFD ist freiwillig und wird mit einem Taschengeld nebst Sozialversicherung entlohnt. Der Einsatz erfolgt in der Regel für zwölf Monate und wird in nahezu allen Bereichen des ASB angeboten. Unsere Freiwilligendienste im Überblick Hier finden Sie weitere Informationen zu den Freiwilligendiensten FSJ und BFD im ASB. Einfach den QR-Code scannen. Bild: Maurice Ressel
13 Engagementförderung Das Thema Freiwilligendienste stand 2024 bundesweit erneut im Fokus. Zu Beginn des Jahres konnten aufgrund der Haushaltssperre des Bundes keine Bundesfreiwilligendienstleistenden unter Vertrag genommen werden. Mangelnde Planungssicherheit für Freiwillige und Einsatzstellen sowie weitere Kürzungspläne im Entwurf des Bundeshaushalts 2024 führten zum #wegistweg in den sozialen Medien. Eine Kampagne, an der sich ASB-Einsatzstellen, Träger und Freiwilligendienstleistende mit eindrucksvollen Posts beteiligten. Gezeigt wurde, was passiert, wenn „mit einem Fingerschnipp“ Mittel gekürzt werden und am Ende die unterstützenden Hände in den Einsatzstellen fehlen. Bundespräsident Steinmeier setzte eine gesellschaftliche Diskussion um eine soziale Pflichtzeit für die Gesellschaft in Gang. Politik und Zivilgesellschaft diskutieren über den (neuen) Wehrdienst. Für den ASB war das Grund genug, die jungen Erwachsenen in die Diskussion einzubeziehen, sie zu fragen, was sie sich wünschen und vorstellen für ihre Zukunft. Im Rahmen der Freiwilligendienste FSJ und Bundesfreiwilligendienst (BFD) trafen sich auf Bundesebene 15 ASB-Freiwilligendienstleistende als Sprecher:innen ihres Jahrgangs. Diese Gruppe transportierte die Anliegen der Freiwilligen in die große Runde der ASB-Träger, will eine Stimme für die Freiwilligen im ASB sein und übt im besten Sinne gelebte Partizipation aus. Ein wichtiges Thema für den Jahrgang 23/24 war die Bundesrichtlinie zum Umgang mit menschenfeindlichen und rechtsextremen Positionen und Parteien, die sie für eine Weiterreichung an zukünftige Freiwilligengenerationen aufgearbeitet und eingeordnet haben. Zudem wurden auf politischem Parkett einige Einladungen wahrgenommen. Mit den Freiwilligen sprechen – nicht über sie! „Ich appelliere an die Politik, für eine ausreichende und verlässlich planbare Finanzierung für die kommenden Jahre zu sorgen“, so der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein. Celine Zeise (3. v. l.) und Julia Wright (4. v. l.), beide Freiwilligendienstleistende beim ASB, im Austausch mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus. (Bild: Thorsten Wagner, Pressebüro TWAmobility)
Rechtsanspruch auf Förderung von Freiwilligendiensten Die Vision trägt bereits deutliche Züge der Umsetzbarkeit und war im Jahr 2024 der erste konkrete Beitrag zur Frage, wie mit freiwilligem Engagement deutlich mehr junge Erwachsene erreicht werden können als bislang – wenn die Gesellschaft bereit ist, darin zu investieren. Die Kernforderungen im Positionspapier „Freiwilligendienste 2030“ lauten: • Rechtsanspruch auf Förderung jeder FreiwilligenVereinbarung • staatlich finanziertes Freiwilligengeld auf BAföGNiveau für alle Freiwilligen • Einladung und Beratung aller Schulabgänger:innen zu den Möglichkeiten eines freiwilligen Dienstes. 14 ASB-Jahrbuch 2024
Bild: ASB/Hannibal Im Rahmen tiefenpsychologischer Interviews hat das Kölner rheingold Institut 2024 im Auftrag der ASB-Landesverbände NRW, Bayern, Sachsen sowie des ASB-Bundesverbandes engagierte und an einem Engagement interessierte Menschen befragt. Ergebnis war ein beeindruckender Einblick in sechs Kernmotivationen für freiwilliges Engagement, die durch Fallbeispiele sehr lebendig werden. Die Studie zeigt: Ehrenamtlich Engagierte sind gelassener, zufriedener und widerstandsfähiger. Ihr Engagement hilft ihnen, persönliche Krisen besser zu bewältigen, und wird als sinnstiftend sowie emotional stabilisierend erlebt. Ehrenamt fördert gesellschaftliche Teilhabe, Integration und Chancengleichheit und ermöglicht, das Zusammenleben aktiv mitzugestalten. Freiwilliges Engagement im Fokus Ehrenamtlich Engagierte sind gelassener, zufriedener und widerstandsfähiger. Die Untersuchung identifiziert sechs zentrale Motive für Engagement, darunter das Erleben von Selbstwirksamkeit und die Kompensation von Fremdbestimmung. Gleichzeitig zeigen sich Hürden wie die Angst vor zeitlicher oder emotionaler Überlastung, wodurch erste Impulse schnell verpuffen. Um nachhaltiges Engagement zu sichern, sind ein professionelles Ehrenamtsmanagement sowie stabile Rahmenbedingungen entscheidend. Der ASB entwickelt daher Strategien, um Engagement zu aktivieren, wertzuschätzen und langfristig zu fördern. 15 Engagementförderung Bild: Maurice Ressel
