ASB-Magazin Ausgabe September 2021
ASB-Regionalverband Zittau/Gör- litz hält dieses Angebot vor. „Wir haben einen Ehrenamtlichen, der sich hier sehr engagiert. Vor allem während der Corona-Pandemie war sein Einsatz gefordert. Der Beratungsbedarf ist in dieser Zeit um 31 Prozent gestiegen“, so Lukas Kotzybik. Im Jahr 2020 hat der Ehrenamtliche täglich 162 Mails be- antwortet. Dabei waren es oftmals sehr verzwickte Problemlagen, in die sich der Berater erst einarbeiten musste. Einsamkeit, das Gefühl, isoliert zu sein, Überforderung, Probleme in der Familie oder mit der Pubertät. Hier muss der Be- rater zunächst erkennen: Sind die Probleme auf die Einschränkungen durch Corona, auf neue Herausfor- derungen wie Homeschooling oder auf andere Aspekte zurückzufüh- ren? „Alles muss immer im Kontext gesehen und bewertet werden“, so Lukas Kotzybik. Daher werden die freiwillig Tätigen durch regelmäßige Supervisionen und Fortbildungen begleitet und unterstützt. „In den regelmäßigen Treffen werden Fälle ausgewertet oder besonders schwie- rige emotionale Momente bespro- chen“, hebt der Koordinator des Kinder- und Jugendtelefons hervor. Seelische Gesundheit fördern Wie wichtig es ist, die seelische Ge- sundheit von Kindern zu fördern, weiß auch Ulrike Rebecca Saal- frank. Die Kinder- und Jugendpsy- chologin aus München beschäftigt sich nicht nur mit Verhaltensauffäl- ligkeiten der jüngeren Generation. Auch der Bereich der seelischen Gesundheit liegt ihr am Herzen. Im Interview mit dem ASB anlässlich des Deutschen Kinder- und Ju- gendhilfetags im Mai 2021 betont sie, dass es wichtig sei, die seelische Widerstandskraft von Kindern und Jugendlichen zu stärken – nicht nur in Zeiten von Corona. Ziel der pädagogischen Arbeit müs- se es sein, das Zugehörigkeitsgefühl und Wachstum von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Denn sich zugehörig fühlen sei eines der tiefsten Grundbedürfnisse von uns Menschen, betont die Psychologin. Für Kinder und Jugendliche heißt das, mindestens eine erwachsene Bezugsperson zu haben, die an sie glaubt, ihnen den Rücken stärkt oder für sie da ist. Aber auch die Peer-Group sei wahnsinnig wich- tig. Hier hat die Corona-Pandemie enorm in das Leben der Kinder und Jugendlichen eingegriffen. Durch Kontaktbeschränkungen und Homeschooling sei das soziale Lernen durch die Peer-Group fast vollständig flachgefallen. Unter Wachstum versteht Ulrike Rebecca Saalfrank nicht nur den intellektuellen Bereich. Ob Musik machen, tanzen, in die Natur raus- gehen, zeichnen, malen – all dies sei außerordentlich wichtig, um sich zu entwickeln bzw. weiter- zuentwickeln. Dieser Teil sei bei vielen Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie ebenfalls viel zu kurz gekommen, hält die Psychologin fest. Kinder- und Jugendtelefon Die ehrenamtliche Arbeit am Kinder- und Jugendtelefon setzt eine 60-stündige Ausbildung voraus. Zukünftige Beraterin- nen und Berater werden dabei in die Theorie, die Methoden und die Praxis der Beratung eingeführt. Sie erhalten unter anderem einen Einblick in die Gesprächsführung mit Ratsu- chenden am Telefon und set- zen sich mit wichtigen Themen der Zielgruppe auseinander. Aber auch Selbstreflexion und Selbsterfahrung sind wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Be- vor die Ehrenamtlichen selbst Telefonberatung übernehmen, müssen sie zehn Stunden bei erfahrenen Beraterinnen und Beratern hospitieren. Ehrenamtliche, die Interesse an einer Mitarbeit haben, kön- nen sich gerne melden unter 03581/7 35-102 oder eine Mail schreiben an kjt@asb-gr.de NADINE KOBERSTEIN * Namen von der Redaktion geändert 17 3 / 2021 ASB Magazin
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjcwMjAw