ASB Magazin Ausgabe Dezember 2023

Wir helfen hier und jetzt. Ehrenamt im ASB: Einsatz mit Gewinn für alle Digitalisierung: Mediennutzung als Schul-AG Erstes ASB-Hospiz: Ein Zuhause fürs Lebensende MagazinDezember 2023 ARBEITER-SAMARITER-BUND

Wann haben Sie das letzte Mal einen Erste-Hilfe-Kurs besucht? Jetzt auffrischen: www.asb.de/erste-hilfe Wir helfen hier und jetzt. Bild: ASB/B. Bechtloff Erste Hilfe rettet Leben

3 ASB Magazin 04/23 Inhalt 4 Impressum ISSN: 0939-9763 ASB Magazin: Mitgliederzeitschrift des ASB Deutschland e. V., Erscheinungsweise: viermal jährlich Herausgeber: ASB-Bundesverband, Sülzburgstraße 140, 50937 Köln, Tel.: 0221/4 76 05-0, www.asb.de, V. i. S. d. P.: Dr. Uwe Martin Fichtmüller Gestaltung & Redaktion: Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, E-Mail: magazin@asb.de Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh Titelbild: ASB Hamburg/A. Behrend Verbreitete Auflage: 1.155.846 (Ausgabe 03/2023) Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 12. Januar 2024 Rechtlicher Hinweis: Für unaufgefordert eingesandte Beiträge wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung von Herausgeber und Redaktion. 4 | Ein Einsatz, bei dem jeder gewinnt Im freiwilligen Engagement kann man an neuen Herausforderungen wachsen 8 | Mehr Zeit für pflegebedürftige Menschen Mitarbeitende des ASB Kassel-Nordhessen testen digitale Spracheingabe in der Pflegedokumentation 10 | Medienzeit für Schüler:innen ASB schult Kinder im sicheren Umgang mit digitaler Technik 14 | 993 Kilometer ASB Augsburg betreut Menschen mit schwersten Behinderungen rund um die Uhr 16 | Ein letztes Zuhause ASB-Hospiz St. Klemens begleitet Schwerstkranke und ihre Angehörigen am Ende des Lebens 18 | Neue verbandliche Praxis bei Zuwendungsbestätigungen 19 | Die Gasse, die Leben rettet In Notsituationen auf Autobahnen und Bundesstraßen richtig handeln 20 | kurz & gut Meldungen aus dem Verband 22 | Wir im ASB Kolumne des Bundesvorsitzenden Knut Fleckenstein 23 | Rätsel & Servicenummern 10 16

4 ASB Magazin 04/23 Ein Einsatz, bei dem jeder gewinnt Im freiwilligen Engagement kann man an neuen Herausforderungen wachsen zeugt und erleben ihre Mitwirkung als persönlichen Gewinn. Oleksandra Pustova ist Biologiestudentin, kommt aus der Ukraine und spricht fließend Deutsch. Bei ihr fiel die Entscheidung mitzumachen, gleich nachdem sie von dem Projekt gehört hatte. „Ich bin sehr froh, dass wir die Möglichkeit haben, Kindern den Integrationsprozess in einem neuen Land zu erleichtern“, stellt sie fest. „Für junge Menschen ist es oft besonders schwer, das Zuhause verlassen und neu anfangen zu müssen.“ Erkenntnisse, die einen wachsen lassen Das gemeinsame Engagement ist für alle Beteiligten ein Gewinn. „Am Anfang hatte ich Sorge, dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin, aber in unserem Team konnte ich diese Zweifel abschütteln und einfach loslegen“, berichtet Lena Stopa, die Anfang 2023 ins Projekt einstieg. „Außerdem nimmt man selbst neue Erkenntnisse mit, die einen als Mensch wachsen lassen“, erklärt sie weiter. Zusammen schätzen die jungen Frauen ihren Freiraum, eigene Ideen ausprobieren und umsetzen zu können. Ellen Ungerer ist Studentin und unterstützt in ihrer Freizeit mit viel Leidenschaft das Integrationsprojekt „Samaunity Kids“ des ASB Bochum. „Diese Kinder sind alle hoch motiviert, die deutsche Sprache und Kultur zu lernen“, freut sie sich. Im Mai wurden sie und ihre Kolleginnen für ihr ehrenamtliches Engagement vom Bundesverband als „Freiwillige des Monats“ ausgezeichnet. „Sama“ steht für Samariter und „Unity“ für Community und Opportunity (Gelegenheit). Beim ASB Bochum lernen seit Sommer letzten Jahres ukrainische Kinder und Jugendliche dreimal pro Woche die deutsche Sprache und erleben bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten die neue Umgebung. Begleitet werden sie von ehrenamtlichen Übungsleiterinnen, die alle neben ihrer Begeisterung für die Sache auch ukrainische Sprachkenntnisse mitbringen. Wie schaffen die Frauen so viel Einsatz neben ihrem Hauptjob? „Die Woche hat zum Glück 168 Stunden, und da bekommt man zwei Stunden Ehrenamt definitiv unter“, sind sie überBild: ASB Bochum e. V.

5 ASB Magazin 04/23 das Engagement motivierter und fachlich gut vorbereiteter freiwilliger Helferinnen und Helfer wären so manche Dienste und Angebote des ASB nicht möglich. Ob als Lesepatin in der Kita, Wunscherfüller beim Wünschewagen, Lebensmittelverteilerin für Bedürftige, Begleitung beim Besuchshundedienst, Betreuer in der Hospizarbeit oder als Sanitäterin im Fußballstadion – ehrenamtlich engagierte Menschen bringen sich ein, lernen dabei Gleichgesinnte kennen und erfüllen gleichzeitig eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe: Sie leben Demokratie und sind ein wertvoller Schatz im Verbandsleben. Nachhaltigkeit und Umweltschutz Kaffeemaschine kaputt – Garantie abgelaufen – ab in die Tonne? Nicht so im Repaircafé des ASB im brandenburgischen Falkensee. Hier haben solche Fälle dank ehrenamtlicher Helfer eine zweite Chance. Alle, die ihre defekten Geräte nicht einfach wegwerfen möchten, können vorbeikommen. Gemeinsam geht es auf Fehlersuche, und repariert wird meist gleich vor Ort. So viel Pragmatismus verdient Anerkennung: Thomas Schulz und sein Team vom ASB-Repaircafé wurden für ihre Initiative im April als Freiwillige des Monats ausgezeichnet. Der Mann hat ein Herz für defekte Geräte. Im Café reparieren er und sechs weitere Ehrenamtliche Lampen, Fernseher oder Tonbandgeräte. Schulz selbst ist leidenschaftlicher Handwerker und Tüftler. Schon als Kind hat er alles „Die Projektlaufzeit war zunächst auf ein Jahr befristet und wurde vom ASB-Bundesverband mit Fördergeldern der Ukraine-Hilfe unterstützt“, berichtet Angelina Wilms, Referentin für strategische Entwicklung und Projektmanagement beim ASB Bochum. „Unser Projekt ‚Samaunity Kids – Integrative Sprachkurse‘ läuft noch bis Dezember 2023. In diesem Jahr organisierten wir in Zusammenarbeit mit der ASJ Bochum Ausflüge und sportliche Aktivitäten. Die integrativen Sprachkurse liefen dabei parallel weiter. Derzeit prüfen wir die Möglichkeit einer Verlängerung und möchten dieses Konzept auch an Schulen etablieren. Hierzu suchen wir noch ehrenamtliche Unterstützer:innen.“ Die Freiwilligen sind ein Schatz im ASB Mit der Ehrung seiner Freiwilligen des Monats dankt der Verband allen Menschen, die sich in besonderem Maße ehrenamtlich engagieren. Sie bereichern die vielfältige Arbeit des ASB mit ihrer Zeit, Energie und Kreativität. Ob Ehrenamt, freiwilliges Engagement oder Freiwilligendienst: Die Bezeichnungen sind so vielfältig wie die Möglichkeiten, sich zu engagieren. Und sie haben eins gemeinsam: den Einsatz für andere, bei dem jede:r auch etwas für sich gewinnt. Ohne Bild: ASB/Archivbild „Alle Freiwilligen im ASB leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft. Sie übernehmen Verantwortung und unterstützen das, was ihnen am Herzen liegt. Umso wichtiger ist es, das Engagement sichtbarer zu machen und noch mehr Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu begeistern.“ —–––– Dr. Katarina Barley, ASB-Präsidentin Auch bei der Verpflegung, wie hier in der Feldküche, sind ehrenamtliche Helfer:innen unverzichtbar.

