ASB Magazin März 2020

15 1 / 2020 ASB Magazin Herr Steiner, wann genau kam Ihnen die Idee zum Wünschewagen? Es begann, genau genommen, mit einer Urlaubsreise. Ende 2011 war ich mit meiner Frau in Israel. Da ich über 25 Jahre Rettungsdienst gefahren bin, habe ich dort besonders auf Rettungsfahrzeuge geachtet. Und plötzlich war da ein Auto, das anders aussah als alle anderen. Ich konnte aber nicht lesen, was es für ein Auto war, weil es alles auf Hebräisch draufstand. Nach meinem Urlaub habe ich dann im Internet recherchiert und bin so auf die Wish Ambulance in Tel Aviv aufmerksam geworden. Ich habe die Kollegen angeschrieben und sie haben mir Informations- material zugeschickt. Außerdem haben sie mir mitgeteilt, dass das Projekt gar nicht aus Israel, sondern aus den Niederlanden kommt, von der Stiftung Ambu- lanz-Wünsche in Rotterdam. Mit welchen Herausfor- derungen sahen Sie sich bei der Umsetzung konfrontiert? Haben Sie viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, oder sind Sie gleich auf offene Ohren gestoßen? Auf einer Klausurtagung beim ASB Ruhr wurden neue Ehrenamtsprojekte gesucht. Hier habe ich die Wunscham- bulanz-Geschichte vorgestellt. Alle waren von diesem Projekt angetan. Schließlich wurde eine Projektgruppe gegründet. Wir haben dann zu Niederlän- dern Kontakt aufgenommen, sind nach Rotterdam gefahren und haben uns vor Ort alles zeigen lassen. Im Anschluss ha- ben wir unser eigenes Konzept erarbeitet. Der ASB Ruhr hat schließlich 100.000 Euro für die Anschaffung des Autos zur Verfügung gestellt und für die ersten zwei Jahre die Finanzie- rung übernommen. Nach zwei Jahren sollte sich das Projekt dann durch Spendeneinnah- men refinanzieren. Das Auto wurde 2013 bestellt. Das Fahr- zeug sollte anders als andere Krankenwagen und ringsum verglast sein. Das war proble- matisch, denn viele Kranken- wagen-Bauer haben gesagt, das haben wir noch nie gemacht oder das machen wir nicht. Gemeinsam mit der Ambulance Mobile bei Schöneberg an der Elbe haben wir schließlich den Wünschewagen entwickelt und quasi den Panorama-Kranken- wagen erfunden. War es schwierig, Ehren- amtliche für dasWünsche- wagen-Projekt zu finden? Wir haben zunächst in Essen ehrenamtliche Mitarbeiter für das Projekt gesucht. Das Rettungsdienstgesetz legt fest, dass zumindest ein Rettungs- sanitäter mitfahren muss. Den Rettungshelfer, der ebenfalls vorgesehen ist, haben wir durch eine Pflegefachkraft er- setzt. Sie ist besser qualifiziert als der Rettungshelfer. Es war nicht schwer, Ehrenamtliche zu finden, aber am Anfang muss- ten wir viel Aufklärungsarbeit leisten. Vor allem musste den Mitfahrenden deutlich vermit- telt werden, dass es sich hier um Menschen am Lebensende handelt, die zum Teil nicht wiederbelebt werden wollen. Dazu mussten viele rechtliche Aspekte abgeklärt werden. In den ersten ein bis zwei Jahren wurden hierzu viele Diskussio- nen geführt. Ralph Steiner, stellvertretender Vorsitzender des ASB Ruhr, und Annika Schulze Aquack, Geschäftsführerin des ASB Ruhr, begleiten das Projekt seit der ersten Stunde.

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