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Was ist Ihre Motivation für die Arbeit

in der Flüchtlingshilfe?

Im August 2015 haben ASB-Präsident Franz Müntefe-

ring, der Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein und Bun-

desgeschäftsführer Ulrich Bauch einen Appell an alle

Gliederungen gerichtet. Darin sagten sie, dass die Flücht-

lingsarbeit wichtig sei, um demokratische Strukturen im

Land zu sichern. Das ist bis heute einer meiner Leitsätze.

Die Erfahrungen in Bautzen, Chemnitz oder Köln zei-

gen uns doch bis heute, wie wichtig dieser Aufruf für das

Selbstverständnis auf beiden Seiten ist – das der Einhei-

mischen und das der Geflüchteten.

Was war für Sie die größte Herausforderung

als Einrichtungsleiter?

Als ich am 15. Oktober 2015 angefangen habe, war ich

ganz alleine. Ich musste ein ehemaliges Bürohaus in ein

„Camp“ verwandeln. Von den Schlafsälen und Essenräu-

men über die Krankenstation bis zu den sanitären An-

lagen wurde alles entsprechend hergerichtet. Wir haben

unter Hochdruck gearbeitet, denn viel Zeit hatten wir

nicht. Am 2. November 2015 waren wir schon 46 Leute.

In Spitzenzeiten sogar 71.

Neben der Arbeit mit den Geflüchteten kam in Sumte

auch noch das große Medieninteresse dazu. Wir hatten

Besuch von Fernseh- und Radioteams aus der ganzen

Welt. Und zuletzt, aber extrem wichtig: die Zusammen-

arbeit zwischen dem „Camp“ und dem Ort Sumte. Hier

standen vor allem regelmäßige Treffen mit den Ortsvor-

stehern, Politikern, der Feuerwehr usw. an.

Was waren für Sie die herausragenden

oder emotionalen Momente in Sumte?

Zu den schönsten Erlebnissen gehört für mich die Eröff-

nung unserer „Schule“ – einem Raum, in dem Deutsch

unterrichtet wurde. Sehr berührend war auch das Weih-

nachtssingen am 23. Dezember 2015.

Es sind vor allem die persönlichen Momente, die in Er-

innerung bleiben. Beispielsweise, wenn wir spät abends

zusammensaßen und uns mit der Hilfe von Dolmet-

schern unterhielten und scherzten. Mit einem Bewohner

aus Kaschmir habe ich mich richtig angefreundet. Er hat

uns allen die Haare geschnitten. Das sah teilweise sehr

komisch aus. Mit ihm konnten wir herrliche Witze über

die Kompetenzen der kaschmirischen Friseure machen.

Überhaupt sind die Freundschaften, die entstanden sind,

einfach wunderbar.

DER FRISEUR AUS KASCHMIR. ODER:

WARUM ICH FLÜCHTLINGEN HELFE

Interview mit Jens Meier. Er war Leiter der vom ASB betreuten Notunterkunft in Sumte. In der

kleinen niedersächsischen Gemeinde mit 100 Einwohnern lebten 2016 bis zu 750 Flüchtlinge.

Foto: ASB/F. Zanettini

ASB-Jahrbuch 2016

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