6 ASB Magazin 04/23 auseinandergebaut und untersucht. „Viele Geräte haben leider Sollbruchstellen – Teile, die nach Ablauf der Garantiezeit den Geist aufgeben und das Gerät erst mal unbrauchbar machen mit dem Ziel, dass der Kunde ein teures Neugerät kauft. Diesem Murks wollen wir auf die Füße treten“, erklärt der 57-Jährige augenzwinkernd. Mittlerweile sind die ambitionierten Reparateure jeden dritten Mittwoch im Monat im Familiencafé zur Stelle und bieten ihre Hilfe an. Die Leute kommen ins Gespräch und erzählen sich die „Krankengeschichten“ ihrer defekten Geräte, während es Thomas Schulz fast immer gelingt, den Fehler einzugrenzen. Den Schraubendreher in der Hand und mit Blick auf die Menschen bemerkt er: „Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind wichtig. Aber es ist schlichtweg der Geist, sich gegenseitig zu helfen, der mir hier so Spaß macht.“ Gemeinsam auf Augenhöhe Das Café Zeitlos im rheinland-pfälzischen Otterberg ist ein Inklusionsbetrieb, in dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam, auf Augenhöhe und zum Wohle der Gäste arbeiten. Es ist Teil des ASB-Mehrgenerationenhauses, fördert das nachbarschaftliche Miteinander der Generationen und steht allen Menschen offen. Im Café kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft und jedes Alters miteinander ins Gespräch und nehmen gemeinsam an den Angeboten der Einrichtung teil, die ausschließlich von Ehrenamtlichen geleitet werden. Im Juni 2023 wurde das bunt gemischte Team mit der Auszeichnung „Freiwillige des Monats“ geehrt. Neben Gymnastikgruppen, Nähkursen, Spielenachmittagen und einem Krabbeltreff gibt es im Café Zeitlos Kreativ- und Bastelkurse für Grundschulkinder und sogar eine Schach-AG, wo Grundschulkinder von einem älteren und erfahrenen Schachspieler das „Spiel der Könige“ lernen können. „Spielwütige“, denen strategische Spiele weniger zusagen, kommen beim Improvisationstheater auf ihre Kosten. Die Laiendarsteller:innen proben wöchentlich und führten schon so manches Stück vor begeistertem Publikum auf. Ohne das Engagement der Freiwilligen könnte so ein umfangreiches Programm nicht auf die Beine gestellt werden – darum ging auch hier ein großes Dankeschön an alle Beteiligten. Erfahrungen weitergeben, neue Herausforderungen finden, mit anderen zusammen sein: Die Gründe, warum Menschen sich ehrenamtlich engagieren, sind ganz verschieden. Ebenso unterschiedlich lang ist die Zeit, die Ehrenamtliche spenden möchten. Manche wollen sich nur kurzBild: Christina Gericke Reparieren ist seine Leidenschaft: Thomas Schulz in Aktion. Bild: ASB Freiwillige des Monats Juni: das Team des Café Zeitlos.

7 ASB Magazin 04/23 fristig einbringen, andere ihr Leben lang. Einer, der im ASB alle Rekorde brach, war Herbert Kühn. Der Berliner Samariter war ehrenamtlich über vier Jahrzehnte lang mit Herz und Seele in der Erste-Hilfe-Ausbildung aktiv. Über 110.000 Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen haben bei ihm das ABC der Laienrettung gelernt. Anerkennung für lebenslange ehrenamtliche Leistungen Am 1. Oktober wurde Herbert Kühn für seine 70-jährige Mitgliedschaft im ASB geehrt, rund 44 Jahre davon war er im Einsatz. Am 27. Juni konnte der Berliner seinen 103. Geburtstag feiern und erreichte damit als erstes ASB-Mitglied dieses biblische Alter. „Sein Herz und seine Leidenschaft gehörten immer der Ausbildung von Ersthelfern und Sanitätern“, betonte ASB-Vizepräsident Wilhelm Müller bei Kühns Ehrung. Gemeinsam mit dem Berliner ASB-Landesvorsitzenden Uwe Grünhagen überreichte er dem Jubilar eine Ehrenurkunde „in Anerkennung seiner lebenslangen ehrenamtlichen Leistungen“. Begleitet wurde die kleine Feierstunde von befreundeten Samariter:innen aus Berlin. Über 44 Jahre im Ehrenamt Schon 1954 hatte Herbert Kühn alle ASB-Lehrberechtigungen erworben, auch die zur Sonderausbildung für Herz-Lungen-Wiederbelebung der Freien Universität Berlin. Er war bekannt für sein Know-how und auch das unnachahmliche Talent, selbst einen sachlichen Vortrag gekonnt mit Berliner Anekdoten zu würzen. „Es ging bei den Lehrgängen und Prüfungen immer fröhlich zu, obwohl hart gearbeitet wurde“, erinnern sich Weggefährt:innen gerne. Beim Umgang mit Verletzten hat der frühere Betriebssanitäter der Berliner Städtischen Elektrizitätswerke stets hervorgehoben, dass eine kranke oder verletzte Person vor allem ein Mensch ist, der betreut werden muss – auch dann noch, wenn die Wunde schon versorgt ist. Herbert Kühn war unter anderem Lehrbeauftragter in den ASB-Bundesschulen Berlin und Köln sowie Landesausbildungsleiter und Mitglied der Landeskontrollkommission Berlin. Trotz zahlreicher Auszeichnungen und Ehrungen ist Herbert Kühn ein bescheidener Mann geblieben, der bis zuletzt brennend interessiert war an allem, was im ASB passierte. An seinem Ehrentag meinte er rückblickend: „Ich hoffe, dass ich auf dem Pfad der ASB-Geschichte eine kleine Fußspur hinterlassen habe.“ Am 10. Oktober verstarb Herbert Kühn, nur wenige Tage nach seiner letzten Ehrung. Text: Alexandra Valentino Bild: ASB/M. Löwa Ehrung als ältestes ASB-Mitglied im Oktober 2023. Bild: ASB-Archiv Seine Mission hieß Erste Hilfe: Herbert Kühn in den 1960er-Jahren. Möchten auch Sie sich engagieren? Informieren Sie sich unverbindlich beim ASB in Ihrer Nähe. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung! Mehr unter: www.asb.de/ehrenamt

