SUSANNE HÖRLE
Können und modernste Technik
nicht genügen. „Aneurysmen bei-
spielsweise. Wir transportieren die
Betroffenen so schonend wie mög-
lich, aber manchmal genügt schon
eine kleine Erschütterung und
das Aneurysma platzt. Der Patient
verblutet innerhalb von Minuten“,
berichtet er. „In der einen Sekunde
reden sie mit dir, in der nächsten
verdrehen sie die Augen und sind
wenige Minuten später tot. Dass
wir dann nichts mehr tun können,
ist das Schwerste.“
Beruf als Berufung
Inzwischen setzt die Dämmerung
ein, da ertönt erneut der Pieper.
Ziel ist dieses Mal die Klinik in
Prien am Chiemsee. Punktgenau
setzt Sascha Netzer die Maschine
auf den Landeplatz, im Rücken
den Chiemsee. Ein etwa 65-jäh-
riger Mann leidet an akutem
Leberversagen mit einsetzendem
Multiorganversagen. Das Kran-
kenhaus ist dafür nicht ausgerüs-
tet, eine Verlegung in ein speziali-
siertes Krankenhaus in München
ist nötig. Der Zustand des Mannes
ist kritisch, Marco Galle und Do-
nen Charme. Ich kann mir nicht
vorstellen, in den nächsten Jahren
etwas anderes zu machen. Die Not-
fallrettung ist meine Berufung. Ich
würde mich jederzeit wieder dazu
entscheiden.“
Am Boden wartet bereits die
nächste Schicht. Hubschrauber
und Ausrüstung werden über-
prüft. Netzer, Galle und Mehler
verabschieden sich. Und Christoph
München ist mit neuer Besatzung
wieder bereit zum Einsatz.
minik Mehler brauchen rund eine
Stunde, um den Mann so weit zu
stabilisieren, dass er transportfähig
ist. Der Einsatz dauert insgesamt
knapp drei Stunden, ob der Patient
es schaffen wird, ist bei Übergabe
im Krankenhaus Neuperlach un-
gewiss.
Auf dem Rückflug ist es bereits
dunkel. Unter dem Hubschrau-
ber leuchtet München. Wird es je
Alltag, das Fliegen? „Nein“, sagt
Dominik Mehler. „Es ist immer
wieder etwas Besonderes. Jede Ta-
ges- oder Nachtzeit hat ihren eige-
„Aufgrund des
Platzmangels können
wir im Hubschrauber
später nur einge-
schränkt agieren.“
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1 / 2019
ASB Magazin