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ASB MAGAZIN
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Wer nicht genau hinschaut, kann in
Guatemala keine Zeichen von Not
erkennen. Auf den Feldern wachsen
Maispflanzen. Noch klein und zart,
aber unverkennbar grün. Die Man-
gobäume tragen Früchte und auch
die Bäche führen Wasser. Auf den
ersten Blick ist Ende Juni von der
Dürre, die den Trockenkorridor Zen-
tralamerikas im Griff hat, kaum et-
was zu erkennen. Doch wer genauer
hinsieht, merkt, wie kritisch die Lage
wirklich ist.
Alejandro Zurita sieht genauer hin.
Der Regionaldirektor des ASB in Zen-
tralamerika ist alarmiert von der
Krise in Guatemala und den Nach-
barländern Honduras, El Salvador
und Nicaragua. „Die Felder sehen
zwar grün aus, aber das heißt noch
lange nicht, dass die Pflanzen auch
Erträge bringen“, weiß der erfahre-
ne ASB-Helfer. „Wenn es nicht reg-
net, während der Mais blüht, setzen
die Pflanzen keine Frucht an und die
Familien können wieder nichts ern-
ten.“ Eine Katastrophe, denn schon
die beiden vorangegangenen Ern-
tezeiten sind für viele Menschen in
den abgelegenen Bergregionen kom-
plett oder zumindest zu weiten Tei-
len ausgefallen. Vor allem Familien
mit Kindern leiden unter Hunger.
„Hier in Zentralamerika sind insge-
samt 3,5 Millionen Menschen direkt
von der Dürre betroffen, allein in
Guatemala sind es mehr als 1,3 Milli-
onen.“ Damit ist die Dürre, die durch
Im „Trockengürtel“ von Zentralamerika hat es seit Jahren nicht mehr genug
und nicht zu den richtigen Zeiten geregnet. Vor allem Kleinbauernfamilien in
abgelegenen Bergregionen haben schon im vergangenen Jahr fast ihre ge-
samte Ernte verloren. In diesem Jahr haben sie daher weder Nahrungsmittel
noch Saatgut, um wieder etwas anzubauen. Viele Familien leiden Hunger.
Der ASB setzt sich für die Schwächsten der Schwachen ein und leistet um-
fangreiche Hilfe.
„Wir gehen da hin,
wo sonst niemand hilft.“
In Guatemala hilft der ASB Kleinbauern, die unter einer
extremen Dürre leiden
das Klimaphänomen „El Niño“ zu-
sätzlich verschärft wurde, eine der
schwersten in der Geschichte von
Zentralamerika.
Porfilio García erfährt am eigenen
Leib, was das bedeutet. Er ist 52 Jahre
alt und hat schon viel erlebt. „Aber
dass es so lange so wenig regnet und
dann auch noch immer zur falschen
Zeit, das kannte ich nicht.“ Das
Leben des Kleinbauern und seiner
Familie war schon immer schwer.
„Aber früher hatten wir wenigstens
genug, um satt zu werden. Heute
wissen meine Frau und ich oft nicht,
was wir den Kindern und Enkelkin-
dern zu essen geben sollen.“
Geringeres Zusatzeinkommen
Porfilio und seine ältesten Söhne bau-
en auf einem extrem steilen Feld in
Conacaste vor allem Mais und Hirse
an. Und in einem kleinen Kräutergar-
ten neben der Hütte aus einfachen
Holzstäben hat seine Frau Maria ei-
nige Heilkräuter gepflanzt – alles für
den Eigenbedarf. Damit die Familie
sich Kleidung, zusätzliches Gemüse,
Reis und im Notfall auch Medikamen-
te leisten kann, geht Porfilio mit sei-
nen erwachsenen Kindern jedes Jahr
für zwei Monate nach Honduras, um
als Tagelöhner auf einer Kaffeeplan-
tage etwas dazuzuverdienen. „Leider
sind viele Kaffeepflanzen von einem
Pilz befallen. Daher gibt es weniger
Arbeit und weniger Geld. In diesem
Jahr habe ich nur etwa ein Viertel
von dem verdient, was ich früher bei
der Kaffeeernte bekommen habe. Das
Geld hat gerade so für neue Kleider für
die Kindung gereicht.“
Weil schon zwei Ernten ausgefallen
sind, hat Porfilio auch kein Saatgut
mehr. „Normalerweise legen wir ei-
nen Teil der Ernte zum Säen für das
nächste Jahr zurück. Aber weil die
Ernte so klein war, mussten wir alles
aufessen, um nicht zu verhungern.
Porfilio García und seine Frau sind dankbar
für die Hilfe. „Ohne den ASB wüssten wir
nicht, wie wir unseren Kindern etwas zu
essen geben können.“
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