8 ASB Magazin 04/23 sich stärker auf die eigentliche Pflege und den Kontakt zu den Menschen zu konzentrieren, anstatt übermäßig viel Zeit mit Dokumentation und Verwaltungsaufgaben zu verbringen. Ein Ansatz, um Pflegekräfte im Alltag zu entlasten und mehr Zeit für Nähe und Menschlichkeit zu schaffen, bietet die digitale Spracheingabe in der Pflegedokumentation. 30 Minuten Zeitersparnis pro Tag – das versprechen Dienstleister, die Lösungen dafür anbieten. Derzeit wird die digitale Spracheingabe in der ambulanten Pflege des ASB Kassel-Nordhessen getestet. Mehr Zeit für pflegebedürftige Menschen Mitarbeitende des ASB Kassel-Nordhessen testen digitale Spracheingabe in der Pflegedokumentation Patrycia Kowalska ist Pflegehilfskraft und für den ambulanten Pflegedienst des ASB KasselNordhessen tätig. Jeden Tag besucht sie ältere und kranke Menschen, die auf Pflegeleistungen angewiesen sind, in Kassel und Umgebung in ihrer häuslichen Umgebung. Sie übernimmt die Medikamentenverabreichung, Insulingabe oder hilft bei der Körperpflege. Dabei nimmt die umfangreiche Dokumentation der Pflegeleistungen und der medizinischen Informationen in der täglichen Arbeit viel Zeit in Anspruch. Oftmals bleibt dann keine Zeit mehr für das Wesentliche – den zu pflegenden Menschen. Dabei wünscht sich Patrycia wie die meisten ihrer Kolleg:innen, Bild: ASB/M. Löwa

9 ASB Magazin 04/23 Die Pflegekraft tippt auf den Aufzeichnen-Button in der Anwendung und spricht relevante Informationen ein. „voize“ erkennt diese, übersetzt sie in Text und pflegt sie an der richtigen Stelle in das bestehende Dokumentations-System ein. Das heißt, neben der reinen Diktierfunktion erfasst „voize“ auch kundenspezifische Daten, ordnet beispielsweise den Blutzuckerwert gleich den Vitaldaten zu. Im Rahmen der Wunddokumentation können Bilder gespeichert und so die wesentlichen Informationen festgehalten werden. Pflegekräfte müssen nicht umständlich Daten notieren. „Bei den Mitarbeitenden ist das super angekommen. Einige haben sonst Hemmungen, zu schreiben“, hebt Ina Noack hervor. Die Eingaben werden automatisiert in die Patientenakte übertragen. Damit erleichtert die App allen Kolleginnen und Kollegen die Arbeit, weil man direkt auf die Pflegemaßnahmen zugreifen kann. Insgesamt habe sich die Dokumentationsqualität deutlich verbessert, so die Pflegedienstleiterin. Einer neuen Mitarbeiterin sei außerdem der Einstieg beim Pflegedienst deutlich leichter gefallen als bei vorigen Arbeitgebern, ergänzt sie. Online-Schulung gibt Sicherheit Und so hat alles angefangen. Per Online-Schulung stellte „voize“-Gründer Marcel Schmidberger die Anwendung den Pflegekräften vor. Die Nutzer:innen konnten die App mit ihren Endgeräten selbst ausprobieren und sich bei Rückfragen direkt an den Trainer wenden. „Natürlich gibt es immer Menschen, die zurückhaltend gegenüber technischen Neuerungen sind“, meint Noack. „Sie konnten im Nachgang weiter im Test-Modus Sicherheit im Umgang mit der Software gewinnen, ohne Angst, etwas falsch zu machen.“ Drei weitere Einrichtungen aus anderen ASBLandesverbänden haben bereits ihr Interesse bekundet, „voize“ auszuprobieren. „Digitalisierung soll Mitarbeitenden im ASB mehr Zeit geben, sich auf das Wesentliche in ihrem Job zu konzentrieren“, sagt Dr. Uwe Martin Fichtmüller, Hauptgeschäftsführer des ASB-Bundesverbandes. „Das Vorhaben der digitalen Spracheingabe ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir gemeinsam Lösungsansätze für Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft schaffen können.“ Text: Nadine Koberstein „voize“ heißt die App eines Brandenburger Startups, das seit 2020 eine digitale Lösung in der Pflegedokumentation liefert. „Als unser Opa im Pflegeheim war, haben wir gesehen, wie viel Arbeit die Pflegekräfte mit der Dokumentation haben“, sagt Geschäftsführer und Gründer Marcel Schmidberger. Sein Bruder Fabio ergänzt: „Wir arbeiten sehr eng mit Pflegekräften zusammen, um genau zu verstehen, wie wir sie entlasten können.“ Mit der App können Pflegekräfte die Dokumentation direkt vor Ort oder unterwegs im Auto einsprechen. „Wo ich vorher zwei Minuten zum Tippen gebraucht habe, benötige ich heute 20 Sekunden“, erzählt Ina Noack, Leitung des ASBPflegedienstes Hofgeismar in Kassel-Nordhessen. Bild: ASB/M. Löwa Mit der App können Pflegekräfte die Dokumentation, beispielsweise das Körpergewicht, direkt in das bestehende DokumentationsSystem einsprechen.

10 ASB Magazin 04/23 das Projekt mit einer gemeinsamen Initiative der Arbeiter-SamariterJugend Ruhr, die in einer Essener Realschule Fünftklässler:innen mithilfe von iPads in der Medienkompetenz schulte. Inzwischen stehen auch Angebote für ASB-Kitas auf dem Programm. Gefahren und Möglichkeiten des Internets „Was habt ihr denn in der AG vor den Ferien bereits alles dazugelernt?“, fragt die Kursleiterin ihre zehn Schüler:innen, um die Stunde einzuleiten. Nastasja meldet sich spontan: „Man soll nicht einfach so Fotos im Internet posten.“ „Weil sich etwas im Internet sehr schnell verbreitet“, weiß eine Mitschülerin, und Sebastian ergänzt: „Es gibt im Internet Hacker, und man sollte besser keine peinlichen Sachen verschicken, weil sie nicht aus dem Internet verschwinden.“ Friedrike Overkamp nickt zustimmend und geht zu einem anderen Kind, um beim Einschalten des iPads zu helfen. Mit einem FSJ fing es an Die 20-Jährige hat mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) beim ASB Mettmann angefangen und arbeitet für ein Jahr lang hauptamtlich beim ASB, um in der Kinder- und Jugendarbeit sowie im Rettungsdienst mitzuhelfen. „Die Kinder finden die AG sehr interessant und üben gerne mit dem iPad in der Hand“, erzählt sie. Als sie gefragt wurde, ob sie den Kurs übernehmen wolle, gab es ein klares Ja. „Mich persönlich besorgt es, dass die Kinder immer mehr im Internet sind heutzutage, und ich finde es wichtig, auch über die Gefahren der digitalen Kommunikation zu sprechen. Gleichzeitig möchte ich den Kindern zeigen, welche vielfältigen Möglichkeiten diese Technik bietet“, erklärt die junge Frau. Themenschwerpunkte der AG sind die BePünktlich zum Beginn der nächsten Stunde läutet um 14 Uhr die Schulglocke der Grundschule im nordrhein-westfälischen Monheim. Friederike Overkamp vom ASB Mettmann läuft durch den Klassenraum und teilt iPads an die Schüler:innen aus. Heute findet die erste Medienkompetenz-AG nach den Herbstferien statt. Voller Vorfreude sitzen die Kinder im Alter von neun und zehn Jahren an ihren Tischen und tuscheln mit ihren Sitznachbar:innen. Seit August gibt es an der Grundschule in Kooperation mit dem ASB Mettmann sowie dem ASB NRW jeden Dienstag diese AG, bei der Kinder im Umgang mit digitalen Medien geschult werden. Die AG ist Teil des Projekts „Digi-Scouts“ des ASB NRW, das die digitale Kompetenz von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Altersgruppen fördern soll. Begonnen hat Medienzeit für Schüler:innen ASB schult Kinder im sicheren Umgang mit digitaler Technik Bild: ASB/B. Bechtloff * Die Namen der Kinder sind von der Redaktion erfunden.

