

Die moderne Palliativversorgung
richtet sich an kranke Menschen, die
nur noch eine begrenzte Lebenser-
wartung haben. Der lateinische Be-
griff „palliare“ bedeutet „mit einem
Mantel bedecken“. Anders als die
kurative, die heilende Behandlung,
will die palliative Behandlung den
Menschen nicht mehr heilen, son-
dern ihm den Weg bis zum Tod so le-
benswert wie möglich machen.
Schmerzen lindern, Ängste
nehmen
Ziel aller palliativen Bemühungen ist
es, Schmerzen zu lindern, Ängste zu
nehmen und ein würdevolles Leben
und Sterben zu ermöglichen. Dazu
gehört zunächst die Linderung phy-
sischer Schmerzen und Symptome
durch Medikamente. Die seelischen
Bedürfnisse der Todkranken wer-
den aber ebenso ernst genommen:
Denn auch Ängste und Unsicherhei-
ten können die letzten Tage zur Qual
machen.
Entsprechend arbeiten bei der Pal-
liativversorgung viele verschiedene
Fachkräfte Hand in Hand: So versu-
chen ehrenamtliche, geschulte Hos-
pizmitarbeiter oder Seelsorger, Betrof-
fenen durch Gespräche die Ängste zu
nehmen und mit Rat und Tat für Ent-
lastung zu sorgen. Haus- und Fach-
ärzte sorgen für die Schmerztherapie,
während Pflegekräfte mit Druck ver-
mindernder Lagerung und Aroma-
therapie Erleichterung verschaffen.
Auch Physiotherapeuten können hel-
fen, beispielsweise bei der Entkramp-
fung der Muskulatur.
In all diese Bemühungen werden die
Angehörigen der Sterbenskranken
mit einbezogen. So wird Heidrun
über die Entwicklungen in der letz-
ten Lebensphase ihres Mannes auf-
geklärt und findet Rat, wie sie ihn
dabei begleiten kann. Auch ihre ei-
genen Wünsche werden berücksich-
tigt. „Die Begleitung auf diesem letz-
ten Stück des Weges ist eine zentra-
le Hilfestellung für den Sterbenden
und seine Angehörigen“, stellt Ro-
switha Ruf, Heimleiterin beim ASB
Orsenhausen, fest. „Der Mensch darf
nicht alleingelassen werden – nicht
mit seinen Schmerzen, aber vor al-
lem nicht mit sich selbst, seinen
Ängsten und dem nahenden Tod.“
Rahmenbedingungen der
palliativen Hilfe
75 Prozent aller Menschen in
Deutschland möchten ihre letzten
Tage wie Harald zu Hause verbrin-
gen. Diesen Wunsch möchte der
ASB gerne unterstützen: „Wir setzen
uns für bedarfsgerechte Bedingun-
gen in der Palliativversorgung ein,
damit möglichst jeder Mensch in
seiner letzten Lebensphase die best-
mögliche menschliche Zuwendung,
Versorgung, Pflege und Betreuung
erhält – und zwar dort, wo er ster-
ben möchte“, erklärt Sabine Hal-
■
ASB-THEMA
24
ASB MAGAZIN
3/16
Heidrun M. sitzt auf einer Bank vor dem Krankenhaus, in dem ihr
Ehemann behandelt wird. Sie schaut auf ihre Hände, während
das Wort „austherapiert“ in ihren Ohren nachhallt. Harald (64),
bei dem erst vor einem Jahr ein Lungentumor festgestellt wurde,
kann nicht mehr geheilt werden. Der Arzt hat noch etwas von
palliativer Unterstützung gesagt – Heidrun nimmt sich vor, ihren
Hausarzt zu fragen, was das ist.
TODKRANKE MENSCHEN
NICHT ALLEINE LASSEN
ASB verstärkt sein Engagement in der Palliativversorgung
Zeit und Aufmerksamkeit sind das Wichtigste, was man