ASB-Magazin Ausgabe Juni 2023

Wir helfen hier und jetzt. MagazinJuni 2023 ARBEITER-SAMARITER-BUND Nach dem Erdbeben: FAST sorgt für Trinkwasser Helferfreistellung – ASB im Dialog mit der Politik ASB-Stiftung fördert Glücksgeschichten

So schützen Sie sich im Katastrophenfall! Wie Sie sich auf Hochwasser, Stromausfall oder Unwetter vorbereiten können, erfahren Sie in unseren kostenlosen Kursen zur Krisenvorsorge und auf unseren Internetseiten. Jetzt informieren: www.asb.de/krisenvorsorge Wir helfen hier und jetzt.

3 ASB Magazin 02/23 Inhalt 4 Impressum ISSN: 0939-9763 ASB Magazin: Mitgliederzeitschrift des ASB Deutschland e. V., Erscheinungsweise: viermal jährlich Herausgeber: ASB-Bundesverband, Sülzburgstraße 140, 50937 Köln, Tel.: 0221/4 76 05-0, www.asb.de, V. i. S. d. P.: Dr. Uwe Martin Fichtmüller Gestaltung & Redaktion: Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, E-Mail: magazin@asb.de Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh Titelbild: ASB/Hannibal Verbreitete Auflage: 1.152.653 (Ausgabe 01/2023) Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 11. Juli 2023 Rechtlicher Hinweis: Für unaufgefordert eingesandte Beiträge wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung von Herausgeber und Redaktion. 4 | Sauberes Trinkwasser für die Erdbebenopfer FAST-Einsatzteam des ASB hilft in der Türkei und Syrien 9 | Feierliche Übergabe Wünschewagen in der Region Südbaden nimmt Fahrt auf 10 | Der neue ASB-Bundesarzt stellt sich vor Matthias Vonnemann ist Mediziner mit Leib und Seele 14 | „Man braucht einen langen Atem“ Zwei Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser hilft der ASB weiterhin 16 | Ein ganzes Leben zwischen zwei Buchdeckeln Freiwillige des ASB Westhessen schreiben „Glücksgeschichten“ 18 | Bündelung von Fähigkeiten und Kapazitäten in Krisen Expertenaustausch beim ASB-Bevölkerungsschutzkongress in Köln 20 | kurz & gut Meldungen aus dem Verbandsgeschehen 22 | Wir im ASB Kolumne des Bundesvorsitzenden Knut Fleckenstein 23 | Rätsel & Servicenummern 10 16

4 ASB Magazin 02/23 Sauberes Trinkwasser für die Erdbebenopfer FAST-Einsatzteam des ASB hilft in der Türkei und Syrien wir alle aus dem Schlaf gerissen. Wir wurden durch die Wohnung geschleudert, Schränke, Tische, Geschirr, alles ging zu Bruch. Es fing an zu brennen.“ Gedankenversunken schaut Mesut Hasan in seine Kaffeetasse. „Glücklicherweise konnte das Feuer schnell gelöscht werden“, erinnert er sich. Doch sie konnten nicht aus dem beschädigten Haus flüchten, da die Treppe zerstört wurde. Um seine zwei Kinder und seine Frau in Sicherheit zu bringen, sprang Mesut Hasan kurzerhand aus dem Fenster des zweiten Stocks auf die Straße, um sie von unten aufzufangen. Bei diesem Sprung habe er sich verletzt. Er zeigt seinen eingegipsten Arm. Doch nur so konnte er seine Familie und die seiner Brüder, die ebenso im Haus wohnten, retten. Nur zwei Tage nach dem Erdbeben kam ein Erkundungsteam des ASB in der Türkei an. „Uns Mesut Hasan* trinkt langsam seinen heißen türkischen Kaffee, den seine Frau für ihn, seine Brüder und die beiden Einsatzkräfte des ASBSchnelleinsatzteams in ihrem Wohnzelt zubereitet hat. Es gibt wenig Platz, die Familie ist seit dem Erdbeben in der Türkei noch enger zusammengerückt. Sie haben ihr Zuhause verloren und das Zelt dient den drei Brüdern mit ihren Frauen und Kindern sowie dem Großvater nun als Wohnungsersatz. Es steht zwischen den vielen Schuttbergen, die früher Häuser waren. Als die beiden ASB-Auslandshelfer die Umgebung in der Nähe des FAST-Camps in Augenschein nehmen, werden sie kurzerhand von der freundlichen Familie zum Kaffee eingeladen. Gemeinsam sitzt die Familie mit den beiden Samaritern zusammen und Mesut Hasan beginnt zu erzählen: „Als am 6. Februar nachts die Erde bebte, wurden Bild: ASB/Hannibal * Name von der Redaktion geändert

5 ASB Magazin 02/23 Hilfe direkt vor Ort Während das Vorausteam die Lage vor Ort erkundete, liefen in der ASB-Bundesgeschäftsstelle in Köln bereits alle Vorbereitungen für die Entsendung eines Schnelleinsatzteams in die Katastrophenregion auf Hochtouren. Das Ziel: mit Medikamenten und Trinkwasseranlagen den betroffenen Menschen zu helfen. Der Großteil, mehr als elf Tonnen an Material, wurde auf einen Lkw verladen und auf die 4.600 Kilometer lange Reise in das Erdbebengebiet geschickt. Zur Ausrüstung gehörten Zelte für die Unterkunft des Teams, Medikamente, medizinisches Verbrauchsmaterial, Krankentragen sowie zwei große Trinkwasseraufbereitungsanlagen mit eigenen Generatoren und Zeltheizungen. Neun Tage nach dem verheerenden Erdbeben flog ein 16-köpfiges Schnelleinsatzteam des ASB mit dem restlichen Teil der Ausrüstung in den Südosten der Türkei. Nach der Ankunft in Adana setzten die Helfer:innen ihre Reise in den stark zerstörten Ort Samandağ, 40 Kilometer entfernt von der syrischen Grenze, mit Pkw fort, da die Flughäfen der Region zerstört waren. Der aus Deutschland kommende Lkw erreichte nach fast fünf Tagen zeitgleich die Erdbebenregion, sodass das Camp und die beiden Trinkwasseranlagen aufgebaut werden konnten. „Das Erdbeben hat in der Region viele Wasserleitungen zerstört. Wir sind im engen Austausch mit den lokalen Behörden und dem Krankenhaus, neben dem die Trinkwasseraufbereitungsbot sich ein unermesslich großes Ausmaß an Zerstörung. Ganze Stadtteile waren komplett verschwunden, eine Vielzahl an Wohnhäusern war einfach zusammengefallen“, erzählt Axel Schmidt, Nothilfekoordinator der ASB-Auslandshilfe, der den Einsatz eines Schnelleinsatzteams, eines sogenannten First Assistance Samaritan Teams (FAST), vorbereitete. „Menschen schliefen nachts bei großer Kälte draußen. Die Infrastruktur war stark beschädigt, zum Teil nicht mehr vorhanden“, so der erfahrene Auslandshelfer weiter. Das Vorausteam hat sich in der Erdbebenregion mit türkischen Stellen und internationalen Hilfsorganisationen abgestimmt, um den Betroffenen die notwendige Unterstützung vor Ort zukommen zu lassen. Mit dabei waren auch die FAST-Einsatzkräfte Cemsid Kiy und Benedikt Bosse. Cemsid Kiy ist Arzt und seit 2013 Mitglied beim FAST, er war bereits mehrfach für das FAST nach Katastrophen im Einsatz. Benedikt Bosse ist Notfallsanitäter und seit 2019 beim FAST in den Bereichen Logistik, Trinkwasser und der medizinischen Versorgung aktiv. „Ein Großteil der Gebäude ist nicht mehr bewohnbar. Straßen sind beschädigt. Viele Menschen halten sich im Freien auf und schlafen in Zelten, die verteilt wurden. Sobald es Abend wird, zünden sie ein Feuer an, um sich warm zu halten“, ergänzt Cemsid Kiy. Überall sieht man vom Erdbeben betroffene Menschen, wie sie dabei helfen, zerstörte Häuser abzureißen, Straßen weiter freizuräumen, Gegenstände aus zerstörten Häusern zu retten. Bild: ASB/Hannibal Der ASB verteilt Medikamente und medizinisches Verbrauchsmaterial in der Erdbebenregion. Bild: ASB/J. Weisbrod Mesut Hasan mit seinem Bruder und dessen Kindern vor ihrem zerstörten Haus.