11 ASB Magazin 04/23 reiche Technische Anwendung, Internetnutzung sowie Sicherheit und Gewalt im Netz. Friederike Overkamp findet es wichtig, den Wissensstand aller Schüler:innen auf ein möglichst gleiches Niveau zu bringen. Für den heutigen Dienstag hat sie eine kreative Stunde vorbereitet. Sie möchte mithilfe der Notizenapp ein Regiebuch zu einem Comic erstellen. „Die Kinder sollen überlegen, was in der Geschichte alles vorkommt, und eine Einleitung, einen Hauptteil sowie einen Schlussteil schreiben. Am Ende sollen sie bestimmen, wie viele Schauspieler:innen und Requisiten wir brauchen. Wir machen dann Fotos voneinander und nutzen eine App, mit der man einen Comic erstellen kann. Anschließend drucken wir das Ergebnis aus“, erzählt sie. Wissensstände in der Medienkompetenz sollen angeglichen werden Auch heute ist es eine besondere Herausforderung, dass nicht alle auf dem gleichen Wissensstand sind. „Manche der Kinder haben bereits Tablets sowie soziale Medien zu Hause genutzt, andere noch gar keine Erfahrungen damit gemacht. Da sind schon sehr große Differenzen hinsichtlich der Medienkompetenz“, stellt die AG-Leiterin fest. Sie berichtet, dass einige Kinder genau wissen, welche Taste wie und wann gedrückt werden soll. Andere jedoch bräuchten jede Form der Unterstützung, da sie die Technik bisher nicht gelernt hätten. „Unser Ziel ist, dass alle – egal welcher Herkunft – die Möglichkeit haben, an der AG teilzunehmen, um den sicheren Umgang mit Medien und digitalen Geräten kennenzulernen.“ Bei den Schüler:innen stößt die AG auf große Zustimmung. „Mir gefällt es hier echt gut. Ich finde die Sachen, die wir machen, toll. Also, es gibt da nichts zu meckern“, berichtet Johannes. Sebastian freut sich über die AG, weil er später beruflich in Richtung Medien gehen möchte. „Ich mache viel mit Elektronik. Später möchte ich Programmierer werden“, sagt er selbstbewusst. Sofia hat erst durch die Medien-AG den Umgang mit dieser Technik kennengelernt. „Weil ich selber keinen Laptop und kein Handy zu Hause habe und man hier etwas darüber lernt“, freut sie sich. Auch Daniela Ernst, Leiterin des Referats Kinder- und Jugendhilfe beim ASB NRW, gibt nach den ersten Monaten von ‚Digi-Scouts‘ ein positives Feedback. „Das Projekt erfreut sich großer Beliebtheit. Von Kitas über den Ganztag bis zu Angeboten in der offenen Jugendarbeit: Digi-Scouts kommt gut bei den Verbänden an. Es gibt ein großes Interesse, Projekte zum Thema Medienkompetenz durchzuführen. Ich bin optimistisch, dass wir noch viele weitere Lernmöglichkeiten für die Kinder entwickeln werden“, freut sich Daniela Ernst. Text: Maren Windfelder Bilder: ASB/B. Bechtloff AG-Leiterin Friederike Overkamp erstellt mit den Kindern einen Comic auf dem iPad, den sie später mit nach Hause nehmen können.

12 ASB Magazin 04/23 Nanas Traum vom Fußballspielen Wie der ASB junge Frauen in Niger stärkt „Schon als kleines Mädchen habe ich mich ins Fußballspielen verliebt. Damals habe ich mit den Jungs aus der Nachbarschaft gespielt. Die Leute, die vorbeikamen, haben mir zugejubelt, wenn ich die anderen ausgetrickst und ins Tor getroffen habe“, erzählt die 15-jährige Nana aus dem westafrikanischen Niger. Heute findet ein Frauenfußballturnier in einem Stadion in der Stadt Tahoua statt. Seit ihrer Kindheit ist Nana vom Fußball begeistert. Sie hat monatelang auf das Turnier hingefiebert und trägt heute als Mannschaftskapitänin eine große Verantwortung. Doch bis vor Kurzem war es Nana nicht möglich, ihrem Hobby nachzugehen. Denn im überwiegend muslimisch geprägten Niger sind Mädchen und Frauen oft Vorurteilen ausgesetzt, wenn sie Fußball spielen wollen. Die wenigen Mädchenfußballmannschaften, die es gibt, spielen in erster Linie in der Hauptstadt Niamey – in ländlichen Gebieten und anderen Regionen des Landes war dieser Sport für die meisten Mädchen undenkbar – bis der ASB ein Projekt zur Förderung von Mädchenfußball startete. Jungen Frauen eine Zukunft geben Mit dem Projekt möchte der ASB junge Frauen stärken, ihnen Mut geben und sie dazu bringen, Geschlechterstereotypen zu hinterfragen. 220 Mädchen fördert der ASB in Tahoua und stattete sie mit Sportbekleidung aus. Außerdem schulte der ASB zehn Lehrkräfte, sanierte mehrere Schulsportplätze und sensibilisiert in Workshops zu den Themen Menstruation, Sport und Gesundheit. Die Sportförderung und die Bereitstellung von Schulmaterialien helfen den Mädchen darüber hinaus in der Schule zu bleiben und damit ihre Schulausbildung erfolgreich abschließen zu können. Trotz der aktuell angespannten Lage in Niger möchte der ASB das Projekt verlängern, denn gerade in dieser schweren Zeit brauchen die jungen Frauen von Tahoua unsere Hilfe, um ihre Rechte und Freiheit zu gewährleisten. Inzwischen hat das Turnier begonnen und Nanas Mannschaft spielt überzeugend gut. Bereits jetzt liegt sie in Führung. 220 Mädchen, über 2.200 Zuschauer:innen und sogar das nigrische Fernsehen Bild: ASB Niger

