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ASB MAGAZIN

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Menschen beschäftigt sind.“ Freiwil-

ligenkoordinatorin Esther Klaer er-

zählte aus eigener Erfahrung: „Ge-

flüchtete Menschen wollen ernst

genommen und akzeptiert werden.

Außerdem brauchen sie Zeit, um in

Deutschland anzukommen.“ Chris-

tian Enders vom ASB Nordhessen

leitete die mittlerweile geschlosse-

ne Erstaufnahmeeinrichtung in Hof-

geismar-Beberbeck: „Unsere Bewoh-

ner haben in den örtlichen Sport-

vereinen trainieren können. Sport

ist ein wichtiger Integrationsmotor.“

Philipp Bertram von der ASB Nothil-

fe gGmbH Berlin meinte in Bezug

auf das Motto des ASB-Themenjah-

res: „Geflüchtete suchen keine neue

Heimat, sondern ein neues Zuhause.“

Am Nachmittag ging es im Großple-

num mit zwei kritischen Impulsvor-

trägen weiter. Matthieu Kollig, Trai-

ner für interkulturelle Kommuni-

kation, hinterfragte den Begriff der

Integration: „Unter Integration ver-

steht jeder etwas anderes, oft ist da-

mit die Forderung nach Assimilati-

on gemeint.“ Er bezeichnete Inte-

gration als eine bewundernswerte

Leistung und stellte fest: „Selbst gut

vorbereitete Entwicklungshelfer und

Diplomaten erleben im Ausland oft

einen Kulturschock.“ Die Politik-

und Islamwissenschaftlerin Latifa

Kühn kritisierte, dass viele Fluchtur-

sachen hausgemacht und die Flucht-

bewegungen vorhersehbar gewesen

seien: „Völkerwanderung und Mig-

ration sind in der Geschichte nichts

Neues. Wir müssen die Fluchtursa-

chen bekämpfen.“

Workshops und Praxisforen

Workshops und Praxisforen boten

den Teilnehmern Informationen und

Anregungen für ihre tägliche Arbeit:

von Neuerungen im Asylrecht und

Tipps zur Beantragung von Fördermit-

teln für Integrationsprojekte bis zur

praktischen Anleitung zu Veranstal-

tungskonzepten und nützlichen Hin-

weisen für die Öffentlichkeitsarbeit.

Integrationsprojekte

aus dem ASB

Die Fachtagung endete mit drei Vor-

zeigebeispielen aus der Integrationsar-

beit: Nazan Aynur vom ASB Ruhr prä-

sentierte „SamIkÖ“, ein vom BAMF

gefördertes Modellprojekt. Es soll hel-

fende Verbände dabei unterstützen,

sich Migranten zu öffnen. Die Umset-

zung des Konzepts startete in diesem

Sommer.

Oliver Lutz, Geschäftsführer beim ASB

NORD-OST,  beschrieb, wie es in der

Region von Stralsund und auf Rügen

gelingt, geflüchteten Menschen kurz-

fristig Praktikums- und Arbeitsplätze

zu vermitteln. In Mecklenburg-Vor-

pommern dauert das Asylverfahren in

der Regel nur vier Tage, wodurch die

Geflüchteten schon nach zwei Mona-

ten eine Arbeit aufnehmen dürfen.

Anschaulich schilderte Ulf Hoffmeyer-

Zlotnik, Geschäftsführer beim ASB in

Falkensee, wie er seit November 2015

rund 20 Jugendliche in Gastfamilien

unterbringen konnte.

Nach der einstimmig positiven Re-

sonanz der Teilnehmer auf die erste

ASB-Fachtagung zur Integration versi-

cherte Gabriele Mergener, Moderato-

rin der Veranstaltung und Abteilungs-

leiterin Bildung beim ASB-Bundesver-

band, dass es im nächsten Jahr eine

Fortsetzung der rundum gelungenen

Fachveranstaltung geben werde.

.

Text: Astrid Königstein

Fotos: ASB/Fulvio Zanettini

Auch Bundesvorstandsmitglied Hans Werner

Loew (l.) verfolgte die Veranstaltung mit

großer Aufmerksamkeit.

Für Matthieu Kollig, Trainer für interkultu-

relle Kommunikation, ist Integration eine

bewundernswerte Leistung.

Die zweitägige Fachtagung bot viele Gele-

genheiten zum Austausch.

Die Teilnehmer der „Schnippelparty“ mit

Talley Hoban hatten Spaß. Dieses Event­

konzept verbindet Menschen.