16 ASB-Jahrbuch 2024 Schulsanitätsdienst: Leben retten ist keine Frage des Alters Das Interesse von Schüler:innen, als Pausenhelfer, Juniorsanitäter oder im Schulsanitätsdienst (SSD) aktiv zu werden, bleibt ungebrochen. Die Antragszahlen im ASB auf Mittel zur Förderung dieses Engagements steigen. Insgesamt wurden SSDGruppen in 313 Schulen gefördert, im Vorjahr waren es noch 250. Ein schöner Erfolg dank des großartigen Einsatzes vor Ort. ASB-Fördermittel für Schulen Anschubfinanzierung 17 Grundförderung SSD 178 Pausenhelfer 83 Juniorsanitäter Anschubfinanzierung 7 Juniorsanitäter Grundförderung 28 Unverzichtbar im SSD: regelmäßiges Training für den Ernstfall. Bilder: ASB/Hannibal
17 Engagementförderung Ehrenamtlichen-Hunde-Teams bietet der ASB in den Rettungshundestaffeln ebenso ein Engagementfeld wie in den Besuchshundediensten. Dort sind die Hunde Monti und Felix im Einsatz, die bei ihren regelmäßigen Besuchen in der Senioreneinrichtung die Augen der Bewohner:innen zum Strahlen bringen. Kollege Filou lässt sich von den aufgeregten Kindern in der Kita überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, und Lump ist ein sehr einfühlsamer Besucher der Patient:innen im Hospiz. Wo immer die ASB-Besuchshundeteams im Einsatz sind, werden sie mit Begeisterung empfangen. Dabei zahlt sich die sorgfältige Auswahl der Hunde genauso aus wie die Vorbereitung der begleitenden Menschen. 2024 waren rund 650 dieser Teams für den ASB aktiv; sie haben rund 5.000 Einsätze absolviert und damit 5.000-mal Abwechslung, Freude und viele Emotionen in die verschiedenen Einrichtungen gebracht. Das Ehrenamt hat viele Gesichter Auch die ASB-Vorlesehunde sind mittlerweile ein gut etabliertes und gern genutztes Angebot, um bei Kindern die Lust am Lesen zu fördern. Diese lesen den Hunden ungehemmt vor, wobei Schwierigkeiten beim Buchstabieren oder fehlendes Satzverständnis durch die regelmäßige Übung überwunden werden können. Der Einsatz von Vorlesehunden hilft den Kindern, negative Erfahrungen wie Stress, Langeweile oder Anstrengung durch positive Lese-Erlebnisse zu ersetzen. In 46 ASB-Gliederungen gibt es inzwischen einen Besuchshundedienst, teilweise verknüpft mit den Vorlesehunden. Damit kann fast jede vierte ASB-Gliederung diesen beliebten ehrenamtlichen Dienst anbieten. Dies ist schon ein guter Wert, aber es gibt noch Luft nach oben. Vor allem da sich immer mehr Einrichtungen – sowohl ASB-eigene als auch externe – die geregelten Besuche unserer Vierbeiner wünschen. Lernen Sie zwei spezielle Mensch-HundeTeams kennen: diese ehrenamtlichen Rettungshundeteams des ASB Salzlandkreis sowie den Besuchshundedienst des ASB Hildesheim/Hameln-Pyrmont.
Bild: ASJ/Felix Hüffelmann 19 100 Jahre ASJ Jubiläumsjahr der eigenständigen Jugendorganisation des ASB Die Arbeiter-Samariter-Jugend – kurz ASJ genannt – engagiert sich seit 100 Jahren erfolgreich für die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft. Die Kinder- und Jugendgruppen bieten vielfältige Möglichkeiten, sich gemeinsam zu engagieren, zu lernen und zu helfen. Dabei sind demokratische Prozesse ein wesentlicher Bestandteil des Miteinanders. Werte wie Demokratie, Solidarität und Menschlichkeit werden gelebt, ohne dass der Spaß zu kurz kommt. Lernen und erleben in Gemeinschaft, das haben sich die ASJler:innen auf die Fahne geschrieben. Sie sind engagiert und kritisch zugleich. Sie setzen auf Teamgeist und melden sich zu Wort, wenn es darum geht, die Interessen von Kindern und Jugendlichen zu vertreten. Vom 9. bis 12. Mai 2024 feierte die ASJ im niedersächsischen Hameln mit einem großen Zeltfestival und fast 400 Teilnehmenden ihr Jubiläum. Geplant wurde das Fest von einem Organisationsteam mit 40 Mitgliedern, zahlreichen ASJler:innen aus Niedersachsen, dem ASB Hannover-Stadt, der für die Bereitstellung von Technik und Fahrzeugen sorgte, sowie den ASB-Versorgungszügen aus Wiesbaden und Berlin, die für die Mahlzeiten zuständig waren. ASB-Jahrbuch 2024 Arbeiter-Samariter-Jugend
20 ASB-Jahrbuch 2024 Gäste und Gratulant:innen Neben zahlreichen ASJler:innen zwischen sieben und 56 Jahren besuchten auch Vertreter:innen des ASB die Jubiläumsveranstaltung. Zum Auftakt überbrachten Bundesvorstandsmitglied Prof. Dr. Michael Stricker und Geschäftsführer Compliance Dr. Marcus Kreutz vom ASB-Bundesverband Glückwünsche und ein Geschenk des ASB. Neben ehemaligen Mitgliedern des Bundesjugendvorstands und der Bundesjugendkontrollkommission sowie des Vorstands des ASB Niedersachsen und Vertreter:innen der Jugendfeuerwehr nahm auch der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein am Festivalprogramm teil und gratulierte den im Bundesjugendwettbewerb gestarteten Teams zu ihren Leistungen. „Wer wie ich im Mai an dem großen Jubiläumsfestival zum 100. Geburtstag der ASJ teilgenommen hat, wer die rund 400 jungen Menschen dort erlebt hat – die Freude, aber auch die Anstrengung beim Wettbewerb –, der weiß, dass der ASB auch in der Zukunft für seine Aufgaben gut gewappnet ist.“ —–––– Knut Fleckenstein ASB-Bundesvorsitzender Geschäftsführer Compliance Dr. Marcus Kreutz vom ASB-Bundesverband und ASB-Bundesvorstandsmitglied Prof. Dr. Michael Stricker mit Bundesjugendleiterin Anna Witt (v. l.).
