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ASB MAGAZIN

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„Die meisten geflüchteten Menschen

möchten so schnell wie möglich

in Deutschland Fuß fassen, aber

so einfach geht das nicht. Sie brau-

chen Geduld“, erklärt Susanne Tön-

nishoff. Denn bis zu einem Ausbil-

dungs- oder Arbeitsplatz sind oft vie-

le Schritte zu gehen. Die junge Frau

leitet seit Mai diesen Jahres das Pro-

jekt „Integrationskonzept Arbeit“

beim ASB Bochum. Hier werden Ge-

flüchtete bei ihrer Integration im

deutschen Arbeitsmarkt unterstützt.

Mit dem Projekt will der ASB Bo-

chum den 700 Bewohnern seiner

drei Flüchtlingsunterkünfte mehr

als nur eine Grundversorgung bie-

ten. „Wir wollen ihnen dabei helfen,

dass es für sie in Deutschland weiter-

geht“, sagt Christian Böckmann, Ge-

schäftsführer des ASB Bochum. Des-

halb hat er den Bewohnern Susan-

ne Tönnishoff zur Seite gestellt. „Ich

bin Vermittlerin, Lotsin und Sozial-

beraterin“, fasst die studierte Sozial­

wissenschaftlerin ihre vielfältigen

Aufgaben zusammen.

Anlaufstelle „Integration

Point“

Innerhalb kurzer Zeit hat sich

Tönnishoff ein großes lokales Netz-

werk geschaffen, das sie stetig aus-

baut. Neben öffentlichen und ge-

Der Weg in den deutschen Arbeitsmarkt ist für Flüchtlinge oft lang und

schwierig. Susanne Tönnishoff vom ASB Bochum begleitet sie dabei. Mit

viel Engagement organisiert die Sozialwissenschaftlerin Infoveranstaltun-

gen, knüpft Netzwerke mit Ausbildungsbetrieben sowie Behörden und macht

Geflüchtete fit für Bewerbungen.

Schritt für Schritt in

Richtung Arbeitsmarkt

Das Projekt „Integrationskonzept Arbeit“ des ASB Bochum

werblichen Betrieben gehören die

Stadt Bochum, die Industrie- und

Handelskammer sowie der „Integra-

tion Point“ dazu, die neue Anlauf-

stelle von Jobcenter und Arbeits-

agentur für Flüchtlinge in Bochum.

An diesem Morgen begleitet die jun-

ge Frau Mohamed Daoui* zu einem

Beratungstermin im „Integration

Point“. Der 41-jährige Marokkaner

hat gerade ein sechswöchiges Prak-

tikum in einer Kfz-Werkstatt been-

det, das ihm Tönnishoff vermittelt

und der „Integration Point“ geför-

dert hat.

Das Praktikum war sehr wichtig für

Daoui. „Ich habe zwanzig Jahre lang

in Kfz-Werkstätten in Marokko und

im Libanon gearbeitet, aber mir feh-

len Arbeitszeugnisse“, erklärt er.

Im Praktikumszeugnis bestätigt die

Werkstatt, dass er wirklich Ahnung

von Autos hat. Und zwar so viel, dass

sie ihn gerne anstellen möchte, wie

Daoui seinem Berater im „Integra-

tion Point“, Alexander Stürmer, be-

richtet.

Gemeinsam werden die nächsten

Schritte geklärt: Da ist zunächst die

sogenannte Vorrangprüfung. Sie un-

tersucht, ob es einen deutschen Be-

werber gibt, der vorzuziehen wäre.

Ist dies nicht der Fall, darf Daoui die

Arbeit in der Werkstatt aufnehmen

und sein Arbeitgeber kann einen

Eingliederungszuschuss beantragen.

Nach der Rückkehr in die ASB-

Flüchtlingsunterkunft wirbt Susanne

Tönnishoff bei den persischsprachi-

gen Flüchtlingen für einen Vortrag

in einer anderen ASB-Unterkunft.

Der junge Iraner Reza Gholami

wird dort in seiner Muttersprache

über das duale Ausbildungssystem

in Deutschland informieren. Vor

fünf Jahren ist er selbst als Flücht-

ling nach Deutschland gekommen.

Jetzt macht er eine Ausbildung zum

INTEGRATION

Projektleiterin Susanne Tönnishoff mit

Mohamed Daoui* (r.) bei einem Beratungs-

termin im „Integration Point“.

*Name von der Redaktion geändert.