6 ASB Magazin 02/23 anlage aufgebaut ist“, berichtet Florian Hauke vom ASB-Bundesverband, der als Einsatzleiter das erste Team koordinierte. Das Wasser wird aus einem Fluss gepumpt und so aufbereitet, dass es Trinkwasserqualität hat. Mit den Trinkwasseranlagen können am Tag etwa 1.000 Menschen, die in Zelten oder unter freiem Himmel leben, versorgt werden. „Sauberes Wasser ist ein wichtiger Beitrag, um Infektionskrankheiten vorzubeugen und Infektionsketten zu unterbrechen“, ergänzt Florian Hauke. Als die ASB-Helfer:innen die Straße zum Haus der Familie Hasan entlanglaufen, sehen sie Schuttberg um Schuttberg, dort, wo einst Häuser standen und Menschen lebten. Dazwischen befinden sich Gebäude, die unbewohnbar und einsturzgefährdet sind. Zahlreiche Nachbeben erschütterten die Region noch Wochen nach den beiden großen Erdbeben, auch als das Schnelleinsatzteam des ASB im Einsatz war. Die Gefahr, dass einsturzgefährdete oder auch bewohnte Gebäude noch in sich zusammenstürzen oder Teile der Fassade herunterstürzen, war hier für jeden präsent. Mesut Hasan berichtet bedrückt über die ersten Stunden nach den Erdbeben. Mit bloßen Händen versuchten sie, verschüttete Nachbarn zu retten, oft ohne großen Erfolg. Am ehemaligen Wohnhaus wurde derweil ein Zettel angebracht, es soll am morgigen Tag von den lokalen Behörden abgerissen werden. Für den Bau des Hauses hat der Bruder viele Jahre in Saudi-Arabien hart gearbeitet und war oft lange von der Familie getrennt. Es war das Zuhause der Großfamilie. Wie es weitergeht, wissen sie noch nicht. Doch bei aller Trauer: Die gesamte Familie hat überlebt und ist zusammen. „Es kommt einem Wunder gleich. Viele Bekannte und Angehörige hatten nicht so viel Glück“, erzählt Mesut Hasan. Viele hätten die Erdbeben nicht überlebt, und das belaste auch seine Familie immer noch schwer. Über die Hilfe vor Ort sind sie unendlich dankbar und froh über die beiden Trinkwasseraufbereitungsanlagen, die das FAST in Betrieb genommen hat. Damit können täglich 20.000 Liter Trinkwasser produziert werden. Nach einem zweiwöchigen Einsatz wurde das erste Team durch ein zweites Das FAST hat im Einsatzgebiet zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen in Betrieb genommen, die täglich 20.000 Liter Trinkwasser produzieren. Bild: ASB/Hannibal

7 ASB Magazin 02/23 abgelöst, das die Produktion und Verteilung von Trinkwasser an die Bevölkerung fortsetzte. Zugleich wurden Mitarbeitende des städtischen Wasserversorgers HATSU geschult. Sie übernahmen vor der Heimreise des zweiten Teams den Betrieb der Anlagen, sodass eine nachhaltige Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser gesichert ist. Zeltambulanz und Medikamente für syrische Betroffene Doch nicht nur in der Türkei, auch in Syrien unterstützt der ASB die Menschen. Dank der Vermittlung und logistischen Unterstützung der WHO konnte der ASB eine komplett ausgerüstete Zeltambulanz samt Medikamenten der Hilfsorganisation SEMA (Syrian Expatriate Medical Association) in Nordsyrien bereitstellen. Die Feldambulanz mit sechs Zelten für Wartebereich, Registrierung, Behandlung, Notaufnahme und Apotheke ermöglicht die hausärztliche Versorgung von täglich 150 Patient:innen. Die medizinische Ausrüstung umfasst neben Diagnostik, wie Stethoskope, Blutdruck- oder Blutzuckermessgeräte, Medikamente und medizinisches Verbrauchsmaterial. Die Ambulanz wurde in Dschindires aufgebaut, 50 Kilometer von Aleppo entfernt. Die dortige Gesundheitsstation wurde durch das Erdbeben ebenfalls zerstört. Mit der Ausrüstung des ASB kann das medizinische Personal nun die rund 2.000 Bewohner:innen basismedizinisch versorgen. „Das ist ein großer Erfolg unseres Einsatzes. Wir können dort helfen, wo nach dem Erdbeben aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien bislang kaum Hilfe angekommen ist“, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Dr. Christine Theiss, die das FAST vor Ort unterstützte. „Wir sind alle sehr froh, dass das hochwertige medizinische Equipment erfolgreich nach Syrien transportiert wurde und den Menschen dort zugutekommt.“ Der ASB hilft in Nordsyrien auch mit mobilen Trinkwasseranlagen, sogenannten Skyhydranten. In Zusammenarbeit mit Johanniter International und arche nova, Bündnispartnern der Aktion Deutschland Hilft, konnten insgesamt 13 Anlagen an die syrischen Hilfsorganisationen SEMA und MAPS (Multi Aid Programs) übergeben werden. Zuvor hatten die ASB-Einsatzkräfte die syrischen Kolleg:innen an den Anlagen Das Einsatzteam verlädt eine komplett ausgerüstete Zeltambulanz samt Medikamenten für die Hilfsorganisation SEMA (Syrian Expatriate Medical Association). Ziel des Transports ist die syrische Stadt Dschindires. Bild: ASB/J. Weisbrod

8 ASB Magazin 02/23 wurden sie mit viel Leid und Verzweiflung konfrontiert. Dafür gibt es geschulte Ansprechpartner:innen, an die sie sich während des Einsatzes wenden können. Aber auch nach Einsatzende findet mit allen ein persönliches Gespräch statt, auf Wunsch gibt es weitere Gesprächsangebote. „Eine Nachbetreuung ist wichtig, um die Verarbeitung des Erlebten bestmöglich zu unterstützen. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, dem Einsatz im Nachgang einen Rahmen zu geben und ihn für beendet zu erklären. Dies schafft bereits sichtbar eine starke Entlastung. Auslandseinsätze stellen immer ein ungewohntes Arbeitsumfeld und eine andere Herausforderung dar, auch wenn es teils sehr versierte und erfahrene Einsatzkräfte sind“, erklärt Vera Vitus, die mit ihren geschulten Kolleg:innen der SbE (Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen) die Betreuung übernimmt. Die SbE-Peers sind ebenfalls Ehrenamtliche im FAST, die sich speziell für diese Aufgabe fortgebildet haben. Um sicherzustellen, dass alle wieder gut im Hier und Jetzt angekommen sind, werden alle Einsatzkräfte nach einer beziehungsweise sechs Wochen noch einmal abtelefoniert, ergänzt Vera Vitus. Trotz der persönlichen Herausforderungen und schwierigen Bedingungen im Katastrophengebiet sind sich die Ehrenamtlichen des FAST einig: Sie sind froh, dass sie den Menschen helfen und dringend benötigte Untersützung vor Ort leisten konnten. Für den ASB steht fest: Die Samarariterinnen und Samariter werden ihre Hilfe für die vom Erdbeben betroffenen Menschen fortsetzen – mit Projekten für den Wiederaufbau. Text: Nadine Koberstein/Jan Weisbrod geschult, damit diese optimal eingesetzt werden können. Zukünftig können mehrere Tausend Liter Trinkwasser am Tag produziert und der Bevölkerung im Norden Syriens zugänglich gemacht werden. Insgesamt waren 28 Einsatzkräfte des ASB vier Wochen lang vor Ort. Mehr als 200.000 Liter sauberes Trinkwasser konnten die haupt- und ehrenamtlichen Samariterinnen und Samariter in Samandağ innerhalb von vier Wochen produzieren und an die Bevölkerung verteilen. Außerdem wurden die beiden örtlichen Kliniken mit Medikamenten und medizinischer Ausrüstung unterstützt. Für die Ehrenamtlichen des FAST hieß es nach dem Einsatz, die Erlebnisse der vergangenen Wochen zu verarbeiten. Im Erdbebengebiet Mehr Informationen und Bilder zum Einsatz unter: www.asb.de/fast-tuerkei Bilder: ASB/Hannibal Teamarbeit: Die Ehrenamtlichen des FAST beim Aufbau und Testen der Wasserqualität der mobilen Trinkwasseranlage.

