ASB-Magazin Ausgabe Juni 2022

MAGAZIN ISSN 0939-9763 I AUSGABE JUNI 2022 I G8402 Zeitschrift des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland e. V. So hilft der ASB Menschen in und aus der Ukraine Schutz vor Leid und Not

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Inhalt „ICH VERMISSE MEINEN VATER, MEINEN FISCH, MEINE KATZE UND MEINEN HUND“ Solidarische Hilfe des ASB für die Menschen in und aus der Ukraine 4 WANDERAUSSTELLUNG ZUM ASB-WÜNSCHEWAGEN GESTARTET ASB lud zur feierlichen Eröffnung in die Zeche Zollverein in Essen 10 „WIR LEBEN PFLEGE“ Fachkräfte des ASB berichten über ihren beruflichen Alltag 14 DAS EHRENAMT IST DIE DNA DES ASB Gespräch mit Dr. Christine Theiss und Uwe Borchmann 16 „WIR MÖCHTEN MENSCHEN HELFEN, DIEWEITERHIN VON DER FLUT BETROFFEN SIND“ Interview mit Michael Dum von der ASB-Traumaberatung in Euskirchen 18 KURZ & GUT Meldungen aus dem Verbandsgeschehen 20 WIR IM ASB Kolumne des Bundesvorsitzenden Knut Fleckenstein 22 RÄTSEL & SERVICENUMMERN 23 4 18 20 22 10 14 16 Liebe Leser:innen im ASB Magazin verwenden wir gendergerechte Sprache, um der Gleichberechtigung von Frauen und Männern auch sprachlich Ausdruck zu verleihen. Wir orientieren uns hierbei am „Handbuch geschlechtergerechte Sprache“ des Duden. Dabei verwenden wir bewusst Variationsmöglichkeiten wie die Nennung beider Geschlechter, geschlechtsneutrale Begriffe oder ab dieser Ausgabe auch den Gender-Doppelpunkt statt des Gender-Sternchens. Denn der Doppelpunkt wird von Screenreadern für Blinde und Sehbehinderte gut erkannt. Übrigens: Gesprochen wird der Gender-Doppelpunkt als winzige Pause. Ihre Redaktion Impressum Rechtlicher Hinweis: Für unaufgefordert eingesandte Beiträge wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung von Herausgeber und Redaktion. ASB Magazin: Mitgliederzeitschrift des ASB Deutschland e. V., Erscheinungsweise: viermal jährlich Herausgeber: ASB-Bundesverband, Sülzburgstraße 140, 50937 Köln, Tel.: 0221/4 76 05-0, www.asb.de, V. i. S. d. P.: Dr. Uwe Martin Fichtmüller Gestaltung & Redaktion: Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, E-Mail: magazin@asb.de Bildnachweise: ASB Köln/M. Strübing (Titel, S. 8 l.); J. Kjaer (S. 4); SSU (S. 5 l.+6 o.); J. Koroschetz/ ASB Eschborn (S. 5 r.); SSU/Lubny (S. 6 o.); G. Welters (S. 7 o.); ASB Bergisch-Gladbach (S. 7 u.); ASB Hannover-Land (S. 8 r.); ASB Bergisch Land (S. 9:); F. Zanettini/ASB (S. 10-11, 18); Hannibal (S. 1213, 22); B. Bechtloff (S. 14 + 15 l.); M. Geist (S. 15 m.); ASB Region Alb & Stauferland (S. 15 r.); privat (S. 16); ASB München/Obb./Tobias Engelmann (S. 17); ASB Heidekreis (U4) Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh Verbreitete Auflage: 1.182.563 (Ausgabe 01/2022) Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 4. Juli 2022 3 2 / 2022 ASB Magazin

Solidarische Hilfe des ASB für die Menschen in und aus der Ukraine „Ich vermisse meinen Vater, meinen Fisch, meine Katze und meinen Hund“ Die zwölfjährige Sofia schafft es kaum, die Tränen zurückzuhalten. Gemeinsam mit ihrer Mutter Alla sitzt sie in einem freundlich eingerichteten Holzhaus in Polen, das 200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt ist. Sofia und Alla sind vor den russischen Angriffen von Kiew nach Polen geflohen und werden dort von der polnischen Samariterorganisation SFOP unterstützt. Hier haben sie eine erste Unterkunft sowie Essen und Kleidung erhalten. In der Unterkunft der Samariterorganisation versuchen die beiden, nach ihrer S eit Kriegsausbruch in der Ukraine hilft der ASB den Menschen im Land, in den Anrainerstaaten und in Deutschland. Die ASB-Gliederungen haben mit ihrem Einsatz über Grenzen hinweg Herausragendes geleistet: Es wurden Hilfsgütertransporte auf den Weg gebracht, Erstunterkünfte aufgebaut, Geflüchtete medizinisch versorgt und Lebensmittel verteilt. Das gemeinsame Engagement der Samariter:innen in Europa zeigt einmal mehr, was solidarische Hilfe bewirken kann. langen und anstrengenden Flucht etwas zur Ruhe zu kommen, doch das fällt ihnen schwer. „Ich vermisse meinen Vater, meinen Fisch, meine Katze und meinen Hund so sehr“, erzählt Sofia. „Sie alle musste ich in meiner Heimatstadt Kiew zurücklassen.“ Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine bangen die Menschen um ihr Leben. Im April hatten bereits fünf Millionen Ukrainer:innen, die meisten Frauen, Kinder und ältere Menschen, das Land verlassen und suchten Schutz in den europäischen Nachbarländern. 4 2 / 2022 ASB Magazin

konnten wir schnell unsere Kräfte bündeln und den Menschen helfen“, so der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein. Wegen der Kriegshandlungen sind Hilfsmaßnahmen in der Ukraine nur punktuell möglich. In Kiew war es ukrainischen Samariter:innen im März und April gelungen, dringend benötigte Hilfsgüter zu verteilen. Lebensmittel, Kindernahrung, Wasser und Hygieneartikel wurden an die Menschen in ihren Wohnungen, in Kellern oder Metro-Stationen übergeben. Mitte April gab es gute Neuigkeiten: Rund 30 Kilometer von Lwiw entfernt wurde ein neues ASBLänderbüro aufgebaut. Zudem hat der ASB sein Nothilfeprojekt, bei dem Menschen entlang der sogenannten Kontaktlinie mit Bargeld und Lebensmitteln versorgt werden, wieder aufgenommen. Am 14. April fand die erste Verteilung von Hilfsgütern in Mariupol statt, rund 2.000 Menschen konnten von den ukrainischen Samariter:innen versorgt werden – obwohl die Aktion wegen Artilleriebeschusses immer wieder unterbrochen werden musste. Die Zusammenarbeit unter den europäischen Samariterorganisationen ist bewährt. Die internationalen Samariter:innen (SAM.I.) stehen in ständigem Austausch miteinander und koordinieren so ihre Hilfe für die Menschen aus der Ukraine. Am 21. März entsendete der Bundesverband sein erstes FAST (First Assistance Samaritan Team) in eine ostslowakische Übergangsunterkunft bei Humenné. Die ehrenamtlichen Spezialist:innen von FAST halfen bei der medizinischen Versorgung und Betreuung der Geflüchteten. In Deutschland engagieren sich die ASB-Gliederungen seit Monaten mit vielen Helferinnen und Helfern für die Geflüchteten, vor allem bei deren Erstversorgung, Unterbringung und Betreuung. Den humanitären Werten verpflichtet Als große Hilfsorganisation ist der ASB den humanitären Werten und der UN-Charta verpflichtet. „Wir verurteilen jede Form des Krieges, denn Krieg bringt Leid und Not über die Menschen. Deshalb verurteilen wir den Angriff auf die Ukraine entschieden“, erklärte der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein, als am 24. Februar die Invasion begann. Seit Jahrzehnten ist der ASB in der Ukraine aktiv – seit 2015 auch mit einem eigenen Länderbüro in Kiew. Der ukrainische Samariterbund SSU ist seit 1993 im ganzen Land tätig, und schon vor Beginn des Krieges hat der ASB die Menschen in der Ostukraine mit Lebensmitteln, Bargeld, Heizmaterial und anderen Hilfsgütern unterstützt. „Dank der guten, jahrelangen Kontakte und Strukturen „Dank der guten, jahrelangen Kontakte und Strukturen konnten wir schnell unsere Kräfte bündeln und den Menschen helfen.“ - KNUT FLECKENSTEIN, ASB-BUNDESVORSITZENDERIn Kiew verteilten ukrainische Samariter:innen dringend benötigte Hilfsgüter. Zeit für etwas Abwechslung im slowakischen Übergangscamp. 5 2 / 2022 ASB Magazin