Bilder: ASJ/Felix Hüffelmann 21 Arbeiter-Samariter-Jugend Fünf Festival-Areas unterhielten die Gäste mit zahlreichen Angeboten wie Bubble-Soccer, Fotobox, Siebdruck, Basteln von Frühstücksbrettchen und einem Musikworkshop. Das Projekt „Junior-Reporter:innen“ ermöglichte erste Einblicke in die Bereiche Interviewführung, Filmdreh und Social-Media-Arbeit. Alle, denen der Trubel zu viel wurde, konnten sich in der Chill-out-Area beim Sonnenbaden im Liegestuhl erholen. In der Stage-Area sorgten abends diverse Livebands und DJs für Stimmung und zum Abschluss gab es sogar ein zehnminütiges Feuerwerk. Ein besonderes Geburtstagsgeschenk der Natur waren die Polarlichter, die spätabends über dem Festplatz aufleuchteten. Vielfältiges Programm Action in fünf Festival-Areas
Bild: ASJ/Felix Hüffelmann 22 ASB-Jahrbuch 2024 Der Bundesjugendwettbewerb (BJW) 2024 war der wichtigste Programmpunkt des Festivals. Diesmal nahmen 22 Teams in drei Altersklassen teil. Im praktischen Wettbewerb gab es fünf realistisch nachempfundene Unfallstellen, wo die Teams Erstversorgung leisten, die Unfallstellen absichern und Notrufe absetzen mussten. Zudem lösten sie knifflige Aufgaben und stellten dabei ihre Geschicklichkeit unter Beweis. Ein theoretischer Test zu Erste-Hilfe- und Allgemeinwissen war ein weiteres Element des BJW, und auch eine Kreativaufgabe, die im Festivaljahr als Mitmachangebot gestaltet werden musste, gehörte zu den Herausforderungen. Für Bundesjugendleiterin Anna Witt zählte besonders, dass beim Festival viele ASJler:innen gemeinsam viel Zeit verbringen konnten. „Die ASJ lebt davon, dass wir zusammenkommen“, sagte sie zum Abschluss des Festivals. Matthias Witt aus der Leitung des Orgateams ergänzte: „Diese Veranstaltung war von ASJler:innen mit allen ASJler:innen und für alle ASJler:innen – und sie ist so gut geworden, weil alle einen großen Berg an Engagement, Energie, Leidenschaft, Zeit und guter Laune eingebracht haben.“ Außerdem wurde zu Ehren des 100-jährigen Bestehens der ASJ im Rahmen der Bundesjugendausschusssitzung im Herbst 2024 eine Zeitkapsel vergraben, die historische Artefakte aus 100 Jahren ASJ enthält. Eine Stele erinnert nun im Garten der Kölner Bundesgeschäftsstelle an das 100-jährige Verbandsjubiläum. Bundesjugendwettbewerb Können, Wissen und Geschicklichkeit Ein Abend für die Jugend ASJ und ASB im Austausch Im Oktober 2024 gestaltete die ASJ am Abend vor der Sitzung des ASB-Bundesausschusses in Köln einen jugendverbandlichen Abend. Adrian Rasch und Anna Plank vom Bundesjugendvorstand sowie Kristin Schuhmann, Mitglied des Bundesvorstands, begrüßten die Teilnehmenden und stellten die Jugendverbandsarbeit der ASJ vor – die Beteiligung junger Menschen im Verband, die mit ihrem Engagement auch die Zukunft der Organisation sichern. Ein Fachreferent informierte über die rechtlichen Grundlagen der Jugendverbandsarbeit und die Vielfalt der Jugendverbände, die als Werkstätten der Demokratie fungieren. Dabei wurde deutlich, dass Organisationen wie die ASJ jungen Menschen dabei helfen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen und so einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Demokratie zu leisten. Anschließend debattierten Vertreter:innen aus ASBGliederungen und der ASJ in einer Podiumsdiskussion die Frage, welche Rahmenbedingungen für eine gute Jugendverbandsarbeit benötigt werden. Abschließend konnten sich die Teilnehmenden bei einem „Gallery Walk“ zu aktuellen Verbandsthemen genauer informieren. Besonderen Anklang fand die (Foto-)Ausstellung „100 Jahre ASJ“. Auf dem Podium wurde über Rahmenbedingungen für gute Verbandsarbeit diskutiert.
Bilder: ASJ/Felix Hüffelmann 23 Arbeiter-Samariter-Jugend ASJ beim SAM.I-Contest in Montenegro Der SAM.I-Contest ist der Erste-Hilfe-Jugendwettbewerb des europaweiten Zusammenschlusses von Samaritan International (SAM.I). Am SAM.I-Contest nehmen Teams aus ganz Europa teil. Aus Deutschland reisten traditionell die Sieger:innen der Altersgruppen „Schüler:innen“ und „Jugend“ zum Wettbewerb an, der diesmal vom 18. bis 21. Juli in Žabljak/Montenegro stattfand. Die ASJ-Delegation, bestehend aus den SSiegerteams des BJW und ihren Betreuer:innen sowie einigen Mitgliedern des Bundesjugendvorstands und Gästen, hatte eine lange Anreise. Von Dortmund ging es mit dem Flugzeug nach Podgorica und dann mit dem Bus weiter zum eigentlichen Veranstaltungsort Žabljak. Dieser liegt umgeben von Bergen am Rande eines Nationalparks. An den Veranstaltungstagen stellten sich das Schülerteam aus Hamburg und das Jugendteam aus Schleswig-Holstein den Herausforderungen des Wettbewerbs. Bei einem Kreativteil, schriftlichen Tests, Geschicklichkeitsstationen und anhand medizinischer Fallbeispiele bewiesen sie Können und Durchhaltevermögen.
