

Warten auf die SGB VIII-Reform
Das Jahr 2016 war politisch im Bereich der Kinder- und
Jugendhilfe geprägt vom Warten auf die angekündigte
SGB VIII-Reform. Auf Basis diverser inoffizieller und
offizieller Arbeitsentwürfe fand in Fachkreisen eine rege
Diskussion über die angedachten Neuregelungen statt.
Im September führte das Bundesministerium für Fami-
lie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Fachgesprä-
che zu den Themen „Kinderschutz“, „Weiterentwick-
lung Hilfen zur Erziehung und Pflegekinder“, „Inklusive
Lösung“ sowie einen Austausch zur Gesamtreform
durch. Insbesondere die Aufgabe klarer individueller
Rechtsansprüche auf Hilfen zur Erziehung, die Neurege-
lung der Hilfeplanung und die Neufassung der Finanzie-
rungsgrundlagen stießen auf deutliche Kritik, ebenso die
Vorstöße zu Standardabsenkungen für unbegleitete min-
derjährige Ausländer. Die Fachwelt sprach sich zudem
ziemlich einhellig für mehr Zeit für die Diskussion über
die Umsetzung eines inklusiven SGB VIII aus. Offen ist,
ob bis zu den Bundestagswahlen im Herbst 2017 noch
eine (Teil-) Reform des SGB VIII kommt.
Forderung nach einheitlichen Qualitäts-
standards in der Kindertagesbetreuung
Ein weiteres zentrales politisches Thema war die Wei-
terentwicklung der Qualität der Kindertagesbetreuung.
Mitte November 2016 haben sich Bund und Länder auf
der Konferenz „Frühe Bildung – Mehr Qualität für alle
Kinder“ in einer gemeinsamen Erklärung darauf geei-
nigt, die Qualität in der Kindertagesbetreuung durch ge-
meinsame Qualitätsentwicklungsziele und eine solide
Finanzierungsgrundlage dauerhaft zu sichern. Bis Früh-
jahr 2017 sind Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungs-
gesetz erarbeitet worden, das den länderspezifischen Be-
dürfnissen gerecht wird.
Der ASB hat sich im Vorfeld der Bund-Länder-Konfe-
renz zusammen mit 15 weiteren Verbänden für verbind-
liche, bundesweit einheitliche und wissenschaftlich fun-
dierte Qualitätsstandards für die Kindertagesbetreuung
stark gemacht.
Diese Standards sollen nach Ansicht der Verbände
folgende Qualitätsaspekte thematisieren:
■
Zugang zu Kitas: Öffnungs- und Schließzeiten,
Ganztagsangebote und Kosten für die Familien
■
Qualifikation der Fachkräfte einschließlich bundesein-
heitlicher Regelungen zur Ausbildung
■
Fachkraft-Kind-Relation für pädagogisch qualifi-
zierte Fachkräfte sowie Festlegung einer maximalen
Gruppengröße entsprechend den Bedürfnissen und
dem Alter der Kinder
■
Leitlinien der pädagogischen Arbeit unter Berücksich-
tigung der in der UN-Kinderrechtskonvention nor-
mierten Kinderrechte, die z.B. durch das Recht auf
Spiel, Bildung, Beteiligung und Selbstentfaltung einen
inhaltlichen Rahmen setzen
■
Verantwortungsbewusste Erziehungs- und Bildungs-
partnerschaft: Verhältnis Kind, Eltern, Fachkraft mit
dem Kindeswohl im Zentrum
■
Dauerhafte Qualitätssicherung und -weiterentwick-
lung: bundes- bzw. länderspezifisches Monitoring
sowie Sicherung der organisatorischen Rahmenbe
dingungen für Qualitätsentwicklung
FÖRDERN FÜRS LEBEN
Der ASB ist ein starker Akteur im Bereich
der Kinder- und Jugendhilfe. Die Palette
der Angebote reicht von der Betreuung
für die Kleinsten über Kinderheime,
betreutes Jugendwohnen und Jugendclubs
bis zur ambulanten Familienhilfe und
Schulkooperationen.
Foto: ASB/B. Bechtloff
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ASB-Jahrbuch 2016
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