Jahrbuch 2024

43 Soziale Arbeit Der interaktive Vortrag bot wertvolle Impulse zu einem Thema, mit dem wir auch in der Kinder- und Jugendhilfe umgehen müssen, denn künstliche Intelligenz verändert bereits jetzt die Art und Weise, wie wir Kinder und Jugendliche unterstützen – und die Frage ist nicht, ob, sondern wie wir sie einsetzen. Dies zeigt sich schon bei Chatbots, Analysetools, Assistenzsystemen und Co. Es geht nun um die pädagogische Einordnung der Technik, also darum, „vor die Lage“ zu kommen, sprich: den Einsatz, die Chancen und Risiken zu reflektieren. Denn: Was bedeutet es in einer „Beziehungsprofession“ wie der Jugendhilfe, wenn Maschinen mitentscheiden? Wenn zum Beispiel Chatbots bei einer psychosozialen Onlineberatung Informationen, Tipps und erste Lösungsansätze präsentieren, ohne die Jugendlichen individuell und einfühlsam wahrnehmen zu können. Oder durch Analysetools gesammelte Informationen über Familien einen nicht intendierten und nicht vermuteten Bias enthalten, der die Entscheidung von Jugendamtsmitarbeiter:innen mitbestimmt. Diese Fragen waren auf der Fachtagung virulent. Auch in den vielfältigen Workshops, die ein breites fachliches Themenspektrum abbilden, das die jeweils aktuelle Theoriebildung und Praxis darstellt. Jugendliche nutzen ganz selbstverständlich digitale Medien. Heranwachsende unterscheiden nicht mehr zwischen digitaler und analoger Lebenswelt, online und offline sind längst verschmolzen. Bei allem Positiven, das die Internetnutzung bringt, sind sich Jugendliche über potenzielle Risiken nicht immer bewusst. Beispielsweise posten sie freizügige Selfies oder gehen riskante Onlinekontakte ein. Definitiv ein Eingangstor zur Ermöglichung digitaler sexualisierter Gewalt. Zentral ist es hier, dass sich Fachkräfte Wissen über geeignete Präventionsmöglichkeiten aneignen, denn häufig sind jene nicht im gleichen Maße in der digitalen Welt unterwegs. Diese Themen sind eingebettet in die grundsätzliche Aufgabe des systemischen Kinderschutzes, ein „Dauerthema“ in allen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, so auch im ASB. Fragen wie Beteiligungsmöglichkeiten für Familien in Schutzprozessen und Methoden zum systemischen Fallverstehen im Team sind hier immer aktuell. Es gilt, Kinderschutz im Einrichtungsalltag dauerhaft lebendig zu halten. Hierfür beständig sensibilisiert zu sein, davon enthebt uns auch in Zukunft nicht die künstliche Intelligenz. Bilder: ASB/Hannibal

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