Hilfsgüterlieferungen in die Grenzregionen Ein ASB-Konvoi mit Hilfsgütern und Medikamenten erreichte am 19. März die Slowakei und fuhr weiter in die Region Lwiw. Nur wenige Kilometer hinter der Grenze versorgten die ukrainischen Samariterinnen und Samariter Menschen, die aus Charkiw, Goszomel, Butscha und Kiew hierher geflohen waren. Sie fanden Unterkunft in ehemaligen Kindergärten, die von den Samariter:innen zu Notunterkünften hergerichtet worden sind. Hier wurden die aus Deutschland gelieferten Betten, Matratzen, Nahrungsmittel und Medikamente dringend benötigt. Bogdan Kyrlyk, Bürgermeister der westukrainischen Provinz Welyky Beresny, bedankte sich für die Hilfe: „Im Namen des Gemeinderates von Welyky Beresny sowie im Namen aller Einwohner:innen der Gemeinde danken wir dem ASB für den Hilfsgütertransport. Wir wissen diese humanitäre Hilfe in den für unser Land so schweren Zeiten sehr zu schätzen. Es ist gut zu wissen, dass internationale Partner nicht abseits bleiben, sondern an unser Land denken, für die Integrität unseres Landes stehen und den Menschen auf unterschiedlichsten Wegen helfen.“ Rettung ukrainischer Waisenkinder Es waren unendlich traurige Bilder, die den ASB Rathenow/ Brandenburg Anfang März aus dem Waisenhaus im ukrainischen Lubny nahe Poltava erreichten. Hier leiten Vyacheslav Belov und seine Frau Lydia den lokalen Samariterbund. In ihrem Waisenhaus „Nadia“ wohnten bis zu 20 Waisenkinder und Kinder aus Krisenfamilien. Seit 2017 pflegen die Samariterinnen und Samariter des Ortsverbandes Rathenow ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu den Kolleg:innen im ukrainischen Poltava. Für die Kinder und Jugendlichen war das ihr Zuhause, in dem sie auch pädagogisch betreut wurden und alle erforderlichen Therapien erhielten. Nach Kriegsbeginn saßen sie tagelang im Keller, um sich vor den russischen Angriffen zu schützen. Es galt, sie umgehend in Sicherheit zu bringen. „Unsere Unterstützung ist jetzt wichtiger denn je. So junge Menschen sollten nie die Schrecken eines Krieges erleben müssen“, appellierte Marian Timm, Geschäftsführer des ASB Rathenow. Eine Woche später konnte er erleichtert bekannt geben: „Alle Kinder und Betreuerinnen des ukrainischen Waisenhauses ‚Nadia‘ sind wohlbehalten in Deutschland angekommen.“ Ein Bild aus besseren Zeiten: Kinder des Waisenhauses in Lubny mit ihren Betreuer:innen. Einsatzkräfte des ukrainischen Samariterbundes (SSU) entladen einen Hilfsgütertransport der europäischen Samariterorganisationen in Kiew. 6 2 / 2022 ASB Magazin

einem Rettungswagen sowie der ASB Berlin Krankenhaus gGmbH mit einem Begleitfahrzeug an die ukrainisch-polnische Grenze, um den Patienten aus Irpin in Empfang zu nehmen. Der 70-Jährige wurde gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, seinem Sohn und dessen Partnerin sowie ihrem Hund nach Wiesbaden gebracht, wo die in Deutschland lebende Tochter schon wartete. Dort wurde der Patient zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus aufgenommen und die Familie konnte nach langer Reise erstmals wieder zur Ruhe kommen. Solidarische Hilfe bundesweit In Deutschland engagieren sich ASB-Gliederungen bundesweit mit ihren zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Überwältigend viele Menschen haben Sachspenden wie Hygieneartikel, Kissen, Decken, Handtücher abgegeben oder Malblöcke, Hefte und Stifte für Kinder. In Windeseile entstanden mit vereinten Kräften Notunterkünfte für Geflüchtete, zum Beispiel in Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Die Ehrenamtlichen aus dem Katastrophenschutz des ASB Bergisch Land beispielsweise waren sofort zur Stelle, als knapp 500 aus der Ukraine vertriebene Menschen in Wuppertal versorgt und betreut werden mussten. Mitarbeiter:innen des Sanitätszuges und der Flüchtlingshilfe des ASB Mansfeld-Südharz in Hettstedt unterstützten den Landkreis bei der Ersteinrichtung von Wohnungen für geflüchtete Mütter mit ihren Kindern. Geliefert wurden Möbel, Haushaltsgegenstände, Auslegware und alles, was die ukrainischen Geflüchteten für ein Ankommen auf friedlichem Boden benötigten. Krankentransport in die Sicherheit Dem Bundesverband ist es Mitte April gelungen, einen schwerstkranken Ukrainer zur Behandlung nach Deutschland zu transportieren. Mit Unterstützung des ASBeigenen internationalen Krankenrückholdienstes, der den Transport koordinierte und die Aufnahme in einem Wiesbadener Krankenhaus organisierte, fuhren Samariter des ASB Halle/Bitterfeld mit „Unsere Hilfe geht weiter, solange uns die Menschen brauchen.“ - EDITHWALLMEIER, GESCHÄFTSFÜHRERIN EINSATZDIENSTE UND BILDUNG BEIM ASB-BUNDESVERBAND - Übergabe des Krankentransports an der ukrainisch-polnischen Grenze. Samariter:innen heißen die Geflüchteten nach ihrer Ankunft in Deutschland willkommen. 7 2 / 2022 ASB Magazin

