

18
ASB MAGAZIN
3/16
„Die meisten geflüchteten Menschen
möchten so schnell wie möglich
in Deutschland Fuß fassen, aber
so einfach geht das nicht. Sie brau-
chen Geduld“, erklärt Susanne Tön-
nishoff. Denn bis zu einem Ausbil-
dungs- oder Arbeitsplatz sind oft vie-
le Schritte zu gehen. Die junge Frau
leitet seit Mai diesen Jahres das Pro-
jekt „Integrationskonzept Arbeit“
beim ASB Bochum. Hier werden Ge-
flüchtete bei ihrer Integration im
deutschen Arbeitsmarkt unterstützt.
Mit dem Projekt will der ASB Bo-
chum den 700 Bewohnern seiner
drei Flüchtlingsunterkünfte mehr
als nur eine Grundversorgung bie-
ten. „Wir wollen ihnen dabei helfen,
dass es für sie in Deutschland weiter-
geht“, sagt Christian Böckmann, Ge-
schäftsführer des ASB Bochum. Des-
halb hat er den Bewohnern Susan-
ne Tönnishoff zur Seite gestellt. „Ich
bin Vermittlerin, Lotsin und Sozial-
beraterin“, fasst die studierte Sozial
wissenschaftlerin ihre vielfältigen
Aufgaben zusammen.
Anlaufstelle „Integration
Point“
Innerhalb kurzer Zeit hat sich
Tönnishoff ein großes lokales Netz-
werk geschaffen, das sie stetig aus-
baut. Neben öffentlichen und ge-
Der Weg in den deutschen Arbeitsmarkt ist für Flüchtlinge oft lang und
schwierig. Susanne Tönnishoff vom ASB Bochum begleitet sie dabei. Mit
viel Engagement organisiert die Sozialwissenschaftlerin Infoveranstaltun-
gen, knüpft Netzwerke mit Ausbildungsbetrieben sowie Behörden und macht
Geflüchtete fit für Bewerbungen.
Schritt für Schritt in
Richtung Arbeitsmarkt
Das Projekt „Integrationskonzept Arbeit“ des ASB Bochum
werblichen Betrieben gehören die
Stadt Bochum, die Industrie- und
Handelskammer sowie der „Integra-
tion Point“ dazu, die neue Anlauf-
stelle von Jobcenter und Arbeits-
agentur für Flüchtlinge in Bochum.
An diesem Morgen begleitet die jun-
ge Frau Mohamed Daoui* zu einem
Beratungstermin im „Integration
Point“. Der 41-jährige Marokkaner
hat gerade ein sechswöchiges Prak-
tikum in einer Kfz-Werkstatt been-
det, das ihm Tönnishoff vermittelt
und der „Integration Point“ geför-
dert hat.
Das Praktikum war sehr wichtig für
Daoui. „Ich habe zwanzig Jahre lang
in Kfz-Werkstätten in Marokko und
im Libanon gearbeitet, aber mir feh-
len Arbeitszeugnisse“, erklärt er.
Im Praktikumszeugnis bestätigt die
Werkstatt, dass er wirklich Ahnung
von Autos hat. Und zwar so viel, dass
sie ihn gerne anstellen möchte, wie
Daoui seinem Berater im „Integra-
tion Point“, Alexander Stürmer, be-
richtet.
Gemeinsam werden die nächsten
Schritte geklärt: Da ist zunächst die
sogenannte Vorrangprüfung. Sie un-
tersucht, ob es einen deutschen Be-
werber gibt, der vorzuziehen wäre.
Ist dies nicht der Fall, darf Daoui die
Arbeit in der Werkstatt aufnehmen
und sein Arbeitgeber kann einen
Eingliederungszuschuss beantragen.
Nach der Rückkehr in die ASB-
Flüchtlingsunterkunft wirbt Susanne
Tönnishoff bei den persischsprachi-
gen Flüchtlingen für einen Vortrag
in einer anderen ASB-Unterkunft.
Der junge Iraner Reza Gholami
wird dort in seiner Muttersprache
über das duale Ausbildungssystem
in Deutschland informieren. Vor
fünf Jahren ist er selbst als Flücht-
ling nach Deutschland gekommen.
Jetzt macht er eine Ausbildung zum
■
INTEGRATION
Projektleiterin Susanne Tönnishoff mit
Mohamed Daoui* (r.) bei einem Beratungs-
termin im „Integration Point“.
*Name von der Redaktion geändert.