ASB Magazin
nower Samariter. „Ich schwamm zum Auto und kletterte aufs Dach. Dann habe ich versucht die Fah- rertür zu öffnen – keine Chance, der Wasserdruck war einfach zu hoch.“ Der Fahrer ist jetzt bereits seit vier Minuten unter Wasser. Jede Sekunde zählt Während Christoph John zum Auto schwimmt, holt sein Kollege Ulf Eichmann die benötigten Ret- tungsmittel aus dem Auto. Dann kommt ein Polizist John zu Hilfe – ebenfalls ein ehrenamtlicher Rettungstaucher. Beide versuchen nun die Scheibe einzuschlagen. Auch das vergeblich. Schließlich gelingt es ihnen mit vereinten Kräften, die Fahrertür so weit zu öffnen, dass sie den Fahrer be- freien können. Inzwischen sind weitere ehrenamtliche Einsatz- kräfte der ASB-Taucherstaffel und des Rettungsdienstes eingetroffen, unter ihnen die beiden Samariter Andreas Kühne und Reiner John, Christophs Vater. Er wirft den bei- den Rettern im Wasser den „Com- biCarrier“ zu – ein Rettungsbrett mit Auftrieb. „Darauf haben wir den Mann dann zum Ufer trans- portiert“, erinnert sich Christoph John. „Er atmete nicht.“ Etwa zehn Minuten sind inzwischen vergangen, die Überlebenschan- cen schwindend gering. Über die Kaimauer bekommen sie ihn nicht aus dem Wasser. „Wir wollten ihn mit einem Fixierungsgurt hochzie- hen. Das schafften wir nicht. Das Wasser war sehr kalt und unsere Körpertemperatur mittlerweile runter. Wir spürten unsere Finger nicht mehr.“ John und sein Kolle- ge müssen an der Mauer entlang bis zum flacheren Ufer schwim- men. Jede Sekunde zählt. Dort erwarten sie bereits weitere Rettungskräfte. Der Fahrer des Au- tos hat an diesem Tag viele Schutz- engel um sich herum. Samariter Andreas Kühne, ursprünglich als Taucher zum Einsatz gerufen, ist hauptberuflich ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Havelland. Sofort beginnt er mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Sechs Helfer reanimieren den leb- losen Mann im Wechsel. Nach 13 Minuten dann das kleine Wunder: Der Herzschlag setzt ein. Der Ver- unglückte wird nun ins Kranken- haus gebracht. Aufgeben kommt nicht infrage Die 15-jährige Doreena Dan- nat kennt diese Situation nur zu genau. Ihrer Ausbildung zur ASB-Schulsanitäterin an der Frei- en Christlichen Schule Wiesbaden verdankt es ihr Nachbar Lukas (18), dass er heute noch lebt. Es ist ein heißer Sommertag im Juli. Lukas ist gemeinsam mit sei- nen Geschwistern unterwegs, als er plötzlich zusammenbricht. „Wir sind nach Hause zurückgerannt und ins Haus gestürmt, haben nur gerufen: ‚Luki ist umgekippt, kommt schnell, bitte!‘“, schildern Lukas’ Geschwister die drama- tische Situation. Doreena zögert nicht. Gemeinsam mit ihrem Vater Christian (42) eilt sie zum bewusstlosen Lukas. Sein Zustand ist kritisch, er ist bleich im Gesicht und atmet nicht. „Ich wusste nicht, was ich tun soll“, gesteht der Vater. Seine Tochter dagegen handelt sofort und beginnt mit einer Herz-Lun- gen-Wiederbelebung. Bisher hatte sie dies nur an der Übungspuppe geprobt. Jetzt war es ernst, ihr ganzes Wissen gefragt. Nebenbei weist sie ihren Vater in allen wich- tigen Maßnahmen ein: „Nase zu- drücken, überstrecken und durch den Mund zweimal beatmen!“ Über acht Minuten lang reanimie- ren beide den Nachbarsjungen. So lange dauert es, bis der Rettungs- dienst da ist. „Ich wollte schon aufgeben“, be- richtet Doreenas Vater. Doch der Teenager hält durch. „Wir müssen so lange weitermachen, bis die Sanitäter übernehmen“, erklärt Doreena. Christian steht neben 18 4 / 2019 ASB Magazin
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