Die ASB-Hilfe in Zahlen (Stand 12.04.2022) ■ Rund 4.200 Helfer:innen waren bisher für den ASB in Deutschland, in der Ukraine und den Nachbarländern im Einsatz. ■ Rund 13.000 Menschen hat der ASB in der Ukraine, den Nachbarländern und in Deutschland mit seiner Hilfe erreicht. ■ Über 500 Tonnen Hilfsgüter wurden geliefert. ■ Mehr als 30 Hilfstransporte wurden durchgeführt. Weitere Informationen unter: www.asb.de/news/krieg-der-ukraine-asb-startet-nothilfe Unterstützung beim Neuanfang Alle 16 ASB-Landesverbände und deren Gliederungen waren umgehend im Einsatz bei der Unterbringung und Betreuung Geflüchteter. Am Berliner Hauptbahnhof hatte der ASB Berlin-Nordwest gemeinsam mit den anderen Hilfsorganisationen die medizinische Notversorgung für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer übernommen. Seit dem 14. März betreibt der ASB-Landesverband Berlin gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen außerdem das Ankunftszentrum für ukrainische Kriegsgeflüchtete am ehemaligen Flughafen Tegel. In NordrheinWestfalen engagiert sich der ASB Köln am Drehkreuz Hauptbahnhof in einer Erstaufnahmeeinrichtung der Stadt und betreut Geflüchtete in den Kölner Messehallen. Ähnliche Angebote gibt es beim ASB in Hamburg und Hannover. Ruhiges Ankommen mit Orientierungshilfen „Am dringendsten brauchen die Menschen jetzt Ruhe und Sicherheit“, sagt Michael Schnatz, Fachbereichsleiter Bevölkerungsschutz beim ASB-Bundesverband. „Wir möchten ihnen ein ruhiges Ankommen ermöglichen.“ Der ASB bietet Unterstützung bei den Ämtern und leistet praktische Orientierungshilfe: Was finde ich wo in der neuen Umgebung? Der Bundesverband stellt seinen Gliederungen Konzepte zum Aufbau und Betrieb von Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung und bereitete Trainings für Personal in Erstaufnahmeeinrichtungen vor. In Zusammenarbeit mit der Organisation TERRE DES FEMMES hat der ASB – vor allem für weibliche Geflüchtete – mehrsprachige Sicherheitshinweise zum Schutz vor Menschenhändlern und Zuhältern entwickelt und verteilt. Beliebt sind Betreuungsangebote für Kinder; auch gemeinsame Kochnachmittage und Spielerunden finden Anklang bei den Erwachsenen. Sehr gefragt sind jene Menschen, die übersetzen und in der Muttersprache auf die Anliegen der Geflüchteten eingehen können. Beim ASB Bergisch Land gibt es einen solchen Glücksfall. Er heißt Paul Kruk, ist selbst Ukrainer und arbeitet ehrenamtlich als Dolmetscher in der Erstaufnahmeeinrichtung des ASB in Bergisch Gladbach. Der 64-jährige Pianist hat ein offenes Ohr für die Fragen, Nöte und Ängste der Kriegsvertriebenen – und stößt dabei oft selbst an seine emotionalen Grenzen. Verteilung von Orientierungshilfen beim ASB Hannover-Land. Samariter:innen betreuen Geflüchtete am Drehkreuz des Kölner Hauptbahnhofs. 8 2 / 2022 ASB Magazin

Dank der Spenden und der Hilfsbereitschaft zahlreicher Unterstützer:innen können wir solidarisch und effizient weiterhelfen – hier und jetzt sowie über Grenzen hinweg“, blickt Edith Wallmeier, Geschäftsführerin Einsatzdienste und Bildung beim ASB-Bundesverband, in die Zukunft. Die Hilfe geht weiter Mit Fortdauer des unerbittlichen Krieges wächst in der Ukraine der Bedarf an Unterstützung, auch bei der medizinischen Versorgung. Der ASB Munsterland schickte kürzlich einen Rettungswagen mit medizinischen Hilfsgutern ins Kriegsgebiet nahe Kiew, wo das Fahrzeug nun bei der Rettung von N. KOBERSTEIN & A. VALENTINO Herr Kruk, wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen? Als ich davon hörte, dass die ersten Kriegsvertriebenen aus meiner alten Heimat in der Stadt angekommen sind, habe ich nicht lange überlegt und mich bei der Stadt Bergisch Gladbach gemeldet. Dann ging alles ganz schnell und ich wurde gleich der Unterkunft an der Saaler Mühle zugewiesen. Seitdem dolmetsche ich hier jeden Tag vormittags vor meiner eigentlichen Arbeit als Klavierlehrer. Was treibt Sie an, dieses Ehrenamt auszuüben? Ich bin gebürtiger Ukrainer und stamme aus der Stadt Cherson. Dort wird gerade heftig gekämpft. Darum stecke ich emotional tief drin in dem Thema, weil es meine Heimat betrifft und ich um viele Menschen bange, die noch dort sind. Ich spreche selbst Russisch und Ukrainisch, sodass ich mich hier von Anfang an gut in das ASB-Team einbringen konnte. Wie erleben Sie die Menschen, die hier ankommen? Alle hier sind ganz normale Leute, die nicht wissen, was sie falsch gemacht haben, dass das Schicksal sie so quält. Bis vor gut einem Monat sind sie zur Schule gegangen, zur Universität, haben gute Jobs gehabt, Häuser, Autos, Gärten, Urlaub, so wie die Menschen hier auch. Und jetzt hängen sie hier in Containern und wissen nicht, wie es weitergeht. Sehen Sie, ich bin Musikpädagoge, kein Pfarrer oder Psychologe. Diese schwerst traumatisierten Menschen erzählen mir trotzdem alles, was sie Schreckliches erlebt haben – ohne Zögern und ohne Scham. Ich hätte schon nach wenigen Tagen ein Buch schreiben können. Was macht das mit Ihnen? Ich habe ein paar Tage gebraucht, um mir eine innere Wand aufzubauen, Distanz zu schaffen. Anders geht es nicht. Ich wache jede Nacht auf und kann nicht mehr einschlafen, weil mir die Geschichten der Leute nicht aus dem Kopf gehen. Neulich kam eine Frau zu mir, die mitten aus ihrer Chemotherapie gerissen wurde. Sie sitzt mir mit ihrer Krebserkrankung gegenüber und fragt: „Paul, was wird nur aus mir? Ich kann mit meinem schwachen Immunsystem nicht in einer Massenunterkunft bleiben.“ In solchen Momenten fühlt man eine unbeschreibliche Ohnmacht. Und dann war da noch die Dame um die 50, eine wohlsituierte Lehrerin aus Charkiw. Sie sprach mich an: „Paul, ich brauche deine Hilfe. Ich musste schnell wegrennen, als die Sirene losging und mein Haus getroffen wurde. Ich konnte nur meine Winterstiefel mitnehmen, die ich hier trage. Kannst du bitte fragen, ob es für mich irgendwo leichtere Schuhe gibt?“ Das Bild dieser Winterstiefel geht mir nicht aus dem Kopf. Das ist für mich persönlich ein Symbol dieses Krieges, dass er Millionen Menschen auch zu Bittstellern in einem fremden Land macht. Kann man mit Musik etwas gegen diesen Wahnsinn unternehmen? Oh ja, das kann man. Ich habe als Pianist bereits ein Benefizkonzert für die Menschen in der Ukraine gegeben und plane, noch weitere zu organisieren. Die Erlöse und Spenden gehen komplett an die Vertriebenen, damit sie hier Fuß fassen und mit dem Nötigsten versorgt werden können. Verletzten zum Einsatz kommt. Die Ausrustung reicht von Fahrtragen uber Notfallrucksacke bis hin zu lebensrettendem Equipment wie Beatmungsgeraten und Defibrillatoren. Ein weiterer Hilfsgütertransport ist am 27. April von Köln über die Slowakei in die Ukraine gestartet. „Unsere Hilfe geht weiter, solange uns die Menschen brauchen. INTERVIEW: MARCO WEHR Paul Kruk ist Dolmetscher und Seelentröster zugleich. 9 2 / 2022 ASB Magazin

