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RATGEBER
Julia K. ist gilt als aufgeschlossen und
unternehmungslustig. Die 51-Jäh-
rige liebt ihren Job, geht gerne ins
Theater, ist auf Partys ein willkom-
mener Gast und engagiert sich in der
Freizeit als Übungsleiterin im örtli-
chen Sportverein. In letzter Zeit je-
doch hat die Freude am Miteinander
nachgelassen. Immer schwerer fällt
es ihr, den Besprechungen im Büro
oder der Handlung eines Theater-
stücks zu folgen, manchmal entgeht
ihr die Pointe einer Unterhaltung
und immer öfter überhört sie Zuru-
fe ihrer Sportschüler. Bevor Julia auf
ihr schlechtes Hören angesprochen
wird, gibt sie sich einen Ruck und
lässt beim HNO-Arzt endlich einen
Hörtest machen.
Ein Hörgerät ist die Lösung bei vie-
len Hörproblemen, auch wenn der
kleine Fremdkörper im Ohr gewöh-
nungsbedürftig ist. In der Testphase
sollte der Hörgeschädigte beim Fach-
mann immer wieder nachfragen und
seine Höreindrücke mit den probe-
weise getragenen Geräten schildern,
raten Hörakustiker. Das erfordert Ge-
duld, die sich aber meist lohnt.
Neben der technischen Versorgung
gibt es eine Reihe von Strategien und
Hilfen, die eine Teilhabe am Leben
mit gut Hörenden verbessern. Dazu
gehört vor allem: Betroffene sollten
Familie, Freunden und Kollegen mit-
teilen, was ihnen das Verständnis
und die Kommunikation besonders
erschwert – damit man herausfinden
kann, wie es besser funktioniert.
„Offenheit sich selbst und seiner Um-
gebung gegenüber ist bei einer Hör-
schädigung ein wichtiger Schritt. Be-
troffene, die ihre Höreinschränkung
annehmen, können meist besser da-
mit umgehen. Sie erleichtern sich
selbst den Alltag und ermöglichen
ihren Mitmenschen mehr Rück-
sichtnahme“, erläutert Hörexpertin
Simone Lerche von
hörkomm.de,einem vom Bundesministerium für
Arbeit und Soziales geförderten In-
formationsportal zum guten Hören
im Beruf.
Julia K. steht inzwischen selbstbe-
wusst zu ihrer Schwerhörigkeit. Sie
weihte Familie, Kollegen und Freun-
de ein. Ihr kleines Hörgerät, das sie
nun hinter dem Ohr trägt, ist kaum
zu sehen. Die lebensfrohe Frau hat
ihre Entscheidung nicht bereut: Sie
holte sich die passende Hilfe, damit
Sie weiterhin berufstätig, gesellig
und aktiv bleiben kann.
.
Text: Alexandra Valentino
Foto: Fotolia
ASB MAGAZIN
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Hören verbindet Menschen und ist ein Schlüssel zur Kommunikation. Hören
kann ein Genuss sein oder eine Qual – Letzteres besonders dann, wenn diese
Fähigkeit abnimmt. Nur wenige Menschen möchten ihre Schwerhörigkeit
wahrhaben oder gar mit anderen darüber sprechen. Dabei sind sie nicht al-
lein, etwa 15 Millionen schwerhörige Menschen leben in Deutschland. Jeder
Betroffene sollte die Chance nutzen, seine Situation zu verbessern.
Technik für gutes Hören
Hörgeräte sind heute klein und unauffällig
und meist das beste Hilfsmittel, um wieder
hören und kommunizieren zu können.
Testen Sie es aus
Ihr Hörakustiker berät Sie. Tragen Sie Hör-
systeme, die auf Ihre Höreinschränkung
und Bedürfnisse eingestellt sind, unver-
bindlich zur Probe. Nehmen Sie die Geräte
mit und testen Sie das Hörgefühl zu Hause
oder am Arbeitsplatz.
Technische Arbeitshilfen
Achten Sie bei der Anschaffung von Hör-
geräten auf Schnittstellen wie Audioaus-
gang, Telefonspule oder Bluetooth. Damit
können Verbindungen zum (Mobil-)Tele-
fon, Laptop oder zu Tonübertragungsanla-
gen für Besprechungen hergestellt werden.
Was kostet ein Hörgerät?
Die Preise variieren je nach Ausstattung
und Komfort. Mit einer Verordnung Ih-
res HNO-Arztes zahlt die gesetzliche Kran-
kenkasse für ein Hörgerät etwa 785 Euro
inkl. MwSt. Bei einer Versorgung auf bei-
den Ohren steigt der Festbetrag auf rund
1.400 Euro.
Weitere Tipps zur Anpassung und Finan-
zierung von Hörgeräten finden Sie zum
Beispiel auf
www.hörkomm.deSchwerhörigkeit ernst nehmen und handeln
GUTES HOREN HILFT