9 ASB Magazin 02/23 die wissen, dass sie bald sterben werden, wollen spüren, dass sie leben.“ Der Wünschewagen hilft bei der Erfüllung eines Herzenswunsches – das Ziel bleibt dabei ganz dem Fahrgast überlassen. Die Anfragen können entweder vom Wünschenden selbst, den Angehörigen oder Pflegenden gestellt werden. Der Wünschewagen ist gezielt auf die Bedürfnisse der Fahrgäste und ihrer Begleitperson abgestimmt: Spezielle Stoßdämpfer, eine Musikanlage sowie ein Konzept aus Farbe und Licht sollen die Reise so angenehm wie möglich machen. Eine Rundumverglasung sorgt für einen Panoramablick. Die Wünschewagen sind auch notfallmedizinisch ausgestattet, damit das ASB-Team im Notfall Hilfe leisten kann. Die Fahrt mit dem Wünschewagen ist kostenfrei. Text: Nadine Koberstein Zum Erfüllen letzter Wünsche hat der ASB in Baden-Württemberg Verstärkung bekommen. Am 16. März wurde in Offenburg ein weiterer Wünschewagen für die Region Südbaden in Betrieb genommen, um auch hier schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Wunsch erfüllen zu können. Zur feierlichen Übergabe des Fahrzeugs hatte sich hochrangiger Besuch eingefunden: der Oberbürgermeister von Offenburg, Marco Steffens, die Landtagsabgeordnete Gabi Rolland und Sabine Wölfle, Mitglied des ASB-Bundesvorstandes und Landesvorsitzende des ASB in Baden-Württemberg, sowie weitere Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und von weiteren Wünschewagen-Standorten. „Wir freuen uns sehr auf dieses wunderbare Projekt und sind dankbar für die Möglichkeit, Menschen in ihrer letzten Lebensphase auf diese besondere Art begleiten zu dürfen“, erklärt Patrick Scholder, Geschäftsführer des ASB Region Südbaden anlässlich der offiziellen Übergabe des Fahrzeugs in der Oberrheinhalle. Bundesweit sind nun 23 Wünschewagen des ASB im Einsatz. Mit dem neuen Standort in Offenburg können von der Ortenau bis zum Hochrhein, vom Schwarzwald-Baar-Kreis bis zum Bodensee schwerkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase die innigsten Wünsche erfüllt werden. Yannick Kehrer vom ASB ist Projektleiter beim Wünschewagen Südbaden und ergänzt: „Wir haben dann am Sonntag unsere erste Fahrt antreten dürfen. Es ging zum Musical ‚Ghost‘. Für den Fahrgast war es sehr emotional, das mit seiner Frau noch mal erleben zu dürfen. Letzte Wünsche sind sehr privat und persönlich. Menschen, Feierliche Übergabe Wünschewagen in der Region Südbaden nimmt Fahrt auf Mehr zum Projekt erfahren Sie unter www.wuenschewagen.de Bild: Lahr/Markus Weiler Freuen sich über den gelungenen Auftakt (v. l.): Gabi Rolland (Landtagsabgeordnete), Daniel Nerlinger (Vorsitzender ASB Region Südbaden), Patrick Scholder (Geschäftsführer ASB Region Südbaden), Marco Steffens (Oberbürgermeister der Stadt Offenburg), Karl- Eugen Altdörfer (stellv. ASB-Landesvorsitzender), Lars Ejnar-Sterley (ASB-Landesgeschäftsführer), Sabine Wölfle (ASB-Landesvorsitzende), Wilhelm Müller (ASB-Präsidiumsmitglied), Daniel Groß (stellv. ASB-Landesgeschäftsführer).

10 ASB Magazin 02/23 Der neue ASB-Bundesarzt stellt sich vor Seitdem ich zehn war, wusste ich, was ich beruflich werden wollte. Und wer oder was hat Sie zum ASB geführt? Seit 1984 Dirk Heidenblut* an meinem damaligen Wohnort Essen einen Erste-Hilfe-Kurs in meiner Schule gegeben hat, bin ich mit dem Arbeiter-Samariter-Bund dauerhaft verbunden. Oft haben Menschen, die ich beim ASB kennengelernt habe, oder der Verband selbst für meine Entwicklung wichtige Weichen gestellt. Für Sie sind 14-stündige Arbeitstage keine Seltenheit. Was treibt Sie an, sich neben einem herausfordernden Beruf ehrenamtlich zu engagieren? Ich möchte dem ASB etwas von dem zurückgeben, was ich an Unterstützung erhalten habe. Als Er ist Arzt aus Berufung und Samariter aus Überzeugung. Seit über 30 Jahren engagiert sich Matthias Vonnemann mit viel Herzblut beim ASB. Im Oktober 2022 wurde der 53-jährige Notfallmediziner und Anästhesist zum neuen Bundesarzt gewählt. Sein beruflicher Werdegang zeichnete sich schon in der Jugend ab: Bereits mit 16 stand Matthias Vonnemann mit der Sanitätstasche auf dem Sportplatz, wurde bald darauf Ausbilder für Erste Hilfe, finanzierte sein Studium als Einsatzkraft im Rettungsdienst des ASB Barsinghausen und engagierte sich später in ehrenamtlichen Leitungsfunktionen: im Vorstand des ASB Hannover sowie im ASB-Landesvorstand Niedersachsen. Am 22. Oktober 2022 wurde der gebürtige Essener während der 21. ASB-Bundeskonferenz in Erfurt in den Bundesvorstand gewählt und trat im Februar 2023 die Nachfolge seines unerwartet verstorbenen Vorgängers Dr. Georg Scholz an. Als Bundesarzt vertritt Matthias Vonnemann den ASB rund um gesundheitliche und notfallmedizinische Themen auf Bundesebene, begleitet politische Diskurse im Bereich Bevölkerungsschutz und berät Gremien zu Grundsatzfragen im Rettungsdienst. In einem Kurzinterview erfuhren wir: Herr Vonnemann, woher kommt Ihr langjähriges Interesse an der Medizin? Mein Herz für die Medizin habe ich schon früh entdeckt – durch meinen Onkel, der Neurologe in einer hessischen Kleinstadt war und bei dem ich regelmäßig meine Ferien verbracht habe. Bild: HannoverContex4.0 Matthias Vonnemann ist Mediziner mit Leib und Seele