25 Einsatz im Krisenfall Resilienz fördern und Zivilschutz stärken Mit dem Krieg in der Ukraine und der eingeleiteten „Zeitenwende“ in Deutschland sind die Themen Resilienz der Bevölkerung und Zivilschutzfähigkeit der Gefahrenabwehrstrukturen in den Fokus gerückt. Der ASB ist neben seinem Engagement in der Ukraine auch im Inland mit diesen Themen intensiv befasst: Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten (EHSH), die Mobile Betreuung 5.000 als Betreuungsreserve Zivilschutz des Bundes, die Reform der Ausbildungen im Katastrophenschutz und auch eine starke Krisenreaktion bei den Hochwasserlagen in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Bayern zahlen hierauf ein. Das vom ASB initiierte Resilienzprogramm ergänzt hierbei Maßnahmen zur Steigerung der Selbstschutzfähigkeiten der Bevölkerung. Bild: ASB/Hannibal ASB-Jahrbuch 2024 Bevölkerungsschutz
26 ASB-Jahrbuch 2024 Politische Rahmenbedingungen müssen sich ändern Um in diesen krisenhaften Zeiten als Hilfsorganisation angemessen reagieren zu können, müssen sich auch die politischen Rahmenbedingungen ändern. Der ASB fordert darum seit Langem eine bundeseinheitliche Helferfreistellung für ehrenamtliche Einsatzkräfte, eine klare soziale Absicherung und rechtliche Stellung für das Ehrenamt, insbesondere in Hinblick auf Großschadenslagen und den Zivilschutz, eine bessere Berücksichtigung im Bundeshaushalt für EHSH, eine verbesserte Materialausstattung sowie eine weiterreichende Unterstützung für die Steigerung der Resilienz und Selbstschutzfähigkeiten der Bevölkerung. Bild: ASB/Hannibal
27 Bevölkerungsschutz
28 ASB-Jahrbuch 2024 Der Klimawandel und die damit verbundenen Starkregenereignisse beeinflussen die Arbeit des ASB auch weiterhin. Nach den Hochwassern in Bayern, im Saarland und in Baden-Württemberg im Mai/ Juni 2024 wurden mit Spendenmitteln von Aktion Deutschland Hilft (ADH) etwa 600 Bautrockner an Betroffene verteilt und Stromkostenpauschalen in Höhe von 110.000 Euro ausgezahlt. BautrocknerLieferungen aus den Lagerbeständen des ASB-Bundesverbandes nach RheinlandPfalz und ins Saarland leisteten wichtige Nothilfe. Aus der Hochwasserhilfe 2021 wurden mithilfe von ADH-Spendengeldern 42 Projekte in NRW und Rheinland-Pfalz mit einem Volumen von über 40 Millionen Euro umgesetzt; davon konnten inzwischen 18 Projekte abgeschlossen werden. Ein erheblicher Teil der Hochwasserspenden fließt weiterhin in direkte Wiederaufbauhilfen für Betroffene. Darüber hinaus werden Mittel für Übergangswohnprojekte, mobile Alltagshilfen und Traumabewältigungsmaßnahmen in den betroffenen Regionen eingesetzt. Programme zur Stärkung der Resilienz wurden verlängert und Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Saarland – unsere Hilfe geht weiter Hilfsgüter wie Nothilfe- und Aufräumsets werden angeschafft, um auf zukünftige Krisensituationen vorbereitet zu sein. Der ASB bleibt weiterhin aktiv, um den Menschen in den betroffenen Regionen nachhaltig zu helfen. Um mit Extremwetterlagen besser umgehen zu können, wird es immer wichtiger, den Schwerpunkt auf präventive Maßnahmen zu legen. Anstatt lediglich auf Ereignisse zu reagieren, sollte die Vorsorge gestärkt werden. Dazu gehören unter anderem die Verbesserung der individuellen und gemeinschaftlichen Selbstschutzfähigkeiten sowie die Auseinandersetzung mit Fragen wie: „Was kann ich persönlich tun, um meine Angehörigen und mein Eigentum zu schützen? Wie verhalte ich mich richtig? Wie kann ich mich einbringen, um anderen zu helfen?“ Ein weiterer Aspekt der Vorbereitung ist die Bevorratung mit Hilfsgütern, die beispielsweise Sandsäcke und Notfallsets umfassen. Durch diese proaktive Herangehensweise können wir uns besser auf extreme Wetterbedingungen vorbereiten und deren Auswirkungen effektiver bewältigen. Bild: ASB Mansfeld-Südharz
29 Bevölkerungsschutz Die Zunahme von Krisen und Extremwetterereignissen stellt uns alle vor enorme Herausforderungen. Besonders eindrücklich waren die vielen Hochwasserereignisse, die sich in den vergangenen Jahren in Deutschland zugetragen haben. Die betroffenen Personen haben extreme Belastungen erlebt, die sowohl individuell als auch kollektiv herausfordernd sind. Um zukünftig besser auf Notlagen vorbereitet zu sein, muss die Resilienz der Bevölkerung gestärkt werden: Es gilt, die Menschen handlungsfähig zu machen, damit sie für sich und ihr soziales Umfeld in einer Notsituation die richtigen Entscheidungen treffen und die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte überbrücken können. Leider werden aber immer noch zu wenige Menschen mit derartigen Informationen erreicht. Und es stellen sich Fragen: Wie können bestimmte Personengruppen gezielter angesprochen werden? Was braucht es, um die Bevölkerung niederschwellig aufzuklären und in ihrer Resilienz zu stärken? Methoden und Lösungsansätze müssen niederschwellig und barrierearm in einem partizipativen Prozess entwickelt werden, um ihre Anwendbarkeit garantieren zu können. An dieser Stelle setzt das ASB-Resilienzprogramm an. Aus Sicht des Bevölkerungsschutzes soll nicht nur die individuelle Resilienz, sondern auch die kollektive Reaktionsfähigkeit und Widerstandskraft gestärkt werden. Also: Was kann jede:r Einzelne und was können wir als Gemeinschaft tun, wenn noch einmal ein vergleichbares Ereignis eintritt? Auf Notlagen vorbereitet Das ASB-Resilienzprogramm Gemeinsam mit der Katastrophenforschungsstelle der Freien Universität Berlin und der Hochschule Bielefeld wurde das Resilienz-Forschungsprojekt im Januar 2024 ins Leben gerufen. An verschiedenen Standorten in Deutschland kamen relevante Akteur:innen zusammen, um miteinander in den Austausch zu gehen. Dabei konnten Vertreter:innen von Kommunen, Hilfsorganisationen und betroffenen Personengruppen von ihren Herausforderungen berichten und Ansätze zur Steigerung der individuellen und kollektiven Selbsthilfefähigkeiten identifizieren. Parallel werden kontinuierlich Methoden entwickelt, die über die ASB-Gliederungen vor Ort getestet und evaluiert werden sollen. Im Fokus steht die Förderung der praktischen Anwendung, die die Menschen animieren soll, sich vor, während und nach einem Krisenereignis mit dem Thema „individueller und kollektiver Selbstschutz“ auseinanderzusetzen. Das Resilienzprogramm des ASB wird gefördert von Aktion Deutschland Hilft und endet voraussichtlich im Dezember 2025. Bild: Fulvio Zanettini
