

„Säuglinge sind ein ganz eigenes Pa-
tientenspektrum und brauchen eine
besondere medizinische Versorgung
mit speziellen medizinischen Instru-
menten und Vorrichtungen“, erklärt
Philipp Brake (30), zweiter Vorsitzen-
der beim ASB Kassel-Nordhessen und
selbst ehrenamtlich im Rettungs-
dienst tätig, die Notwendigkeit eines
speziellen Baby-Notarztwagens.
Perfekte Ausstattung
So werden etwa Erschütterungen, die
besonders stark auf den kleinen Kör-
per wirken können, dank einer Luft-
federung der Hinterachse deutlich
reduziert. Quer zur Fahrtrichtung
ist in der Fahrzeugmitte ein Inku-
bator eingebaut. Hier ist nach dem
Schiffschaukelprinzip die Übertra-
gung von Erschütterungen am ge-
ringsten. Der 130 Kilogramm schwe-
re Intensivarbeitsplatz mit EKG, Be-
atmungsgerät und Spritzenpumpen
ist auf einem im Rettungsdienst übli-
chen Unterfahrgestell montiert und
kann somit bei Bedarf auch in einem
Hubschrauber oder gewöhnlichen
Rettungswagen platziert werden. Ein
spezieller Schallschutz dämpft au-
ßerdem die Lärmbelastung, die Fens-
ter sind verdunkelt. Das schwerkran-
ke Baby ist somit möglichst weni-
gen äußeren Belastungen und Reizen
ausgesetzt.
Spezialisten an Bord
Alle Rettungsdienstmitarbeiter beim
ASB in Kassel – hauptamtlich wie
ehrenamtlich – sind für den Baby-
Notarztwagen speziell ausgebildet.
„Die Einweisung in den Inkubator
dauert einen Tag“, erläutert Brake.
Doch bei all der theoretischen Sicher
heit ist der Transport eines kranken
Neugeborenen doch immer wieder
eine Herausforderung.
Brake, der seit zehn Jahren auch
diese Fahrten macht, erinnert sich:
„Heiligabend vor zwei Jahren hatten
wir ein Kind mit einer akuten schwe-
ren Herzerkrankung, das von Kassel
in die Uniklinik nach Göttingen ver-
legt werden musste. Schon bei un-
serer Ankunft im Kasseler Kranken-
haus wurde mir klar, dass diese Fahrt
nach Göttingen die letzte Rettung für
das Kind sein könnte, da alle Ärzte
hier ratlos waren. Noch im Kranken-
haus bekam das Kind immer wieder
Herzrhythmusstörungen und musste
mehrmals mit Elektroschocks reani-
miert werden. Das wiederholte sich
dann auch noch mehrfach während
der Fahrt.“
Solche heftigen Komplikationen sei-
en aber glücklicherweise die Ausnah-
me, berichtet der engagierte Ehren
amtler. „Umso besser ist es, dass
neben zwei Rettungsdienstmitarbei-
tern auch immer ein Kinderarzt und
eine Kinderkrankenschwester mit an
Bord sind. Das gibt auch uns mehr
Sicherheit.“ Dem Kind geht es heute
gut. „Das hätte ich nicht erwartet“,
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ASB MAGAZIN
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RETTUNGSDIENST
Der Baby-Notarztwagen des ASB Kassel
Philipp Brake (30) ist zweiter Vorsitzender
des ASB-Regionalverbandes Kassel-Nordhes-
sen und seit sieben Jahren ehrenamtlich im
Rettungsdienst tätig.
Kommt ein Baby schwer krank oder extrem früh auf die
Welt und muss in eine Spezialklinik verlegt werden, dann
ist Kassels einziger Baby-Notarztwagen zur Stelle – und
das seit nunmehr 41 Jahren. Das Fahrzeug war damals
bundesweit das erste seiner Art, das zur Rettung von
Neugeborenen auf den Straßen unterwegs war. Der ASB
gewährleistet damit bis heute in der gesamten nordhes-
sischen Region die optimale Versorgung beim Transport
von kranken Neugeborenen.
UBER 40 JAHRE
LEBENSRETTER
FUR DIE KLEINSTEN