ASB-Magazin Ausgabe Dezember 2022

1 4 / 2022 ASB Magazin MAGAZIN ISSN 0939-9763 I AUSGABE DEZEMBER 2022 I G8402 Zeitschrift des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland e. V. Wie sich der ASB für den Klimaschutz starkmacht Nachhaltig unterwegs

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3 4 / 2022 ASB Magazin Inhalt SOZIALES UND NACHHALTIGKEIT GEHÖREN ZUSAMMEN Mit Energiesparmaßnahmen, Solaranlagen und Recycling für den Klimaschutz 4 ASB-NOTHILFE IN DER UKRAINE Unterstützung für besonders gefährdete Menschen 9 FÜR SOZIALE GERECHTIGKEIT KÄMPFEN Interview mit der neuen ASB-Präsidentin Katarina Barley über ihre neue Aufgabe und die gesellschaftliche Rolle des ASB 10 ERDBEBEN IN RHINELANDIA! FAST bei erster gemeinsamer Großübung der nationalen medizinischen Notfallteams 14 DER NEUE ASB-BUNDESVORSTAND: JÜNGER UNDWEIBLICHER Starkes Votum für mehr Nachhaltigkeit bei der ASB-Bundeskonferenz 16 WAS TUN BEI STROMAUSFALL? Interview mit ASB-Katastrophenschützer Boris Michalowski 18 KURZ & GUT Meldungen aus dem Verbandsgeschehen 20 WIR IM ASB Kolumne des Bundesvorsitzenden Knut Fleckenstein 22 RÄTSEL & SERVICENUMMERN 23 4 16 18 22 9 10 14 Liebe Leser:innen im ASB Magazin verwenden wir gendergerechte Sprache, um der Gleichberechtigung von Frauen und Männern auch sprachlich Ausdruck zu verleihen. Wir orientieren uns hierbei am „Handbuch geschlechtergerechte Sprache“ des Duden. Dabei verwenden wir bewusst Variationsmöglichkeiten wie die Nennung beider Geschlechter, geschlechtsneutrale Begriffe oder ab dieser Ausgabe auch den Gender-Doppelpunkt statt des Gender-Sternchens. Denn der Doppelpunkt wird von Screenreadern für Blinde und Sehbehinderte gut erkannt. Übrigens: Gesprochen wird der Gender-Doppelpunkt als winzige Pause. Ihre Redaktion Impressum Rechtlicher Hinweis: Für unaufgefordert eingesandte Beiträge wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung von Herausgeber und Redaktion. ASB Magazin: Mitgliederzeitschrift des ASB Deutschland e. V., Erscheinungsweise: viermal jährlich Herausgeber: ASB-Bundesverband, Sülzburgstraße 140, 50937 Köln, Tel.: 0221/4 76 05-0, www.asb.de, V. i. S. d. P.: Dr. Uwe Martin Fichtmüller Gestaltung & Redaktion: Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, E-Mail: magazin@asb.de Bildnachweise: HC Plambeck: Titel, S. 4+8; ASB Riesa S. 5; M. Ressel: S. 6; N. Liavas: S. 7; G. Welters: S. 10, 16, 17, U4; B. Bechtloff: S. 10+13r.; ASB Varel: S. 13l.; P. Hahn: 14+15; ASB Berlin: S. 19; Hannibal: S. 22, alle Weiteren: ASB Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh Verbreitete Auflage: 1.180.951 (Ausgabe 03/2022) Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 10. Januar 2023

Fahrradsanitäter:innen sind oft nicht nur schneller am Einsatzort als Rettungswagen – sie schonen auch die Umwelt.

Mit Energiesparmaßnahmen, Solaranlagen und Recycling für den Klimaschutz Soziales und Nachhaltigkeit gehören zusammen Umfrage teilgenommen. Die CO2-Emissionswerte wurden aufgeschlüsselt in die Bereiche Mobilität, Gebäude, Verpflegung, Reinigung bzw. Wäsche. Hinzu kam der Punkt Sonstiges, wozu unter anderem Abfälle zählen. „Wir fanden es spannend und interessant, vor allem im Bereich Pflege herauszufinden, was es für Einsparmöglichkeiten gibt“, begründet Sascha Schlegel vom ASB Oberhausen/Duisburg die Teilnahme. Das Projekt ist über drei Jahre angelegt. Bewertungsgrundlage für den CO2-Fußabdruck war das Jahr 2019, um Corona-bedingte Ausreißer, wie beispielsweise bei den Hygieneprodukten, auszuschließen. Es wurden die Verbrauchsdaten des Oberhausener Pflege- und Begegnungszentrums am Annemarie-Renger-Weg 20 erhoben, ein Seniorenheim des ASB mit 64 allgemeinen Pflegeplätzen und 18 Plätzen für die Junge Pflege bis 55 Jahre. Zudem gibt es eine Tagespflege für bis zu zwölf Gäste im Haus. Die eingereichten Daten wurden mit denen anderer stationärer Pflegeeinrichtungen verglichen und den Klimaeffizienzklassen A (klimafreundlich) bis F (klimaschädlich) zugeordnet. Ebenso wurden Strom- und Heizenergieverbrauch ermittelt. Der Stromverbrauch ergab sich pro Bewohner:in und CO2-Gehalt des Strommixes, die Heizenergie pro Heimplatz und Quadratmeter W ie viele CO2-Emissionen entstehen in einem Seniorenheim? Mit dieser Frage hat sich eine ASB-Pflegeeinrichtung in Oberhausen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Allein die Verpflegung ist für die Hälfte, nämlich 46,63 Prozent, der anfallenden Emissionen verantwortlich. Für die Auswertung wurden die Regionalität und Saisonalität von Produkten, der Fleischverbrauch sowie der Anteil an Tiefkühlkost betrachtet. Das ist für die Einrichtung ein wichtiges Ergebnis, zeigt es doch, wo angesetzt werden kann, um klimafreundlicher zu werden. Eine Möglichkeit wäre, den Fleisch- und Tiefkühlanteil zu senken sowie den Anteil regionaler und saisonaler Produkten zu erhöhen. Der ASB Oberhausen/Duisburg möchte mit seiner Teilnahme am Projekt „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“ des Paritätischen Gesamtverbandes Erfahrungen bei der dringend notwenigen Reduzierung des CO2-Ausstoßes sammeln. Mithilfe eines Fragebogens wurden die Möglichkeiten des betriebsinternen Klimaschutzes identifiziert, um auf Grundlage der Ergebnisse Verbesserungen vorzunehmen. 45 Einrichtungen von Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Gesamtverbandes haben an der Stromkosten lassen sich langfristig beispielsweise durch eine Fotovoltaikanlage senken. 5 4 / 2022 ASB Magazin