13 ASB Magazin 04/23 Mitspielerinnen und Trainer:innen aus, was sie darin bestärkt, im Team ihr Bestes zu geben. Freundinnen und Eltern unterstützten sie, auch deshalb lässt sie sich so schnell nicht unterkriegen, denn sie hat große Ziele. Sie träumt davon, eine professionelle Fußballspielerin zu werden, vielleicht sogar in Europa, und mit ihren Spielprämien ihre Eltern zu unterstützen. Bis dahin spielt sie für die Mädchenmannschaft ihrer Schule in Tahoua-Stadt und möchte erst mal einen Schulabschluss machen. Beim heutigen Turnier konnten die beiden Mädchen ihr Können jedenfalls überzeugend unter Beweis stellen: Ihre Mannschaft schießt zum Turnierende das entscheidende Tor und geht als Siegerin hervor. „Wir freuen uns sehr“, sagen Nana und Aicha und umarmen sich. Anm. d. Red.: Das Turnier fand vom 15. bis 21. März und damit vor dem Militärputsch in Niger statt. Text: Maren Windfelder sind zum Turnier gekommen. Auf der Tribüne jubeln die Eltern und Freund:innen den Mädchen begeistert zu. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen. Der Fußball gibt den Mädchen Mut Die 14-jährige Aicha spielt ebenfalls in Nanas Team. Ihr erging es in der Vergangenheit ähnlich. Schon immer hatte sie den Traum, groß als Fußballspielerin rauszukommen. Doch sie traute sich nicht, sich einer Mannschaft anzuschließen. Als sie über ihren Sportlehrer vom Programm des ASB erfuhr, meldete sie sich sofort begeistert an. Heute macht sie in der Position der Stürmerin ein sehr gutes Spiel, gibt mehrere gelungene Vorlagen und schießt sogar selbst ein Tor. „Das Fußballspielen gibt mir viel Selbstbewusstsein. Ich liebe es, wenn die Fans applaudieren“, sagt die Schülerin. Auch Nanas Selbstvertrauen wird durch das Fußballspiel gestärkt. „Nach dem Spielen fühle ich mich unbeschwert, stark und kraftvoll. Ich bin gesund und mein Geist ist ruhig“, erzählt sie. Dennoch müssen sich die beiden Freundinnen für ihr neues Hobby viel Kritik anhören. „Ich wurde von den Leuten in Nachbarschaft und Umfeld stark unter Druck gesetzt. Einige sagten mir: ‚Ballspielen ist für ein Mädchen Zeitverschwendung.‘ Andere meinten sogar: ‚Wenn du so weitermachst, wirst du wie ein Junge werden und niemand will dich heiraten‘“, erzählt sie nachdenklich. Aber auch hierzu tauscht sich Nana mit ihren Voller Vorfreude posieren die jungen Frauen vor dem Spiel für das Teamfoto. Endlich geht ihr Traum vom Fußballspielen in Erfüllung. Bild: ASB Niger Die 15-jährige Nana ist stolz, dass sie ihr Team als Mannschaftskapitänin zum Sieg führen konnte. Bild: ASB Niger

14 ASB Magazin 04/23 angefangen hatte. „Ich bin dann erst mal in ein tiefes Loch gefallen“, erinnert sich Kube. Er sei sehr niedergeschlagen, frustriert, ja depressiv gewesen, habe plötzlich vieles nicht mehr aus eigener Kraft geschafft. „Nach der Reha bin ich in ein Pflegeheim gekommen – im Alter von 47 Jahren. Ich kann Ihnen sagen: Das funktioniert einfach nicht.“ Von einer MS-Gesellschaft habe er dann den Tipp bekommen, sich an den ASB in Augsburg zu wenden. Das tat er. Mit Erfolg. 70 Mitarbeitende an fünf Standorten Seitdem wird Bernhard Kube im Rahmen der Individuellen Schwerstbehindertenassistenz (ISA) rund um die Uhr in seinen eigenen vier Wänden „It’s a mind game.“ Wenn Bernhard Kube an seine Zeit in Colorado zurückdenkt, ist es besonders dieser Satz, der ihm prägend in Erinnerung geblieben ist. „Es spielt sich im Kopf ab“ – so könnte man den Satz übersetzen. Früher hat ihm diese Lebenseinstellung bei seinen vielen Marathonläufen geholfen: „Ab Kilometer 30 läuft eigentlich nur noch der Kopf“, sagt er. Heute hilft sie ihm bei der Bewältigung seiner Krankheit, der zunehmenden Multiplen Sklerose. Die Krankheit hat man bei Bernhard Kube vor rund 20 Jahren festgestellt. Also nach seiner Zeit in den USA und nachdem der studierte Mathematiker bei einer Versicherung in München 993 Kilometer Bild: Michael Ort ASB Augsburg betreut Menschen mit schwersten Behinderungen rund um die Uhr Kathrin Hartl, Marcel Wilhelm und Bernhard Kube vor der Fotowand des Ingolstädters. Die Bilder stehen für die Erinnerung an Kubes früheres Leben, geben aber auch Einblicke in die Unternehmungen der Gegenwart.

15 ASB Magazin 04/23 betreut. Fünf Assistenzkräfte wechseln sich dabei ab, dem Ingolstädter bei vielen Alltagssituationen zur Hand zu gehen. „Aufstehen, Körperhygiene, gymnastische Übungen, essen, Einkäufe gemeinsam erledigen, Freunde treffen – bei all diesen Aktivitäten unterstützen wir Bernhard“, sagt Kathrin Hartl, Teamleiterin der ISA am Standort Ingolstadt. „Natürlich ist ein Teammitglied auch nachts bei ihm, um bei gesundheitlichen Problemen sofort eingreifen zu können.“ Insgesamt beschäftigt der ASB Augsburg im Bereich ISA rund 70 Mitarbeitende, die sich an den Standorten Augsburg, Ingolstadt, Neu-Ulm, Illertissen und Memmingen um 25 Klientinnen und Klienten jedes Alters kümmern. Die Krankheitsbilder reichen von Querschnittslähmungen über Multiple Sklerose bis hin zu Schädel-Hirn-Traumata. Finanziert wird die Leistung in der Regel durch den jeweiligen Regierungsbezirk – im Falle von Bernhard Kube also durch den Regierungsbezirk Oberbayern. „Wir bemühen uns natürlich, dass die einzelnen Teams in derselben Besetzung möglichst langfristig zusammenbleiben“, sagt Marcel Wilhelm, Fachbereichsleiter der Hilfe für Menschen mit Behinderung beim ASB Augsburg. „Denn das enge Zusammensein mit den Klientinnen und Klienten setzt natürlich ein gewachsenes Vertrauensverhältnis voraus.“ Kathrin Hartl steht Bernhard Kube jetzt schon seit sieben Jahren als Assistentin und Teamleiterin zur Seite. Empathie bezeichnet sie dabei als eine der Grundvoraussetzungen, um der Aufgabe gewachsen zu sein. „Bernhard ist hier kein Patient, sondern der Mensch Bernhard. Er kann hier bei sich zu Hause letztlich tun und lassen, was er möchte. Sein körperliches Handicap können wir ausgleichen, indem wir seine Arme und Beine ersetzen.“ Natürlich gebe es auch schlechte Tage, aber im Kern führe er ein sehr zufriedenes Leben. Ärzte-Konzert und Champions League Kathrin Hartl kommt aus Leipzig – und die sächsische Metropole steht bei Bernhard Kube und bei ihr auch ganz oben auf der Liste der anstehenden Ausflüge. Genauso wie Hamburg, wo man sich unter anderem die Elbphilharmonie anschauen möchte. Oder die Zugspitze, denn Bernhard liebt die Berge, was man auch an der Fototapete in seinem Wohnzimmer unschwer erkennen kann. In der jüngeren Vergangenheit standen ein Konzert der Ärzte in Österreich sowie einige Spiele des FC Bayern München auf dem Programm. „Ein Höhepunkt war dabei das Champions-LeagueSpiel gegen Paris Saint-Germain“, sagt FCB-Fan Kube. „Das war das letzte Spiel von Lionel Messi in Europa – ein absolutes Erlebnis.“ Zum Fußball oder auch zu den Konzerten gelangt der Ingolstädter in einem speziell umgebauten Auto, das er von seinen engsten Freunden geschenkt bekommen hat. Freunde aus jener Zeit, als Kube noch aktiv Handball gespielt hat. Bis in die Bayernliga hat er es damals geschafft. 993. Letztlich steht auch diese Zahl stellvertretend für Bernhard Kubes Leben. Denn 993 steht auf dem Kilometerzähler seines Rollstuhls. „Das habe ich innerhalb von knapp vier Jahren zurückgelegt. Nur im Rollstuhl, die vielen Kilometer im Auto kommen natürlich noch dazu.“ Für seinen Rollstuhl habe er auch schon zwei Sätze neue Reifen bekommen. „Die Krankenkasse hat das zähneknirschend bezahlt“, sagt er schmunzelnd. Keine Frage: Den Marathonläufer bekommt man aus Bernhard Kube in diesem Leben nicht mehr raus. Trotz Rollstuhl. Denn: It’s a mind game. Text: Moritz Wohlrab Ein ausführliches Gespräch mit Bernhard Kube finden Sie im Podcast des ASB Bayern: www.asb-bayern.de/podcast Gemeinsam besuchten Bernhard Kube und Kathrin Hartl ein Konzert der Band „Die Ärzte“ in Österreich. Bild: ASB Augsburg

