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Praktika in der Klinik

Wegen der hohen medizinischen

Anforderungen haben sich während

der Ausbildung die Praxisphasen im

Krankenhaus wesentlich verlängert:

790 Stunden absolvieren die ange-

henden Notfallsanitäterinnen und

-sanitäter in der Notaufnahme, Psy-

chiatrie, Pädiatrie und der Gynäkolo-

gie einer Klinik. Erst im dritten Aus-

bildungsjahr sind sie überwiegend

im Rettungsdienst eingebunden. Par-

allel dazu läuft immer der Unterricht

an der Berufsfachschule; im Fall von

Sven Marz ist dies die Rettungsschu-

le beim ASB Mainz-Bingen.

Am liebsten ist dem Pfälzer Azubi die

Ausbildungsphase auf der kleinen

Rettungswache des ASB. „Mir gefällt

die Arbeit hier und dass es beim ASB

so familiär zugeht. Selbst in meiner

Freizeit komme ich vorbei, um einen

Kaffee mit den Kollegen zu trinken“,

erzählt Marz, der sich seit zwei Jahren

auch als Freiwilliger im Katastrophen-

schutz und im Sanitätsdienst des ASB

engagiert. „Hobbys wie Fußballspie-

len kommen zwar derzeit zu kurz“,

räumt er ein. „Aber den Job muss

man leben, um ihn gut zu machen.

Und man muss sich weiterbilden und

auf dem Laufenden bleiben.“

Problem: Schulgeld

Nach seiner Ausbildung kann Sven

Marz als Notfallsanitäter beim ASB

Zweibrücken einsteigen. Eine Über-

nahmegarantie hat er mit seinem

Ausbildungsvertrag erhalten. Da-

nach wird der ASB-Kreisverband kei-

nen neuen Notfallsanitäter mehr

ausbilden. „Zum einen haben wir

dann unseren Planstellenbedarf an

Mitarbeitern gedeckt. Zum anderen

wäre uns ein zweiter Azubi einfach

zu teuer“, sagt Geschäftsführer Tassi-

lo Wilhelm. Das Problem ist nämlich

die Finanzierung des Schulgeldes.

Sie ist bundesweit nicht einheitlich

geregelt. So wird in Rheinland-Pfalz

zum Beispiel das Schulgeld mit Be-

nutzungsentgelten verrechnet, die

ein Rettungsdienst für seine Leistun-

gen pauschal von der Krankenkasse

erhält. „Letztendlich zahlt der Trä-

ger bei der Ausbildung, insbesondere

beim Schulgeld drauf“, gibt Christi-

an Mattern vom ASB-Bundesverband

zu bedenken.

Die ungeklärte Finanzierungsfrage

und die unterschiedlichen Rege-

lungen in den Bundesländern sind

auch der Grund, warum es derzeit

zu wenige Ausbildungsplätze für

Notfallsanitäter gibt und die An-

ASB MAGAZIN

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Die Ausbildung:

Was Bewerber wissen sollten

Wer sich um einen Ausbildungs-

platz zum Notfallsanitäter be-

wirbt, sollte mindestens einen

mittleren Schulabschluss oder ei-

nen gleichwertigen Abschluss

vorweisen können. Die Bewerbe-

rin oder der Bewerber sollte gut

Deutsch sprechen, keine Eintra-

gungen im Führungszeugnis ha-

ben, psychisch stabil und gesund

sein. Von Vorteil sind ein freiwilli-

ges Engagement bei einer Hilfsor-

ganisation und ein Führerschein

der Klasse B.

Zum Auswahlverfahren können

gehören: ein Sporttest, ein schrift-

licher Eignungstest und ein Vor-

stellungsgespräch. Die Ausbil-

dungsvergütung liegt im 1. Lehr-

jahr zwischen 600 und 800 Euro

und im 3. Lehrjahr zwischen 700

und 1.000 Euro. Das Einstiegsge-

halt beträgt zwischen 2.000 und

2.200 Euro brutto. Der ASB bil-

det in den Bundesländern unter-

schiedlich stark aus. Bei der Su-

che nach einem Ausbildungs-

platz sollten sich Interessenten

direkt an die Lehrrettungswachen

des ASB wenden. Mehr unter:

www.asb.de/notfallausbildung

Der Notfallsanitäter gilt als der höchste nicht-ärztliche Medizinberuf.

zahl der Azubis in den Ländern stark

schwankt. Wer aber einen Ausbil-

dungsplatz gefunden hat, dem er-

öffnet der Beruf viele Perspektiven.

„Notfallsanitäter sind gefragte Ar-

beitskräfte, auch im Krankenhaus.

Außerdem gibt es Aufstiegsmöglich-

keiten, zum Beispiel zum Praxisan-

leiter oder zum Leiter einer Rettungs-

wache“, erklärt Christian Mattern

vom ASB-Bundesverband. Für Sven

Marz steht fest: Nach seiner Ausbil-

dung will er als Notfallsanitäter beim

ASB Zweibrücken arbeiten. Und in

ein paar Jahren studiert er vielleicht

neben dem Job doch noch Medizin –

und könnte dann beim ASB als Not-

arzt arbeiten.

.

Text: Astrid Königstein

Fotos: ASB/Barbara Bechtloff