11 ASB Magazin 02/23 wirkende unseres hoch qualifizierten Gesundheitssystems müssen in die Bewältigung von Hilfeersuchen verbindlich eingebunden werden, sodass sich der Rettungsdienst wieder auf seine eigentlichen Aufgaben der Notfallrettung und des qualifizierten Krankentransports konzentrieren kann. Wir müssen dem Fachkräftemangel begegnen. Kenntnisse zur eigenen Notfall- und Krisenvorsorge sind heute wichtiger denn je. Haben Sie einen praktischen Tipp für unsere Mitglieder? Frischen Sie doch mal Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse auf! Besuchen Sie regelmäßig einen Kurs beim ASB, der sicherlich auch in Ihrer Nähe angeboten wird. Gelerntes Wissen zu wiederholen, macht Sie sicherer im Umgang mit Notfällen. Unsere Kurse zur Ersten Hilfe mit Selbstschutzinhalten (EHSH) helfen Ihnen außerdem unaufdringlich, Ihren eigenen Plan zur Vorbereitung auf spezielle Krisensituationen umzusetzen, und bieten eine sehr gute Hilfestellung. Damit treffen Sie eine wichtige Vorsorge für sich und alle, die Ihnen nahestehen. Text: Alexandra Valentino * Dirk Heidenblut ist seit 1987 Geschäftsführer des ASB-­ Regionalverbandes Ruhr, ehrenamtlich im Katastrophenschutz tätig und Politiker. Seit 2013 ist er Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Bundesarzt möchte ich Verantwortung übernehmen und für den Verband Stellung beziehen. Welche Schwerpunktthemen im Bereich Notfallmedizin liegen Ihnen besonders am Herzen? Ich komme aus der Praxis, habe die Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert und wurde danach Rettungsassistent. Ich habe in Essen den Stadtrettungsdienst und im Landkreis Hannover die Landrettung kennengelernt und bin daher ein klarer Verfechter für deutlich mehr Kompetenzen für Notfallsanitäter:innen. Für mich bedeutet das: Notfallsanitäter:innen brauchen größtmögliche Eigenständigkeit im Handeln und eine Überführung der Notkompetenzen in Regelkompetenzen. Unsere Leute werden gut ausgebildet und sollten dieses Wissen in der Praxis auch jederzeit eigenständig anwenden können. Seit Jahren wirken vielfältige gesellschaftliche Veränderungen auf den Rettungsdienst ein, die zu einer zunehmenden Ineffektivität führen. Was muss sich in Zeiten von Überlastung und Personalnotstand im Rettungsdienst ändern? Vieles muss sich ändern, damit der Rettungsdienst nicht weiterhin die einzige bundesweit bekannte und 24/7 zuverlässig erreichbare Hilfe in Notfällen ist. Der Rettungswagen ist keine allgemeinmedizinische Praxis. Auch andere MitBild: ASB/G. Welters Steckbrief Matthias Vonnemann • Geboren in Essen und aufgewachsen im Ruhrgebiet, als Schüler Ersthelfer beim ASB, als Zivildienstleistender Rettungssanitäter, als Student in Göttingen Rettungsassistent • Heute Anästhesist und Notfallmediziner in Hannover, Teilhaber einer Gemeinschaftspraxis für Anästhesiologie und Schmerzmedizin. Leitung der Anästhesieabteilung eines hannoverschen Krankenhauses im Kollegialsystem • ASB-Mitglied seit 01.04.2002 • Ehrenamtliches Engagement im ASB: • Vorsitzender des ASB Hannover • Beisitzer im ASB-Landesvorstand Niedersachsen • ASB-Bundesvorstandsmitglied und -Bundesarzt

12 ASB Magazin 02/23 Claudia Strecker ist als Einrichtungsleiterin stolz darauf, 15 Plätze in der Kurzzeitpflege anbieten zu können. „Mit der Kurzzeitpflege möchten wir die Angehörigen entlasten“, erzählt sie. „Viele Angehörige brauchen dringend eine Auszeit von der Pflege. Bei uns wissen sie, dass ihre Liebsten gut versorgt sind, und sie können beruhigt in den Urlaub fahren.“ Bis zu 28 Tage können die Gäste der Kurzzeitpflege im Sternquartier bleiben. Die Kurzzeitpflege ist ein Angebot für Pflegebedürftige, die vorübergehend nicht zu Hause betreut werden können, etwa nach einem Krankenhausaufenthalt oder wenn eine betreuende Person ausfällt. Bis zu 56 Tage im Jahr können die Pflegebedürftigen diese Möglichkeit in Anspruch nehmen. Regina Ginterreiter sitzt auf einem gemütlichen Wohnzimmersessel im ASB-Pflegeheim „Sternquartier“ im schwäbischen Göppingen. In der linken Hand hat sie ein Hörgerät, das sie sorgfältig reinigt. „Ich fühle mich hier wie zu Hause“, sagt die ältere Dame. „Sehr früh schon hatte ich das Gefühl, dass ich hier angekommen bin und sein darf, wer ich bin.“ Kurz nachdem der NeubauKomplex Anfang März 2023 die Pforten geöffnet hatte, zog Regina Ginterreiter im Sternquartier für einen Kurzzeitpflege-Aufenthalt ein. Für sie ist die Zeit eine willkommene Abwechslung. Nach dem Tod ihres Partners wohnte sie vier Jahre lang alleine und fühlte sich einsam – trotz der gemeinsamen Zeit mit ihrer Familie, von der sie betreut wird. Für kurze Zeit zu Gast im ASB-Pflegeheim Kurzzeitpflege entlastet Angehörige und nimmt Pflegebedürftigen die Angst vor dem Heim Bild: ASB/F. Senger Bewohnerin Regina Ginterreiter und Einrichtungsleiterin Claudia Strecker im ASB-Pflegeheim Sternquartier.

13 ASB Magazin 02/23 Mittelpunkt der Pflege. Es herrscht eine herzliche Atmosphäre im Haus, jeden Tag wird gesungen oder Gymnastik gemacht. Vor allem das Bingo und die gemeinsamen Kinobesuche sind bei den Bewohner:innen beliebt. Die Einrichtung ist von viel Grün umgeben, auf der Terrasse steht ein Hochbeet. Außerdem gibt es ein sogenanntes „Bänkle“ – eine Eckbank mit Sonnenschirm, wo sich die Bewohner:innen unterhalten und gemütlich Kaffee trinken können. Die meisten der Gäste in der Kurzzeitpflege kommen direkt aus der Gemeinde oder aus dem Krankenhaus, wenn sie noch nicht gesund genug sind, um wieder zu Hause zu leben. Die Kurzzeitpflege wird stark nachgefragt „Wir haben eine sehr hohe Nachfrage nach Kurzzeitpflege bei uns im Haus. Dabei versuchen wir auch, so flexibel wie möglich auf die Wünsche der Angehörigen einzugehen, um sie zu entlasten“, erklärt Einrichtungsleiter Kurt Stahl. Im Josefshaus wird den Gästen viel geboten – regelmäßig finden auch Gottesdienste statt. „Heute haben wir Osternester aus Pappmaché mit den Gästen gebastelt, die sie jetzt anmalen“, erzählt Kurt Stahl. Einmal wöchentlich gibt es einen Einkaufskiosk, bei dem die Bewohner:innen Kleinigkeiten wie Obst, Getränke, Zeitungen oder Süßigkeiten einkaufen können. Das ASB-Pflegezentrum verfügt außerdem über ein großes Angebot an Ärzt:innen, die regelmäßig ins Haus kommen. Das stößt auch bei den Bewohner:innen auf Zustimmung. „Sollte es wieder einmal nötig sein, würde ich gerne wiederkommen“, erzählt ein zufriedener Kurzzeitpflegegast. Text: Maren Windfelder Der Mensch steht im Mittelpunkt Im Sternquartier wird viel Wert darauf gelegt, auf die individuellen Wünsche der Kurzzeitpflegegäste einzugehen. „Das Betreuungsangebot wird immer auf die Gäste abgestimmt“, erklärt Claudia Strecker. „Wenn jemand kreativ ist und gerne bastelt, passen wir das Angebot dahin gehend an.“ Auch Spaziergänge in der Natur seien sehr beliebt oder ein Besuch auf dem Wochenmarkt in der Stadt. „Wir möchten den Hotelcharakter belassen, die Gäste sind nur eine kurze Zeit bei uns, und für sie soll die Zeit hier ein Erlebnis sein“, berichtet die Einrichtungsleiterin weiter. Die Fülle des Angebots kommt bei den Bewohner:innen gut an. Bei den älteren Damen sind vor allem Angebote wie Nagelpflege, Gesichtsmasken oder Haarstyling beliebt. Die Männer haben vor allem am Kartenspielen große Freude. Regina Ginterreiter genießt es besonders, in Ruhe zu frühstücken. „Ohne Zeitdruck frühstücken. Das gefällt mir sehr“, sagt die Seniorin. In der Kurzzeitpflege soll den Gästen auch ein wenig die Angst vor dem Pflegeheim genommen werden. „Natürlich ist das ein großer Schritt für einen Bewohner, sich in die Obhut fremder Hände zu geben, aber unsere Gäste bestimmen den Tagesablauf voll mit, und das ist das Bild, das man in der Öffentlichkeit stärken muss“, sagt die Einrichtungsleiterin. Eine herzliche Atmosphäre Auch im ASB-Pflegezentrum Josefshaus in Ubstadt-Weiher, das 110 Kilometer entfernt in der Nähe von Karlsruhe liegt, steht der Mensch im Bewohnerinnen im Gespräch mit Einrichtungsleiter Kurt Stahl über ihre Zeit im Josefshaus. Bild: ASB/F. Senger „Mir hat es hier gut gefallen, weil mir im Haus so viele Aktivitäten und Therapien angeboten wurden.“ —–––– Kurzzeitpflegegast im ASB-Pflegezentrum Josefshaus