16 ASB Magazin 04/23 Ein letztes Zuhause ASB-Hospiz St. Klemens begleitet Schwerstkranke und ihre Angehörigen am Ende des Lebens „Meine Frau hat mich gebeten, immer da zu sein.“ Vorsichtig nimmt Hans-Peter ihre Hand und lächelt sie liebevoll an. Seit drei Wochen ist der 85-Jährige rund um die Uhr bei seiner Ehefrau im ASB-Hospiz St. Klemens in Itzehoe und weicht ihr nicht von der Seite. Sylvia lächelt dankbar zurück. Durch den Perfusor tropft das Morphin. „Das fängt die Schmerzen auf“, erklärt die 70-Jährige und zeigt auf den Tropf neben ihrem Bett. „Wir sind unendlich dankbar, hier einen Platz bekommen zu haben“, erzählt die schwer kranke Frau. Die Mitarbeitenden sind sehr hilfsbereit, nicht nur ernst, sondern auch sehr humorvoll und den Hospizbewohner:innen aufmerksam zugewandt. Angehörige sind Tag und Nacht willkommen. Ein langer Weg bis zur Eröffnung Erst im Februar vergangenen Jahres hat das ASBHospiz St. Klemens seinen Betrieb aufgenommen. „Es war ein langer Weg von den ersten Überlegungen in 2012, dem Spatenstich im Oktober 2018 und der Eröffnung 2022“, berichtet Axel Schröter, Geschäftsführer beim ASB-Landesverband Schleswig-Holstein. Die Unterversorgung mit stationären Hospizplätzen in der Region habe den Verband dazu bewogen, ein Hospiz zu betreiben. Mit dem Hospizförderverein Itzehoe wurde ein idealer Kooperationspartner und Anbieter ambulanter Hospizarbeit vor Ort gefunden und das Gelände von der katholischen Kirche erworben. Untergebracht ist das Hospiz in einem Neubau, der direkt an die ehemalige katholische St.-Klemens-Kirche grenzt. Das alte Gemeindezentrum ist in den Neubau integriert. Der ehemalige Kirchenraum, jetzt „Heptagon“, dient als kultureller Veranstaltungsraum und Begegnungsstätte, um Besucher:innen von Konzerten, Lesungen oder Schulungen die Berührungsängste vor dem Hospiz und seiner Arbeit zu nehmen und Bewohner:innen die Teilhabe am kulturellen Alltagsleben zu ermöglichen. Ebenso wurde ein Raum der Stille geschaffen, um für Gäste, Angehörige und Bild: ASB/S. Engels

17 ASB Magazin 04/23 Mitarbeitende einen Rückzugsraum für Besinnung, Meditation und Andacht zu schaffen. „Unser Haus steht allen Glaubensrichtungen offen und bietet die Möglichkeit, bisher gelebte Spiritualität und Weltanschauung weiterleben zu können“, erklärt Axel Schröter. Als Projektleiter hat er sich viele Gedanken um die Gestaltung des Hospizes gemacht. Wärme und Geborgenheit im ganzen Haus Es gibt zwölf mit warmen Farbtönen und ansprechendem Mobiliar gestaltete Einzelzimmer, jedes ist mit Bad und Balkon ausgestattet. Die Zimmer sind eingebettet in ein harmonisches Raum-, Licht- und Farbkonzept. Ein gemeinschaftliches Wohnzimmer mit Kamin und Aquarium, Wohnküche und ein Wohlfühlbad stehen allen Hospizgästen zur Verfügung. Eine offene Küche ist so ausgestattet, dass hier nicht nur besondere Essenswünsche zubereitet werden können, sondern auch regelmäßig Kuchen gebacken wird. Das Pflegebad ist mit einer Wohlfühlwanne ausgestattet, die unter einer Glaskuppel steht, die zum Sternenhimmel hin geöffnet werden kann. Bei leiser Musik, mit einem Gläschen Sekt oder sogar bei ihrem Lieblingsfilm können Hospizgäste hier entspannen. Auch an ein Kinderzimmer wurde gedacht, das Geschirr von einem Porzellanhersteller in Deutschland produziert und an die Bedürfnisse der Hospizbewohner:innen angepasst. „Wir bieten sterbenden Menschen ein letztes Zuhause, das Wärme und Geborgenheit ausstrahlen soll“, betont Axel Schröter. Die Zimmer sind daher nicht mit typischen Pflege- oder Krankenhausmöbeln ausgestattet. Vielmehr stand die Wohnlichkeit im Vordergrund, obwohl das nicht immer praktisch für die Pflege ist. Dabei lassen sich die Betten im Raum so aufstellen, wie man es gerne möchte. Im Zimmer gibt es Schlafsessel, damit Angehörige auch nachts bei ihren Liebsten bleiben können. „Nachts nicht voneinander getrennt zu sein, ist eine großartige Sache. Das nimmt viele Sorgen“, sind sich Sylvia und Hans-Peter einig. In dieser schwierigen Zeit ist die Familie noch enger zusammengerückt. Man könne sich nur schwer auf eine solche Situation vorbereiten, erzählt das Ehepaar. Dennoch seien sie erleichtert, dass sie die Zeit hatten, viele Dinge noch zu regeln und im ASB-Hospiz St. Klemens medizinisch und menschlich so gut versorgt zu sein. Text: Nadine Koberstein Regelmäßig backen die ASB-Mitarbeitenden in der offenen Küche frischen Kuchen. Das „Heptagon“ dient als kultureller Veranstaltungsraum und Begegnungsstätte. Bild: ASB/S. Engels Bild: ASB/S. Engels