Gesamtfläche. So ist die Heizenergie aktuell für 15,77 Prozent und der Stromverbrauch für 16,64 Prozent der Emissionen verantwortlich. „Bei der Heizenergie lagen wir unter dem Durchschnitt. Beim Stromverbrauch über dem Durchschnitt“, fasst Sascha Schlegel zusammen. Für Wärme im Seniorenheim sorge bereits eine moderne Pelletheizung. Stromkosten ließen sich langfristig beispielsweise durch eine Fotovoltaikanlage senken. Auch die Wäschereinigung, der Restmüll und Speiseabfälle standen auf dem Prüfstand. Auch hier sind Einsparungen möglich. „Insbesondere beim Verbrauch von Hygieneprodukten wie Handschuhen, Inkontinenzprodukten und ähnlichen Artikeln müssen jedoch Optionen gefunden werden, die in der alltäglichen Arbeit für Bewohner:innen und Mitarbeitende gut umsetzbar sind“, sagt Sascha Schlegel. Daher müsse gemeinsam mit der Geschäftsführung und den Pflegedienstleitungen geschaut werden, wie praktikabel einzelne Maßnahmen sind. Dies gilt auch für die Mobilität. Der überwiegende Teil der Mitarbeitenden fährt mit dem privaten Pkw und legt durchschnittlich 11,68 Kilometer zurück. Nur ein geringer Teil nutzt für den Weg zur Arbeitsstätte den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad. Bei all den Erkenntnissen ist wichtig, dass Ideen für Verbesserungen gemeinsam erörtert werden und nichts durchgesetzt wird, was nicht machbar ist. Denn Nachhaltigkeit soll positiv belegt sein, nur so wird sie auch von den Mitarbeitenden gelebt. Davon ist man beim ASB Oberhausen/Duisburg überzeugt. Die Auswertung des Fragebogens hat dabei geholfen, herauszufinden, welche Maßnahmen anzugehen sind. „In einem nächsten Schritt müssen wir die kurz-, mittel- und langfristigen Ziele gemeinsam mit den Teamleitungen des Seniorenheims besprechen und schauen, was bis 2024 umsetzbar ist“, fasst Sascha Schlegel zusammen. Das Oberhausener Pflege- und Begegnungszentrum des ASB hat sich auf den Weg gemacht und setzt mit der Beteiligung am Projekt des Paritätischen Gesamtverbandes ein wichtiges Statement für den Klimaschutz. An diese Initiative will der ASB gesamtverbandlich anknüpfen und startet im kommenden Jahr ein eigenes CO2-Fußabdruck-Projekt mit dem Ziel, sich sowohl inner- als auch außerverbandlich zu vergleichen, sich stärker zu vernetzen und gesammeltes Knowhow auszutauschen. Dafür sucht der ASB-Bundesverband gerade 100 Pionier-Einrichtungen aus den Bereichen vollstationäre Pflege, Kindertagesstätten und Geschäftsstellen. Das Thema Nachhaltigkeit ist in vielen ASB-Gliederungen angekommen. Ob die Erfassung des CO2-Fußabdrucks in der sozialen Arbeit, die Reduzierung des Stromverbrauchs in Pflegeheimen oder die Umstellung von Fahrzeugflotten auf alternative Antriebe – als Hilfs- und Wohlfahrtsverband ist der ASB ebenso wie alle anderen gesellschaftlichen Akteure gefordert, bewusst mit endlichen Rohstoffen umzugehen, um die Umwelt und die natürlichen Ressourcen zu schonen. „Zur Begrenzung des Klimawandels und zur Bewältigung der Folgen müssen wir als Organisation eine sozial-ökologische Verantwortung übernehmen“, betont ASB-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller. Dabei sei der Schutz vulnerabler Gruppen, die von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen und gefährdet sind, ein besonderes Anliegen. „Die Ressourcen der Erde werden heute genutzt wie in keinem Zeitalter zuvor. Und das, obwohl sie oftmals nur begrenzt zur Verfügung stehen. Umso wichtiger ist es, damit ökologisch verträglich und sozial gerecht umzugehen.“ Eine nachhaltige Verpflegung ist auch in den ASB-Kitas ein wichtiges Thema. 6 4 / 2022 ASB Magazin

Diese Fahrräder werden durch die Mitarbeitenden der Fahrradwerkstatt wieder verkehrstüchtig gemacht und im Anschluss an geflüchtete Menschen weitergegeben. Von diesem Projekt profitieren alle: die Stadt Bremen, langzeitarbeitslose und geflüchtete Menschen sowie die Umwelt durch das Recycling von Fahrrädern. Generell hat das Fahrrad, von den eigenen Füßen einmal abgesehen, eine sehr gute Umweltbilanz. Es produziert keine Schadstoffe, keinen Lärm, braucht wenig Platz und ist gut für Gesundheit und Fitness. Fahrräder erfreuen sich auch innerhalb des Arbeiter-Samariter-Bundes wachsender Beliebtheit. Beim ASB Berlin-Nordwest sind insbesondere auf mobilen Veranstaltungen mit vielen Menschen Fahrradsanitäter im Einsatz. Die Fahrradstaffel ist schnell, flexibel und wendig. Zudem leistet sie einen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen und gegen die Klimaerwärmung. In Sachsen setzt der ASB seit September in zwei Seniorenheimen E-Rikschas ein. Sie ermöglichen Bewohnerinnen und Bewohnern klimafreundliche Ausflüge ins Grüne und Bücher und CDs. Aus der Kooperation der drei Träger ist ein weiteres Projekt hervorgegangen: In drei unterschiedlichen Werkstätten sind langzeitarbeitslose oder psychisch erkrankte Menschen für die Wiederverwertung von Wertstoffen verantwortlich. Dazu gehören eine Möbelwerkstatt, eine Kleidersortierwerkstatt und eine Fahrradwerkstatt. Letztere wird vom ASB betrieben und von einem Ergotherapeuten, der langjährig im Bereich Fahrradreparatur tätig war, und einer Zweiradmechanikerin geführt. Die alten und gebrauchten Fahrräder erhält die Werkstatt von der Gröpelinger Recycling Initiative, die wiederum vom städtischen Ordnungsamt und der Bremer Polizei den Auftrag erhält, sogenannte Schrottfahrräder, die über Monate in der Stadt abgestellt und nicht benutzt werden, abzutransportieren. Durch Recycling Ressourcen schonen Dass durch Recycling weniger Ressourcen benötigt und auch Energie eingespart wird, ist hinlänglich bekannt. Natürlicher Bio-Abfall kann, richtig recycelt, zu Dünger und Erde werden und damit nach dem Kreislaufprinzip immer wieder für neues Leben sorgen. Aber auch Werkstoffe können wiederverwertet werden, um die Umwelt zu schonen. Die ASB-Gesellschaft für Seelische Gesundheit in Bremen gründete bereits 2017 gemeinsam mit der Gröpelinger Recycling Initiative und dem Verein für Innere Mission das Sozialkaufhaus Hemelingen. Hier werden Sachspenden abgegeben, vor Ort sortiert und gereinigt und im Anschluss zu günstigen Preisen verkauft. Zu den Angeboten gehören nicht nur gebrauchte Möbel und Secondhandkleidung, sondern auch Haushaltswaren, „Zur Begrenzung des Klimawandels müssen wir als Organisation eine sozial-ökologische Verantwortung übernehmen.“ - DR. UWE MARTIN FICHTMÜLLER, ASB-HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER - 7 4 / 2022 ASB Magazin

