ASB Magazin Ausgabe Dezember 2023

15 ASB Magazin 04/23 betreut. Fünf Assistenzkräfte wechseln sich dabei ab, dem Ingolstädter bei vielen Alltagssituationen zur Hand zu gehen. „Aufstehen, Körperhygiene, gymnastische Übungen, essen, Einkäufe gemeinsam erledigen, Freunde treffen – bei all diesen Aktivitäten unterstützen wir Bernhard“, sagt Kathrin Hartl, Teamleiterin der ISA am Standort Ingolstadt. „Natürlich ist ein Teammitglied auch nachts bei ihm, um bei gesundheitlichen Problemen sofort eingreifen zu können.“ Insgesamt beschäftigt der ASB Augsburg im Bereich ISA rund 70 Mitarbeitende, die sich an den Standorten Augsburg, Ingolstadt, Neu-Ulm, Illertissen und Memmingen um 25 Klientinnen und Klienten jedes Alters kümmern. Die Krankheitsbilder reichen von Querschnittslähmungen über Multiple Sklerose bis hin zu Schädel-Hirn-Traumata. Finanziert wird die Leistung in der Regel durch den jeweiligen Regierungsbezirk – im Falle von Bernhard Kube also durch den Regierungsbezirk Oberbayern. „Wir bemühen uns natürlich, dass die einzelnen Teams in derselben Besetzung möglichst langfristig zusammenbleiben“, sagt Marcel Wilhelm, Fachbereichsleiter der Hilfe für Menschen mit Behinderung beim ASB Augsburg. „Denn das enge Zusammensein mit den Klientinnen und Klienten setzt natürlich ein gewachsenes Vertrauensverhältnis voraus.“ Kathrin Hartl steht Bernhard Kube jetzt schon seit sieben Jahren als Assistentin und Teamleiterin zur Seite. Empathie bezeichnet sie dabei als eine der Grundvoraussetzungen, um der Aufgabe gewachsen zu sein. „Bernhard ist hier kein Patient, sondern der Mensch Bernhard. Er kann hier bei sich zu Hause letztlich tun und lassen, was er möchte. Sein körperliches Handicap können wir ausgleichen, indem wir seine Arme und Beine ersetzen.“ Natürlich gebe es auch schlechte Tage, aber im Kern führe er ein sehr zufriedenes Leben. Ärzte-Konzert und Champions League Kathrin Hartl kommt aus Leipzig – und die sächsische Metropole steht bei Bernhard Kube und bei ihr auch ganz oben auf der Liste der anstehenden Ausflüge. Genauso wie Hamburg, wo man sich unter anderem die Elbphilharmonie anschauen möchte. Oder die Zugspitze, denn Bernhard liebt die Berge, was man auch an der Fototapete in seinem Wohnzimmer unschwer erkennen kann. In der jüngeren Vergangenheit standen ein Konzert der Ärzte in Österreich sowie einige Spiele des FC Bayern München auf dem Programm. „Ein Höhepunkt war dabei das Champions-LeagueSpiel gegen Paris Saint-Germain“, sagt FCB-Fan Kube. „Das war das letzte Spiel von Lionel Messi in Europa – ein absolutes Erlebnis.“ Zum Fußball oder auch zu den Konzerten gelangt der Ingolstädter in einem speziell umgebauten Auto, das er von seinen engsten Freunden geschenkt bekommen hat. Freunde aus jener Zeit, als Kube noch aktiv Handball gespielt hat. Bis in die Bayernliga hat er es damals geschafft. 993. Letztlich steht auch diese Zahl stellvertretend für Bernhard Kubes Leben. Denn 993 steht auf dem Kilometerzähler seines Rollstuhls. „Das habe ich innerhalb von knapp vier Jahren zurückgelegt. Nur im Rollstuhl, die vielen Kilometer im Auto kommen natürlich noch dazu.“ Für seinen Rollstuhl habe er auch schon zwei Sätze neue Reifen bekommen. „Die Krankenkasse hat das zähneknirschend bezahlt“, sagt er schmunzelnd. Keine Frage: Den Marathonläufer bekommt man aus Bernhard Kube in diesem Leben nicht mehr raus. Trotz Rollstuhl. Denn: It’s a mind game. Text: Moritz Wohlrab Ein ausführliches Gespräch mit Bernhard Kube finden Sie im Podcast des ASB Bayern: www.asb-bayern.de/podcast Gemeinsam besuchten Bernhard Kube und Kathrin Hartl ein Konzert der Band „Die Ärzte“ in Österreich. Bild: ASB Augsburg

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