18 ASB Magazin 04/23 Und als letztes Argument ist zu nennen, dass der Versand physischer Zuwendungsbestätigungen auch für die Steuererklärungen nicht mehr erforderlich ist. Das Steuerrecht hält nämlich einen sogenannten vereinfachten Spendennachweis für Mitgliedsbeiträge (und Spenden) bis zu einer jährlichen Höhe von 300,00 Euro bereit. Ohnehin verlangen die Finanzämter in aller Regel die Vorlage von Belegen nicht mehr. Werden Belege gleichwohl verlangt, reicht es nach den Vorschriften der Einkommensteuerdurchführungsverordnung aus, wenn Buchungsbestätigungen Ihrer Bankverbindung vorgelegt werden. Zu solchen Buchungsbestätigungen gehören zum Beispiel Kontoauszüge oder Lastschrifteinzugsbelege. Voraussetzung ist lediglich, dass außer Ihrem Namen und Ihrer Kontonummer auch unsere Kontonummer, der Betrag Ihres Mitgliedsbeitrags, der Buchungstag sowie der steuerbegünstigte Zweck, für den die Zuwendung verwendet wird, und die Angaben über die Steuerbegünstigung des ASB hervorgehen. Zu den Buchungsbestätigungen gehört auch eine elektronische Buchungsbestätigung wie zum Beispiel der PC-Ausdruck beim Onlinebanking. Wie Sie sehen, sind die Voraussetzungen für das sogenannte vereinfachte Nachweisverfahren sehr einfach zu erfüllen, sodass wir meinen, unsere bisherige Verwaltungspraxis ändern zu können. Sollten Sie dennoch eine von uns erstellte Zuwendungsbestätigung haben wollen, so können Sie sich natürlich gerne an uns wenden. Sollten Sie jährlich einen Gesamtmitgliedsbeitrag von mehr als 300,00 Euro zahlen, so erhalten Sie von uns natürlich weiterhin eine eigene Zuwendungsbestätigung. Insgesamt sind wir sicher, dass wir mit dieser neuen Praxis sowohl ökologisch umsichtig als auch wirtschaftlich verantwortungsvoll handeln. Schließlich dürfte auch Ihnen dieses geänderte Verfahren entgegenkommen, da damit auch eine Vereinfachung Ihrer Steuererklärung einhergeht. Text: Dr. Marcus Kreutz, Geschäftsführer Recht und Compliance Neue verbandliche Praxis bei Zuwendungsbestätigungen Über 1,5 Millionen Menschen unterstützen den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mit ihrer Mitgliedschaft, ihren Mitgliedsbeiträgen und daneben sehr häufig auch mit ihrem ehrenamtlichen Engagement. All dies ist für uns unverzichtbar, da es dem ASB dabei hilft, seine gemeinwohlorientierten Angebote aufrechtzuerhalten, die nicht von der öffentlichen Hand oder den Kranken- oder Pflegekassen finanziert werden. Dazu zählen viele Angebote für Kinder und Jugendliche, des Katastrophenschutzes, der Katastrophennothilfe im In- und Ausland und der Entwicklungszusammenarbeit oder solche Projekte wie der ASB-Wünschewagen oder das Hebammenmobil. Diesen Angeboten ist gemeinsam, dass sie gemeinwohlorientiert, gemeinnützig und damit auch steuerlich absetzbar sind. In der Vergangenheit haben wir allen unseren Mitgliedern eine Zuwendungsbestätigung per Post zugesandt, sodass sie jene mit Blick auf ihre Steuererklärung zur Hand haben. Von dieser Praxis werden wir ab dem 01.01.2024 insofern abrücken, als wir für Mitgliedsbeiträge und Spenden bis 300 Euro keine automatisierten Zuwendungsbestätigungen mehr versenden. Für diese Änderung unserer Praxis sprechen gleich mehrere Gründe. Zum einen möchten wir einen Beitrag für einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen liefern. Der Druck von über 1,5 Millionen Zuwendungsbestätigungen auf Papier bedeutet eine Papiernutzung, die vor dem Hintergrund des Klimawandels aus unserer Sicht nicht mehr zu rechtfertigen ist. Zum anderen sind mit der geänderten Verwaltungspraxis auch Kostengründe verbunden. Sowohl Papier als auch das Porto sind in den letzten Jahren im Preis rasant gestiegen, sodass für den Druck und den Versand der Zuwendungsbestätigungen Finanzmittel von uns eingesetzt werden mussten, die uns bei der Umsetzung unserer gemeinwohlorientierten Angebote und Projekte fehlten. Wichtige Information für unsere Mitglieder

19 ASB Magazin 04/23 Landesrettungsdienstleiter und stellvertretender Landesgeschäftsführer des ASB Baden-Württemberg, stellt fest: „Insbesondere auf Bundesstraßen und Autobahnen wird die Rettungsgasse regelmäßig nicht gebildet, was zu massiven Verzögerungen bei der Anfahrt der Rettungsteams führt.“ So einfach wie die Bildung einer Rettungsgasse ist, so wirksam ist sie auch. Untersuchungen haben ergeben, dass bei einer gut gebildeten Rettungsgasse über vier Minuten bei der Anfahrt zum Unfallort gespart werden können – die Überlebenschancen der Unfallopfer steigen im Umkehrschluss also um 40 Prozent. „Bei einer gut gebildeten Rettungsgasse können wir mit wesentlich höherer Geschwindigkeit durchfahren, als wenn wir Fahrzeugen ausweichen oder davon ausgehen müssen, dass andere Verkehrsteilnehmer die Situation nicht ernst nehmen“, so Daniel Groß. Doch wie kann man als Autofahrer:in die Einsatzkräfte unterstützen? Viele Möglichkeiten gebe es nicht, sagt der Spezialist. „Bei der Bildung einer Rettungsgasse kann man aber andere Verkehrsteilnehmer durch das eigene Verhalten wie weites Ausscheren nach rechts oder links auf die korrekte Bildung der Rettungsgasse aufmerksam machen.“ Text: Jan Weisbrod Eine Horrorvorstellung für viele Autofahrer:innen: Ein schwerer Unfall passiert auf der Autobahn, aber die Einsatzkräfte kommen wegen der fehlenden Rettungsgasse nicht zum Unfallort. Genauso geschehen auf der A1 bei Wuppertal in Nordrhein-Westfalen. Der Notarzt konnte den Einsatzort nicht erreichen, da keine Rettungsgasse gebildet wurde. Kurzerhand machte sich der Retter zu Fuß auf den Weg, bis ihm von einem Autofahrer ein Fahrrad zur Verfügung gestellt wurde. So konnte er gerade noch rechtzeitig zum Verletzten gelangen und ihn schnellstmöglich behandeln. Dabei sollte längst bekannt sein: Die Bildung einer Rettungsgasse ist in Deutschland seit 1971 Pflicht, und die Regelung wurde mehrfach auf den neuesten Stand gebracht. Seit 2016 sind Fahrzeugführer:innen verpflichtet, bei zwei Fahrstreifen außerhalb von Ortschaften bereits bei Schrittgeschwindigkeit eine Rettungsgasse zu bilden. Damit soll vermieden werden, dass die Rettungsgasse erst gebildet wird, wenn es zu spät ist und der Verkehr zum Erliegen gekommen ist. Daniel Groß, Die Gasse, die Leben rettet In Notsituationen auf Autobahnen und Bundesstraßen richtig handeln Bei 2 Spuren Bei 3 Spuren Bei 4 Spuren Bei der „Rechte-Hand-Regel“ liegt der Daumen immer auf der linken Fahrspur, der freie Platz zwischen Daumen und Zeigefinger zeigt an, wo die Rettungsgasse zu bilden ist. Bilder: picture alliance/dpa/Markus Scholz