zeigen, dass Nachhaltigkeit und Klimaneutralität Themen sind, die auch in den Wohlfahrtsverbänden eine Rolle spielen. Reduzierung des Energieverbrauchs Auch der ASB Riesa in Sachsen setzt in seinen Einrichtungen auf Umweltschutz und Energiereduzierung. „Erste Maßnahmen haben wir bereits 2009 umgesetzt und unsere gasbetriebenen Heizungen auf Brennwerttechnik umgestellt. So können wir rund 20 Prozent Gas einsparen“, erzählt Geschäftsführer Andreas Krüger. Durch die Umstellung von Fernwärme auf Gasbrennwerttechnik sind die Heizkosten beispielsweis im Pflegeheim Gröditz von 110.000 Euro auf rund 55.000 Euro gesunken. Um Strom zu sparen, wurden die meisten Heizungspumpen in den Kita-Einrichtungen und im Mehrgenerationenhaus gegen Effizienzpumpen ausgetauscht. Die Umstellung der übrigen Pumpen ist in Arbeit. Die Pflegeheime in Nossen und Gröditz wurden mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet, ebenso das Katschutzzentrum Lichtensee. Letzteres umfasst auch ein Technik- und Ausrüstungslager mit Notstromgeneratoren, Pumpen, Heizgeräten und Ähnlichem, wovon ein Großteil letztes Jahr nach der verheerenden Flut ins Ahrtal geliefert wurde. „Wir haben die Dachflächen unserer Pflegeheime für den Betrieb einer Fotovoltaikanlage vermietet. Der produzierte Strom wird von unseren Pflegeheimen genutzt, wobei wir bei den Kosten eine langfristige Preisbindung bis 2032 haben“, berichtet Andreas Krüger. „Ein weiterer wichtiger Schritt war die Spannungsreduzierung in den Pflegeheimen von 240 auf 216 bis 220 Volt“, so der ASB-Geschäftsführer weiter. Das bringe eine Ersparnis von neun bis zehn Prozent und habe auch Auswirkungen auf die Neonröhren im Gebäude, die weniger oft kaputtgehen. Zudem wurden die Leuchtmittel im Pflegeheim Gröditz auf LED-Lampen umgestellt, um Energie zu sparen. „Wir haben geschaut, was in der aktuellen Situation noch umsetzbar ist“, erzählt Andreas Krüger. So wurde die Temperatur des Warmwasserspeichers in den Pflegeheimen und Kindereinrichtungen auf 60 Grad eingestellt. Einmal wöchentlich wird das Wasser nachts für zwei Stunden auf 75 Grad erhitzt. Zusätzlich wurde der Wassermengendurchfluss auf sechs Liter pro Minute in den Duschen der Pflegeheime, in den Tagespflegen und Kitas begrenzt, wodurch sich ein Drittel des Warmwasserverbrauchs einsparen lässt. In den Pflegeheimen wurden feste Badezeiten eingeführt und die Raumtemperaturen tagsüber liegen bei 23 Grad. Büroräume werden über elektronische Thermostatventile gesteuert. Die Fahrzeugflotte im Pflegedienst wurde umgestellt auf hybride Alternativen mit einer Garantiezeit von fünf beziehungsweise zehn Jahren, um den Kraftstoffverbrauch zu senken. Im Pflegeheim Nossen wurde der Elektroherd gegen einen Induktionsherd ausgetauscht. „Wichtig bei all diesen Ansätzen ist es, die Mitarbeitenden mit ins Boot zu holen und ihnen auch die Wichtigkeit der Einsparungen zu vermitteln“, weiß Andreas Krüger. Das klappe in seinen Einrichtungen sehr gut. Viele der ASB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter setzen entsprechende Maßnahmen mittlerweile auch für sich privat um. Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, auch im ASB Verantwortung für das Thema Nachhaltigkeit zu übernehmen. „Dadurch leisten wir einen aktiven Beitrag zur Sicherung der Lebensgrundlagen und damit auch für die Zukunft unseres Verbandes. Nur gemeinsam können wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen“, ist ASBHauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller überzeugt. NADINE KOBERSTEIN Im Notfall sind die Rettungskräfte des ASB auch per Fahrradstaffel zuverlässig und klimafreundlich unterwegs zur Einsatzstelle. 8 4 / 2022 ASB Magazin

an einem Kiewer Kinderkrankenhaus. Mithilfe des ASB wurden die alten Sanitäreinrichtungen ersetzt, die Wasserversorgung und das Abwasserentsorgungssystem erneuert und das Lüftungssystem renoviert. Außerdem wurde im Bunker ein Spielzimmer für die Kinder eingerichtet. Inzwischen wird der Schutzbunker bei Bombenalarm genutzt und schützt Kinder, Besucher:innen der Klinik sowie Mitarbeiter:innen. „Wir sind froh, dass wir die Sanierung rechtzeitig geschafft haben, denn der Bunker ist jetzt besonders wichtig geworden, weil Kiew in den letzten zwei Wochen fast täglich angegriffen wird“, erzählt der Projektkoordinator Volodymyr Malyutin vom SSU Kiew. „Die Sanierung ist eine große Hilfe für uns, vor allem aber für die Menschen, die wir betreuen.“ Samariterinnen vermerken im digitalen Register, wer welche Unterstützung erhält. MAREN WINDFELDER ASB-Nothilfe in der Ukraine Unterstützung für besonders gefährdete Menschen E s ist ein kalter Freitagmorgen in Truskavets in der Westukraine. Die 57-jährige Ianna Nazarenko steht in der Schlange für die Verteilung von Hygieneprodukten, die der ASB in einem Gemeindezentrum ausgibt. Weitere 150 Menschen stehen ebenfalls an: ältere Menschen, Schwangere oder Menschen mit Beeinträchtigung. Sie sind in einem digitalen Register gelistet, in dem vermerkt ist, wer welche Unterstützung bekommt. Gemeinsam mit Freiwilligen aus der Gemeinde tragen die drei Samariter:innen die Empfänger:innen in das Register ein und verteilen die Hygienepakete. Unter den Menschen, die vom ASB unterstützt werden, befindet sich Ianna Nazarenko, die vor der russischen Invasion gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter im südukrainischen Mykolajiw lebte. Die ersten Bombardierungen begannen dort am 24. Februar 2022. Sie und ihre Tochter wurden evakuiert, ihr Mann blieb in Mykolajiw, um die Stadt zu verteidigen. Während der Evakuierung stürzte Ianna schwer, zog sich eine Verletzung zu und wurde zur Behandlung nach Truskavets gebracht. Doch ihre Behandlung war teuer, sie alleine konnte die Rechnungen nicht begleichen. „Zum Glück habe ich vom ASB Bargeldhilfen erhalten. Dafür bin ich sehr dankbar, weil ich damit die Rechnungen für meine medizinischen Behandlungen zahlen kann“, sagt die Frau. An diesem Freitag erhält Ianna ein Hygienepaket, das Waschpulver, Handtücher und Zahnbürsten enthält und auch an die jeweiligen Bedürfnisse der Menschen angepasst wird. Die Nachfrage nach humanitärer Hilfe hat in der Westukraine stark zugenommen. Vor dem Krieg wohnten in Truskavets 12.000 Menschen, inzwischen sind 14.500 Binnenvertriebene dazugekommen, die versorgt werden müssen. Fast neun Monate nach Beginn des Angriffkriegs hilft der ASB den Ukrainer:innen weiterhin mit voller Kraft: Neben Bargeld und Hygienepaketen verteilt der ASB in der Ukraine auch Lebensmittel wie Nudeln, Öl oder Zucker sowie Heizkohle für die kalten Wintermonate. Außerdem half der ASB gemeinsam mit weiteren Partnerorganisationen dem Ukrainischen Samariterbund (SSU) bei der Sanierung eines Luftschutzbunkers 9 4 / 2022 ASB Magazin