14 ASB Magazin 02/23 Ilse Brandt*. „Hier treffen sich Menschen aus der Nachbarschaft, die wie ich in der Flut ihr Hab und Gut verloren haben.“ Mittagstisch und Erzählcafé verbinden Verenice Lang, Fluthilfekoordinatorin beim ASB Trier, berichtet: „Auch zwei Jahre nach der Katastrophe wird unsere Hilfe weiterhin gebraucht. Das seelische Leid der Menschen ist weniger erkennbar als die Hochwasserschäden an den Gebäuden, darum sind Gespräche unter Betroffenen so wichtig.“ Verenice Lang betreut mit ihrem Team den Begegnungsort sowie ein Erzählcafé in Ehrang. „Dabei erfahren wir, wo die Menschen der Schuh drückt, was sie brauchen und wie wir helfen können. Manchmal ist es schwer, diejenigen zu finden, die unsere Hilfe am dringendsten benötigen. Viele sind sehr zurückhaltend.“ So habe sie erst von einer Besucherin erfahren, dass ein älterer Mann seit der Flut seine Kleidung in einer Schüssel im Garten wusch. Die ehrenamtlichen Helfer:innen des ASB brachten ihm kur- „Man braucht einen langen Atem“ Zwei Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser hilft der ASB weiterhin In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2023 jährt sich die Flutkatastrophe von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zum zweiten Mal, doch die Normalität ist in vielen Gebieten noch nicht wiederhergestellt. Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur gibt es nach wie vor, und viele Menschen leiden unter den Nachwirkungen von Verlust und Zerstörung. Der ASB hilft deshalb weiterhin – hier und jetzt. Die Flutwelle traf damals auch den kleinen Trierer Stadtteil Ehrang. Auch dort waren ASBEinsatzkräfte umgehend zur Stelle, retteten Menschenleben und leisteten Akuthilfe. Nicht nur Wohnhäuser, Schulen und Geschäfte waren zerstört, auch das Gemeindezentrum – ein wichtiger Treffpunkt in der Region – gibt es nicht mehr. Der ASB Trier richtete deshalb eine Unterstützungs- und Begegnungsstätte in zentraler Lage ein, wo Ratsuchende betreut werden und auch am Mittagstisch teilnehmen können. „Ich komme gerne und regelmäßig hierher“, erzählt die 81-jährige Bild: ASB RP/Karina Dingebauer * Name von der Redaktion geändert

15 ASB Magazin 02/23 auch bei erwachsenen Menschen haben die Auswirkungen der Flut psychische Störungen verursacht, Angebote zur Traumatherapie wie beim ASB in Euskirchen erleichtern ihnen eine Rückkehr ins Alltagsleben. Mobile Rechtsberatung sorgt für Klarheit bei der Schadensregulierung, und auch für werdende Eltern gibt es willkommene Unterstützung: Seit März ist das ASB-Hebammenmobil neben Schleiden-Gemünd, Mechernich, Wachtberg und Bad Münstereifel auch in Swisttal im Einsatz. Die mobile Hebammenpraxis ist ein Projekt des ASB Münsterland und wurde speziell für den Einsatz in Hochwasserregionen konzipiert. Das Kapitel Fluthilfe ist also auch im dritten Jahr noch nicht abgeschlossen. Der ASB plant derzeit Direktzahlungen an die Flutbetroffenen. Mit diesen Mitteln können sie ihre Entschädigungszahlungen aufstocken, um die Häuser wieder aufzubauen. Text: Alexandra Valentino zerhand eine neue Waschmaschine vorbei. So ist der Fluthilfe-Lkw des ASB nach wie vor regelmäßig mit sogenannter Weißware unterwegs, weil viele Menschen erst jetzt wieder ihre Kellerräume nutzen können. Bürgerbus fördert Lebensqualität Anfang des Jahres ist der Bürgerbus als neues Projekt der ASB-Hochwasserhilfe im Landkreis Ahrweiler gestartet. Betroffene können diesen Dienst kostenfrei in Anspruch nehmen. Das Fahrzeug ist so ausgestattet, dass auch Rollstuhlfahrende an ihr Wunschziel gelangen. Überwiegend werden Arztfahrten angefragt, aber auch ein Ausflug zu Freund:innen und Verwandten, der alleine nicht zu bewerkstelligen wäre. Viele Fahrgäste gewinnen durch die neue Mobilität wieder ein Stück Lebensqualität zurück. Der ASB betreibt in der Region Ahr noch an sieben Standorten Notunterkünfte, da sich der Wiederaufbau wegen bürokratischer Hürden und fehlender Kapazitäten im Handwerkerbereich verzögert. „Für die Bewältigung der Starkregenkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen braucht man tatsächlich einen langen Atem“, stellt Vera Franzen fest, die beim ASB-Bundesverband die Hochwasserhilfe-Projekte koordiniert. „Im Raum Trier und Umgebung haben wir die Hilfeleistungen sogar auf einen größeren Umkreis erweitert, um auch jene zu erreichen, die bisher nur unzureichend unterstützt worden sind.“ Traumatherapie und mobile Beratungsangebote In der Akutphase der Flut hat der ASB finanzielle Soforthilfe geleistet und Hilfsgüter verteilt, inzwischen werden komplexere und längerfristige Projekte umgesetzt. „Der Bedarf der Betroffenen ändert sich im Laufe einer solchen Katastrophe und es dauert, bis in den Regionen wieder der Alltag einkehren kann“, sagt Vera Franzen. In NRW setzt der ASB Maßnahmen wie Reittherapie oder Freizeitaktivitäten wie Pflanz- und Bastelaktionen um, damit Kinder und Jugendliche die schlimmen Erinnerungen besser verarbeiten können. Doch Bild: ASB NRW/F. Saba Bild: ASB Rhein/Erft-Düren Bild: ASB Münsterland Bild: ASB RP/Karina Dingebauer Bild: ASB Rhein/Erft-Düren Bild: ASB Ahrtal Von der Reittherapie über mobile Service- und Beratungsangebote bis zur Wiederaufbauhilfe reichen die aktuellen Hilfeleistungen des ASB in den Hochwassergebieten.