30 ASB-Jahrbuch 2024 Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten – ein voller Erfolg im Jahr 2024 Auch im Jahr 2024 konnte das Programm „EHSH – Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten“ einen bemerkenswerten Erfolg verzeichnen. Insgesamt nahmen 35.425 interessierte Menschen an über 1.700 EHSH-Kursen teil, die von 68 aktiven ASB-Gliederungen bundesweit durchgeführt wurden. Die Nachfrage nach EHSH-Kursen steigt in der Bevölkerung auch weiterhin, was die große Bedeutung der Themen Selbstschutz und Krisenvorsorge unterstreicht. Bilder: Annette Etges
31 Bevölkerungsschutz Ein besonderes Highlight war die Ehrung des 100.000. Teilnehmenden an einem EHSH-Kurs. Am 29. April 2024 wurde gleich die ganze Schulklasse 9c des OttoHahn-Gymnasiums in Monheim am Rhein für ihre Teilnahme ausgezeichnet. Im Rahmen eines Moduls 3 wurden die Schülerinnen und Schüler durch den ASB Mettmann in „medizinischer Erstversorgung“ geschult und erwarben wertvolle Kenntnisse, die in Notfällen lebensrettend sein können. Der ASB ist stolz darauf, dass das Ziel, bis Ende 2024 insgesamt 90.000 Teilnehmende im Bereich Krisenvorsorge zu schulen, mit diesem Meilenstein sogar überschritten wurde. Mit seinem kostenlosen Kursangebot leistet der Verband einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Förderung der Gesellschaft in den Bereichen Selbstschutz und Krisenvorsorge. Der Förderzeitraum von 2020 bis 2024 wurde abgeschlossen, und in der neuen Förderperiode von 2025 bis 2029 wird EHSH weiterhin gestärkt, damit noch mehr Menschen sich auf Krisenlagen vorbereiten können. EHSH bleibt ein unverzichtbares und wachsendes Angebot, das Menschen befähigt, in Notlagen schnell und richtig zu handeln. Wir freuen uns auf die nächsten Jahre und die vielen weiteren Menschen aller Altersgruppen bundesweit, die wir noch erreichen möchten. „Prävention ist ein zentrales Thema, um im Ernstfall mit belastenden Situationen wie Katastrophen und Extremwetterlagen umgehen zu können. Mit den EHSHKursen stärken wir die Resilienz der Bevölkerung.“ —–––– Edith Wallmeier Geschäftsführerin Einsatzdienste und Bildung beim ASB-Bundesverband
32 ASB-Jahrbuch 2024 Bereits im Jahr 2021 begannen die Arbeiten am „Labor Betreuung 5.000“, das unter der Federführung des Deutschen Roten Kreuzes und in Kooperation mit der Johanniter-Unfall-Hilfe, dem Malteser Hilfsdienst, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft sowie dem Arbeiter-Samariter-Bund durchgeführt wird. In einer Zivilschutzlage ist es das Ziel, mindestens für ein Jahr 5.000 Menschen autark unterbringen, versorgen und betreuen zu können. Dafür werden Materialien, Geräte sowie umfassende Ausbildungs- und Einsatzkonzepte für Bereiche wie soziale Betreuung, Logistik, Unterbringung, Energieversorgung und vieles mehr vorgehalten. Das Modul kann komplett, aber auch modular in den Einsatz gehen, um in Katastrophen- und Krisensituationen zu unterstützen. Mobiles Betreuungsmodul 5.000 Gerüstet für den Ernstfall Der ASB beschäftigt sich inzwischen mit der Entwicklung eines zweiten Moduls, welches in größtmöglicher Kompatibilität zum Vorgänger stehen und zugleich innovative Entwicklungsmöglichkeiten bieten soll. Innerhalb eines Jahres konnte der ASB bereits über 800 Tonnen Material beschaffen. Diese beeindruckende Zahl verdeutlicht das enorme Engagement und die Innovationskraft, die in die Weiterentwicklung der Betreuungsreserve investiert wurden. Besonders hervorzuheben ist die intensive Zusammenarbeit des ASB mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), die eine effiziente Planung und Umsetzung ermöglicht hat. Bilder: ASB
33 Bevölkerungsschutz Die Anforderungen an den Bevölkerungsschutz wachsen seit Jahren. Die Lagen und damit die Einsätze werden häufiger, vielseitiger, herausfordernder, belastender und dauern länger. Diverse klimabedingte Großschadenslagen und auch zu bewältigende Flüchtlingszahlen haben dies deutlich gezeigt. Dementsprechend hat der ASB in den vergangenen Jahren alle Grund- und Fachausbildungen im Katastrophenschutz überarbeitet, um seine Einsatzkräfte möglichst strukturiert und umfassend zu qualifizieren. Dabei hat der ASB auch Fragen des Zivilschutzes und damit verbundene Anforderungen an die Einheiten zunehmend im Blick. Reform der Ausbildungen im ASB Insgesamt lässt sich festhalten, dass das zweite mobile Betreuungsmodul des ASB einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit und Versorgung der Zivilbevölkerung in Krisenzeiten leistet. Die Kombination aus technischer Innovation, logistischen Kapazitäten und interdisziplinärer Zusammenarbeit macht dieses Projekt zu einem entscheidenden Baustein der deutschen Zivilschutzstrategie. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Anpassung an aktuelle Herausforderungen bleibt das Betreuungsmodul ein unverzichtbares Instrument zur Stärkung der gesellschaftlichen Resilienz und damit zur Bewältigung humanitärer Krisen. Bild: ASB/Hannibal