Für soziale Gerechtigkeit kämpfen Interview mit der neuen ASB-Präsidentin Katarina Barley über ihre neue Aufgabe und die gesellschaftliche Rolle des ASB Frau Barley, der ASB-Bundesausschuss hat Sie am 10. September einstimmig und mit Standing Ovations zur neuen ASB-Präsidentin gewählt. Was hat Sie dazu bewogen, diese Aufgabe zu übernehmen? Ich fühlte mich geehrt durch die Anfrage und bin sehr dankbar für die herzliche Aufnahme. Im ASB gibt es viel, das zu mir passt. Soziale Gerechtigkeit stand für mich immer im Vordergrund. Die Ungerechtigkeit, dass nach wie vor die soziale Herkunft über den Erfolg im Leben entscheidet, dass Armut krank und Krankheit arm macht, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht, treibt mich um. Diese Missstände zu bekämpfen gehört zu meinen wichtigsten Zielen als Politikerin. Aus meiner Zeit als Familienministerin und als Ministerin für Arbeit und Soziales sind mir viele der Themen, mit denen sich der ASB befasst, vertraut. Da geht es um die Verbesserungen für Pflegeberufe, die angemessene Unterstützung von pflegenden Angehörigen oder der Sozialarbeit. Der ASB ist auf diesen Feldern ganz vorn mit dabei, und ich habe große Lust, an der Spitze des ASB für diese Themen zu kämpfen. Was ist für Sie das Besondere am ASB? Ich bin sehr beeindruckt, was der Verband leistet, sei es in der Fluthilfe oder der Nothilfe für die Menschen in und aus der Ukraine, beim Rettungsdienst, im Katastrophenschutz, in der Altenpflege und der Sozialarbeit. Das ist eine kaum beschreibbare, unverzichtbare Leistung, die tagtäglich von den 50.000 hauptamtlichen Mitarbeitenden und 20.000 Ehren10 4 / 2022 ASB Magazin

Ich hatte damals einen Termin bei einem kleinen Verein in Berlin, der sich für pflegende Kinder und Jugendliche einsetzt. Nach dem Besuch habe ich mein Team gebeten, mir Zahlen und Informationen über Hilfsangebote für diese Gruppe zusammenzustellen. Dabei habe ich festgestellt, dass es kaum Hilfen gab und niemand diese Gruppe auf dem Schirm hatte. Wir haben dann ein Netzwerk zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Pflegeverantwortung ins Leben gerufen. Mit einer Informationskampagne haben wir in der Öffentlichkeit überhaupt erst das Bewusstsein dafür geschaffen, dass 230.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland regelmäßig Angehörige versorgen. Für diese Belastung wollte ich auch Lehrerinnen und Lehrer oder Sozialdienste sensibilisieren. Wie bringen Sie Ihre Tätigkeit als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Ihre Aufgaben als ASB-Präsidentin „unter einen Hut“? Klar, mein Terminkalender als Europaparlamentarierin ist gut gefüllt. Aber ich werde alles Machbare tun, um den ASB gut zu repräsentieren. amtlichen geleistet wird. Auch das Leitbild des ASB hat mich begeistert. Für mich persönlich ist die historische Nähe zur Arbeiterbewegung natürlich auch ein verbindender Punkt. In Ihrer Vorstellungsrede haben Sie den aktuellen Verbandsentwicklungsprozess des ASB positiv hervorgehoben. Was spricht Sie dabei an? Tatsächlich hat mich überrascht, wie weit vorne der ASB bei vielen Themen dabei ist. Allein der Prozess, sich ein Leitbild zu geben und Veränderungen systematisch auf ihre Wirkungen hin zu überprüfen, ist modern und wird im ASB mit großem Elan betrieben. Themen wie Diversität und Nachhaltigkeit gehören auf die Tagesordnung jedes Verbandes, vor allem wenn er im sozialen Bereich tätig ist. Wer Menschen für sich begeistern will, im Haupt- wie im Ehrenamt, muss die Zeichen der Zeit erkennen. Ihre Aufgabe ist, den Verband gegenüber der bundesdeutschen Politik und auf internationalem Parkett zu repräsentieren. Können Sie uns schon einen Einblick in Ihre Pläne geben? Es ist eine unglaubliche Ehre, diese traditionsreiche Organisation zu repräsentieren, und ich freue mich darauf, meinen Teil dazu beizutragen. Ich bringe gerne meine Fähigkeiten und Kenntnisse für die Arbeit des ASB ein. Als ehemalige Bundestagsabgeordnete, Ministerin und jetzt Vizepräsidentin des Europaparlaments konnte ich ein durchaus nützliches Netzwerk knüpfen und denke, dass ich für die verschiedenen Belange schnell passende Gesprächspartnerinnen und -partner finden werde. Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen? Gibt es etwas, für das Sie sich konkret einsetzen möchten? Ich habe die ganze Breite der ASBThemen im Blick. Aus meinen ersten Gesprächen und Begegnungen mit den Samariterinnen und Samaritern habe ich mitgenommen, dass der zunehmende Fachkräftemangel in sozialen Berufen viele Einrichtungen vor enorme Probleme stellt. Das gilt ganz besonders für die Pflege, aber auch für den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Ich sehe es also als meine Aufgabe, als Präsidentin dieses Verbandes klar und deutlich den Finger in die Wunde zu legen und besonders gegenüber einer sozialdemokratisch geführten Bundesregierung dafür zu sorgen, diese Entwicklung umzudrehen. Da geht es um angemessene Bezahlung, aber auch andere Entlastungen im Job. In meinem ersten Monat konnte ich schon mit der Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeit, Andrea Nahles, in Nürnberg über Strategien zur Milderung des Fachkräftemangels sprechen. Als Familienministerin haben Sie sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass pflegende Kinder mehr Unterstützung bekommen. Wie kam es dazu? INTERVIEW: DOROTHEE WINDEN Zur Person Katarina Barley ist promovierte Juristin und Vizepräsidentin des Europaparlaments. Bevor sie in die Politik wechselte, hat sie als Rechtsanwältin, Richterin und Referentin am Bundesverfassungsgericht gearbeitet. 2013 ging die SPDPolitikerin in die Bundespolitik. Sie war von 2017 bis 2018 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Anschließend war sie bis Juni 2019 Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz. Seit der Europawahl 2019 ist sie Mitglied des Europaparlaments und wurde im Juli 2019 zur Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments gewählt. Dort befasst sich die gebürtige Kölnerin mit den Themen Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechte. Auch privat fühlt sich Barley als Europäerin. Ihr Vater ist Brite, ihre Mutter Deutsche. Verheiratet ist sie mit dem niederländischen Basketball-Trainer Marco van den Berg. Sie lebt in der Nähe von Trier. 11 4 / 2022 ASB Magazin

Tagsüber gut betreut – abends wieder zu Hause Die ASB-Tagespflege bietet soziale Kontakte und hält fit E s ist Dienstag und Elisabeth W. freut sich, denn heute wird sie ihre Bekannten von der Tagespflege wiedertreffen. Gegen 9.00 Uhr kommt der ASB-Fahrdienst vorbei. Der freundliche Fahrer geleitet die 84-Jährige vorsichtig von der Haustür zum Minibus, wo schon andere Tagespflegegäste Platz genommen haben. Auf geht‘s zur wenige Kilometer entfernten Einrichtung, wo rund zehn pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren gemeinsam den Tag verbringen werden. Tochter Anke K. (54) freut sich ebenfalls, denn sie weiß, ihre Mutter wird die Abwechslung auch diesmal genießen. Und sie selbst hat ein paar wertvolle Stunden Zeit für sich. Als pflegende Angehörige kann sie die regelmäßige Auszeit gut gebrauchen. Die Tagespflege ist ein wertvolles Angebot der teilstationären Pflege, denn es hilft den Menschen dabei, so lange wie möglich zu Hause gepflegt zu werden. Ambulante Versorgung und Tagespflege ergänzen sich hierbei. Tagsüber sind die Senior:innen individuell betreut und abends wieder zu Hause. Dabei bieten die Pflegekräfte viel mehr als nur gemeinsames Kaffeetrinken und Vorlesen an. Beim ASB Varel in Niedersachsen zum Beispiel werden die Tagespflegegäste auf spielerische Weise gefördert. MAKS®-Therapie heißt das Zauberwort für ein Programm, bei dem die geistigen und motorischen Fähigkeiten der Senior:innen gestärkt werden sollen. Ulrike Brandhorst ist Pflegedienstleiterin der zertifizierten Tagespflege und erklärt: „MAKS steht für senso-motorisch, alltagspraktisch, kognitiv und sozial. Laut offizieller Bezeichnung ist MAKS ein psychosoziales Programm für Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und leichter oder mittelschwerer Demenz. In der Praxis heißt das, das Programm soll die Selbstständigkeit fördern und unseren Tagespflegegästen vor allem Spaß machen.“ Fähigkeiten erhalten und die Selbstständigkeit fördern Zurzeit bieten beim ASB Varel zwei ausgebildete Therapeutinnen dieses jeweils zweistündige Programm an, das in den Tagesablauf einer zehnköpfigen Tagespflegegruppe integriert wird und aus folgenden Bausteinen besteht: 1. Soziale Kontakte (die Kommunikation und das Miteinander fördern) 2. Bewegungsübungen (mit Schwungtüchern, Bällen usw.) 3. Alltagspraktisches (Apfelkuchen backen, Kürbisse schnitzen, Holzarbeiten) 4. Kognitiv (Förderung des Erinnerungs- und Denkvermögens) 12 4 / 2022 ASB Magazin