16 ASB Magazin 02/23 len“, beschreibt die 68-jährige Glücksschreiberin ihre Motivation, das ASB-Projekt ehrenamtlich zu unterstützen. Positiver Blick in die Vergangenheit Dabei geht es bei der biografischen Arbeit an den „Glücksgeschichten“ darum, positiv in die Vergangenheit zurückzublicken und sich an Momente des Glücks zu erinnern. „Herausfordernd war, zu identifizieren, was als Glück empfunden wurde, da die ältere Generation mit ganz anderen Werten aufgewachsen ist“, resümiert Elisabeth Mesghouni-Schreiber. „In vielen Situationen konnten vermeintlich negative Erlebnisse doch noch zum Positiven verkehrt werden. Im Laufe der Gespräche kamen oftmals glückliche Zeiten oder Momente zum Vorschein, die vernachlässigt wurden oder an die man gar nicht Gerda Röhrig schaut auf ein reiches und bewegtes Leben zurück. Mit ihren 96 Jahren ist sie nun dem Wunsch ihrer Enkel und Urenkel nachgekommen, die mehr über ihr Leben und vor allem über ihre Kindheit und Jugend erfahren wollten. Sie hat ihre Lebensgeschichte einer Glücksschreiberin des ASB Westhessen anvertraut und ist dafür über ein halbes Jahr lang weit in ihre Vergangenheit zurückgereist. „Wir haben uns regelmäßig für ein bis eineinhalb Stunden getroffen“, erzählt Elisabeth Mesghouni-Schreiber, die bereit war, zuzuhören und zu schreiben. „Ich habe schon als Kind bei einer heißen Tasse Kakao gerne und oft Älteren gelauscht, wenn sie aus ihrem Leben oder auch Geschichten erzählt haben. Ich bin bis heute neugierig auf das, was mir andere Menschen mitteiEin ganzes Leben zwischen zwei Buchdeckeln Freiwillige des ASB Westhessen schreiben „Glücksgeschichten“ Bild: ASB/Kiefer

17 ASB Magazin 02/23 ihrer Arbeit gab. In zehn Treffen konnten sich alle Schreiber:innen austauschen, diskutieren und viel über das Schreiben von Biografien lernen. „Eine Win-win-Situation für alle“, so Elisabeth Mesghouni-Schreiber, die für sich selbst viel aus der professionellen Unterstützung mitgenommen hat. Ende April konnten beim ASB Westhessen fünf fertige Biografien übergeben werden. Beeindruckende Lebensgeschichten, die bei den Erzählenden, Schreibenden und Lesenden glückliche Erinnerungen wecken. „Nicht nur, dass ich einen außergewöhnlichen Menschen mit einer außergewöhnlichen Biografie traf, es entwickelte sich daraus auch eine wunderbare Freundschaft“, fasst Yvonne Herget zusammen. Derzeit bereitet der ASB Westhessen eine weitere Staffel des Projekts vor und sucht Schreiber:innen und Erzähler:innen für noch mehr Glücksgeschichten. Text: Nadine Koberstein mehr gedacht hat“, ergänzt Yvonne Herget, die sich ebenfalls ehrenamtlich als Glücksschreiberin engagiert. Entstanden sind dabei ganz besondere Einblicke in unterschiedlichste Lebensgeschichten: die riskante Flucht aus der DDR mit einem dreijährigen Kind oder der Umzug nach Frankreich ohne Umzugsunternehmen nur mit dem Zug. Ehrenamtliche für das Projekt gesucht Für die Umsetzung des ASB-Projektes wurden im August 2022 zunächst Schreiber:innen auf ehrenamtlicher Basis gesucht und ältere Menschen, die gerne erzählen. „Eines Tages lag plötzlich und völlig unerwartet das ,Wiesbadener Wochenblatt‘ im Briefkasten, das wir nie zuvor bekommen hatten. Beim Durchblättern stieß ich auf den Artikel des ASB. Für das Projekt ,Glücksgeschichten‘ wurden ,Schreiber‘ gesucht. Das war so interessant, dass ich mich meldete“, erzählt Yvonne Herget (77). Freiwilligenkoordinatorin Stefanie Belz, die das ASB-Ehrenamtsprojekt „Glücksgeschichten“ betreut, ergänzt: „Wir haben mit zwölf Paaren begonnen, hatten jedoch eine sehr dynamische Entwicklung. Für einige Ältere war es sehr schwierig, in die Vergangenheit zu reisen. Sie haben das Projekt dann abgebrochen. Manche wurden krank, eine Teilnehmerin ist verstorben. Auch die Chemie zwischen den Paaren musste stimmen. Am Ende sind feste Tandems entstanden.“ Doch worauf kommt es beim Schreiben an? Wie werden Interviews geführt und vor allem wie geht man mit schwierigen Themen um? Um diese Fragen zu beantworten, wurden die Schreiber:innen von Michaela Frölich, Biografin und Referentin, begleitet, die ihnen Rückmeldungen zu Das Projekt wurde von der ASB-Stiftung mit 5.000 Euro gefördert, die in die Fortbildungs- und Druckkosten geflossen sind. Weitere Infos zur Stiftung finden Sie unter www.asb.de/spenden-stiften Zwischen Glücksschreiberin Yvonne Herget und ihrer Erzählerin ist eine wunderbare Freundschaft entstanden. Bilder: ASB/Kiefer

18 ASB Magazin 02/23 gerückt. Es sei deutlich geworden, was Ehrenamtliche und Hilfsorganisationen wie der ASB hier leisten, betonte ASB-Präsidentin Dr. Katarina Barley in ihrer Begrüßungsrede. Ob die Errichtung von Impfzentren während der Corona-Pandemie, der Einsatz während der Hochwasserkatastrophe oder bundesweite Integrationsprojekte seit dem Ukraine-Krieg – überall waren Samariterinnen und Samariter vor Ort, um schnell und kompetent zu helfen. Laut Dr. Jessica Däbritz, Abteilungsleiterin Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), gibt es bereits ein gutes System, das funktioniere. Dennoch müsse der Bevölkerungsschutz weiter ausgestaltet und gestärkt werden. Dazu gehöre eine nationale Resilienzstrategie, die nur gemeinsam durch alle Akteure des Bevölkerungsschutzes umsetzbar sei. Zudem müsse der Respekt gegenüber dem Ehrenamt als Teil der deutschen Kultur in der Bevölkerung erhöht werden. Bündelung von Fähigkeiten und Kapazitäten in Krisen Expertenaustausch beim ASB-Bevölkerungsschutzkongress in Köln Die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz und der Krieg in der Ukraine haben gezeigt, dass auch hierzulande Krisen zunehmen und immer vielfältiger werden. Um diesen Herausforderungen begegnen zu können, müssen Strategien und Konzepte im Bevölkerungsschutz angepasst werden. Gemeinsam mit den Bundestagsabgeordneten Sandra Bubendorfer-Licht (FDP), Leon Eckert (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. André Hahn (Die Linke) und Ingo Schäfer (SPD) sowie BBK-Präsident Ralph Tiesler, dem ASB-Bundesvorsitzenden Knut Fleckenstein und Edith Wallmeier, Geschäftsführerin Einsatzdienste und Bildung beim ASB-Bundesverband, diskutierten die Teilnehmenden des ASB-Bevölkerungsschutzkongresses am letzten Aprilwochenende in Köln über diese wichtige Aufgabe. In den letzten Jahren ist der Bevölkerungsschutz immer stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit Bild: ASB/B. Bechtloff