34 ASB-Jahrbuch 2024
Bild: Stefan Beetz 35 ASB-Jahrbuch 2024 Wir öffnen Räume! Nah am Menschen und orientiert am Bedarf Die Soziale Arbeit des ASB setzt sich mit großem Engagement für Teilhabe, Chancengleichheit und ein selbstbestimmtes Leben ein. In einer sich wandelnden Gesellschaft spiegeln sich aktuelle sozialpolitische Herausforderungen direkt in unserer Arbeit wider. Mit einem klaren Blick auf die Bedarfe vor Ort öffnen wir Räume für Solidargemeinschaften im sozialen Nahraum. Nicht nur als Anbieter, auch als Akteur leistet der ASB einen wesentlichen Beitrag. Die hier vorgestellten Projekte zeigen, wie lebendig, vielfältig und wirksam Soziale Arbeit im ASB ist – immer mit dem Ziel, Menschen in ihrem Alltag zu stärken. Soziale Arbeit
36 ASB-Jahrbuch 2024 Pflege sichern heißt Zukunft sichern Engagement des ASB im Jahr 2024 Das Jahr stand ganz im Zeichen wichtiger Weichenstellungen in der Pflegepolitik. Im Mai wurde der Bericht der Bundesregierung zur zukünftigen Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung vorgestellt. Im Herbst folgte die Ankündigung einer umfassenden Pflegereform, die die großen Herausforderungen der Branche adressieren sollte. Doch die politischen Entwicklungen zum Jahresende, insbesondere die Auflösung der Regierungskoalition, führten dazu, dass viele bereits diskutierte Reformvorhaben – wie das Pflegekompetenzgesetz und das Gesetz zur Einführung der Pflegefachassistenz – zunächst nicht weiterverfolgt werden konnten. Diese Entwicklungen machten deutlich, wie dringlich eine tragfähige und zukunftssichere Lösung für die Pflegefinanzierung ist. Die Sicherung der sozialen Pflegeversicherung ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, die nicht nur die Gegenwart, sondern vor allem die Zukunft des Sozialstaats betrifft. Digitalberater Matthias Wirths kommt auch direkt nach Hause. „Ein toller Service“, schwärmte Waltraud Naumann nach wenigen Unterrichtsstunden.
Bild: Chiara Moncada/ASB-RV Bergisch Land e. V. 37 Soziale Arbeit Der ASB hat 2024 seine pflegepolitischen Positionen klar geschärft und die langfristige Sicherung der Finanzierung in den Mittelpunkt gestellt. Ziel ist es, das Risiko der Pflegebedürftigkeit für alle Menschen solidarisch abzusichern. Ein zentrales Anliegen ist die Forderung nach einer solidarischen Pflegevollversicherung. Eine wissenschaftliche Studie, an deren Erstellung der ASB mitgewirkt hat, zeigt: Eine solidarische Vollversicherung ist möglich, ohne dass Beiträge erheblich steigen müssten. Sie entlastet Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, stärkt die soziale Sicherung und sorgt für Verlässlichkeit. Darüber hinaus setzt sich der ASB für den Ausbau bedarfsgerechter Pflegeinfrastrukturen, für die bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung sowie für die Unterstützung pflegender Angehöriger ein. Unsere Gliederungen entwickeln und erproben hierzu fortlaufend innovative Angebote. Gemeinsam stark in Bündnissen 2024 hat der ASB seine Bündnisarbeit weiter intensiviert. Gerade in einem politisch bewegten Jahr war es wichtig, gemeinsam mit anderen Wohlfahrtsverbänden und Trägern mit einer klaren Stimme für die Interessen von Pflegebedürftigen, Angehörigen und Pflegekräften einzutreten. Das klare Ziel dieser Arbeit: die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform der Pflege zu betonen und die solidarischen Strukturen unseres Sozialstaats zu stärken. Ausblick Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, wie die Pflege in Deutschland langfristig gestaltet wird. Der ASB wird auch 2025 und darüber hinaus eine starke Stimme für eine mutige und solidarische Pflegereform bleiben. Unser Anspruch ist klar: Pflege sichern heißt Zukunft sichern. Für eine solidarische Finanzierung Unsere Bündnisse Pro Pflegereform Dreistufige Reform bis 2030: • 2026: Entlastung im Pflegeheim (Deckelung Eigenanteil 25 %) • 2028: Stärkung häuslicher Pflege (Pflegegeld 2.0, Finanzausgleich, Steuerzuschuss) • 2030: Pflege ohne Trennung zwischen ambulantem und stationärem Bereich Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung • Einführung einer solidarischen Pflegevollversicherung • Keine Belastung der Pflegebedürftigen • Einbeziehung von Privatversicherung und hohen Einkommen • Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze Bündnis für Gute Pflege • Stärkere Unterstützung pflegender Angehöriger vor Ort • Ausbau von Prävention, Gesundheitsförderung und Rehabilitation • Leistungsfähige, nachhaltig finanzierte Pflegeversicherung • Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Tarifbindung • Pflege als Teil öffentlicher Daseinsvorsorge • Sicherung der wirtschaftlichen Basis von Pflegeeinrichtungen
Bilder: Chiara Moncada/ASB-RV Bergisch Land e. V. 38 ASB-Jahrbuch 2024 Waltraud Naumann* lebt in Wuppertal und ist mit 85 Jahren zwar noch rüstig, aber nicht mehr gut zu Fuß. Von ihrem Enkel hat sie zu Weihnachten ein Smartphone bekommen. „Oma, so kannst du auch von zu Hause aus immer mit uns in Kontakt bleiben“, erklärte er ihr. Die Seniorin betrachtete ihr Geschenk mit Skepsis und legte es zunächst beiseite. Wie soll das Hightech-Teil denn funktionieren? Da passte es, dass sie ein paar Tage später einen Flyer in ihrem Briefkasten fand. Darin ging es um das Digitalmobil des ASB – und Waltraud Naumann wurde neugierig. Das wollte sie ausprobieren und rief gleich an. Mit dem Digitalmobil hat der ASB-Regionalverband Bergisch Land im Januar 2024 ein Angebot auf den Weg gebracht, das die digitale Teilhabe für Ältere und Menschen mit Behinderung erleichtert. Digitalberater wie ASB-Mitarbeiter Matthias Wirths kommen kostenlos in Pflegeeinrichtungen oder auch direkt nach Hause. „Ein toller Service“, schwärmte Waltraud Naumann nach wenigen Unterrichtsstunden. „Heute weiß ich: Es ist nie zu spät, sich mit digitaler Technik zu beschäftigen.