Das zahlt die Pflegekasse Die Pflegekasse übernimmt je nach Pflegegrad die Leistungen für die Tagespflege und Betreuung sowie ggf. für den Fahrdienst monatlich bis zu*: Pflegegrad Entlastungsbetrag 1 125 € 2 689 € 3 1.298 € 4 1.612 € 5 1.995 € *Die monatlichen Kosten für die Tagespflege variieren je nachdem, wie oft pro Woche der/ die Pflegebedürftige die Tagespflege besucht und wie hoch der Pflegeaufwand ist. nicht nur professionelle Hilfe und Betreuung, sie erleben auch Abwechslung und soziale Kontakte. Gerade für Alleinstehende ist der Kontakt zu anderen wichtig, um nicht zu vereinsamen. Die Tagespflege bietet eine Tagesstruktur zum Wohlfühlen, denn durch individuelle Förderung und Unterstützung ermutigen die Fachkräfte zu einer aktiven Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft. Die Seniorinnen und Senioren sind begeistert von den vielfältigen Angeboten, sie mögen die geistige Anregung und genießen vor allem ihre Erfolgserlebnisse. Ob beim Rätseln oder Handwerken, bei Bewegungsübungen oder beim Backen: Die Stimmung ist fröhlich bis konzentriert, Ideen kreisen im Raum. Oft führt das eine zum anderen, wenn die Tagespflegegäste miteinander in Kontakt treten. Ulrike Brandhorst erzählt: „Ein Kontaktspiel mit der Frage ‚Wem würdest du eine Rose schenken?‘ beantwortete eine unserer Seniorinnen mit ‚Die würde ich meinem Mann aufs Grab legen‘. Ihre Antwort regte alle zum Nachdenken an und führte zu einem regen Gedankenaustausch über das Thema Trauer.“ Angehörige bemerken positive Veränderungen Und wie kommt das Programm bei den Angehörigen an? Anke K. ist überrascht, welch positive Veränderung ihre Mutter schon nach wenigen Wochen in der Tagespflege zeigte: „Sie ist viel lebhafter geworden, hat mehr Lebensfreude und Selbstvertrauen. Wir staunen manchmal, was sie trotz ihrer körperlichen Einschränkungen noch alles kann.“ Auch das Team der Tagespflege hat durch die Weiterbildung in der MAKS®-Therapie dazugewonnen, stellt Ulrike Brandhorst fest: „Das abwechslungsreiche Programm erleichtert unsere Arbeit und fördert quasi als Motivationsschub die Mitarbeiterbindung.“ Die Qualifizierung erhalten erfahrene Pflegekräfte nach drei Studientagen mit einem Praxisteil und bestandener Prüfung. Ulrike Brandhorst selbst bewertet das Konzept, das in der zertifizierten Einrichtung seit einem Jahr genutzt wird, als durchweg positiv: „Es ist hilfreich, vorbildlich, zeitgemäß und vor allem – es funktioniert.“ Grundsätzlich gilt: In den Tagespflegeeinrichtungen des ASB finden Seniorinnen und Senioren ALEXANDRA VALENTINO 13 4 / 2022 ASB Magazin Ob gemeinsames Heimwerken oder Gespräche bei einem Tänzchen – in der Tagespflege gibt es Erfolgserlebnisse und Spaß.

Erdbeben in Rhinelandia! FAST bei erster Großübung der nationalen medizinischen Notfallteams E in Erdbeben erschüttert das Land Rhinelandia, viele Gebäude wurden zerstört, die medizinische Infrastruktur ist stark beschädigt. Die Landesregierung kontaktiert die WHO und bittet um medizinische Unterstützung aus dem Ausland – kurze Zeit später sind Einsatzkräfte des ASB auf demWeg in die Region. Was sich nach einer realen Begebenheit anhört, ist ein Übungsszenario aller fünf deutschen EMTs (Emergency Medical Teams – Medizinische Notfallteams) im Ort Hünxe, Nordrhein-Westfalen. Auch der ASB war mit seinem zum Grenzposten eskortiert, müssen bei der Einreise nach Rhinelandia ihre Pässe zeigen und der Zoll prüft sorgfältig alle Kisten mit Material und Medikamenten. Sind die Ladelisten korrekt und die Pässe gültig? Was auf den ersten Blick übertrieben anmutet, kann im Ernstfall dazu führen, dass sich die Einreise für die Helfer:innen und Hilfsgüter verzögert. Nina Stücke, Referentin FAST beim ASB-Bundesverband, erklärt: „Uns ist es in der Ausbildung wichtig, die FAST-Helfer:innen umfassend auf Einsätze vorzubereiten. Das funktioniert am besten mit realistischen Szenarien, wie 14-köpfigen Schnelleinsatzteam FAST (siehe Infobox) vor Ort, um für den Ernstfall zu üben und die Zusammenarbeit mit den Notfallteams anderer Hilfsorganisationen zu trainieren. Die EMTs sind nach der lokalen Bevölkerung und lokalen Rettungseinheiten nach Naturkatastrophen oft die Ersten vor Ort. Von Anfang an erleben die ehrenamtlichen Einsatzkräfte, wie nah die Übung an der Realität ist. An der Grenze zu Rhinelandia patrouilliert Militär – robust dargestellt von Statist:innen mit täuschend echten Maschinengewehren. Die Einsatzkräfte werden Nach einem simulierten Erdbeben versorgen FAST-Einsatzkräfte gemeinsam mit anderen medizinischen Notfallteams die Verletzten an der Unglücksstelle. 14 4 / 2022 ASB Magazin