Wanderausstellung zum ASB-Wünschewagen gestartet ASB lud zur feierlichen Eröffnung in die Zeche Zollverein in Essen E ine passendere Umgebung hätte sich für die Wanderausstellung des ASB-Wünschewagens kaum finden lassen. Hoch oben, mit Blick über Essen, fand im „Erich Brost-Pavillon“ der Zeche Zollverein Anfang Mai bei herrlichemWetter die Eröffnung statt. „Es ist ein sehr bemerkenswerter Ort und eine besondere Location; so bemerkenswert wie unser immer wieder für Begeisterung sorgendes Wünschewagen-Projekt“, stellte Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmülller in seiner Eröffnungsrede fest. Denn dieser geschichtsträchtige Ort, geprägt von Kohlebergbau und Stahlproduktion in der Stadt, ist eng verbunden mit der Geschichte des ASB-Wünschewagens. Bereits 2014 hat Ralph Steiner für den ASB Ruhr den ersten Wünschewagen ins Rollen gebracht. In Essen wurden die ersten Herzenswünsche sterbenskranker Menschen erfüllt. In den nächsten Jahren folgten weitere Wünschewagen und Standorte – heute sind es 22 im gesamten Bundesgebiet. Dass dieses Projekt so erfolgreich ist, ist den Projektleitungen, -koordinatoren und vor allem den vielen ehrenamtlichen Wunscherfüller:innen zu verdanken, die im ASB bundesweit im Einsatz sind, bedankte sich Fichtmüller bei den Gästen. Bedeutung der Wanderausstellung Die Ausstellung veranschaulicht die vielfältigen Wünsche von Menschen am Ende ihres Lebens: Sie möchten noch einmal in die alte Heimat, ans Meer oder ins Fußballstadion. Es wird deutlich, warum sich so viele ehrenamtlich in dem Projekt engagieren und als Wunscherfüller:innen die Fahrten begleiten. „Die Wanderausstellung richtet sich an interessierte Bürgerinnen und Bürger, die mehr über unsere ASB-Wünschewagen erfah10 2 / 2022 ASB Magazin

deren Angehörigen unterstützend zur Seite steht. Zudem erhalten Besucher:innen die Möglichkeit, ihren persönlichen letzten Wunsch aufzuschreiben. Dieser kann im Zentrum der Ausstellung an einer großen Pusteblume angepinnt werden. Neben den ASB-Wünschewagen war auch das ASB-Hebammenmobil des Landesverbands NRW vor Ort, das durch die Flutkatastrophe erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Es hilft schnell und unbürokratisch und bietet im Ahrtal sowie anderen betroffenen Gebieten mobile Hebammenversorgung und Schwangerenberatung an. „Wir freuen uns auf die immer wieder hervorragenden Projekte, die in diesem Verband geboren werden. Dazu gehört auch die mobile Hebammenversorgung – vielleicht nächstes ASB-Bundesmodellprojekt“, hielt Dr. Uwe Martin Fichtmüller abschließend fest. ren möchten und das Projekt näher kennenlernen wollen. Denn wir möchten noch mehr Sterbenskranken einen letzten Herzenswunsch erfüllen. Die Ausstellung versucht auch, den Menschen ein wenig ihre Ängste zum Thema Tod und Sterben zu nehmen, sie zum Nachdenken anzuregen, ihnen Mut zu machen, miteinander und darüber zu sprechen“, erklärte Fichtmüller. Als Unterstützerin der Wünschewagen-Wanderausstellung konnte die Big Band der Bundeswehr gewonnen werden. Die Einnahmen aus der Jubiläums-CD zu ihrem 50-jährigen Bestehen kommen dem Projekt und somit auch der Wanderausstellung des ASB-Wünschewagens zugute. Tourmanager Johannes Langendorf würdigte in seiner Rede die herausragende Arbeit des ASB und war sichtlich stolz, dieses Projekt, das so nahe am Menschen ist, unterstützen zu dürfen. Ein kleines Ensemble der Big Band gab an diesem Abend einen Einblick in das Können der Musiker:innen und begleitete musikalisch die Eröffnungsveranstaltung. Ein herzliches Dankschön dafür! Im gesamten Bundesgebiet zu sehen Die Wanderausstellung wird zukünftig im gesamten Bundesgebiet in öffentlichen Gebäuden oder Institutionen zu sehen sein. „Die Besucher:innen können selbst entscheiden, wie intensiv sie sich auf das Thema einlassen“, so Astrid Becker und Anna Bandholz von der Agentur „drej“, die diese Ausstellung konzipiert haben. Im Außenbereich befinden sich allgemeine Informationen zum Projekt, zur Arbeit der Wunscherfüller:innen und zu Unterstützungsmöglichkeiten. Im inneren Bereich der Ausstellung können sich Besucher:innen auf die erfüllten Wünsche einlassen und erleben, wie der ASB seinen Wünschewagen-Fahrgästen und NADINE KOBERSTEIN Tourmanager Johannes Langendorf übergibt einen Spendenscheck in Höhe von 10.070 Euro an Gabriele Mergener, Fachbereichsleitung Bundesmodellprojekte, und Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller. 11 2 / 2022 ASB Magazin

Rettung auf dem Pausenhof Schulsanitäter:innen üben für den Notfall E s ist große Pause an der Integrierten Gesamtschule Franzsches Feld in Braunschweig: Der 17-jährige Alexander ist von einem Klettergerüst gestürzt und hat sich den Fuß verdreht. Schnell werden die Schulsanitäter Jamil und Magnus über ihr Notrufhandy alarmiert und kommen mit dem Sanitätsrucksack angelaufen. Die beiden kühlen das verletzte Sprunggelenk und legen einen Stützverband an. Ein umgeknicktes Bein ist eine der häufigsten Verletzungen, die an Schulen passieren. te hier unbedingt mit dabei sein. Schon als kleines Kind habe ich mich für das Thema Erste Hilfe interessiert“, erzählt die zehnjährige Lena, die die fünfte Klasse besucht. Der zweifache Familienvater Sebastian Kropf leitet den Schulsanitätsdienst beim ASB Braunschweig seit 2007. Jede Woche ist er fünf bis sechs Stunden auf ehrenamtlicher Basis für den ASB-Schulsanitätsdienst im Einsatz. Sebastian findet es wichtig, bereits im jungen Alter mit Erste-Hilfe-Kursen anzufangen. „Wenn Kinder früh Erste Hilfe lernen, haben sie auch später keine Zum Glück für Alexander war der Sturz nur ein Fallbeispiel, das die jungen Schulsanitäterinnen und -sanitäter in der AG inszeniert haben, um für den Ernstfall zu üben. Denn für schnelle medizinische Hilfe in der Not gibt es an der Integrierten Gesamtschule einen Schulsanitätsdienst. Insgesamt elf Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Klassenstufen folgen hier einem regelmäßigen Dienstplan, um ihren Mitschüler:innen im Ernstfall beiseitestehen zu können. Der Schulsanitätsdienst wird vom ASB Braunschweig geleitet. „Ich woll12 2 / 2022 ASB Magazin

