ASB-Magazin Ausgabe September 2021
„Ich kann gut kochen und bin berühmt für meine Eierkuchen“, erzählt Antonia. „Am liebsten mag ich aber Kartoffeln, Spinat und Rührei. Das mache ich oft für die Mitschüler, Lehrer, aber vor allem für mich“, ergänzt die Jugendliche mit einem Lächeln im Gesicht. „Von den Schülerinnen und Schü- lern wird die Lern- und Lehr- werkstatt als Treff- und Lernort mit familiärem Charakter wahrge- nommen und von über 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler regelmäßig besucht“, berichtet die Projektleiterin stolz. Umso mehr stellte die Corona- Pandemie alle Beteiligten vor neue Herausforderungen. Es war nicht nur ungewohnt, sondern sie fühlte sich überfordert, erinnert sich Antonia. Auf Familie Fischer* ist sie be- sonders stolz. Sie meistern ihren Alltag inzwischen fast vollständig alleine, ziehen ihre Kinder liebe- voll auf, erledigen die tägliche Hausarbeit nach einem festen Plan. Nadina arbeitet vormittags in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Reichenbach. Enrico ist ganztags dort beschäf- tigt. „Beide haben selbst schon viele Höhen und Tiefen erlebt“, erzählt die ASB-Mitarbeiterin. Doch sie gehen in der Erziehung ihrer Kinder auf, führen eine sta- bile, langjährige Beziehung. „Wir fühlen uns bei Frau Schnabel sehr gut aufgehoben, können uns mel- den, wenn wir Probleme haben“, ergänzt Nadina. Susann Schnabel helfe bei Briefen von Ämtern, unterstütze bei den Hausaufgaben der beiden Großen – dort, wo die Eltern an ihre Grenzen stoßen. Förderung sozialer Kompetenzen Wie sehr sich Unterstützungsan- gebote auszahlen, wird auch am Beispiel der „Lern- und Lehrwerk- statt“ des ASB Barnim in Bran- denburg deutlich. Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, die durch Schulverweigerung auf- fallen und bei denen die Gefahr des Schulabbruchs und des Nicht- erreichens eines Schulabschlusses droht, werden hier zur Berufs- bildungsreife geführt. Antonia* ist eine von ihnen. Die 16-Jährige lebt seit eineinhalb Jahren in einer Wohngemein- schaft in Eberswalde, hat gerade ihren Neunte-Klasse-Abschluss geschafft. Als Klassenbeste – wie sie stolz betont. Dabei war der Weg dorthin für die Jugendliche nicht einfach. Häufige Umzüge erschwerten den Besuch einer Regelschule. Zudem komme sie nur schwer mit fremden Men- schen klar, offenbart Antonia*. Zunächst versuchte sie ihren Abschluss per Fernunterricht zu erreichen – lebte da aber noch in einer anderen Wohngruppe, in einer anderen Stadt. Nach ihrem Umzug nach Ebers- walde haben ihre Betreuer Anto- nia* auf das Projekt des ASB auf- merksam gemacht. Für das junge Mädchen war es die Chance, in der Lern- und Lehrwerkstatt ihren Abschluss zu machen. „Das Lern- angebot ist ein Mix aus Sozialpä dagogik und Unterricht und auf die Entwicklung und Förderung der sozialen Kompetenzen der jungen Menschen ausgerichtet“, betont Kathleen Arndt, Leiterin des Projektes. Neben einer indi- viduellen Betreuung bei Themen, die den Jugendlichen schwer- fallen, wird auch der Kontakt untereinander gefördert durch Spiele, Kochen und gemeinsames Mittagessen. 15 3 / 2021 ASB Magazin
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