Juni-Ausgabe des ASB Magazins

In der DDR wurden hochbetagte und pflegebedürftige Menschen in damals sogenannten „Feierabend- heimen“ untergebracht. 1.300 gab es davon im Jahr 1990 und viele hatten einen mangelhaften bau- lichen Standard. Sie entsprachen nicht der Heimmindestbauver- ordnung und mussten dringend saniert und meistens erneuert werden. Die neuen ASB-Verbände übernahmen sofort 23 Feierabend- heime und bauten 43 neue, moder- ne stationäre Pflegeeinrichtungen. Jetzt betreibt der ASB in den neuen Bundesländern 75 Pflegeheime mit 7.025 Betten. Neue Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe Kinderkrippen, Kinderhorte und Kindergärten waren selbstverständ- licher Teil des Lebens der Familien in der DDR. Die staatlich organi- sierte Kinderbetreuung ermöglichte den Frauen die Berufstätigkeit. In der DDR gab es das dichteste Netz von Kinderkrippen in Europa: 80 Prozent aller Kinder bis drei Jahre hatten einen Krippenplatz. Nach der Wiedervereinigung am 3. Okto- ber 1990 übernahmen die Kom- munen diese Einrichtungen. Sie benötigten zum Betrieb natürlich auch den ASB, der diese Herausfor- derung annahm. Er baute darüber hinaus neue Einrichtungen, die es bis dahin nicht gegeben hatte, zum Beispiel Sozialpädiatrische Zentren oder Jugend- und Kinderhotels, und richtete Sorgentelefone für Jugendliche ein. Heute betreibt der ASB über 400 Spezialeinrichtungen für Kinder und Jugendliche. Für alle diese Aufgaben wurde von Anfang an viel Fachpersonal benötigt. Hilfreich waren in den Aufbaujahren die Arbeitsbeschaf- fungsmaßnahmen der Bundes- regierung. Heute sind über 20.000 hoch engagierte Fachkräfte, in der Mehrzahl Frauen, beim ASB in den neuen Bundesländern beschäftigt. Ein Impuls für den gesamten Verband Die Wiedergründung des ASB in den fünf neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung war das größte und bedeutendste Er- eignis in der langen Geschichte WILHELM MÜLLER ASB-BUNDESGESCHÄFTSFÜHRER VON 1974 BIS 2010 des ASB. Der Verband startete sein Engagement mit atemberaubender Geschwindigkeit. Mit Bewunde- rung schauten die westdeutschen Samariter auf die vom Osten ausgehende Entwicklung des ASB zu einem modernen Wohlfahrts- verband. Die Vielzahl der neu entstandenen stationären Einrich- tungen, Sozialstationen, Gesund- heitszentren, Behindertenheime, Kurzzeitpflegestätten und Kinder- und Jugendeinrichtungen, in- spirierte den Gesamt-ASB, neben dem traditionellen Erste-Hilfe-Bereich jetzt auf allen Gebieten der Wohlfahrtsaufgaben zu wir- ken. Es gibt heute keinen Bereich, der vom ASB nicht wahrgenom- men wird. Und die Entwicklung geht weiter. Jedes Jahr werden neue Einrichtungen in Betrieb genommen und neue innovative Dienste aufgebaut. Der gesamte ASB ist dankbar und stolz auf die Leistungen der Samari- terinnen und Samariter in den fünf neuen Bundesländern. Wir sind eine große Gemeinschaft von vielen engagierten Menschen aus Ost und West, an der Basis spricht man von einer großen Samariter-Familie. 8. Samariterinnen und Samariter stellen sich in Pots- dam der Öffentlichkeit vor, in der Mitte Samariterin mit historischer Bekleidung. 9. Monika Prinz war von 1992 bis 1998 Mitarbeiterin der ASB-Sozialstation in Erfurt. 8 9 17 2 / 2020 ASB Magazin

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