Besonders freut es Kathrin, wenn sie von verletzten Mitschüler:innen nach einem Hilfseinsatz eine positive Rückmeldung und ein Dankeschön bekommen. Getreu dem Motto „Wir helfen hier und jetzt“ widmen die beiden jungen Sanitäter:innen ihre Freizeit ganz dem Sanitätsdienst. Sie sind sogar ehrenamtlich beim ASB für Großveranstaltungen wie Fußballspiele, Konzerte oder zuletzt bei einer Spendensammlung im Einsatz. Julian, der später Medizin studieren möchte, sieht den Schulsanitätsdienst als Chance, sich persönlich zu entwickeln: „Ich finde es interessant, mich weiterzubilden, Menschen zu helfen, etwas zu erleben und dadurch selber zu wachsen.“ Hemmungen, anderen zu helfen“, erklärt Sebastian. „Auch wenn man noch jünger ist und zu Hause der Opa einen Herzinfarkt erleidet, kann man ihm das Leben retten, wenn man weiß, wie.“ Trotz seiner langjährigen Erfahrung als Leiter im Schulsanitätsdienst ist Sebastian Kropf immer noch überrascht, wie schnell Kinder Erste Hilfe lernen und anwenden können. Die Kinder teilen die Begeisterung. Unter ihnen auch Alexander, der im Fallbeispiel das „Opfer“ mit dem verletzten Bein spielte. „Die AGStunden sind sehr lustig“, erzählt er. „Mir gefällt, dass wir hier mit Fallbeispielen üben und dass wir im Schulsanitätsdienst viele neue Menschen kennenlernen.“ Er war bereits mehrmals im Einsatz, vom Bänderriss bis hin zu größeren Wunden hat er einige Verletzungen selbstständig versorgt. Anderen Schüler:innen, die Interesse an medizinischen Themen haben, empfiehlt er, sich für den Schulsanitätsdienst anzumelden. „Das ist ein schönes Hobby neben der Schulzeit, vor allem wenn man später einmal in die medizinische Richtung gehen möchte.“ Auch am Gymnasium Martino Katharineum ist der ASB Braunschweig mit einer Schulsanitätsdienst-AG aktiv. Vor allem ältere Schüler:innen engagieren sich hier. Die 18-jährige Kathrin, die einmal Kinderärztin werden möchte, ist bereits seit mehreren Jahren mit dabei. „Ich finde es schrecklich, dass manche Menschen bei Unfällen einfach vorbeigehen und nicht helfen. Ich möchte das besser machen und Menschen in Not helfen“, erzählt sie. Gemeinsam mit ihrem Mitschüler Julian hatte sie schon vielfältige Einsätze – vom Kreislaufzusammenbruch über Asthmaanfälle bis hin zu psychischen Problemen reicht die Palette –, schon oft waren die beiden Retterin und Retter in der Not. MAREN WINDFELDER „Wenn Kinder früh Erste Hilfe lernen, haben sie auch später keine Hemmungen, anderen zu helfen.“ - SEBASTIAN KROPF, LEITER SCHULSANITÄTSDIENST BEIM ASB BRAUNSCHWEIG - 13 2 / 2022 ASB Magazin

„Wir leben Pflege“ Fachkräfte des ASB berichten über ihren beruflichen Alltag Z um internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai haben wir drei Mitarbeiter:innen in Pflegeeinrichtungen des ASB porträtiert. Ihr Engagement und ihre Freude an der Arbeit zeigen, wie positiv und bereichernd der Pflegealltag sein kann. Anette Witt nutzt ihre langjährige Erfahrung Seit ihrem 18. Lebensjahr ist die 56-Jährige im Pflegebereich aktiv und machte ihre ehrenamtliche Tätigkeit zum Beruf. Sie organisierte und leitete neben ihrer Beschäftigung als examinierte Altenpflegerin drei Cafés für Demenzkranke. In der ASB-Tagespflege im hessischen Butzbach, 50 Kilometer von Frankfurt entfernt, ist sie inzwischen stellvertretende Pflegedienstleiterin und damit für das Organisatorische sowie die Betreuung der Tagesgäste zuständig. Ihre Expertise im Bereich Demenzerkrankungen hilft, die Aktivitäten in der Tagespflege optimal zu planen. So können Pflegebedürftige mit und ohne Demenzerkrankungen Aktivitäten wie Sitztänze oder Fragespiele gemeinsam erleben. Anette Witt kann sich auf ein hoch motiviertes Team aus Betreuungskräften und Pflegehilfskräften verlassen, die für die Gäste der Tagespflege immer wieder neue Beschäftigungs- und 14 2 / 2022 ASB Magazin

Gesprächskonzepte erarbeiten. Die Beschäftigungsangebote reichen vom Geschichtenerzählen und Singen übers Vorlesen bis zum Austausch aktueller Alltagsthemen. Dazu gehört für Anette Witt, dass Pflegeeinrichtungen gut ausgestattet und Hilfs- und Sportmittel in ausreichender Menge vorhanden sind, so wie beim ASB Butzbach. Denn nur mit einer guten Ausstattung kann das Personal den Tag für die Pflegebedürftigen optimal gestalten. „Das Ziel meiner Arbeit ist es, dass unsere Tagesgäste abends den Tag Revue passieren lassen und sagen: ‚Ach, war das wieder schön in der Tagespflege‘“, sagt sie. Kiara Klapperichs Kindheitstraum wurde wahr Am 1. März dieses Jahres hat sie ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft beim ASB in Flensburg begonnen. Bevor sich die 17-Jährige für den ASB und die ambulante Pflegeeinrichtung entschieden hat, nutzte sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), um vorab einen Einblick in den Beruf und die Einrichtung zu erhalten. Anfang dachte ich, ich schaffe das mit der Schule und dem Sprachkurs nicht. Aber ich wollte es schaffen und es gut machen“, sagt Michael Saidykhan und fügt hinzu: „Es war schon immer mein Traum, im Gesundheitsbereich zu arbeiten und den Menschen zu helfen.“ Beim ASB hat Michael Saidykhan besonders das familiäre und vertrauensvolle Verhältnis zwischen den Pflegekräften und den Pflegebedürftigen gefallen. Neben Saidykhan arbeiten weitere Pflegekräfte mit Migrationshintergrund in der Einrichtung – ganz selbstverständlich. Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit hat er hier nicht erlebt. Michael Saidykhan hat bereits Pläne für die Zukunft, er möchte Gesundheitsmanagement an einer Hochschule studieren, doch bis es so weit ist, muss er noch zwei Jahre Berufserfahrung in der Pflege sammeln. Die Arbeit als Pflegefachkraft bedeutet Saidykhan sehr viel und er betont: „Die Dankbarkeit ist unglaublich – wenn man einen Menschen behandelt, der Schmerzen hat, und diese gelindert werden können, dann ist das unbezahlbar.“ „Ein Kindheitstraum wurde wahr“, sagt Klara heute, wenn sie über den Pflegeberuf und ihre Ausbildung im ambulanten Pflegedienst spricht. Insbesondere die Abwechslung bei ihren Fahrten, die unterschiedlichen Pflegebedürftigen und die Teamstimmung begeistern sie täglich. Sie möchte die Ausbildung bestmöglich abschließen und sich anschließend zur Pflegedienstleitung (PDL) weiterbilden – bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Als besonders erfüllend empfindet Kiara die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen. „Oft denkt man, dass man in der Pflege nur mit alten Menschen arbeitet, aber auch die Betreuung und Pflege junger Menschen gehören dazu.“ Zukunftsperspektiven für Michael Saidykhan Als 18-Jähriger floh er alleine aus Gambia nach Deutschland. 2018 begann Michael sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Pflegeeinrichtung des ASB in Merklingen, 30 Kilometer von Ulm entfernt. Parallel zum FSJ lernte er Deutsch, bevor seine Ausbildung in der Pflegeeinrichtung begann. „Am JAN WEISBROD Anette Witt, stellv. Pflegedienstleitung der ASB-Tagespflege in Butzbach. Kiara Klapperich, Auszubildende im ambulanten Pflegedienst beim ASB SchleswigFlensburg. Michael Saidykhan, Pflegefachkraft beim ASB Alb & Stauferland in Merklingen. 15 2 / 2022 ASB Magazin

