ASB-Magazin Ausgabe Dezember 2020
Betroffenen wie Hawa ist jedoch nichts geblieben. Sie wurden not- dürftig in der Schule der Gemein- de untergebracht. Eigentlich sollte am 1. Oktober die Schule wieder beginnen. Doch solange die vom Hochwasser Betroffenen weiter in den Klassenzimmern leben, bleibt sie für den Unterricht geschlossen. „Mein Sohn Ali ist in der sechsten Klasse“, erzählt Hawa. „Ich glaube nicht, dass er dieses Jahr zur Schu- le gehen kann.“ Besonders dramatisch in diesem Jahr: In der Region ist eine noch nie dagewesene Malaria-Epidemie ausgebrochen. 30 Prozent der vom Hochwasser Betroffenen haben sich mit dem Malaria-Virus infiziert. Es fehlt jedoch an Medikamenten und Ärzten, um die Menschen in der Region umfassend gegen das Tropenfieber zu behandeln. Harouna weiß: „Wir müssen schon vor einer Katastrophe aktiv werden und die Umgebung den Naturgegebenheiten anpassen.“ Dazu gehört nicht nur das Errich- ten von Dämmen, sondern auch die Entsandung des Flusses und der Bau stabiler Häuser. Die Hälfte der Bevölkerung sei wiederholt von Hochwasser betroffen, ergänzt Harouna. Auch für Hawa ist die diesjäh- rige Katastrophe nicht neu. Die junge Mutter zweier Kinder erlebt bereits zum zweiten Mal eine solche Tragödie. „Wir lebten in einem Mietshaus mit fünf ande- ren Familien. Doch jetzt hat das Wasser unser Zuhause komplett zerstört. Wir wissen nicht, wo wir hingehen sollen.“ Aus der 30-jäh- rigen Witwe spricht pure Verzweif- lung. Derzeit siedelt die Regierung Hauseigentümer kurzerhand um, damit sie wenigstens zukünftig vor Hochwasser geschützt sind. Sie haben ein Stück Land außer- halb des Risikogebietes erhalten. die betroffenen Gebiete evakuie- ren. Ein Großteil der Bevölkerung wurde in Schulen untergebracht, die während der Sommerferien nicht genutzt wurden. Vor Katastrophen aktiv werden Immer wieder kommt es in ver- schiedenen Teilen des Landes zu solchen Hochwasser-Katastro- phen. „Jedes Jahr werden zahlrei- che Häuser zerstört und die Ernten der Felder weggespült“, berichtet Harouna vom Arbeiter-Samariter- Bund Niger. Statt in fehlende Eva- kuierungskanäle für das Wasser zu investieren oder den Bau bezie- hungsweise die Instandhaltung von Dämmen voranzutreiben, gibt die Regierung Tausende von Euro aus, um die Betroffenen nach der Katastrophe zu unterstützen. Verständnislos schüttelt Harouna den Kopf. Derzeit ist die ASB-Part- nerorganisation damit beschäftigt, Matten und Seife sowie Reis, Nu- deln und Öl an über 250 Haushal- te aus dem Überschwemmungsge- biet zu verteilen. NADINE KOBERSTEIN Derzeit verteilt der ASB Matten und Seife sowie Reis, Nudeln und Öl an über 250 Haushalte aus dem Überschwemmungsgebiet. 11 4 / 2020 ASB Magazin
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