man, die Einsatzkräfte der verschiedenen EMTs unterstützen sich gegenseitig. Das Rettungsfahrzeug bringt die Verletzten zu den Zeltambulanzen, wo sie von den Teams in Empfang genommen und weiterbehandelt werden. Die gute Nachricht des Tages: Alle Verletzten konnten erfolgreich behandelt und stabilisiert werden. Damit wurde der FAST-Einsatz in Rhinelandia erfolgreich beendet. „Bei dieser Übung haben alle im Team Hand in Hand gearbeitet“, sagt Christian Düsing vom ASB Westhessen, Einsatzleiter des FAST, abschließend. „Damit wir unsere Aufgaben bewältigen konnten, war ein flexibler Personaleinsatz erforderlich. Bei dem hohen Patientenaufkommen am zweiten Tag, dem Massenanfall von Verletzten, haben wir bei der Trinkwasseraufbereitung Personal reduziert und in der Ambulanz eingesetzt. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.“ der Einreise und Zollkontrolle, in denen unsere Freiwilligen übertragbare Erfahrungen für den realen Einsatz sammeln können.“ Dann geht es an den Aufbau der Zeltambulanz, des Herzstücks des FAST-Camps. In diesem 370 Quadratmeter großen Zelt, welches sternförmig aus sechs Einzelzelten aufgebaut wird, können täglich bis zu 120 Patient:innen versorgt werden. Neben einem allgemeinen Behandlungsraum, einem Wartebereich und einer Apotheke verfügt die Zeltambulanz auch über einen Notfallbereich, in dem im Ernstfall drei Notfallpatient:innen erstversorgt werden können. Neben der Zeltambulanz wird die Trinkwasseranlage aufgebaut. Über die Anlage können durch Umkehrosmose mehr als 500 Liter Trinkwasser pro Stunde produziert werden. So kann FAST zum einen auch ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser arbeitsfähig bleiben und zum anderen der lokalen Bevölkerung an der Zeltambulanz Trinkwasser zur Verfügung stellen. Zusätzlich können Patient:innen gewaschen und mit Flüssigkeit versorgt werden. Kaum ist alles aufgebaut, suchen schon die ersten Patient:innen, gespielt von realistisch geschminkten Mimen, die FAST-Zeltambulanz auf. Vom gebrochenen Arm bis zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock ist alles dabei. Beeindruckend für den Beobachter: Das FAST unter der Leitung des Rettungssanitäters Christian Düsing arbeitet sehr professionell, ruhig und konzentriert, auch in der Ausnahmesituation. Am letzten Tag der Übung erreicht das Team dann die Nachricht, dass mit Nachbeben in Rhinelandia zu rechnen ist. Sofort werden Notfallrucksäcke gepackt und das Material gesichtet. Und leider kommt es, wie es kommen musste: Eine Schule in der Nähe der Zeltambulanz wird durch ein Nachbeben zerstört, es wird von Verletzten berichtet, einem sogenannten Massenanfall von Verletzten (MANV). Schnell machen sich fünf „First Responder“ (Ersthelfer) des FAST auf den Weg zur Unglücksstelle. Dort angekommen, versorgen sie die Verletzten und verladen sie zur weiteren Behandlung in ein Rettungsfahrzeug. Auch hier sieht JAN WEISBROD Nach einem Nachbeben: Mimen simulieren realistisch Verletzungen für die Einsatzkräfte. Das ist FAST FAST steht für First Assistance Samaritan Team und wird aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden gebildet. Der ASB war weltweit die erste Hilfsorganisation, die ihr FAST als Medizinisches Notfallteam (Emergency Medical Team, EMT), als „EMT Typ1 fixed“, zertifizieren lassen konnte, das heißt als basismedizinische Versorgung mit eigener Struktur. Die theoretische und praktische Ausbildung im FAST dauert ca. 1,5 Jahre, im Anschluss können die Einsatzkräfte in den Einsatz gehen. Aktuell sind 120 Ehrenamtliche als FAST-Einsatzkräfte ausgebildet. Mehr Bilder und Videos zur Übung finden Sie unter www.asb.de/fast2022 15 4 / 2022 ASB Magazin

Der neue ASB-Bundesvorstand: jünger und weiblicher Starkes Votum für mehr Nachhaltigkeit bei der ASB-Bundeskonferenz A lle vier Jahre treffen sich Samariter:innen aus ganz Deutschland zur ASB-Bundeskonferenz, um den ASB-Vorstand zu wählen und über die strategische Ausrichtung der kommenden Jahre zu entscheiden. In diesem Jahr versammelten sich über 200 Delegierte und Gäste im Kaisersaal in Erfurt, um an der 21. Bundeskonferenz des ASB und der feierlichen Veranstaltung amVorabend teilzunehmen. Die Bundeskonferenz wurde am Samstag, den 22. Oktober 2022 von ASB-Präsidentin Katarina flüchtete, dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken“, so Georg Maier. Er hob hervor, dass der Bevölkerungsschutz angesichts der Folgen des Klimawandels in Europa und des Angriffskriegs auf die Ukraine so wichtig sei wie seit Jahren nicht mehr. ASB legt Grundstein für die nächsten vier Jahre Der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein betonte in seinem Bericht an die Bundeskonferenz: „In den letzten drei Jahren hat sich der ASB in drei großen Krisen bewährt: während der CoronaBarley eröffnet. Barley betonte die große Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die Gesellschaft. „Vieles in unserem Gemeinwesen funktioniert nur deshalb gut, weil Menschen Verantwortung übernehmen.“ Hier leiste der ASB unschätzbar wertvolle Arbeit. Auch der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister von Thüringen, Georg Maier, begrüßte die Delegierten und Gäste im Kaisersaal. „Wir leben in herausfordernden Zeiten. Doch auf Ihre Einsatzbereitschaft können wir uns verlassen: Sie als ASB leisten wertvolle Unterstützung für Ge16 4 / 2022 ASB Magazin

Dabei umfasst Nachhaltigkeit die Bereiche umweltfreundliche Beschaffung, saubere Energie und nachhaltiges Bauen. Der ASB hat sich das Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres 2035 treibhausgasneutral zu sein. Die Förderung von Nachhaltigkeit spielte auch beim ASBFachtag „Zukunft beginnt hier und jetzt“, der einen Tag vor der Bundeskonferenz stattfand, eine große Rolle. Auf dem Fachtag konnten sich die 130 Teilnehmenden auf einem „Markt der Möglichkeiten“ über Projekte zu den Themen Nachhaltigkeit, Vielfalt und Digitalisierung informieren. Konkret werden bis zu 100 ASB-Einrichtungen gesucht, die ihren CO2-Fußabdruck messen und damit ihre CO2-Emissionen verringern. Der ASB trägt mit dem Projekt zur ökologischen und sozialen Gestaltung unserer Gesellschaft bei. „Dadurch leisten wir einen aktiven Beitrag zur Sicherung der Lebensgrundlagen und damit auch für die Zukunft unseres Verbandes. Nur gemeinsam können wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen“, ist ASB-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller überzeugt. Pandemie, bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen 2021 und bei der Nothilfe für die Leidtragenden des Ukraine-Krieges.“ Der ASB löse sein Motto „Wir helfen hier und jetzt“ verlässlich ein. Fleckenstein spannte den Bogen von der Wiedergründung des ASB nach dem Zweiten Weltkrieg im April 1952 bis zur Gegenwart, 70 Jahre nach der Neugründung. Arbeiter-Samariter-Jugend möchte Ehrenamt fördern Bundesjugendleiterin Anna Witt sprach über die Vorhaben der Arbeiter-Samariter-Jugend (ASJ). Die ASJ möchte vor allem das ehrenamtliche Engagement attraktiver gestalten. Sie hob zudem hervor: „Kinder- und Jugendliche haben besonders unter der Corona-Pandemie gelitten und sollen deshalb während der Energiekrise die Möglichkeit haben, kostenfrei an unseren Bildungsprogrammen teilzunehmen.“ Wiederwahl von Knut Fleckenstein Dann folgte die Wahl des neuen ASB-Bundesvorstandes, der turnusmäßig alle vier Jahre gewählt wird. Mit großer Mehrheit wurde der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein wiedergewählt. Auch die beiden stellvertretenden Bundesvorsitzenden, Dr. Christine Theiss und Uwe Borchmann, wurden mit großer Mehrheit in ihren Ämtern bestätigt, ebenso Bundesjugendleiterin Anna Witt. In den insgesamt elfköpfigen Bundesvorstand wählten die 170 Delegierten der ASB-Gliederungen außerdem erneut Prof. Dr. Michael Stricker und Ludwig Frölich. Neu in das Gremium gewählt wurden Kristin Schuhmann, Benjamin Schuldt, Marion Zimmermann, Matthias Vonnemann und Sabine Wölfle. Damit ist der Bundesvorstand verjüngt und zudem nahezu quotiert. ASB soll bis Ende des Jahres 2035 treibhausgasneutral werden Die Delegierten stimmten auch über die strategische Ausrichtung des ASB ab. Als Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation möchte der Verband auch Verantwortung für Nachhaltigkeit übernehmen. „Soziales und Ökologie gehören zusammen“, sagte Fleckenstein. Zu den strategischen Zielen, die die Bundeskonferenz beschloss, gehört unter anderem die Förderung von Nachhaltigkeit, Vielfalt (Diversity) und Digitalisierung. MAREN WINDFELDER 17 4 / 2022 ASB Magazin

