ASB-Magazin Ausgabe Juni 2021

Menschen mit ihren unterschiedli- chen Bedürfnissen im Mittelpunkt. Für uns sind sie alle Überlebens- künstler*innen. Wir unterstützen sie dabei, ihre seelische Balance zu finden, damit sie ihren Alltag wieder meistern können.“ Dass das funktioniert, bestätigen Lebenswege mit guter Wende, wie der von Bernd Borchert*. Als der 35-Jährige vor zwei Jahren zum Vorstellungsgespräch kam, war er erschöpft und meinte resig- niert: „Ich kann gar nicht mehr arbeiten.“ Die Gartenarbeit an der frischen Luft und der freundliche Umgangston haben ihn vom Ge- genteil überzeugt: „Hier kann man bei der Arbeit Spaß haben mit den Kolleg*innen, das ist gut!“ Heute ist der ehemalige Krankenpfle- ger wieder voller Tatendrang und hat im Gemüsegarten eine kleine Pilzzucht aufgebaut. „Er wird von uns MacGyver genannt“, erzählt Antje Buscher schmunzelnd, „weil er für alles eine Lösung findet und sogar aus einem Dunstabzug eine Abluftanlage für das Gewächshaus zaubern kann.“ werben die Projektteilnehmer*in- nen auch Kenntnisse in ökologi- scher Ernährung. Wege ins Arbeitsleben Das Interesse psychisch erkrankter Menschen an einer Beschäftigung im ASB-Gemüsegarten war von Anfang an enorm, und zu tun gibt es reichlich. Die Bewerber*innen kommen auf Empfehlung des Job- centers, auf Anfrage von Kliniken und Ärzt*innen oder wegen der gu- ten Vernetzung des ASB in Bremen. Der Arbeitsförderbereich ist in der Region bekannt und wird geschätzt. Begleitet von der projektleitenden Ergotherapeutin Antje Buscher, gestalten die Teilnehmer*innen den Arbeitstag ganz nach ihren Möglichkeiten. „Einige unserer Gartenhelfer*innen kommen für wenige Stunden in der Woche, andere arbeiten täglich hier. Dabei möchten manche am liebsten schon um sieben in der Früh anfangen, andere kommen erst später in Schwung“, berichtet Antje Buscher. „Uns ist wichtig, dass die Teilnehmer*innen gerne zur Arbeit kommen, in Krisen fällt ihnen das manchmal sehr schwer. Die Bewegung an der frischen Luft und das Treffen mit den Arbeits- kolleg*innen sind dann oft ein An- reiz, morgens doch aufzustehen.“ Die Menschen stehen im Mittelpunkt Die Stimmung in der Gruppe ist entspannt, man hilft und respek- tiert sich gegenseitig. Teamarbeit ist zwar von Vorteil beim Pflanzen und Ernten, doch wer lieber für sich bleibt, hat auch die Möglich- keit, auf einer eigenen Fläche zu gärtnern. In diesem Frühjahr entstand außerdem ein Gemein- schaftsbeet, wo jeder pflanzen kann, was er möchte. Der eine möchte eine Blumenwiese für Bienen anlegen, der andere setzt lieber Erdbeeren oder experi- mentiert mit Artischocken und extrascharfen Chilis. Freiräume wie diese stärken das Selbstver- trauen und motivieren zu neuen Ideen. „Psychische Erkrankungen lassen sich nicht in ein Arbeits- recht pressen“, meint Jobst von Schwarzkopf. „Bei uns stehen die *Namen von der Redaktion geändert. Fast fertig! Stolz zeigt sich das Team mit seinem selbst gebauten Folientunnel. 15 2 / 2021 ASB Magazin

RkJQdWJsaXNoZXIy MjcwMjAw