ASB-Magazin Ausgabe Dezember 2020
erkrankten Menschen. Sie füh- len sich oft missverstanden, ihre Kommunikation ist eingeschränkt. Dadurch entstehen – vor allem zwischen den Bewohnern – oft Konflikte, vor allem mit anderen Bewohnern, die das Pflegepersonal mit viel diplomatischem Geschick tagtäglich entschärfen muss. Problematisch seien derzeit auch die verschärften Corona-Hygiene- verordnungen. „Unsere Bewohner kommunizieren viel über Mimik und Gestik“, betont Daniela Seid- litz. Sie suchen häufig körperliche Nähe. Abstand halten und Mund- Nasen-Bedeckungen erschweren daher die Interaktion mit ihnen. Die Einhaltung der Verordnungen sei aber wichtig, um die Bewoh- ner in der Pflegeeinrichtung zu schützen. Das wissen auch die Angehörigen. So haben viele wäh- rend des Lockdowns im Frühjahr die Mitarbeiter unterstützt. Sie haben Kuchen gebacken, Masken genäht, Visiere gebastelt und Mut gemacht. Am Ende sind Bewoh- ner, Angehörige und Pflegende – zumindest gedanklich – noch viel enger zusammengerückt. nicht förderlich. So wurden kur- zerhand die Wände mit bunten Zille-Bildern und kräftigen Farben verziert. Regelmäßig finden in der Einrich- tung Töpfer- und Zeichenkurse statt, um die Motorik zu schulen. Auch wenn die Konzentration bei den meisten Teilnehmern bereits nach zehn Minuten vorbei ist. Ebenso kommen Gottesdienste und Klangschalen-Therapie bei den Bewohnern gut an. Die Musik hat einen beruhigenden Einfluss. Oftmals singen und summen die Bewohner die Lieder mit. Missverständnisse führen zu Konflikten Circa 50 Angestellte sind derzeit in der Pflegeeinrichtung tätig. Dazu gehören fünf Auszubildende, die im Anschluss sogar übernom- men werden. Sie betreuen 51 an Demenz erkrankte Menschen, die in der Einrichtung leben. Es er- fordert ein ausgeklügeltes Schicht- system, die Bewohner Tag und Nacht optimal betreuen zu kön- nen. Besonders herausfordernd an der Arbeit in Pflegeeinrichtungen ist das Verhalten von an Demenz fortgeschrittenen Stadium ihrer Krankheit benötigen Menschen mit Demenz jedoch eine Rund- um-die-Uhr-Betreuung. Es ist eine sehr intensive Pflege, bei der auf die individuellen Bedürfnisse eines jeden einzelnen Bewohners eingegangen werden muss. „Das lässt uns von der Leitung, aber auch unsere Mitarbeitenden die Möglichkeit, kreativ zu sein, Dinge auszuprobieren und ungewöhn- liche Schritte zu wagen“, berichtet Daniela Seidlitz. Tiere helfen bei der Kommunikation So wird mit den Bewohnern regel- mäßig gebacken. Jetzt im Herbst stehen Kartoffeln und Kürbis auf dem Speiseplan. Regelmäßig kom- men drei Ponys oder Therapiehun- de zu Besuch. „Tiere sind einige der wenigen Möglichkeiten, um mit unseren Bewohnern ins Ge- spräch zu kommen“, berichtet die Pflegedienstleiterin aus ihrer Er- fahrung. Sie sind gutmütig, lassen die Berührungen der Bewohner ohne Murren und Knurren über sich ergehen, sind in ihrem Wesen einfach ehrlich. Es sei wichtig, die Bewohner ernst zu nehmen. „Sie spüren es, wenn man ihnen nicht die Wahrheit sagt“, weiß Daniela Seidlitz. Ein Ort der Freiheit ist der haus- eigene Garten, der im Sommer liebevoll umgestaltet wurde. Hier können die Bewohner ihren Be- wegungsdrang ausleben, sich an einer Wildblumenwiese erfreuen oder das Treiben rund um Insek- tenhotels beobachten. Besonde- rer Hingucker: ein pinkfarbenes Cello. „Wir haben festgestellt, dass unsere Bewohner starke Kontras- te wahrnehmen“, erklärt Daniela Seidlitz. Ursprünglich wurde das Haus mit sanften Farben gestaltet. Das ist aber für die Orientierung NADINE KOBERSTEIN 13 4 / 2020 ASB Magazin
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