19 ASB Magazin 02/23 In einer Podiumsdiskussion mit Abgeordneten verschiedener Fraktionen des Bundestages zeigte der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein auf, wie wichtig in diesem Zusammenhang die bundeseinheitliche Freistellung der Helfer:innen sei. „Vorsorgestrukturen müssen weiter ausgebaut, Kompetenzen besser gebündelt und Ausbildungsinformationstools wie die Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten (EHSH) weiter finanziert werden“, so Fleckenstein. Man habe aus den vergangenen Krisen gelernt, resümierte Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Bund und Länder haben im Juni 2022 ein gemeinsames Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz (GeKoB) eingerichtet, um die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren zu verbessern. Das GeKoB sei ein erster wichtiger Schritt, reiche bei der Komplexität der Krisen jedoch nicht aus. Man müsse auf Großschadenslagen vorbereitet sein, hielt Sandra Bubendorfer-Licht (FDP) fest. Das sieht auch Leon Eckert (Grüne) so: „Schwachstellen müssen möglichst schnell behoben werden, um Fehler wie bei der Flutkatastrophe nicht zu wiederholen. Dazu gehört auch die operative Verlegung von Einheiten über Ländergrenzen hinweg.“ Dr. André Hahn (Die Linke) forderte, die Zuständigkeiten der verschiedenen Ebenen eindeutig zu klären und bundesweit einheitliche Standards zu schaffen. Im Bereich Ehrenamt müsse es Schulungen und Freistellungen auch für andere Hilfsorganisationen neben dem THW geben. Im operativen Bereich werden diese Diskussionen über Zuständigkeiten und Kompetenzen jedoch nicht verstanden. „Unsere Katastrophenschützer möchten helfen und die Arbeit tun, die getan werden muss. Die Kapazitäten sind da“, so Edith Wallmeier. Der Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein appellierte daher an die Abgeordneten: „Gehen Sie in den Streit mit den Ländern. Seien Sie mutiger.“ Es herrschte Einigkeit unter den Teilnehmenden, dass sich die Menschen zukünftig auch selbst schützen müssen. Hier habe sich bereits viel getan, hielt BBK-Präsident Tiesler fest. Beim BBK würden die zahlreichen Ratschläge zu Vorsorge und Selbstschutzfähigkeiten abgerufen. Aufgabe sei es zukünftig noch stärker, Menschen zu unterstützen, sich selbst zu helfen und sich im Notfall nicht hilflos zu fühlen. Hier ist der ASB mit seinen EHSH-Kursen bereits vorbildlich unterwegs. 50.000 Menschen konnten seit dem Start der Kurse im Oktober 2020 geschult werden. „Nun gilt es jedoch, die Finanzierung über die Projektlaufzeit bis 2024 hinaus im Bundeshaushalt zu verstetigen, um Planbarkeit zu schaffen“, betonte Knut Fleckenstein. Dass eine einheitliche Regelung zur Helfergleichstellung und zur sozialen Absicherung der Ehrenamtlichen nötig ist, darüber waren sich alle einig. „Hierfür sollen bis Herbst Lösungen in den Ländern gefunden werden“, so BBK-Präsident Tiesler. Die Vorträge und Podiumsdiskussion bildeten den Auftakt für Workshops zu zahlreichen weiteren Themen des Bevölkerungsschutzes: Resilienz eigener Strukturen, Zivilschutz, Psychosoziales Krisenmanagement, Öffentlichkeitsarbeit, EHSH, Flüchtlingslagen und Lessons Learned. Organisiert und zusammengestellt wurden die 22 Workshops von ASB-Expert:innen, der Katastrophenforschungsstelle an der FU Berlin, dem BBK sowie von internationalen Partnerverbänden wie dem Weißen Kreuz Südtirol oder dem Slowakischen Samariterbund (ASSR). 120 Teilnehmer:innen aus dem gesamten Bundesgebiet sind in einen intensiven Austausch gegangen, um die Zukunft des Bevölkerungsschutzes im ASB mitzugestalten. Text: Nadine Koberstein ASB-Präsidentin Dr. Katarina Barley begrüßte die Teilnehmenden im Saal und vor den Bildschirmen. Bild: ASB/B. Bechtloff Weitere Informationen zur Veranstaltung, Bilder, Vorträge und die Podiumsdiskussion unter www.asb.de/Bevoelkerungsschutzkongress2023

20 ASB Magazin 02/23 Meldungen aus dem Verband kurz & gut Verleihung der rheinland-pfälzischen Fluthilfemedaille 2021 Für ihren herausragenden und unermüdlichen Einsatz während der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz ehrte Innenminister Thomas Strobl am 28. März 2023 rund 2.400 registrierte Einsatzkräfte aus Baden-Württemberg mit der Fluthilfemedaille 2021. Während der Auftaktveranstaltung im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart wurden etwa 120 Fluthelfer:innen geehrt, davon auch sechs Einsatzkräfte des ASB Baden-Württemberg. (DJ) ASB-Wanderausstellung: Eimsbüttel engagiert sich In der Ausstellung werden über 50 Einrichtungen und Initiativen im Bezirk Hamburg-Eimsbüttel vorgestellt, die sich durch ehrenamtliches Engagement auszeichnen. In Kooperation mit dem Bezirksamt Eimsbüttel informiert die ASB Zeitspender-Agentur über verschiedene Möglichkeiten, ins ehrenamtliche Engagement einzusteigen. Die Präsentation ist bis Ende Juni in der Bücherhalle Niendorf am Tibarg 41 zu sehen und zieht danach weiter ins Kulturhaus Eidelstedt, Alte Elbgaustraße 12. Ab November wandert sie ins Freizeitzentrum Schnelsen und endet im Januar 2024 im Hamburg-Haus Eimsbüttel. Der Eintritt ist kostenfrei. Alle Details und Infos zur Wanderausstellung gibt es unter www.asb-hamburg.de/ eimsbuettel-engagiert-sich oder bei Helen Kahlert, Telefon: 040/25 33 05 04. (PW) Hamburg BadenWürttemberg Bild: ASB Hamburg/Helen Kahlert Gegen die Wegwerfgesellschaft „ASB-Lieblingsstücke – Secondhand & Mehr“, so heißt der Laden, der in Lohfelden am 1. April seine Neueröffnung feierte und mehr Bewusstsein für die nachhaltige Verwendung von Ressourcen schaffen soll. Dies ist nicht nur ein Geschäft, in dem man günstig gut erhaltene Kleidung kaufen kann, es soll auch ein Ort der Begegnung sein. Künstler:innen stellen ihre Bilder aus, es gibt selbst genähte Kinderkleidung, selbst gefertigte Tonwaren, Imkerhonig, Kaffee aus der Kaffeerösterei und vieles mehr. So werden regionale Kunstschaffende durch die Ausstellung und den Verkauf ihrer Werke unterstützt und gleichzeitig wird eine nachhaltige Vernetzung in der Region gefördert. (JD) Hessen Bild: Sandra Schmidke Bild: Innenministerium BW/S. Schmid

21 ASB Magazin 02/23 RheinlandPfalz Expertenaustausch zu Teilhabe, Migration und Beschäftigung Bei der Fachtagung „Migration und Gesundheit: Zugang, Teilhabe und Beschäftigung“ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg war Mitte März für den ASB Rheinland-Pfalz Tülay Arslan zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Sie ist Projektleiterin „Zugang zu Gesundheitsberufen für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund“. Es wurde diskutiert, wie Geflüchtete beim Lernen und bei der Ausübung von Gesundheitsfachberufen unterstützt werden können. Tülay Arslan plädierte für eine Einzelfallbetrachtung, wenn beispielsweise Zeugnisse aus den Heimatländern fehlen. Oft seien Bewerber:innen qualifiziert, würden aber aufgrund von Formalien nicht zu einer Ausbildung zugelassen und gingen so dem Fachkräftemarkt verloren. Hier könne ein erfolgreich absolvierter Freiwilligendienst im Pflegebereich als gleichwertige Qualifikation wie ein Hauptschulabschluss gewertet werden. Sie berichtete, dass im ASB bereits Teilnehmer:innen mit Fluchthintergrund von ihren Erfahrungen im Freiwilligendienst in ihrer späteren Ausbildung profitiert und diese mit gutem Abschluss absolviert haben. Das Projekt des ASB wird gefördert vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz und von der Lotto Rheinland-Pfalz – Stiftung. (KD) Bilder: Manuel Dorn Kleider machen Leute Es gibt viele fleißige Helfer:innen, die täglich dafür sorgen, dass Frankfurt funktioniert, dass die Stadt sicher und sauber bleibt. Ihre Arbeit findet größtenteils im Hintergrund statt und die öffentliche Anerkennung ist meist gering. Der Frankfurter Maßkonfektionär und Herrenausstatter Stephan Görner, PR- und Event-Fachmann Sven Müller und Fotograf Manuel Dorn rückten diese Menschen mit einer Fotoserie ins Rampenlicht. „Kleider machen Leute“ – unter diesem Motto wurden Menschen, die in ihrem Arbeitsalltag Dienstkleidung, Blaumann oder Uniform tragen, in Maßanzügen in Szene gesetzt und so der Öffentlichkeit vorgestellt. Mehr Anerkennung und Wertschätzung für oft unsichtbare Berufe und die Menschen dahinter – das ist die Botschaft der Kampagne. Mitgewirkt hat auch Michael Wehner, Rettungsassistent beim ASB Frankfurt. Normalerweise in Dienstkleidung, doch an diesem Tag in edlem Zwirn, stand er für seine Berufsgruppe als Model vor der Kamera. (JD) Hessen Bild: ASB/Alexander Sell