20 ASB Magazin 04/23 Meldungen aus dem Verband kurz & gut Ehrung des Bundespräsidenten Am Tag der Deutschen Einheit in Hamburg wurde Marcel Jüttner, Vorstandsmitglied des ASB-Ortsverbandes HamburgNordost, von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgezeichnet. Mit über 27 Jahren ehrenamtlichen Engagements hat Jüttner sich als Verbandsführer und Leiter der Einsatzabteilung einen Namen gemacht. Er koordinierte Einsätze bei Großschadensereignissen oder beim Hafengeburtstag und hat schon mehrfach Bundespräsident und Bundeskanzler bei ihren Auftritten begleitet. Sein Fachwissen im Katastrophenschutz und seine unermüdliche Arbeit im Rettungsdienst haben ihm Anerkennung und Respekt eingebracht. Wir gratulieren Marcel Jüttner herzlich zu dieser verdienten Auszeichnung und sind stolz auf sein Engagement für den ASB Hamburg und die Gesellschaft. Sein Einsatz zeigt, wie wertvoll ehrenamtliches Engagement für unsere Gemeinschaft ist. (PW) Dank an die Retter Ein berührender Dank in Wiesbaden: Nach einem Rettungseinsatz im August zeigt ein Wiesbadener Bürger seine Wertschätzung gegenüber den Einsatzkräften des ASB und der Berufsfeuerwehr auf besondere Art. Auf seinem großen Fenstertransparent steht geschrieben: „Danke an meine Lebensretter am 26.08.2023, ASB, Notarzt, BFW.“ Die Einsatzkräfte eines Rettungswagens und eines Notarzteinsatzfahrzeugs hatten erfolgreich um das Leben des Mannes gekämpft. Später wurden auch Feuerwehreinheiten hinzugezogen. Dieses ungewöhnliche Dankeschön kam bei den Rettungskräften gut an, vor allem weil sie für ihre lebensrettende Arbeit selten öffentliche Anerkennung erhalten. (DF) Hamburg Hessen Wertekampagne vor den Wahlen Am 8. Oktober wurden in Bayern und Hessen Landtagswahlen durchgeführt. Grund genug für die beiden benachbarten ASB-Landesverbände, um sich gemeinsam klar im Sinne der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu positionieren. In der Woche vor der Wahl wurden in den sozialen Medien prägnante Grafiken, Statements von Führungskräften und Präsentationen von Vielfalts-Projekten veröffentlicht. (MW) Bayern & Hessen Bild: Jürgen Rockenbach Bild: Senatskanzlei Hamburg

21 ASB Magazin 04/23 Niedersachsen 100 Jahre ASB Lüneburg Ursprünglich klein und ohne eigene Infrastruktur hat sich der ASB-Kreisverband Lüneburg seit seiner Gründung zu einem der führenden sozialen Dienstleister in der Region entwickelt. Im August wurde dieses Jubiläum ausgiebig gefeiert. Etwa 250 Gäste aus Politik und Verwaltung, befreundeten Hilfsorganisationen, Samariter:innen aus ganz Niedersachsen und natürlich zahlreiche haupt- und ehrenamtliche Samariter:innen aus Lüneburg folgten der Einladung. Vorstandsvorsitzende Andrea Schröder-Ehlers und Geschäftsführer Harald Kreft sprachen ihren Dank für das große Engagement all derjenigen aus, die wesentlich zum Erfolg des Kreisverbandes beigetragen haben. Zwischen Grußworten von ASB-Präsidentin Dr. Katarina Barley sowie Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch ließen zwei Ehrenamtliche in historischen Kostümen die Geschichte des Lüneburger ASB Revue passieren. (TD) Fünf Jahre Wünschewagen Im Rahmen des feierlichen Jubiläumsempfangs in der Zoowelle Magdeburg würdigte Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff als Schirmherr des Projekts das Engagement des ASB in Sachsen-Anhalt und vor allem den Einsatz der ehrenamtlichen Wunscherfüller:innen mit sehr persönlichen Worten. „Wenn wir uns in die Situation auf dem Sterbebett versetzen, dann stellen wir uns die Frage: Welche Schwerpunkte habe ich in meinem Leben gesetzt? Wir gehen durchs Leben, es folgen Schulausbildung, Berufswahl, vielleicht die Gründung einer Familie, es kommen Enkel, Urenkel in unseren Alltag. Mit jedem Lebensabschnitt werden andere Dinge priorisiert, andere Dinge stehen im Mittelpunkt. Doch eines ist klar: Wir alle sind endlich, und manch einer hegt dann noch einen letzten Wunsch. Und auf diesem letzten Weg sorgen Sie mit hohem Einfühlungsvermögen dafür, dass schwerstkranke Menschen, Menschen an ihrem Lebensende, noch einmal Freude und Glück empfinden. Ihr Engagement hilft auch den Angehörigen und verdient höchste Anerkennung“, so Haseloff. Der ASB in Sachsen-Anhalt erhielt dafür und für sein weiteres vielfältiges Engagement die „Ehrenmedaille des Ministerpräsidenten“. (IS) Bild: ASB Magdeburg Bild: Landeszeitung Lüneburg/Klaus Reschke SachsenAnhalt ASB-Jahrbuch erschienen Kompakt und informativ zugleich steht nun der Rückblick auf unsere Arbeit des letzten Jahres für Sie bereit. Als Digitalversion gestaltet, wurden die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen des vergangenen Samariterjahres übersichtlich zusammengestellt. Wissenswertes aus den Tätigkeitsbereichen des ASB – von der Auslandshilfe über den Bevölkerungsschutz bis zu den Sozialen Diensten – ist somit schnell auffindbar und immer nur einen Klick entfernt: www.asb.de/jahrbuch-2022 (AV) Bundesverband

22 ASB Magazin 04/23 Das aktive Einstehen für alle Menschen, die unsere Hilfe brauchen, bestimmt seit jeher unser Handeln. Wir haben uns Vielfalt, Offenheit und Toleranz auf die Fahnen geschrieben, und so wird es bleiben, auch dank der Ehrenamtlichen und Freiwilligen im ASB. Unser früherer Präsident Franz Müntefering hat es trefflich auf den Punkt gebracht: „Das Ehrenamt ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.“ Ihnen allen im ASB ein herzliches Dankeschön für alles in diesem Jahr Geleistete! Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und uns allen ein hoffentlich besseres neues Jahr. Ihr Knut Fleckenstein, ASB-Bundesvorsitzender Wir im ASB Liebe Samariterinnen und Samariter, das Thema Migration ist in Europa mindestens so brisant, wie es 2015 war. Vor allem der Weg über das zentrale Mittelmeer hat sich zu einer der tödlichsten Fluchtrouten weltweit entwickelt. Im Jahr 2023* sind bisher 2.340 Menschen gestorben, als sie versuchten, auf dem Seeweg nach Europa zu gelangen. So hoch waren die Zahlen der Opfer zuletzt 2017. Was hier geschieht, ist ein humanitärer Skandal, denn solange es keine legalen Einwanderungsregeln gibt, werden die Menschen durch die Politik geradezu in die Arme von Schleusern getrieben. Zivile Seenotrettungsorganisationen schließen mit ihren Rettungsschiffen jene Lücke in der humanitären Nothilfe, die EU-Staaten im Mittelmeer zurzeit noch hinterlassen. Auch die Organisation SOS Humanity ist seit August 2022 mit ihrem Schiff im Einsatz. Der ASB setzt sich für die Seenotrettung von Menschen ein und unterstützt die Arbeit von SOS Humanity. Darum haben wir der Crew in Anerkennung ihres außergewöhnlichen Engagements im November den Annemarie-Renger-­ Preis 2023 verliehen. Uns eint der Wille, jeden Menschen mit Würde zu behandeln. Der ASB setzt sich gleichzeitig dafür ein, Fluchtursachen zu verhindern. Unsere weltweiten Hilfsprojekte erleichtern es den Menschen, in ihrem Heimatland eine Lebensgrundlage und Zukunftsperspektiven zu finden – damit sie sich nicht auf den gefährlichen Weg ins Ungewisse machen müssen. Hierzu bildet der ASB beispielsweise junge Leute im Niger in Handwerksberufen aus oder unterstützt Landwirte in den Dürregebieten Lateinamerikas bei der Umstellung auf nachhaltige Anbaumethoden. Bild: ASB/Hannibal * Stand: 17. September 2023/Statista

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