“ Für den Lernspaß mit Erfolgsgarantie sorgt ein fünfköpfiges Team mit Expertise und Einfühlungsvermögen. Eine gute Koordination und Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sind dabei Voraussetzungen für eine erfolgreiche Quartiersarbeit. So besucht das Digital-Team Begegnungsstätten, Seniorentreffs oder Privatpersonen und schult die Kursteilnehmer:innen in der Nutzung von Geräten, Programmen und Apps. Stadtfeste, Jahresempfänge oder Marktplätze gehören dabei ebenso zum festen Repertoire wie eine digitale Sprechstunde am Wuppertaler Hauptbahnhof. Der Umgang mit digitalen Medien ist heute unverzichtbar – ob bei der Buchung von Arztterminen, der Einlösung von E-Rezepten, der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder beim bargeldlosen Bezahlen im Supermarkt. Er ermöglicht die Teilhabe an der digitalen Welt und öffnet den Weg aus der Isolation. Gerade viele ältere Menschen, die „analog“ aufgewachsen sind und bisher kaum Berührungspunkte mit digitalen Anwendungen hatten, fühlen sich unsicher im Umgang mit Smartphone, Tablet und Co. und ziehen sich zurück. Soziale Kontakte durch aktive Teilnahme „Die Resonanz unter den Teilnehmenden und auch seitens der Kommunen ist groß“, sagt Projektkoordinatorin Anke Kirchmann-Bestgen. „Die Kursteilnehmer sind ehrgeizig und haben – bei aller Konzentration – immer Spaß beim Üben.“ Für das Projekt gab es viel Anerkennung, auch vonseiten der Politik. Dank der Unterstützung des ASB-Landesverbandes NRW und Senioren-Förderprogrammen oder der Sozialstiftung NRW kann der ASB Bergisch Land sein Angebot weiter ausbauen und fortsetzen. Teilhabe ASB-Digitalmobil bringt Wissen kostenlos ins Quartier *Name von der Redaktion geändert
Bild: ASB/Melissa Gerken 39 Soziale Arbeit Die zweite gut besuchte ASB-Fachtagung Teilhabe wurde zum Thema „Sozialraumorientierung als Schlüssel zu Partizipation“ konzipiert. Nachdem Deutschland 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert hat, ist mit dem Bundesteilhabegesetz ein Paradigmenwechsel zu mehr Partizipation von Menschen mit Beeinträchtigung eingeleitet worden. Wir wollen die Partizipation der Menschen mit Beeinträchtigung in den ASB-Einrichtungen und -Diensten weiter stärken und haben uns daher mit dem Konzept der Sozialraumorientierung und Methoden auseinandergesetzt. In das Fachkonzept der sozialen Arbeit und verschiedene Methoden zu seiner Umsetzung wurde von Prof. Michael Komorek, Professor für Inklusion und inklusive Organisationsentwicklung, eingeführt. Seit den 1990er-Jahren wird dieses Programm für eine inhaltlich-methodische Ausrichtung professionellen Handelns mit Fokus auf Lebensweltorientierung und Gemeinwesenarbeit diskutiert. Es gewinnt immer mehr an Bedeutung, da sich damit an den normalen Lebenswelten orientiert werden soll, um echte Teilhabe zu ermöglichen. So wird die Sozialraumorientierung auch im Bundesteilhabegesetz als Ausrichtung im Sinne von Partizipation bei der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung genannt. Sonderwelten können zwar zunächst Schutz und Entlastung bieten, letztlich kann gesellschaftliche Teilhabe aber nur in der Gesellschaft an sich erfolgen. Für die Intervention im natürlichen Lebensumfeld kommen dafür vier Handlungsfelder in Betracht: Sozialstruktur, Organisation, Netzwerk und Individuum. Dazu konnten die gelungenen Beispiele für Sozialraumorientierung der Stadt Ulm auf Organisationsentwicklungsebene und von „Leben mit Behinderung“ aus Hamburg präsentiert werden. Als erfolgreiche Sozialraumorientierung ist auch das Beispiel des inklusiven Fußballteams der SV Hemelingen und des ASB Bremen vorgestellt worden. Nicht viele Inklusionsteams haben das Glück, an einen Traditionsverein andocken zu können. Spieler:innen mit geistigen Beeinträchtigungen und ohne Beeinträchtigung trainieren und spielen zusammen, auch Alter oder Herkunft spielen keine Rolle. Der gemeinsame Nenner ist der Fußball. Mit Fußball aktiv in der Gesellschaft Das inklusive Fußballteam der SV Hemelingen und des ASB Bremen ist etwas ganz Besonderes. Barbara Ziegler und Volker Jäkel von der ASB Soziale Hilfen gGmbH ist es gelungen, die Sportvereinigung Hemelingen von 1858 e. V. für das Thema Inklusion im Fußball zu gewinnen. Seitdem wuchs das Kooperationsprojekt mit viel Offenheit, Neugierde und Empathie zusammen. Für das Engagement in Sachen Inklusion wurde die SV Hemelingen auch schon mit der Sepp-Herberger-Urkunde ausgezeichnet. Damit werden die Verdienste um die Integration von Fußballspieler:innen mit Beeinträchtigung anerkannt: „Mit Fußball in die Mitte der Gesellschaft“. Mitten im echten Leben
40 ASB-Jahrbuch 2024 „Im Vordergrund steht immer, zusammen mit Kindern und Eltern einen Weg zu finden und Angebote zu schaffen, die in kritischen Situationen helfen.“ —–––– Anke Baumann Fachbereichsleitung ASB Kinder- und Jugendhilfe in Rostock Kinder- und Jugendhilfe Eine Oase im Norden Im August 2024 feierte die Kinder- und Jugendhilfe des ASB in Rostock Jubiläum. Seit 30 Jahren ist sie eine wichtige Einrichtung in der Region, ihre Angebote werden stetig erweitert und neue entwickelt. Hier kümmern sich Fachkräfte um rund 150 Kinder und Jugendliche in 16 Wohngruppen und Erziehungsstellen. Darüber hinaus unterstützen sie Familien im Alltag, vernetzen Kinder und Jugendliche in Jugendtreffs, begleiten bei Sorgen in der Schule und betreiben vier Kitas in Rostock und Güstrow.