Was tun bei Stromausfall? Interview mit ASB-Katastrophenschützer Boris Michalowski E in plötzlicher Stromausfall und die Folgen sind aktuell ein Thema, das viele Menschen verunsichert. Um die Bürgerinnen und Bürger auf Krisenszenarien wie einen Stromausfall vorzubereiten, bietet der ASB seit 2020 Kurse für Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten (EHSH) an. Wir haben mit Boris Michalowski, Fachdienstleiter Katastrophenschutz und Notfallvorsorge beim ASB-Landesverband Berlin, gesprochen und ihn gefragt, was man im Fall eines Blackouts tun sollte. Herr Michalowski, was ist grundsätzlich unter einem Stromausfall bzw. Blackout zu verstehen und wie wahrscheinlich ist ein solches Ereignis? Zunächst einmal: Stromausfälle, zum Beispiel wenn das Stromnetz bei Bauarbeiten beschädigt wird, kommen immer wieder mal vor. Im Jahr 2021 musste jeder Haushalt mit rund 12,7 Minuten Stromausfall rechnen. Wir haben jedoch aufgrund der Redundanzen im Stromnetz eine hohe Versorgungssicherheit. Unter dem Begriff Blackout wird häufig der lang andauernde und großflächige Stromausfall verstanden. Dies könnte passieren, wenn es massive Probleme im Europäischen Verbundnetz gibt, oder bei außergewöhnlichen Ereignissen oder Havarien, bei denen auch die Redundanzen des Stromnetzes ausfallen. So fatal solche Ereignisse sind, so gering ist glücklicherweise die Eintrittswahrscheinlichkeit. Realistischer als großflächige Blackouts könnten in diesem Winter eher temporäre und lokal begrenzte Netzabschaltungen sein, wenn zum Beispiel zu viele Verbraucher:innen (Stichwort: Heizlüfter) in einem Teil des Netzes Strom nachfragen. Welche Folgen hat ein Stromausfall für die Bevölkerung? Strom ist für uns in der mitteleuropäischen Gesellschaft selbstverständlich und hat als Kritische Infrastruktur eine herausragende Bedeutung. Alles ist abhängig vom Strom. Das Besondere beim Ausfall ist, dass der Strom schlagartig und plötzlich weg ist. Es gibt keine Ankündigung. 18 4 / 2022 ASB Magazin

Gut vorbereitet Der ASB bietet seit 2020 bundesweit kostenfreie Kurse zur Krisenvorsorge im Katastrophenfall an. Die Teilnehmenden erfahren, wie man für eine Katastrophe vorsorgt und sich im Ernstfall verhält. Weitere Informationen zu den Krisenszenarien, Kursen in der Nähe und dem Ratgeber für Notfallvorsorge finden Sie unter www.asb.de/ehsh Neben dem Lebensmittelvorrat sollte man unbedingt an Trink- und auch an Brauchwasser denken. Einige Batterien für die Taschen- oder die Stirnlampe zu Hause sollten vorrätig sein. Kerzen sorgen abends für ein gemütliches Heim – denken Sie aber unbedingt an den Brandschutz sowie ein geeignetes Löschmittel für den Notfall! Vorzugsweise stellen Sie Kerzen in passende Laternen. Wo können Sie beim Stromausfall kochen? Vielleicht haben Sie einen Gasgrill auf dem Balkon oder Sie besorgen sich aus dem Campingbedarf einen Gaskocher mit Kartuschen. Holen Sie bitte auf keinen Fall den Kohlegrill in die Wohnung, das ist lebensgefährlich aufgrund des tödlichen Kohlenmonoxid-Gases! Denken Sie an ausreichend Notfallmedikamente und vergessen Sie nicht Ihr soziales Umfeld. Vielleicht gibt es Nachbarn im Haus oder nebenan, die auf Hilfe angewiesen sind? Bei aller Dramatik … Krisen zeigen auch immer wieder das Soziale und das Gute im Menschen. Warum nicht mit den Nachbarn zusammen kochen und anschließend bei Kerzenschein eine Runde Karten oder ein Würfelspiel spielen und die Situation gemeinsam durchstehen? Die Beleuchtung im eigenen Heim funktioniert dann nicht mehr, nach einiger Zeit ist das Mobilfunknetz nicht mehr erreichbar, Haushaltsmittel wie Kühlschrank oder Herd funktionieren nicht und der ÖPNV (Tram, U-Bahn) fährt wahrscheinlich auch nicht mehr. Alltägliche Dinge, die wir zum Leben gewohnt sind, werden vorübergehend nicht verfügbar sein. Der Supermarkt um die Ecke wird beim Stromausfall ebenfalls nicht geöffnet sein. Wie kann man in seinem persönlichen Umfeld vorsorgen und was sollte dabei beachtet werden? Das Wichtigste neben der Notfallvorsorge ist, dass man in der Krise Informationen bekommt. Wie lange dauert der Stromausfall, wann ist mit der Wiederversorgung zu rechnen? Die meisten Stromnetzbetreiber informieren auf ihren Webseiten oder bei Twitter über aktuelle Störungen. Solange das Mobilfunknetz noch funktioniert, sollte man das unbedingt prüfen. Sollte es nicht mehr funktionieren, bieten sich Kurbelradios an, mit denen man sich über den Rundfunk Informationen beschaffen kann. Diese Radios gibt es als Kombigeräte mit einem Akku sowie einem Solarpanel. Weiterhin empfehle ich, sich im Vorfeld zu informieren, wo der Bezirk oder die Gemeinde Katastrophenschutz-Leuchttürme einrichten wird. Diese KatS-Leuchttürme sind Infopoints, an denen Bürger:innen mit Informationen versorgt werden. Oft gibt es dort auch medizinische Hilfe. Zur persönlichen Vorsorge zu Hause empfiehlt sich der Ratgeber des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (siehe Infobox). Hier gibt es viele praktische Tipps für den Notvorrat, das Notgepäck und viele weitere Aspekte. Wie groß und umfangreich die Vorsorge ist, ist eine haushaltsindividuelle Entscheidung. Bedenken sollte man aber, dass bei großen Schadensereignissen und umfassenden Infrastrukturausfällen die staatliche Hilfeleistung erst nach einigen Tagen anlaufen wird. Daher gehört es zur notwendigen Resilienz von uns Bürger:innen, so vorbereitet zu sein, dass wir einige Tage autark auskommen können. INTERVIEW: JAN WEISBROD 2018 kam es nach Bauarbeiten zu einem 31-stündigen Stromausfall in Berlin. Betroffen waren mehr als 70.000 Menschen, viele Schulen, Kindergärten und ein Krankenhaus. Einsatzkräfte des ASB waren in die vorsorgliche Verlegung von Intensivpatient:innen eingebunden, sowie in die Versorgung der Menschen mit warmem Essen und Telefonen. 19 4 / 2022 ASB Magazin

