ASB-Magazin Ausgabe September 2021
Das WG-Leben war anstrengend, da die Beschäftigungsangebote weggefallen sind. Bei den Aufga- ben fehlte die Unterstützung der Lehrer*innen, die man wie in der Schule einfach mal so zwischen- durch fragen konnte. „Ich hatte einen Tiefpunkt, da habe ich alles beiseite geschmissen und angefan- gen zu weinen“, sagt die 16-Jäh- rige ernst. Sie gehe einfach lieber zur Schule, als im Distanzunter- richt zu lernen, verrät Antonia. In die Zukunft schaut sie dennoch positiv und strebt im kommenden Schuljahr ihren Zehnte-Klasse-Ab- schluss an. Seit dem Start des ASB-Projektes, das vom Europäischen Sozialfonds und vom Land Brandenburg, Mi- nisterium für Bildung, Jugend und Sport, gefördert wird, haben etwa 150 Schülerinnen und Schüler das Lernangebot genutzt. Fast 85 Pro- zent schafften die Berufsbildungs- reife. „Unsere Erfolge zeigen, dass sich unser Konzept bewährt hat. Immer mehr Schulen aus dem gesamten Landkreis fragen an, ob Kapazitäten vorhanden sind. Die Nachfrage steigt von Jahr zu Jahr. Wir möchten auch weiterhin ein zentraler Anlaufpunkt für Jugendli- che sein, die im schulischen Regel- system sonst untergehen würden“, so Projektleiterin Kathleen Arndt. Unterstützung in schwierigen Situationen Hilfe in Krisen oder außergewöhn- lichen Lebenslagen bietet auch der ASB-Regionalverband Zittau/ Görlitz mit seinem Kinder- und Jugendtelefon. 24 Ehrenamtliche schenken Kindern und Jugend- lichen anonym und kostenfrei ihr Ohr und ihren Rat. Ob Probleme mit den Eltern oder Freunden, mangelndes Selbstvertrauen, Lie- beskummer, Mobbing, aber auch Suizidgedanken, selbstverletzendes Verhalten und Gewalterfahrun- gen – es gibt kaum einen Bereich, der von den jungen Anrufenden nicht angesprochen wird. „Die meisten der Anrufenden sind zwölf- bis 17-Jährige. Sie wenden sich mit den unterschiedlichsten Themen an uns. Und für jedes der Probleme müssen unsere Berate- rinnen und Berater Verständnis und Beratungskompetenz aufbrin- gen“, betont Lukas Kotzybik, Ko- ordinator des Kinder- und Jugend- telefons. Ob ein Streit zwischen Geschwistern, der vermittelnde Worte erfordert, oder häusliche Ge- walt mit Abhängigkeitsproblematik – die Ehrenamtlichen müssen sen- sibel mit jeder Situation umgehen. Das Kinder- und Jugendtelefon ist Teil des Dachverbandes „Nummer gegen Kummer“, der vor 40 Jah- ren gegründet wurde und mittler- weile bundesweit an 76 Standor- ten zu finden ist, unter anderem in Sachsen. Die Beratung am Telefon erfordert äußerstes Feingefühl. Die Probleme der Kinder und Jugendli- chen kommen oftmals erst im Lau- fe des Gesprächs zum Vorschein. Nicht selten sind es langwierige, festgefahrene Situationen, die die Anrufenden belasten. „Unsere Be- raterinnen und Berater sprechen dann Mut zu und versuchen, ge- meinsam über Handlungsoptionen nachzudenken oder Hilfsangebote weiterzuvermitteln“, so Lukas Kotzybik. Das ist ein wichtiger erster Schritt, damit die Kinder und Jugendlichen weitere Hilfe in Anspruch nehmen können. Regelmäßige Supervisionen und Fortbildungen Neben der telefonischen Beratung können sich Kinder und Jugendli- che auch per E-Mail an die Bera- terinnen und Berater wenden. Die eingehenden Fragen werden per Zufallsprinzip an die ehrenamtlich Tätigen im gesamten Bundesge- biet geschickt und innerhalb von 24 Stunden beantwortet. Auch der 16 3 / 2021 ASB Magazin
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