Frau Theiss, Sie engagieren sich im ASB weit über Ihre Aufgabe als stellvertretende Bundesvor- sitzende hinaus. Was macht Ihnen dabei besondere Freude? Dr. Christine Theiss: Ich bin sehr aktiv an der Basis, da ich mich ehrenamtlich in einer Rettungshundestaffel engagiere, die ich auch leite. Dies ist und bleibt das Herzstück meiner ASB-Tätigkeit. Herr Borchmann, wie engagieren Sie sich im ASB? Ich bin Betriebswirt im Gesundheitswesen, da lag es nahe, die Verantwortung für die Finanzen im Bundesvorstand zu übernehmen. Toll, zu sehen, wie das Geld für die gute Sache ankommt. Aber: Ich habe ehrenamtlich als Rettungsschwimmer angefangen. Die direkte Hilfe ist das, was mir viel Spaß macht, und auch Ausgleich zum Beruf. Sie haben spontan privat Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich zu Hause aufgenommen. Wie kam das? Uwe Borchmann: Einfach mal machen! Als mich der Hilferuf aus der Ukraine erreicht hat, bin ich zur polnisch-ukrainischen Grenze aufgebrochen und habe zwei Familien nach Rostock geholt. Eine Mutter mit ihrer zwölfjährigen Tochter und einem Hund hat drei Wochen bei mir gewohnt. Es war ein sehr bewegendes Erlebnis, die strahlenden Augen zu sehen, als wir nach zehnstündiger Fahrt in Rostock ankamen – in einem sicheren Zuhause mit Trampolin im Garten. Hier müssen sie sich nicht mehr vor Bomben fürchten. Bei der Hilflosigkeit, die wir angeDas Ehrenamt ist die DNA des ASB Die stellvertretenden Bundesvorsitzenden Dr. Christine Theiss und Uwe Borchmann über den Beitrag des ASB zu einer sozial engagierten Zivilgesellschaft sichts des Krieges verspüren, ist es das kleine bisschen, das ich selbst beitragen konnte. Was hat Sie bewegt, sich beim ASB einzubringen? Dr. Christine Theiss: Zum ASB kam ich 2008 auf der Suche nach einer Rettungshundestaffel. Ich identifiziere mich mit den Werten des ASB. Er zeichnet sich durch seine Vielfalt und Toleranz aus, gleichzeitig schätze ich den hemdsärmeligen Pragmatismus. Geben Sie uns einen Einblick: Wer sind die beiden Menschen hinter dem Ehrenamt? Frau Theiss, wofür steht Uwe Borchmann? Dr. Christine Theiss: (denkt kurz nach) Für Korrektheit mit Herz. Uwe achtet immer darauf, dass Uwe Borchmann Der 47-jährige Diplom-Kfm. ist seit 2020 Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern. Sein ehrenamtliches Engagement im ASB: Er war bis 2010 Vorsitzender der Bundeskontrollkommission, wurde anschließend zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt und 2014 und 2018 wiedergewählt. Er engagiert sich seit 2014 als Vorstand der ArbeiterSamariter-Stiftung, die Projekte der hospiz- und palliativmedizinischen Versorgung sowie der Kinder-, Jugend- und Altenhilfe unterstützt. 16 2 / 2022 ASB Magazin

Bedarf – zum Beispiel für ein Senioren-Servicezentrum – gibt, findet man auch Ehrenamtliche. Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, wollen Respekt und Ergebnisse sehen. So gewinnt und hält man sie im ASB. Deshalb fördern wir mit der Arbeiter-Samariter-Stiftung innovative Projekte, um eine Signalwirkung zu erzeugen. Wie sehen Sie das, Herr Borchmann? Uwe Borchmann: Unser ASB kann Kindern und Jugendlichen frühzeitig soziale Kompetenz beibringen, zum Beispiel mit der Arbeiter-Samariter-Jugend oder in unseren Kitas. Kinder werden heute in einer digitalen Welt groß, zwischen WhatsApp und iPad. Das „sich Kümmern“ um andere spielt leider eine sehr untergeordnete Rolle in dieser Welt. Und es ist schwer, Menschen das beizubringen, wenn sie schon groß sind. Hier kann der ASB dazu beitragen, jungen Menschen frühzeitig soziale Verantwortung mit auf den Weg zu geben. wir im Verband gut wirtschaften. Gleichzeitig kann er sehr leidenschaftlich für Dinge fechten, für die er steht. Herr Borchmann, für was steht Christine Theiss? Christine kann charmant hart bei der Sache bleiben und sich durchsetzen. Ich bin immer froh, wenn wir gemeinsame Ziele haben. (Dr. Christine Theiss lacht.) Schauen wir in die Zukunft. Was ist Ihnen für die Zukunft des ASB wichtig? Dr. Christine Theiss: Samariter:innen sind tolle Helfer:innen, aber immer noch – auch wenn es schon besser geworden ist – wird dies zu wenig öffentlich wahrgenommen. Gerade hier kann ich mich einbringen, wie jetzt bei der Kooperation mit ProSiebenSat.1 bei der Aktion ‚ran hilft‘ für Menschen in der Ukraine. Je bekannter der ASB ist, desto leichter können wir Nachwuchs für den Verband gewinnen. Vor allem für das Ehrenamt, welches in meinen Augen unsere DNA ist. Herr Borchmann, was ist Ihre Zukunftsvision für den ASB? Unsere Welt ist online und schnelllebig geworden. Gleichzeitig ist das klassische Familienbild nicht mehr die uneingeschränkte Lebensrealität. Ich glaube, dass der ASB hier einen Beitrag zu einer sozial engagierten Zivilgesellschaft leistet. Jeder, dem es gut geht, hat im Rahmen seiner Möglichkeiten die Verpflichtung, sich um Menschen zu kümmern, denen es nicht so gut geht. Und der ASB bietet eine Plattform dafür. Da liegt großes Potenzial für die Entwicklung unseres Verbandes in allen Bereichen der Gesellschaft: Es kann Pflege sein, soziale Nachbarschaftsorganisation oder die Unterstützung von Kindern und Familien, denen es nicht so gut geht. Was müsste der ASB tun, um diesen Gemeinschafts- Gedanken in die Gesellschaft hineinzutragen? Dr. Christine Theiss: Wichtig ist, die individuellen Bedürfnisse vor Ort herauszufinden. Wenn es einen INTERVIEW: DOROTHEE WINDEN Dr. Christine Theiss Die 42-jährige promovierte Ärztin ist als Fernsehmoderatorin für Sat1 tätig. Von 2007 bis 2013 war sie Profi-Weltmeisterin im Vollkontakt-Kickboxen. Ihr ehrenamtliches Engagement im ASB: Dem Bundesvorstand gehört sie seit 2014 als Beisitzerin an, 2018 wurde sie zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. 2016 hat sie den Vorsitz der Arbeiter-Samariter-Stiftung übernommen. Beim ASB München/ Oberbayern wurde sie Ende April 2022 in den Vorstand gewählt und engagiert sich auch in der dortigen Rettungshundestaffel. 17 2 / 2022 ASB Magazin

