

ASB MAGAZIN
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lier-Bahnsen. Sie ist Qualitätsbeauf-
tragte der ambulanten Pflegedienste
beim ASB Hamburg.
Hinzu kommt, dass einer Studie der
Bertelsmann-Stiftung zufolge derzeit
nur 30 Prozent der Menschen eine
palliative Versorgung erhalten, ob-
wohl sie für fast alle Sterbenden hilf-
reich wäre. Dem versucht der Gesetz-
geber Rechnung zu tragen: Das im
November 2015 beschlossene Gesetz
zur Verbesserung der Hospiz- und
Palliativversorgung verpflichtet die
Krankenkassen, Betroffene kosten-
frei und individuell zu beraten und
die Kosten der Palliativversorgung zu
tragen. Dies gilt auch für Sterbens-
kranke, deren Versorgung aufwen-
diger ist. Dann übernimmt die so-
genannte Spezialisierte Ambulante
Palliativversorgung (SAPV), die um-
fassende medizinische und pflege-
rische Leistungen kombiniert. Dazu
gehören eine Ruf-, Notfall- und Kri-
seninterventionsbereitschaft rund
um die Uhr genauso wie Unterstüt-
zung durch Sozialarbeiter oder am-
bulante Hospizdienste.
Zu Hause, Hospiz oder
Pflegeheim
Fast die Hälfte aller Menschen in
Deutschland sterben in einem Kran-
kenhaus. Dabei gibt es insgesamt nur
um die 300 Palliativstationen. Dort
sind die Mitarbeiter darauf einge-
stellt, todkranke Patienten medika-
mentös und seelsorgerisch so weit zu
stabilisieren, dass sie nach Hause, in
ein Pflegeheim oder ein Hospiz um-
ziehen können. Da es von letzteren
allerdings nur knapp 240 Einrich-
tungen gibt, sind die Aufnahmemög-
lichkeiten begrenzt.
Daneben gibt es deutschlandweit
13.000 Pflegeheime, in denen alle
ambulanten Angebote der Pallia-
tivversorgung genutzt werden kön-
nen. Zudem beschäftigen immer
mehr Pflegeheime speziell ausge-
bildete Palliativpfleger. „Es ist aller-
dings nicht ausschlaggebend, wie
viele Mitarbeiter eine solche Ausbil-
dung haben. Wichtiger ist eine pal-
liative Grundhaltung der Mitarbei-
ter in unserem Pflegeheim. Und zwar
von der Hauswirtschaft bis hin zur
Leitung“, findet Matthias Sachse, der
das ASB-Seniorenheim „Willy Stabe-
nau“ in Zwickau leitet. „Es muss eine
fürsorgliche, menschenwürdige At-
mosphäre herrschen, die sich nicht
dem Zeitdruck der Pflege oder dem
unbedingten Erhalt des Lebens un-
terwirft, sondern den Menschen in
den Mittelpunkt stellt.“
ASB verstärkt sein Engagement
Der ASB will mit einer qualifizierten,
kontinuierlichen und langfristig an-
gelegten Palliativpflege dafür sorgen,
dass möglichst wenige Sterbenskran-
ke in ein Krankenhaus eingewiesen
werden müssen. Deswegen will der
ASB sich stärker in die Stadtteilange-
bote einbringen und ein dichtes In-
formationsnetz zwischen Haus- und
Fachärzten, Hospizdiensten, Sozial-
arbeitern und Angehörigen spannen.
Welche Angebote der Palliativversor-
gung empfehlenswert sind und wie
die Qualitätskriterien dazu aussehen
sollen, hat der ASB im Oktober auf
seiner Fachtagung zur Palliativpflege
unter Schirmherrschaft von ASB-Prä-
sident Franz Müntefering diskutiert
und beschlossen, sein Engagement
in diesem Bereich zu verstärken.
Heidrun und ihr Mann haben sich
beraten lassen. Harald kommt nach
Hause, wo seine Frau zusammen mit
dem Hausarzt und palliativ geschul-
ten Pflegekräften für ihn sorgen wird.
Außerdem hat der Pflegedienst den
Kontakt zu einem ambulanten Hos-
pizdienst vermittelt. So haben beide
für sich die passende Unterstützung
zu Hause gefunden. Mit Hilfe ihres
persönlichen Palliativnetzwerks wer-
den sie nun ihren schweren Weg ge-
meinsam gehen können.
.
Text: Susanne Wagner
Fotos: aletia2011/Fotolia, ASB/B. Bechtloff
Im ASB-Pflegeheim in Zwickau entspannen sich Schwerkranke beim Streicheln von
Haustieren.
einem Menschen am Ende des Lebens schenken kann.