ASB-Magazin Ausgabe März 2021

Problematisch waren lebens- bedrohliche Situationen wie ein Herzinfarkt, bei dem eine schnelle medikamentöse Behandlung un- erlässlich ist: Entweder die Notfall- sanitäter handelten eigenständig und beriefen sich damit auf den rechtfertigenden Notstand (§ 34 StGB), oder sie warteten auf das Eintreffen des Notarztes, begaben sich aber damit in die Zone der unterlassenen Hilfeleistung. Beide Vorgehensweisen waren bisher grundsätzlich strafbar. Mehr Kompetenzen für Ersthelfer Daniel Groß, stellvertretender Landesgeschäftsführer und Leiter Rettungsdienst des ASB Baden- Württemberg, ergänzte, vor allem bei einer Unterzuckerung sei es als Notfallsanitäter einfach, zu helfen: „Die Frage ist immer: Wartet man, oder handelt man, bis der Notarzt eintrifft? Verurteilt wurde bisher zwar niemand, aber es kann nicht sein, dass Notfall- sanitäter sich jeden Tag in eine Grauzone begeben und einen zu rechtfertigenden Notstandspara- grafen für ihre Arbeit nutzen müssen.“ „Wir brauchen die Sicherheit nicht für den Gesetzgeber, sondern für die Notfallsanitäter.“ - DIRK HEIDENBLUT, BUNDESTAGSABGEORDNETER UND GESCHÄFTSFÜHRER DES ASB RUHR - Der Notarzt und Grünen-Politiker Dr. Janosch Dahmen berichtete, dass er durchaus Szenarien kenne, in denen auf den Notarzt ver- zichtet und der Patient von den Notfallsanitätern invasiv behandelt werden könne: „Es gibt Situatio- nen, die von dem neuen Berufsbild des Notfallsanitäters kompetent und adäquat bearbeitet werden können und der Patient dann im Krankenhaus der weiteren Versor- gung übergeben werden kann.“ ASB-Bundesarzt Dr. Georg Scholz gab zu bedenken: „Wir haben vielerorts – zum Beispiel auf dem Land – die Situation, dass der Not- arzt sehr lange bis zum Eintreffen braucht. Für genau diese Fälle muss ein rechtssicherer Raum für Notfall- sanitäter gewährleistet sein.“ Eingefahrene Linien durchbrechen Alle Beteiligten waren sich ei- nig, dass der aktuelle Gesetzes- vorschlag zwingend abgeändert werden muss. „Wir brauchen die Sicherheit nicht für den Gesetz- geber, sondern für die Notfallsa- nitäter“, betonte Dirk Heidenblut (SPD). Die CSU-Abgeordnete Emmi Zeulner sah es bei den Ver- handlungen als große Herausfor- derung, die eingefahrenen Linien innerhalb der verschiedenen Inter- Notfallsanitäterin Natascha Finkenauer ist froh, heilkundliche Maßnahmen zukünftig rechts- sicher anwenden zu dürfen. Simon Wege vom ASB Bremen möchte im Notfall qualifiziert und schnell helfen können. 16 1 / 2021 ASB Magazin

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