Ü berflutete Straßen, mitgerissene Autos, kein Strom und keine Verbindung mehr zur Außenwelt. Soweit das Auge reichte, war nur noch Wasser zu sehen. Als am 15. Juli 2021 die Flutkatastrophe imWesten Deutschlands schwere Schäden anrichtete, war der Arbeiter- Samariter-Bund sofort zur Stelle: Samariter:innen retteten Menschen aus überfluteten Häusern, richteten Notunterkünfte ein und halfen beimWiederaufbau von Schulen und Kitas. Doch auch ein Jahr nach der Flut sind die seelischen Narben bei vielen Menschen noch nicht verheilt: Diese sind durch die Katastrophe traumatisiert und psychisch krank geworden. Um sie zu unterstützen, hat der ASB Rhein Erft/Düren in Euskirchen ein Beratungszentrum eingerichtet. Ein dreiköpfiges Team von Sozialarbeiter:innen und Sozialpädagog:innen bietet Hilfe für von der Flut traumatisierte Menschen an. Mithilfe der Beratung werden die Betroffenen bei der Bewältigung ihres Alltags unterstützt. Wir haben mit dem Sozialpädagogen Michael Dum gesprochen, der zum Beratungsteam des ASB in Eus- „Wir möchten Menschen helfen, die weiterhin von der Flut betroffen sind“ Interview mit Michael Dum von der ASB-Traumaberatung in Euskirchen kirchen gehört. Seit über 15 Jahren unterstützt er traumatisierte und schwer psychisch erkrankte Menschen. Herr Dum, am 15. Juli steht der Jahrestag der Flut bevor. Welche Gefühle löst das bei Menschen aus, die von der Katastrophe traumatisiert sind? Der kommende Jahrestag stimmt die Menschen erschöpft und traurig. Sie erinnern sich noch einmal daran, was sie verloren haben. Viele Betroffene haben Angehörige, Nachbarn oder Freunde verloren. Viele haben zudem große finanzielle Sozialpädagoge Michael Dum (links) ebnet Opfern der Flutkatastrophe mittels Traumaberatung den Weg zurück in den Alltag. 18 2 / 2022 ASB Magazin

und materielle Verluste erlitten. Die Behebung der materiellen Schäden steht bei den Betroffenen ganz weit vorne, denn die meisten Häuser oder Wohnungen sind noch lange nicht in dem Zustand, in dem sie vor der Flut waren. Darum können die Menschen nach wie vor nicht mit der Katastrophe abschließen. Ein großes Thema ist sicherlich auch der Ukraine-Krieg. Denn einige der Betroffenen relativieren ihre Probleme nach der traumatischen Fluterfahrung und nehmen an, es gehe ihnen vergleichsweise gut. Dabei geht es ihnen noch längst nicht gut. Das macht es nicht leichter. Zudem lösen extreme Wetterlagen wie der starke Regen, den wir in Euskirchen im Januar hatten, Ängste aus, dass sich die Katastrophe wiederholen könnte. Warum ist die sozialpsychia- trische Beratung so wichtig? Menschen, die traumatisiert sind, haben erhebliche Probleme in ihrer Alltagsbewältigung. Psychisch kranke und traumatisierte Menschen brauchen unsere Unterstützung in ihrem Alltag, sei es bei der Haushaltsführung oder bei der Bearbeitung von Anträgen für die verschiedenen sozialrechtlichen Leistungsträger. Ziel der Traumaberatung ist es, die Lebensverhältnisse der Betroffenen so weit wie möglich wiederherzustellen. Wie läuft die Beratung ab? Die Beratungen finden offen, zugewandt und niederschwellig statt – jeder und jede ist willkommen. Jeden Dienstag finden kostenlose Sprechstunden in unserem Beratungszentrum statt. Angedacht ist stets eine Beratung unter vier Augen. Wir arbeiten hier nach der pädagogischen Zugehensweise. Das bedeutet: Wir versuchen erst einmal den Bedarf zu ermitteln und Probleme zu identifizieren. Oftmals fängt es da schon bei den Betroffenen an, denn sie können ihre Probleme nicht artikulieren, fühlen sich aber niedergeschlagen. Mit dem Traumazentrum des ASB soll den Menschen eine langfristige Unterstützung ermöglicht werden. Für jene, die stark traumatisiert sind, bieten wir auch Hausbesuche an. Was kann ich als Freund:in oder Nachbar:in tun, um einer traumatisierten Person zu helfen? Traumatisierte haben eine große Verunsicherung erfahren, da ist vieles an Gewissheit und Sicherheit weggebrochen. Man hilft ihnen mit einer verlässlichen Präsenz. Mit dem Angebot ‚Ich bin für dich da und stehe zur Verfügung‘ wirkt dies am besten in einer wertschätzenden Ansprache. Außenstehende sollten auch berücksichtigen, dass ihr Angebot nicht immer angenommen werden kann. Das liegt in der Natur der Sache, denn manche traumatisierten Menschen ziehen sich zurück. An dieser Stelle kommen dann wieder die professionellen Hilfskräfte ins Spiel. Als Angehöriger, Freund oder Nachbar hilft es schon, der traumatisierten Person klar zu machen, dass man als verlässlicher Ansprechpartner für sie da ist. INTERVIEW: MAREN WINDFELDER Infos und Kontakt Die ASB-Traumaberatung in Euskirchen befindet sich in der Veybachstraße 31. Die sozialpsychiatrische Sprechstunde findet jeden Dienstag von 9 bis 13 Uhr statt. Mehr Infos erhalten Sie unter 02251/8 13 36-60 oder per E-Mail unter hochwasserhilfe@asb-erft.eu Ein Jahr nach der Flut – eine Bilanz: Der ASB hat für Hilfsgüter, Soforthilfen, Strompauschalen und für langfristig angelegte Hilfsprojekte insgesamt 21,4 Mio. Euro zur Unterstützung der Betroffenen bereitgestellt und somit ca. 50.000 Menschen direkt helfen können. Während sich zu Beginn die Projekte stark auf die Bereitstellung von Soforthilfemaßnahmen (zum Beispiel Verteilung von Hilfsgütern wie Bautrocknern, Soforthilfeauszahlungen, Mobilitätsservices) konzentrierten, konnten inzwischen auch Projekte der Wiederaufbau-Phase umgesetzt werden. Dazu gehörten die Errichtung sogenannter Tiny Houses in Dernau und Bad Neuenahr-Ahrweiler, die Behelfsunterbringung einer Kita in Bad Neuenahr oder mobile Beratungsangebote wie das Hebammenmobil. Auch spezielle therapeutische Angebote wie die Traumaberatung in Euskirchen werden gezielt gefördert und ausgebaut. Weiterhin werden Projektanträge gestellt und bearbeitet. Auch Hilfsmaßnahmen der ersten Stunde aus der Akutphase (Hilfsgüteranfragen, Soforthilfe-Auszahlungen) konnten noch nicht eingestellt werden. So hat der ASB aktuell den Betrieb einer Baustoffspenden-Ausgabe übernommen, da hier immer noch eine rege Nachfrage besteht. Zurzeit zeichnet sich neuer Bedarf an Unterstützungsleistungen ab, da teilweise erst jetzt die Trocknungsphasen abgeschlossen werden konnten, Traumatisierungen sich zeitverzögert zeigen oder neue Lebensentscheidungen (zum Beispiel der Umzug in ein Pflegeheim) getroffen werden müssen. 19 2 / 2022 ASB Magazin

