ASB-Magazin Ausgabe März 2021
Resonanz war beachtlich. Unter der Moderation von Knut Flecken- stein diskutierten ASB-Experten mit den Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (CSU), Dirk Hei- denblut (SPD) sowie Dr. Janosch Dahmen (Bündnis 90/Die Grünen) über die aktuellen Änderungen des Notfallsanitätergesetzes. Interessante Einblicke in die Praxis gab Notfallsanitäterin Natascha Finkenauer vom ASB Mainz-Bin- gen. Anschaulich schilderte sie, in welche Zwickmühle sie sich bei der Ausübung ihres Berufs tagtäg- lich begibt. So konnte die Rette- rin nach dem Sturz einer älteren Dame ohne die Zustimmung des Notarztes bisher keine Schmerz- mittel verabreichen. Stattdessen musste der Notarzt nachalarmiert werden, damit dieser die Maßnah- me an die Rettungskraft delegiert. „Für mich selbst war das eine psychische Belastung, weil ich nicht sofort helfen konnte, obwohl ich der Patientin gerne helfen möchte“, so die junge Frau. In ihrer Notfallsanitäter-Ausbildung hatte sie gelernt, ohne den Not- arzt eigenständig zu agieren. In der Praxis durfte sie das Gelernte jedoch bisher nicht anwenden. wickelte der Bundesverband die Kampagne „Schluss mit dem Miss- trauen: #rechtssicherheitfürretter“, um mit Video-Statements, Fotos und Vorlagen für Anschreiben an die Bundestagsabgeordneten Zei- chen zu setzen. Eine Aktion, die schließlich von Erfolg gekrönt war. „Wir forderten nichts Undenkbares, sondern die rechtliche Nor mierung eines tagtägli chen Vorgangs, näm lich der Lebensrettung im Einsatz.“ - KNUT FLECKENSTEIN, ASB-BUNDESVORSITZENDER - Mitreden und Zeichen setzen Ende letzten Jahres hatte der ASB-Bundesverband Fachleute und Vertreter der Politik zu einem digitalen Brunch eingeladen. Die Fleckenstein daraufhin. Leider werde dies durch den Gesetzes- entwurf zum NotSanG, der Ende letzten Jahres in den Bundestag eingebracht wurde, nicht erreicht. „Es ist eher so, dass durch den Entwurf weitere rechtliche Un- sicherheiten im Einsatz geschaffen werden“, bemängelte Flecken- stein. Hintergrund: Das Bundesmi- nisterium für Gesundheit (BMG) hatte im November 2020 einen Gesetzesentwurf in den Bundestag eingebracht, das MTA-Reform- Gesetz. Es beinhaltete eine Ver- komplizierung von Normierungen sowie die Einführung bundesweit einheitlicher „standardmäßiger Vorgaben“. Schluss mit dem Misstrauen „Notfallsanitäterinnen und Notfall- sanitäter verfügen aufgrund ihrer fundierten Ausbildung sehr wohl über die nötigen Kompetenzen, um ohne Abklärung mit einem Arzt selbst Schmerzen und Atem- not lindern oder schwerwiegen- de Folgeschäden verhindern zu können“, betonte der ASB-Bun- desvorsitzende. Der Gesetzgeber müsse das endlich anerkennen und den Einsatzkräften diese Be- fugnisse erteilen, damit sie ohne Verzug Leben retten können. Fleckenstein forderte im Dezember öffentlich: „Schluss mit dem Miss- trauen. Ich wünsche mir vom Ge- setzgeber mehr Mut und Verständ- nis, den Notfallsanitätern endlich die Kompetenzen zuzugestehen, die sie verdienen.“ Die ASB-Kampagne #rechtssicherheitfürretter Der ASB setzte sich hartnäckig dafür ein, dass Notfallsanitäter die heilkundlichen Maßnahmen, die sie gelernt haben und beherr- schen, bis zum Beginn einer ärzt- lichen Behandlung rechtssicher anwenden können. Deshalb ent- Samariterinnen und Samariter des ASB Ludwigsburg machten sich für mehr Rechtssicherheit stark. 15 1 / 2021 ASB Magazin
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