ASB Magazin: Die Ausgabe zum Mauerfall

20 Stunden war die Rettungseinheit unter– wegs, um die Strecke bis zur ungarisch– rumänischen Grenze zu bewältigen. Ge– plant wa r, dann die mitgebrachten Medika– mente zu der westrumän ischen StadtTemes– va r zu liefern . Doch 48 Kilometer hinter der rumänischen Grenze in Arad war für den Transport der Hilfsgüter Sch lu ß. Berichte über Angriffe aus Hubschraubern auf Zivili– sten hielten die ASB-Helfer von der Weiter– fa hrt ab. Die rumänische Bevölkerung warn– te die Samariter vo r der Fortsetzung des Soforth ilfeeinsatzes, da immer wieder mit Angriffen der "Securitate« gerechnet wurde. Kurz vor Arad erhielt der Hilfsgüterzug des ASB dann offiziellen Schutz von rumäni– schen Streitkräften. Zwei Fahrzeuge beglei– teten die Lastkraftwagen der Samariter und lotsten sie zum allgemeinen Krankenhaus in Arad. Die Hilfsgüter wurden von der Armee bewacht und vorerst in einem Kühlhaus des Schlachthofes von Arad untergestellt, wo ein Medikamentenlager errichtet wurde. Fleisch gab es in dem Kü hlhaus kein es mehr. - " Die Versorgungslage mit Nahrungsmitteln ist ka– tastrophal«, registri erten die Helfer betrof– fen. " Die Leute haben nichts mehr zu beißen.« Trotzdem war die Stimmung der Bevölke– rung eher positiv. Man bejubelte den Sturz des Diktators. Vi ele Rumänen säumten die Straßen, die der ASB-Konvoi passierte, und winkten den Helfern zu. Die Verständigung mit den Rumänen klappte auch ohne Sprachkenntnisse gut. Allerdings beklagten die ASB-He lfer die schlechte Nachrichten– lage in Rumänien. Die Telefone funktionier– ten fast nicht. Zeitungen waren nicht zu be– kommen - auch die Pressearbeit der Korre– spondenten wu rde durch Angriffe auf sie fast unmöglich gemacht. Daher hatten die Helfer anfangs den Ein– dru ck, daß die Berichte aus Rumänien zu– nächst zu positiv waren - die tatsächliche Lage stellte sich ihnen wesentlich schlechter dar, als in der Bundesrepublik geschildert. In den späten Abendstu nden des zweiten Weihnachtsfeiertages kehrten die Helfer zu- Auslandshilfe rück. "Wir haben deshalb unsere Hilfsgüter erfolgreich abliefern können, weil der ASB sofort auf die ersten Meldungen aus Rumä– nien reagiert hat und schon am 23. Dezem– ber mit einer Hilfssendung gestartet ist« - so lautete die einhellige Meinung der Samariter. Anfang des Jahres wurden weitere Hilfsgüter gesammelt und mehrere Lieferungen von ASB-Ortsverbänden aus organisiert. In Ko– operation mit Partnern , z. B. Industrieunter– nehmen, belieferten die Ortsverbände Stor– marn (23,4 Tonnen), Darmstadt (1,5 Ton– nen), Karlsruhe (9 Tonnen), Nürnberg (10,5 Tonnen), Heilbron n und Tuttlingen (30 Ton– nen) rumänische Krankenhäuser, Wa isen– häuser und Gemeinden mit Lebensmitteln, Babynahrung, Kl eidung, Spielzeug und Me– dikamenten. Auch der Arbeiter-Samariter– Bu nd in Österreich half mit einem Soforthilfe– einsatz . Die Samariter aus Salzburg beliefer– ten das Rehabilitationskrankenhaus in Klau– senburg und brachten Lebensmittel und Be– kleidung nach Turda, ca. 40 km weiter im Landesinneren. Die Not der Bevölkerung dauert immer noch an. Weiterhin werden Medikamente, Ver– bandsmaterial, aber auch Nahrungsmittel dringend benötigt. Doch sollte nach den Erfahrungen der Samariter die Hilfe gezielt an bestimmte Adressaten (z. B. Kirchengemein– de, Krankenhäuser oder Zivilbevölkerung) gegeben werden, um Verteilungsprobleme zu vermeiden. R. S. / J. H. R./ RH Bürgerkrieg in Rumänien: Zahlreiche Menschen mußten ihr Leben lassen. Fotos: dpa 13

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