Bundesverband Ehrung für Wilhelm Müller Eine außergewöhnliche Ehrung und ein ganz besonderes Geschenk erhielt ASB-Vizepräsident Wilhelm Müller zu seinem 80. Geburtstag. Bei einer Feier im Kölner Geißbockheim überreichte der Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein dem Jubilar eine Ehrenspange für sein jahrzehntelanges Engagement für den Arbeiter-Samariter-Bund. Müller, der schon mit 15 Jahren dem ASB beitrat, ist nun seit 65 Jahren ASB-Mitglied und war 36 Jahre lang, von 1974 bis 2010, Bundesgeschäftsführer. „Ich freue mich sehr, dir im Namen des Bundesvorstands eine ganz besondere Auszeichnung überreichen zu dürfen“, sagte Knut Fleckenstein am 22. April bei der Feier am Vorabend des Bundesausschusses in Köln. „Du hast den ASB in deiner beachtlichen, über 36-jährigen Amtszeit als Bundesgeschäftsführer entscheidend mitgeprägt und zu einer modernen Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation weiterentwickelt. Dafür möchten wir dir Danke sagen.“ Vor allem Müllers herausragendes Engagement nach der Wende bleibt im Verband unvergessen. „Das war ein starker Einsatz. Nach dem Mauerfall hast du die Neu- und Wiedergründungen in Ost- und Mitteldeutschland zielstrebig und tatkräftig unterstützt“, sagte Fleckenstein. Fleckenstein würdigte auch die Rolle Müllers als Chronist: „Du bist der ‚Chefhistoriker‘ des ASB und kennst die Geschichte des Verbandes wie kein anderer.“ In seinen bislang 13 Publikationen beschreibt Müller auf lebendige Weise die Geschichte des ASB, die zugleich Zeitgeschichte ist. Zu seinen Ehren wurde nun das WilhelmMüller-Forschungsstipendium ins Leben gerufen: Studierende der Geschichtswissenschaften, die sich in ihrer Masterarbeit mit dem ASB oder der deutschen bzw. europäischen Wohlfahrtsgeschichte befassen, können demnächst einen Antrag auf das Stipendium stellen. Auch die Schätze des ASB-Archivs können genutzt werden. Über die damit verbundene Anerkennung für das Archiv freute sich Wilhelm Müller. In seiner Dankesrede sagte er: „Mit dem Stipendium geht ein Traum in Erfüllung.“ (DW) kurz & gut Meldungen aus dem Verbandsgeschehen Bilder: B. Bechtloff 20 2 / 2022 ASB Magazin

Hessen Sachsen Schirmherr für den Wünschewagen Ministerpräsident Michael Kretschmer begleitet die Aktivitäten des Wünschewagens Sachsen ab sofort als Schirmherr. „Mit der Schirmherrschaft würdigt unser Ministerpräsident den großen Einsatz derjenigen, die sich in diesem Ehrenamt engagieren. Dafür möchte ich ihm danken“, betonte Dr. med. Matthias Czech, Vorstandsvorsitzender des ASB in Sachsen, beim Empfang vor der sächsischen Staatskanzlei. Ministerpräsident Michael Kretschmer: „Es ist ein großartiges Projekt, für das ich sehr gerne die Schirmherrschaft übernommen habe. Herzlich danken möchte ich allen, die sich hier in besonderer Weise einbringen und engagieren. Sie stehen für Mitmenschlichkeit und für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.“ (JF) Bild: ASB Sachsen Schnelle Hilfe für bedürftige ältere Menschen Das Projekt „Wir helfen direkt“ unterstützt in Gießen Seniorinnen und Senioren in prekärer sozialer und finanzieller Situation. Ihnen wird vom ASB-Menü-Service täglich eine warme Mahlzeit nach Hause geliefert. „Wir helfen direkt“ wird seit April 2021 auch in Offenbach durchgeführt. Das Projekt finanziert sich hauptsächlich aus Spenden. (DHB) Bild: Unsplash 21 2 / 2022 ASB Magazin Jubiläumsfeier im Rhododendronpark Seit 30 Jahren ist der ASB-Regionalverband Warnow-Trebeltal aktiv zwischen der Warnow und dem Trebeltal tätig. Jetzt ist es Zeit, dieses Jubiläum zu feiern. Das geht am besten gemeinsam mit allen Wegbegleiter:innen der vergangenen Jahre. Die Gäste können sich auf einen Rückblick auf die bewegte Geschichte und einen erlebnisreichen Nachmittag im Rhododendronpark von Graal-Müritz freuen. „Gemeinsam kommen wir über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ins Gespräch“, kündigt die Vorstandsvorsitzende Silvia Lill an. Am 25. Juni um 14.00 Uhr soll das Fest mit viel Unterhaltung für alle Altersgruppen starten. (ASBWarnow-Trebeltal) Mecklenburg-Vorpommern Bild: ASB Warnow-Trebeltal

Drei Jahre – drei Krisen, die Schlag auf Schlag aufeinanderfolgten: 2020 begann die Corona-Pandemie, 2021 kam es zur Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz und seit Februar führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Bei jeder dieser Krisen waren und sind wir Samariterinnen und Samariter im Einsatz. Wir packen mit an und helfen, wo wir nur können. Das ist unsere Aufgabe, doch es zehrt auch an den Kräften. Daher will ich allen Ehrenamtlichen und Beschäftigten des ASB meinen herzlichen Dank aussprechen für den dritten Großeinsatz in Folge. Dank Ihrer Tatkraft und Ihres enormen Engagements können wir Menschen in Not helfen. Über 4.000 ehrenamtliche Helfer:innen aus dem Bevölkerungsschutz des ASB sind seit Beginn des Ukraine-Krieges mit vielfältigen Aufgaben bundesweit im Einsatz. Ob über Nacht Betten in Aufnahmezentren aufgebaut oder Tausende Lunchpakete benötigt werden, das FAST medizinische Hilfe leistet oder Hilfsgüter an die ukrainische Grenze transportiert werden – unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte sind zur Stelle, wenn sie gebraucht werden. Von unschätzbarem Wert ist in dieser Krise unser Netzwerk von Samariter International in Ost- und Westeuropa. Mit vereinten Kräften helfen sie in den Nachbarstaaten der Ukraine bei der Aufnahme von Flüchtlingen und bei der Verteilung von Hilfsgütern. Das Bündnis, das sich 1994 gegründet hat und dem 20 Mitgliedsorganisationen angehören, kann dank der jahrelangen Kontakte wirkungsvoll und gemeinschaftlich helfen. Ob in Polen, der Slowakei, Lettland oder der Ukraine – die Hilfe der Samariter:innen kommt an. Dabei wachsen alle über sich hinaus, denn in Friedenszeiten kümmern sich die Organisationen vor allem um Pflegebedürftige, betreiben Kindergärten oder Rettungsdienste. Nun leisten sie – untereinander abgestimmt – humanitäre Hilfe in dieser Ausnahmesituation. Dabei haben wir alle das gemeinsame Ziel, die Lage der Kriegsflüchtlinge zu verbessern und langfristige Unterstützung für die Ukraine zu leisten. Auch unseren ukrainischen Samariter:innen gelingt es immer wieder trotz aller Gefahren, Menschen in der Ukraine – sogar in Mariupol – mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. Dieses Engagement, die grenzenlose Solidarität und die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in den Nachbarstaaten der Ukraine und in Deutschland, ist für mich der Lichtblick in diesen dunklen Zeiten. Hoffen wir, dass sich die Lage für die Menschen in der Ukraine bald wieder verbessert. Ihr KNUT FLECKENSTEIN, ASB-BUNDESVORSITZENDER Wir im ASB Grenzenlose Solidarität 22 2 / 2022 ASB Magazin

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