

ASB MAGAZIN
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demonstriert René Niemann, der an
diesem Tag den Unterricht für die
Syrer übernimmt, die richtige Tech-
nik. In großen Bewegungen lässt er
seine Arme kreisen, dreht den Kopf
zur Seite und atmet tief ein. Dann
schaut er wieder nach vorne und pus-
tet ganz langsam die Luft aus. Auf-
merksam schauen die Schüler ihm
zu und versuchen, ihn nachzuah-
men. René Niemann dreht sich zu
seinem Kollegen: „Mohammed, sag
ihnen mal, sie sollen ins Wasser pus-
ten“, bittet er.
Syrischer Rettungs
schwimmer hilft mit
Auch Mohammed Saleh Zahra ist
aus Syrien geflohen. Dort hat er
Sport studiert und früher schon als
Schwimmlehrer gearbeitet. Dann
kam er als Flüchtling nach Deutsch-
land. In seiner Unterkunft, eini-
ge Kilometer außerhalb des kleinen
Dorfes Demen, hat er keine Beschäf-
tigung. Also stand der Sportler ei-
nes Tages am See, als der ASB gera-
de neue Rettungsschwimmer aus-
bildete, und wollte mitmachen. Die
Prüfung meisterte er problemlos. Für
den Wasserrettungsdienst des ASB
Schwerin-Parchim ein Glücksfall,
denn der 23-Jährige hilft seitdem bei
der Ausbildung tatkräftig mit.
Integration durch ehren
amtliche Leistungen
Mehr als 1.300 Nichtschwimmer
bildet der ASB Schwerin-Parchim
jährlich zu Schwimmern aus. In den
Sommerferien nutzen viele der rund
70 Ausbilder ihren Jahresurlaub,
um ehrenamtlich mit den Schülern
das Schwimmen zu üben – und nun
auch mit Schwimmanfängern aus
aller Welt.
Integration hat viel mit Ehrenamt
zu tun, das wird hier ganz deutlich.
Und mit Organisation. Weil zu dem
abgelegenen See keine öffentlichen
Verkehrsmittel fahren, sind die Ge-
flüchteten darauf angewiesen, dass
ein freiwilliger Helfer sie hin- und
zurück fährt. Viele junge Flüchtlin-
ge stehen auf einer Warteliste der
Flüchtlingshilfe Schwerin, weil auch
sie schwimmen lernen wollen, sich
aber für sie noch keine Mitfahrgele-
genheit gefunden hat.
Schwimmen lernen für mehr
Sicherheit
Ahmad, Yassir und Adnan Dibel hat-
ten Glück, sie können an dem Kurs
teilnehmen. Jetzt ist Yassir dran.
Auch er soll, wie sein zehn Jahre äl-
terer Bruder zuvor, im tiefen Wasser
die 25 Meter zurücklegen. Wie wich-
tig es ist, schwimmen zu können,
hat er am vorherigen Wochenende
selbst zu spüren bekommen. Beim
Besuch am See schwamm er zu weit
hinaus und schaffte es nicht mehr
zurück. Rettungsschwimmer zogen
den 19-Jährigen aus demWasser und
brachten ihn in ein Krankenhaus.
Zurück am See blickt er nun etwas
ängstlich drein, klettert aber ohne zu
zögern ins Wasser. Jetzt will er es erst
recht wissen. Yassir Dibel schwimmt
einige Meter in hektischen Zügen,
dann greift er nach dem Steg. Ausbil-
der René Niemann zeigt, was er bes-
ser machen kann. Dann geht es wei-
ter, und von hier aus schafft auch er
die Bahn bis ans Ende. Sein Bruder
Ahmad war der erste Syrer, der in De-
men sein Seepferdchen erschwom-
men hat. Vielleicht wird er selbst bald
der zweite sein.
.
Text: Verena Bongartz
Fotos: ASB/Stefanie Loos
Mit großen Gesten erklärt Schwimmausbilder René Niemann den drei Brüdern die richtige
Kraultechnik. Mohammed Saleh Zahra unterstützt die ASB-Wasserretter in Demen.
Schon nach wenigen Stunden Schwimm
unterricht können die Syrer erste Erfolge
verbuchen.