ASB Magazin
Ihre Gemeinde wird in der Regenzeit regelmäßig überschwemmt. Doch heute fühlt sie sich besser auf solch eine Situation vorbereitet. Auch dank der Hilfe des ASB. Gemeinsam mit lo- kalen Partnern wurde viel getan, um das Bewusstsein der Bevölkerung für die Katastrophenvorsorge zu stärken. Es wurden Hochwasser-Frühwarnsys- teme geschaffen, Deiche und Dämme sowie Mauern und Schutzwände gebaut. Mehr extreme Wetterereignisse Zentralamerika gehört zu den am stärksten Naturrisiken ausgesetzten Regionen der Welt. Regelmäßig ist das Gebiet von Hurrikans und dadurch von Sturmfluten und Überschwem- mungen betroffen. Gleichzeitig sind die Staaten in Lateinamerika von Ge- walt, Armut und Unsicherheit geprägt. Der ASB engagiert sich in den Ge- bieten an den Flüssen Goascorán, Na- caome und Lempa in El Salvador und Honduras. Diese Länder werden jähr- lich durch Starkregen in der Regenzeit überschwemmt. Extreme Wetterereig- nisse treten durch den Klimawandel immer häufiger auf, wodurch die Intensität und Häufigkeit der Über- schwemmungen zunehmen. Ziel des ASB ist es, die Überschwemmungsri- siken in diesen Regionen zu mindern. Dazu arbeitet das ASB-Länderbüro in Zentralamerika intensiv mit lokalen Partnern zusammen. Neben der Instal- lation von Hochwasser-Frühwarnsys- temen wurden auch Katastrophenvor- sorgekomitees gegründet. E s regnet seit Tagen ununter- brochen in der Gemeinde Guadalupe La Zorra in El Sal- vador. Das Wasser in der Bucht von Jiquilisco steht gefährlich hoch. Jede Stunde geht Ana Concepción Ramírez, Leiterin des örtlichen Bevölkerungs- schutzes, hinunter zur Bucht, um den Wasserstand an einer Messleiste abzulesen. Noch ist die Ein-Meter-Marke nicht er- reicht. Doch sollte das Wasser weiter steigen, wird sie die ers- ten Häuser evakuieren lassen. Auch Dorfbewohnerin Judith Estela Chantall de Aguilar (40) schaut mit Sorge auf den steigenden Pegel der Bucht. Nur zu präsent sind in solchen Situationen ihre Erinnerungen an Hurrikan Mitch, der vor 20 Jahren die Gemeinde komplett überflutete. Damals lebte sie gemeinsam mit ihrer Großmutter in ihrem Haus. Als der Sturm und die Fluten kamen, waren sie innerhalb weniger Stunden vom Wasser umgeben, eine Flucht war un- möglich. Durch einen Unfall kann sie seit ihrer Kindheit nicht richtig laufen. Ihre Großmutter hatte eine offene Wunde am Bein, die nicht mit Salz- wasser in Kontakt kommen durfte. In der Ferne hörten sie die Hubschrauber. Es wurden aber nur diejenigen evaku- iert, die es bis zum örtlichen Fußball- feld geschafft hatten. „Das Wasser kam immer näher und wir waren im Haus gefangen. Wir wussten nicht, was wir tun sollten, hatten furchtbare Angst und waren wie erstarrt“, erzählt Judith Estela. Nur dem Zufall ist es zu verdanken, dass sie gerettet wurden. „Leute in einem Fischerboot haben mich und meine Großmutter mitgenommen. Der Wind tobte, immer wieder gerieten wir in Strudel, wurden fast aus dem Boot ge- schleudert“, schildert Judith Estela die dramatischen Stunden. Mit Macheten habe man sich den Weg durch die Mangrovenwälder bis zur Hauptstadt La Herradura freigekämpft. Doch auch dort standen die Straßen schon unter Wasser. „Wir waren erschrocken, dass nicht nur wir in unserem kleinen Dorf von diesem Unglück betroffen waren“, erinnert sich Judith Estela. Die Angst sitzt tief Noch heute sitzt das Trauma dieser Zeit tief. Nach dem Hurrikan war nur noch die Kirchenspitze des Dorfes zu sehen. „Wir haben alles verloren. Die Flut hat alles mitgerissen. Nichts ist geblieben“, erzählt Judith Estela weiter. Hühner, Schweine, Kühe – das gesamte Vieh sei verendet, der Mais weggespült und damit jegliche Lebensgrundlage zerstört worden. „Das Wasser kam immer näher und wir waren im Haus gefangen.“ Auf Überschwemmungen gut vorbereitet Der ASB errichtet Hochwasser-Frühwarnsysteme, baut Deiche und Dämme sowie Mauern und Schutzwände in El Salvador und Honduras 5 4 / 2019 ASB Magazin
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