Previous Page  105 / 160 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 105 / 160 Next Page
Page Background

Den Ernstfall geprobt:

Outdoor-Übung in Tübingen

Ein Erdbeben der Stärke 6,0 erschüttert Reutlingen, fünf

Menschen sterben, hunderte werden verletzt. Nur 48 Stun-

den später ist FAST vor Ort, um den Menschen mit Trink-

wasser und medizinischer Versorgung zu helfen.

Dieses dramatische Szenario bildet den Hintergrund für

die Outdoor-Übung des FAST, die dieses Jahr in einem

Steinbruch in der Nähe Tübingens stattfand. Rund 30 Frei-

willige aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen an der

Übung teil, um sich auf den Ernstfall vorzubereiten.

Bevor sie sich allerdings um die Not leidenden Schwa-

ben kümmern, müssen die FASTler zunächst eine Zel-

tambulanz errichten. Die pralle Sonne heizt den Stein-

bruch auf, schwitzend laden die Freiwilligen Kisten aus

und bereiten den Untergrund vor. Die technische Leiterin

Margaretha Sonntag koordiniert den Aufbau und weist

jedem Helfer eine Aufgabe zu. Binnen drei Stunden steht

die medizinische Zeltambulanz, die neben einer Apo-

theke auch eine Notfallstation und ein Untersuchungs-

zimmer umfasst.

Zeitgleich beginnt einige hundert Meter entfernt ein

zweites Team damit, eine Trinkwasseranlage aufzu-

bauen. Aus einem trüben Tümpel soll sauberes Wasser

gewonnen werden, bis zu 36.000 Liter pro Tag kann die

größte Anlage produzieren. Alle FAST-Freiwilligen ha-

ben einen medizinischen oder technischen Hintergrund,

der sie für ihre Aufgabe qualifiziert.

Erst unter Stress weiß

man wirklich, wie sich

Menschen verhalten. Die

Übung ist daher wichtig,

um die Freiwilligen auf

den Einsatz im Ausland

vorzubereiten.“

Carsten Stork, Leiter des Referats Auslandshilfe

Viel Zeit bleibt den Freiwilligen nicht, um ihre Vorbe-

reitungen abzuschließen. Bereits am Mittag kommen die

ersten Verletzten ins Camp. Einige Darsteller gehen voll

in ihrer Rolle auf und wälzen sich kunstblutüberströmt

auf dem Boden. Die Entscheidung darüber, wer als Ers-

ter behandelt wird, wird in der Triage getroffen. Diese

erste medizinische Einteilung fällt niemandem leicht, zu-

mal sie unter großem Zeitdruck getroffen werden muss.

Ein fiktives Nachbeben lotet dann die Belastungsgrenze

der Mediziner aus: Plötzlich drängen sich fast 20 Ver-

letzte auf einmal um die Zeltambulanz und benötigen

umgehende Behandlung. Da braucht es starke Nerven

und ein gesundes Durchsetzungsvermögen, um die Situ-

ation unter Kontrolle zu bringen. Als ob das nicht genug

wäre, kommt es in der Nacht noch zu einem Gewitter

mit Starkregen. Die Freiwilligen müssen ihre Unterkunft

räumen und sich in einer nahegelegenen Halle in Sicher-

heit bringen.

ASB-Jahrbuch 2018

103

8