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ASB MAGAZIN
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INTEGRATION
Stolz lächelnd zieht sich ein jun-
ger Mann an der Trittleiter hoch,
die den Ausstieg aus dem Demener
See ermöglicht. Hände recken sich
ihm entgegen. Die Rettungsschwim-
mer, die an diesem Tag hier arbei-
ten, schlagen anerkennend ein. Der
29-Jährige ist gerade 25 Meter weit
geschwommen und hat damit seine
„Seepferdchenprüfung“ bestanden.
Ahmad Dibel kommt aus Idlib, Syri-
en, wo es keine Badeseen wie diesen
gibt und wo Schwimmen nicht auf
den schulischen Lehrplänen steht.
„Mein Heimatort ist weit weg vom
Meer“, erzählt er. „Vielleicht fah-
ren wir ein- oder zweimal im Jahr an
die See, aber schwimmen spielte nie
eine große Rolle. Nun aber bin ich in
Schwerin. Hier gibt es viele Seen. Alle
meine Freunde hier können schwim-
men, aber ich kann es nicht.“ Um
nicht länger außen vor zu sein, wenn
Bekannte an den Badesee fahren, hat
sich der Syrer gemeinsam mit sei-
nen zwei jüngeren Brüdern für einen
Schwimmkurs beim ASB-Wasserret-
tungsdienst Schwerin-Parchim ent-
schieden. Für die drei jungen Män-
ner bedeutet das eine gehörige Por-
tion Mut und Willensstärke. Nicht
nur weil der See, unbekannt und
undurchsichtig, für Nichtschwim-
mer zur Gefahr werden kann. Son-
dern auch, weil alle anderen Kurs-
teilnehmer zwischen fünf und zwölf
Jahre alt sind und den drei Flücht-
lingen bestenfalls bis zur Brust rei-
chen. Deutlich mehr herausstechen
als hier könnten sie kaum, doch das
stört hier keinen.
Mit Händen und Füßen die
richtige Technik vermitteln
Als zum Sommerbeginn die Initi-
ative „Flüchtlingshilfe Schwerin“
beim ASB angefragt hat, ob man ei-
nen Schwimmkurs für interessier-
te Geflüchtete organisieren könne,
stimmten die Samariter gleich zu.
Acht oder neun Kurse organisiert
der ASB-Kreisverband jede Woche in
diesem Sommer zeitgleich, da kön-
nen auch die Geflüchteten problem-
los einsteigen. Nur eine Bedingung
formulierte Mike Stiehler, Leiter der
Wasserrettung, gleich: „Wir wollen
keine Kurse geben, an denen aus-
schließlich Flüchtlinge teilnehmen,
denn das ist für die Integration nicht
zweckdienlich“.
So finden sich die drei jungen Män-
ner einige Zeit später mit rund 30
Kindern im Kurs wieder. Gestenreich
Im ländlichen Mecklenburg-Vorpom-
mern gibt es wenige Freizeitange-
bote für junge Menschen, aber viele
Badeseen. Auch für Flüchtlinge aus
der Region sind sie eine willkom-
mene Abwechslung. Viele der Asyl-
suchenden müssen allerdings erst
einmal schwimmen lernen.
Mit Mut und Willensstärke
zum Schwimmabzeichen
Der ASB Schwerin-Parchim bringt Geflüchteten das Schwimmen bei