

Was wird in Letzte-Hilfe-Kursen vermittelt?
Dr. Georg Bollig:
Der Abschied vom Leben ist der
schwerste, den die Lebensreise für einen Menschen be-
reithält. Deshalb braucht es, wie auf allen schweren We-
gen, jemanden, der uns die Hand reicht. Diese Hand zu
reichen erfordert nur ein bisschen Mut und Wissen. In
Letzte-Hilfe-Kursen vermitteln wir beides.
AUCH DIE LETZTE HILFE KANN MAN LERNEN
Erste Hilfe zu leisten gilt bei uns als Bürgerpflicht und einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert
zumindest jeder, der seinen Führerschein machen will. Wenn es jedoch um die Begleitung
eines Sterbenden geht, sind viele Menschen ratlos und unsicher. Seit einiger Zeit gibt es
Unterstützung für pflegende Angehörige: Letzte-Hilfe-Kurse. Die Nachfrage ist groß. Wir
sprachen mit ihrem Erfinder, dem Palliativmediziner Dr. Georg Bollig aus Schleswig.
Wie kamen Sie auf die Idee
zu diesem Angebot?
Dr. Georg Bollig:
Als Notarzt im Rettungsdienst und
langjähriger Erste-Hilfe-Ausbilder habe ich mich schon
vor Jahren gefragt, ob das, was bei Erster Hilfe funktio-
niert, nicht auch für die Begleitung am Lebensende gel-
ten kann, nämlich Letzte-Hilfe-Kenntnisse in der Bevöl-
kerung zu verbreiten. Jeder sollte Erste Hilfe und Letzte
Hilfe können. Wie bei der Ersten Hilfe geht es auch hier
um die Stärkung der Selbsthilfefähigkeit.
Wie zeitaufwendig ist es,
sich die Kenntnisse anzueignen?
Dr. Georg Bollig:
Wie die Erste Hilfe kann auch die
Letzte Hilfe in wenigen Stunden erlernt werden. Es gibt
praktische Hilfestellung und konkrete Tipps, wie Ster-
benden die letzten Tage oder Stunden angenehmer ge-
macht werden können.
Was hat man nach einem
Letzte-Hilfe-Kurs dazugelernt?
Dr. Georg Bollig:
Im besten Fall hat man die eigene
Angst vor dem Sterben verringert und empfindet den
Umgang damit als weniger bedrohlich. Aber genauso
wenig, wie man im Erste-Hilfe-Kurs zum Notarzt wird,
wird man im Letzte-Hilfe-Kurs zum Palliativmedizi-
ner. Das ist auch gar nicht notwendig. Ziel ist, dass in der
breiten Bevölkerung alle ein bisschen Bescheid wissen.
56
ASB-Jahrbuch 2018