22 ASB Magazin 02/23 Die Leiharbeit in der Pflege nimmt mittlerweile bedrohliche Ausmaße an und muss dringend eingeschränkt werden. In einem Brandbrief an Arbeitsminister Hubertus Heil und Gesundheitsminister Karl Lauterbach habe ich daher gefordert, dass die Bundesregierung die Leiharbeit in der Pflege gesetzlich reguliert. Der ASB schlägt vor, die Leiharbeit auf eine feste Quote zu begrenzen und ihr damit einen Riegel vorzuschieben. Die beiden Minister haben zwar ausführlich geantwortet, allerdings haben sie keine konkreten Maßnahmen in Aussicht gestellt. Die Bundesregierung werde „die weitere Entwicklung der Leiharbeit in der Pflege aufmerksam weiter verfolgen“, heißt es. Diese Antwort kann uns nicht befriedigen. Wir werden uns weiter entschieden dafür einsetzen, dass die Leiharbeit in der Pflege auf das absolute Minimum zurückgeführt wird. Ihr Knut Fleckenstein, ASB-Bundesvorsitzender Wir im ASB Liebe Samariterinnen und Samariter, wie fänden Sie das: Ihr Kollege oder Ihre Kollegin bekommt einen Dienstplan ganz nach Wunsch und Sie müssen schon wieder die Schichten am Wochenende oder am Feiertag übernehmen. Noch dazu verdienen diese Kolleginnen und Kollegen mehr als Sie. Ich finde das ungerecht! Doch das ist die Realität, wenn in der Pflege Leiharbeitskräfte eingesetzt werden. Das geht – trotz in der Regel guter Arbeitsbedingungen – zulasten des Stammpersonals. Das drückt auf die Stimmung im Team und auf die Motivation. So wirkt Leiharbeit als Brandbeschleuniger in der sowieso angespannten Arbeitsmarktsituation in der Pflege. Die Leiharbeit untergräbt damit alle Anstrengungen für gute Arbeitsbedingungen in Pflegeeinrichtungen. Pflegedienste und -einrichtungen des ASB verzichten nach Möglichkeit auf Leiharbeitskräfte. Doch ist ihr Einsatz zur Überbrückung akuter Personalengpässe manchmal unumgänglich. Die Pflegeheime sind in einer Zwickmühle: verzichten sie auf Leiharbeitskräfte, können sie womöglich nicht mehr alle Pflegeplätze belegen oder ambulante Dienste können keine neuen Pflegebedürftigen versorgen. Damit verschärft sich die ohnehin angespannte Versorgungssituation. Die Leidtragenden sind Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, die lange nach einem freien Platz suchen. Falls die Einrichtungen doch Leiharbeitskräfte einsetzen müssen, bezahlen sie dies teuer. Denn die Leiharbeitsfirmen nutzen die Lage der Pflegeeinrichtungen aus und vermitteln das Personal zu branchenunüblich hohen Gehältern. Das bringt Einrichtungen in die roten Zahlen, weil die Pflegekassen diese Kosten nicht übernehmen. Bild: ASB/Hannibal

23 ASB Magazin 02/23 besitzanzeigendes Fürwort Tierprodukt int. Autorenverband (Kurzw.) Hochsprunggerät Kurzw. f. e. Regierungsbündnis ugs.: zeitgemäß englisch: eins Kosename des Großvaters Kfz-Z. Isle of Man RhoneZufluss Stadt bei Toulouse ethn. Gruppe indischer Herkunft Einsetzen einer Annonce Stadt im Münsterland Hochschulabsolvent (Mz.) vorher, früher ArnoZufluss Nachlassempfängerin Zeichen für Helium scharfe Gewürzsoße Ratsherr Furchtgefühl, Horror Passionsspielort in Tirol helle Kräutersoße (Kurzw.) der Vogelbeerbaum 3 6 5 1 8 9 7 10 4 2 s0910-23 ® 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 besitzanzeigendes Fürwort Tierprodukt int. Autorenverband (Kurzw.) Hochsprunggerät Kurzw. f. e. Regierungsbündnis ugs.: zeitgemäß englisch: eins Kosename des Großvaters Kfz-Z. Isle of Man RhoneZufluss Stadt bei Toulouse ethn. Gruppe indischer Herkunft Einsetzen einer Annonce Stadt im Münsterland Hochschulabsolvent (Mz.) vorher, früher ArnoZufluss Nachlassempfängerin Zeichen für Helium scharfe Gewürzsoße Ratsherr Furchtgefühl, Horror Passionsspielort in Tirol helle Kräutersoße (Kurzw.) der Vogelbeerbaum s0910-23 ® Einsendeschluss Schicken Sie Ihr Lösungswort entweder per Post an ASB Magazin | Sülzburgstraße 140 | 50937 Köln oder per E-Mail an raetsel@asb.de Bitte geben Sie Ihre Mitgliedsnummer an! Wir freuen uns auf Ihre Einsendungen. Einsendeschluss ist der 12. Juli 2023. Die Gewinner:innen werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Kontakt Mitglieder-Hotline Hier beantworten wir alle Fragen rund um Ihre ASB-Mitgliedschaft und nehmen Änderungen von Adresse, Namen oder Kontoverbindung entgegen. Wir sind für Sie da und helfen gerne weiter. Sie erreichen uns unter: Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V. Postfach 42 03 79 | 50897 Köln Tel.: 0800/2 72 22 55 (mo.–fr. 8–18 Uhr) Fax: 0221/4 76 05-303 E-Mail: mitgliederinfo@asb.de Bitte geben Sie Ihre Mitgliedsnummer an. Rätseln Sie mit Diesmal bezeichnet das Lösungswort eine Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler. Sie kommt mit glatten oder krausen Blättern vor und gehört zu den beliebtesten Küchenkräutern. Der mild-würzige Geschmack passt zu fast allen Gerichten und die Inhaltsstoffe gelten als gesundheitsfördernd. Aber Vorsicht! Wegen ihrer Samen gehört die Pflanze auch zu den Giftpflanzen. Kennen Sie das Lösungswort? Rätseln Sie mit! Passend zur Sommerzeit verlosen wir als Hauptpreis einen hochwertigen Entsafter und wünschen viel Glück! ASB-Rückholdienst Ein Unfall oder eine Krankheit im Ausland? Als ASB-Mitglied können Sie sich auf unseren Rückholdienst verlassen. Er bringt Sie kostenlos, schnell und sicher nach Hause zurück, auch wenn Sie intensivmedizinische Betreuung benötigen. Das gilt auch für Ehepartner:innen, eingetragene Lebenspartner:innen und Kinder, für die Kindergeldanspruch besteht. Die notwendigen Formalitäten erledigen wir für Sie. Im Notfall einfach anrufen und die Hilfe kommt. Wir sind rund um die Uhr erreichbar. Tel.: 0221/4 76 05-555 Fax: 0221/4 76 05-311 E-Mail: rhd@asb.de Bild: WMF Preise 1. Preis: ein WMF-Entsafter Kult X 2. bis 5. Preis: je eine ASBLunchbox

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