Bilder: Holger Martens 41 Soziale Arbeit Der ASB-Kinderbauernhof „In Natura“ ist ein besonderer Ort mitten im Neubaugebiet von Lichtenhagen bei Rostock. Hier können Kinder, Jugendliche und Familien die Natur erleben und gleichzeitig wichtige soziale und emotionale Erfahrungen sammeln. Auf dem weitläufigen Gelände leben Ziegen, Meerschweinchen, Schafe, Shetlandpony Monti, Therapiepferd Espe und Stute Lilia. Diese Tiere sind nicht nur niedliche Bewohner des Bauernhofs, sie spielen auch eine zentrale Rolle bei der tiergestützten Pädagogik, die hier angeboten wird. Teamleiterin Anne Schäfer erklärt: „Sich mit Tieren zu beschäftigen, schult die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Kinder lernen, wie sie sich einem Pferd nähern, aber auch, was es ihnen sagen will.“ Die Interaktion mit den Tieren hilft Kindern und Jugendlichen, vor allem denen mit emotionalen oder psychischen Belastungen, einen Zugang zu ihren Gefühlen zu finden. In der sicheren und beruhigenden Umgebung des Bauernhofs machen sie positive Erfahrungen und lernen, Vertrauen aufzubauen. Der ASB betreibt bundesweit rund 470 Kitas und insgesamt rund 900 Einrichtungen in der Kinder- und Jugendhilfe, dies reicht von Angeboten für die Kleinsten in der Krippe bis zu den sogenannten CareLeaver:innen, die volljährig geworden die Jugendhilfe verlassen. Diese vielfältige Angebotspalette sollte weithin sichtbar sein. Aber wie? Ganz einfach, die Kinder- und Jugendhilfe dreht einen Film über die Bandbreite aller Angebote des ASB für Kinder, Jugendliche und Familien! Ganz so einfach wurde es dann doch nicht, aber im Sommer war es schließlich so weit und der ASB Falkensee verwandelte sich in ein Filmset. Ganz schön aufregend für die Kinder und Jugendlichen und auch für alle Erwachsenen im ASB Falkensee. Plötzlich war der Ort, der normalerweise Alltag ist, etwas ganz anderes! Extra aufgestelltes Licht verbreitete das Gefühl von Sonne direkt in allen Räumen, eine Kamerafrau und ihr Assistent bauten ihre verschiedenen, sehr beeindruckenden Ausrüstungen auf. Eine Producerin und eine Texterin bestimmten das Geschehen und räumten hier etwas um und dort etwas ein, und nicht die Kinder oder Erzieher:innen sagten, was gemacht werden sollte, sondern die „Filmfrauen“. Ein Baum wurde extra für den Film auf einer Rasenfläche eingepflanzt. Nach zwei Tagen war alles „im Kasten“. Und es entstand zudem ein ganz neuer Berufswunsch: Ich werde Kamerafrau! Der Film steht allen ASB-Gliederungen zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung, kann in die eigenen Websites eingebunden sowie für Instagram-Posts genutzt werden und vieles mehr. Überall auf dem Bauernhof gibt es magische Orte zu entdecken: Trollhütten, einen Drachenlandeplatz und sogar eine Trolltoilette. Im Naturgarten bauen die Kinder Gemüse und Kräuter an, die sie später ernten und im Hofcafé zu leckeren Speisen verarbeiten. In den Ferien gibt es spannende Aktivitäten wie Schnitzen und Glutbrennen. Dieser wunderbare Ort der ASB Kinder- und Jugendhilfe in Rostock wurde bewusst offen gestaltet, in den Stadtteil eingebunden und bietet gleichzeitig Schutzräume für Familien und ihre Kinder. „Die Vernetzung und Kooperation ist auch mit Herausforderungen verbunden, aber im Vordergrund steht immer, zusammen mit Kindern und Eltern einen Weg zu finden und Angebote zu schaffen, die in kritischen Situationen helfen, wieder Fuß zu fassen. Gemeinsam mit den Eltern hat sich über die Jahre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt, und jetzt gestalten wir das Leben im Stadtteil gemeinsam“, berichtet Fachbereichsleitung Anke Baumann. Wie ein Imagefilm für die Kinder- und Jugendhilfe entsteht
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