Bundesverband Jubiläum: 30 Jahre ASB-Archiv Vor 30 Jahren wurde das ASB-Archiv unter hauptamtlicher Leitung zur Stabsstelle der ASB-Bundesgeschäftsstelle in Köln. Wie lange der ASB schon zuvor um die Rekonstruktion und Erhaltung seiner Geschichte bemüht war, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Bereits 1912 wurde „unser Archiv“ in der bundesweiten Vereinszeitschrift „Der Arbeiter-Samariter“ erwähnt. Seit 1954 wurde verbandsintern immer wieder zur Mithilfe bei der Zusammentragung historischer Fotos und weiteren Materials zum Aufbau eines Archivs aufgerufen. Der damalige Bundesgeschäftsführer Wilhelm Müller fragte seit Mitte der 1970er-Jahre bei zahlreichen Archiven nach Material zur Geschichte des ASB. Was damals „so nebenbei“ aufgebaut wurde, hat sich zu einem professionalisierten, modernen und in hohem Maße digital arbeitenden Archiv entwickelt, das als kompetenter Berater die Bundesgeschäftsstellen, die Gliederungen des ASB und anderweitig Interessierte bei alltäglichen, teils kuriosen Anfragen unterstützt. Bis heute sind in unserer Datenbank 10.750 Akten, 9.540 Fotos und 1.010 Fotosammlungen, 9.660 Postkarten, 8.200 Ausweise, Urkunden und Zeugnisse, 8.050 historische Objekte, 11.520 Karten und Pläne sowie 10.150 Plakate verzeichnet worden. Auch die Arbeitsbibliothek ist neben einem beachtlichen Zeitschriftenbestand auf mittlerweile 3.500 Sachtitelwerke angewachsen. Im Herzstück unserer Datenbank, den Dokumentationen, finden sich Informationen zu 2.500 Orten, an denen der ASB tätig war und ist, und zu über 1.100 Personen, die Teil unserer Verbandsgeschichte sind. Die Dokumentationen werden fortlaufend ergänzt und gepflegt. Je mehr Informationen uns die Gliederungen und Samariter:innen zur Verfügung stellen, desto besser können wir ihnen bei der Vorbereitung von Zeitungsartikeln, Festreden, Jubiläen usw. helfen. Auch private Schenkungen von Samariter:innen ergänzen das „Langzeitgedächtnis“ unseres Verbandes. Das ASB-Archiv freut sich auf Kontaktaufnahme unter m.hollmann@asb.de (MH) kurz & gut Meldungen aus dem Verbandsgeschehen Bild: ASB-Archiv 20 4 / 2022 ASB Magazin

21 4 / 2022 ASB Magazin Ein märchenhaftes Projekt In einer Zeit, die für viele Menschen geprägt ist von Unsicherheit und Sorge, hat der ASB-Ortsverband Hamburg-Eimsbüttel ein neues soziales Projekt auf den Weg gebracht: die ASB-Märchenfreunde. Der ASB Eimsbüttel bildet in einem mehrtägigen Kurs Märchenerzähler:innen aus, die dann Kitas, Senioreneinrichtungen, Krankenhäuser oder auch Hospize besuchen und mit ihren frei erzählten Märchen Freude und Lebensmut zu den Menschen bringen. Die archetypischen Bilder und Lebensweisheiten der Volksmärchen, die seit Urzeiten von einer Generation zur nächsten mündlich überliefert werden, schenken gerade in diesen schwierigen Zeiten Momente von Frieden und Glückseligkeit. Mehr Informationen zu den ASBMärchenfreunden erteilt die Projektleiterin Iris Casper, Tel. 0176/8 48 00 169, iris.casper@asb-hamburg.de (PW) Hamburg Bild: ASB Eimsbüttel Sachsen Eröffnung zentraler Inobhutnahme beim ASB in Pirna Ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche: Der ASB in Pirna- Königstein eröffnete am 1. September die erste zentrale Inobhutnahmestelle für Minderjährige in Pirna. Im ASB-Haus Sonneninsel finden Kinder und Jugendliche Schutz, die wegen einer Akutsituation aus ihren Familien genommen werden müssen. Insgesamt stehen maximal acht Plätze zur Verfügung. Neben sechs regulären Räumen gibt es ein Zimmer für Kleinkinder und einen Aufenthaltsraum mit Küchenzeile. Die Geschäftsführer des ASB Pirna-Königstein, Bruno Koch und Marco Mattes, planten und eröffneten die Einrichtung gemeinsam mit dem Landratsamt und dem Landesjugendamt. Eine Inobhutnahme ist dann die beste Lösung, wenn andere Hilfsangebote für Eltern nicht mehr ausreichen. (JF) Bild: ASB Pirna-Königstein

Energiekrise und Inflation treiben viele Menschen in diesem Winter um, auch uns als ASB. Deshalb haben wir die Bundesregierung mit Nachdruck aufgefordert, wirksame Entlastungen angesichts der gestiegenen Energiepreise umzusetzen: Diese Entlastung muss vor allem denjenigen Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen, die sonst nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen für Gas und Strom bezahlen sollen. Aber die hohen Energiekosten treffen auch die Pflegeeinrichtungen, Kitas und andere soziale Einrichtungen. Deshalb müssen auch sie dringend durch einen Energie-Rettungsschirm geschützt werden, damit sie weiterhin für die Menschen da sein können. Für andere da sein – das ist uns Samariterinnen und Samaritern ein Herzensanliegen. Deshalb sehen wir mit Sorge, dass sich der Fachkräftemangel in vielen sozialen Berufen und vor allem in der Altenpflege immer mehr zuspitzt. Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt stetig zu. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Fachkräfte für die ambulante und stationäre Pflege zu finden. Deshalb habe ich gemeinsam mit ASBPräsidentin Katarina Barley bei einer Pressekonferenz in Berlin gefordert, dass die Bundesregierung ihre Anstrengungen verstärken muss, den Fachkräftemangel insbesondere in der Altenpflege abzuwenden. Wir haben konkrete Vorschläge unterbreitet, wie die Politik gegensteuern kann: Zum einen müssen wir mehr Menschen für den erfüllenden Pflegeberuf gewinnen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei das Freiwillige Soziale Jahr, das jungen Menschen diesen Beruf näherbringt. Zum anderen brauchen wir mehr gezielte Angebote für Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Pflegeberufen, so kann auch die „stille Reserve“ auf dem Arbeitsmarkt besser erschlossen werden. Ein weiterer Baustein ist die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte und deren Ausbildung in Deutschland. Bislang ist dies noch nicht in ausreichendem Maße gelungen, aber hier ist der größte Hebel, dem Fachkräftemangel in den Pflegeberufen zu begegnen. Deshalb fordert der ASB, den Zuzug und den Zugang ausländischer Arbeitskräfte zur Ausbildung in Deutschland zu vereinfachen. Diese Menschen müssen wir willkommen heißen und ihnen das Ankommen in Deutschland erleichtern. Unser Ziel ist, dass Pflegebedürftige weiterhin gut versorgt werden können. Dafür werde ich mich auch als wiedergewählter Bundesvorsitzender einsetzen. Als guter Arbeitgeber leistet der ASB dazu seinen Beitrag. Aber auch die Politik muss jetzt handeln. Ihr KNUT FLECKENSTEIN, ASB-BUNDESVORSITZENDER Wir im ASB Liebe Samariterinnen und Samariter, 22 4 / 2022 ASB Magazin

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