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RATGEBER
Die Wissenschaft der Chronobiolo-
gie hilft bei der Diagnostik und Be-
handlung von Schlafstörungen. Denn
wenn jemand gezwungen ist, gegen
seine innere Uhr zu leben – etwa we-
gen Schichtarbeit, frühem Arbeits-
beginn oder dem Jetlag nach einem
langen Flug – kann das zu Schlafstö-
rungen und somit sogar zu gesund-
heitlichen Problemen wie Infektan-
fälligkeit, Übergewicht oder Diabetes
führen. Viele Menschen spüren die-
sen Effekt schon durch die Zeitum-
stellung im Frühling und im Herbst
wie bei einem Jetlag: Sie bekommen
Probleme mit dem Blutdruck, können
sich nur schwer konzentrieren und
sind tagsüber müde und erschöpft;
erst nach einigen Tagen hat sich der
Körper darauf eingestellt und die in-
nere Zeit der äußeren angeglichen.
Auch das Wochenende kann schwie-
rig werden, wenn Langschläfer ge-
nussvoll ausschlafen. Die Folge ist
der typische Montagsblues, unter
dem viele Arbeitnehmer leiden: Sie
fühlen sich wie gerädert und haben
Schwierigkeiten, ihre Arbeit zu erle-
digen. Der Körper ist noch nicht wie-
der auf den normalen Arbeitsryth-
mus eingestellt. Das betrifft natür-
lich in erster Linie die „Eulen“, denn
„Lerchen“ stehen auch am Wochen-
ende kaum später auf als sonst.
Angeborenes Schlafbedürfnis
Ob Langschläfer oder Frühaufsteher
– beides hat nichts mit Faulheit oder
Disziplin zu tun. Der innere Zeitge-
ber ist jedem Menschen angeboren:
Bei einigen tickt er schneller, bei an-
deren langsamer. Das Gehirn steuert
die innere Uhr des Menschen. Es re-
gelt die Hormonausschüttung sowie
den Blutdruck und den Stoffwechsel
und es reagiert auf den Lichtwechsel
zwischen Tag und Nacht. Ob jemand
Stehen Sie morgens frisch und ausgeruht auf und freuen sich auf den Tag?
Dann sind Sie eine „Lerche“. Oder sind Sie morgens müde, kommen kaum
aus dem Bett und brauchen viel Zeit, um wach zu werden? Dann sind Sie
eine „Eule“. Schlafforscher teilen die Menschen mit diesen Begriffen in so-
genannte Chronotypen ein, denn jeder Mensch hat seine eigene innere Zeit.
gerne früh aufsteht oder lieber bis in
den späten Vormittag ausschläft, ist
also vermutlich genetisch bedingt.
Allerdings kann sich der Chronotyp
auch im Laufe des Lebens verändern:
Man weiß, dass junge Menschen ei-
nen anderen Schlaf-/Wachrythmus
haben als alte.
Schlafmediziner fordern, mehr Rück
sicht auf die unterschiedlichen Typen
und ihr Schlafbedürfnis zu nehmen.
Sie plädieren für einen flexibleren
Arbeits- oder Schulbeginn. Das wür-
de nach Ansicht der Wissenschaftler
die Konzentrations- und Leistungsfä-
higkeit der unausgeschlafenen „Eu-
len“ steigern.
Tipps gegen die Müdigkeit
Sollten Sie auch eine „Eule“ sein,
abends lieber lange aufbleiben und
am Morgen nur schwer hochkom-
men, können Sie sich selbst auch ein
wenig helfen: Falls Sie tagsüber die
Möglichkeit haben, legen Sie sich
für einen kurzen Mittagsschlaf hin.
Doch der „Power-Nap“ sollte nicht
länger als 20 Minuten dauern, da
sonst das Aufstehen wieder zu schwer
fällt.
Außerdem gibt es spezielle Wecker,
die morgens das Schlafzimmer lang-
sam erhellen, auf Wunsch auch mit
Vogelgezwitscher. So beginnt das Ge-
hirn, den Körper und seinen inneren
Zeitmesser auf den Tag einzustellen
und das Wachwerden fällt nicht ganz
so schwer. Räkeln Sie sich ausgiebig,
bevor Sie aufstehen, atmen Sie tief
durch und machen Sie sich bewusst,
dass die Nacht jetzt zu Ende ist. Spe-
zielle Lampen mit natürlichem Licht
sorgen zusätzlich dafür, dass Sie aus-
geruht und leichter in den Tag – und
ins Büro kommen.
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Text: Gisela Graw
Foto: Rido/Fotolia
Wie ticken Sie denn?
Jeder Mensch hat seine eigene innere Uhr
ASB MAGAZIN
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