ASB Magazin 2018-03
ie Zahl der Organspenden in Deutschland hat einen historischen Tiefpunkt erreicht. Immer mehr Menschen sterben, weil nicht rechtzeitig ein Spen- derorgan transplantiert werden kann. Warum das so ist und welche Lösungsansätze es gibt – darü- ber haben wir mit Professor Axel Haverich gesprochen, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Trans- plantations- und Gefäßchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover und einer der führen- den Transplantationsmediziner. Herr Professor Haverich, die Zahl der Organspender hat ein historisches Tief erreicht. Ist der sogenannte Transplantations- skandal aus dem Jahr 2012, bei dem Spenderlisten manipuliert wurden, dafür verantwortlich? Unmittelbar nach dem Skandal ging die Zustimmung von Ange- hörigen potenzieller Spender zur Organspende leicht zurück. Bereits drei Jahre nach dem Skandal wa- ren die Zustimmungsraten jedoch auf einem ähnlich hohen Niveau wie zuvor – deshalb scheint diese Erklärung wenig plausibel. Wieso gibt es dann so wenige Organspenden? Der eigentliche Grund für den Rückgang an Spenden ist die gesunkene Anzahl der Verkehrs- toten. Vor 40 Jahren gab es noch rund 25.000 Verkehrstote pro Jahr, die zum großen Teil Organ- spender waren. Jetzt sind es nur noch 3.000. Damit ist eine wich- tige Quelle für Organe versiegt. Das zweite Problem ist die Öko- nomisierung und der damit ein- hergehende Kostendruck in den Krankenhäusern: Es werden keine Organspender mehr gemeldet, weil das den betrieblichen Ablauf im Krankenhaus stört. Wenn der Hirntod eines Patienten festge- stellt wird und man nun mit den Angehörigen über eine mögliche Organspende sprechen müsste, dann fallen in dieser Zeit geplante Operationen aus und die ökono- mische Bilanz stimmt nicht mehr. Deshalb melden viele Kranken- häuser Hirntote nicht mehr für die Organspende. Das ist heute der Systemfehler. Nur sehr wenige Menschen in Deutschland besitzen einen Organspendeausweis. Die Last der Entscheidung liegt oftmals Die Widerspruchslösung kann Leben retten Interview mit Professor Axel Haverich zur Debatte um die Organspende D LESERUMFRAGE: Wie stehen Sie zu Organspenden? A. Sie bevorzugen die jetzige Entscheidungslösung B. Sie sind für eine Neuregelung per Widerspruchslösung Wir freuen uns über Ihre Meinung per E-Mail an magazin@asb.de LESERUMFRAGE: Wie stehen Sie zu Organspenden? A. Sie bevorzugen die jetzige Entscheidungslösung B. Sie sind für eine Neuregelung mit der Widerspruchslösung Wir freuen uns über Ihre Meinung per E-Mail an magazin@asb.de 10 3 / 2018 ASB Magazin
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