ASB Magazin März 2020

17 1 / 2020 ASB Magazin nächsten Tag stand das Telefon nicht mehr still. Es haben so viele Firmen angerufen, die uns unter- stützen wollten. So etwas habe ich vorher in meinen 35 Jahren ASB noch nicht erlebt. Da haben wir gemerkt, wie das Projekt ein- schlägt. Da es damals nur einen Wünschewagen gab, haben wir uns zunächst auf die lokale Presse beschränkt. Gleichzeitig habe ich das Projekt dem Bundesverband vorgestellt. Gemeinsam wurde dann im Mai 2015 auf einem Pressetreff in Berlin das Wün- schewagen-Projekt vorgestellt und der Grundstein für mehr Standorte und mehr Autos gelegt. Warum haben Sie die Bezeichnung „Fahrgast“ gewählt und sprechen nicht von Patienten? Wir wollten von diesem Kranken- hauscharakter weg. Das zeigt sich nicht nur bei der Kleidung der Ehrenamtlichen, sondern auch bei der Ausstattung des Autos. Die Leute kommen ja aus dem Hospiz oder Krankenhaus. Sie wollen was anderes sehen, sie sollen abgelenkt werden. Das spiegelt sich dann auch auf den Fahrten wider. Der Patient wird als Gast behandelt, um die Krankheit und alles, was damit einhergeht, für ein paar Stunden einfach mal zu vergessen. Sind Sie selbst ehrenamt- licher Wunscherfüller? Wie viele Fahrten haben Sie bereits begleitet? Ich bin als Wunscherfüller ab und zu mal eingesprungen und habe zirka zehn Fahrten selbst begleitet. Das waren lange und kurze Fahr- ten, und jede war für sich etwas Besonderes. Was ist das Besondere am Wünschewagen-Projekt? Es geht hier nur um den Fahrgast. Seine Wünsche stehen immer im Vordergrund. Das wissen auch un- sere Ehrenamtlichen. So reagieren sie auf Fahrten auch mal spontan, wenn der Fahrgast zwischendurch einen Wunsch äußert. Oftmals können die Fahrgäste im Vorfeld ihren Wunsch nicht so hundert- prozentig äußern, vieles entsteht erst bei der Fahrt, und darauf reagieren die Teams sehr flexi- bel. Wir würden uns wünschen, dass die Menschen sich nach der Diagnose schon viel früher an uns wenden. Momentan findet nur jede dritte Fahrt statt. Die meis- ten Wünsche kommen zu spät: Der Fahrgast kann dann oft nicht mehr transportiert werden oder ist schon vorher verstorben. Wo sehen Sie das Projekt in fünf Jahren? Als wir mit dem ersten Auto vor fünf Jahren gestartet sind, war mein Ziel, dass in NRW einmal fünf Autos unterwegs sind. Mittlerweile sind es vier. Wir dürfen aber nicht zu groß werden, denn das Projekt muss sich ja auch weiter über Spendengelder finanzieren lassen. Die Autos müssen betrieben, die Ehrenamtlichen betreut, ausgestat- tet und geschult werden. Daher ist es richtig, die Stückzahl zu begren- zen. Dennoch müsste das Fundrai- sing so stabilisiert werden, dass weiterhin so viele Wünsche wie möglich erfüllt werden können. 2019 hat der ASB Ruhr 110 Wün- sche erfüllt. Für 2020 wollen wir mit allen Wünschewagen in Nordrhein-Westfalen 210 schaffen und in fünf Jahren vielleicht 500. Wir möchten den Wünschewagen noch weiter etablieren. Jeder Mensch soll ihn kennen. Und für den ersten Wünschewagen habe ich auch schon eine Idee. Das Auto wird dieses Jahr sechs Jahre alt und hat bald 200.000 Kilometer runter. Ich möchte ihn ungern verkaufen. Daher wäre eine Überlegung, das erste Auto nach sieben Jahren auszusortieren. Es wäre besonders schön, wenn der erste Wünsche- wagen in einem Museum stehen würde.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjcwMjAw