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ASB MAGAZIN

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PORTRÄT

Als wir Kathleen Mitschke treffen,

räumt sie gerade zwei Kaffeetassen

weg. Sie hatte ein Gespräch mit dem

Sohn einer alten Dame, deren Ge-

sundheitszustand sich durch eine

Herzschwäche so verschlechtert hat,

dass sie nicht mehr aufstehen kann.

„So eine Entwicklung ist ein sehr

klassischer Einstieg in die Palliativ-

versorgung“, berichtet die Expertin.

„Die Patientin braucht nun relativ

kurzfristig intensive Pflege und Be-

treuung, die die Verwandten nicht

alleine leisten können.“

Wenn man der Palliativpflegerin ge-

genübersitzt, kann man sich gut vor-

stellen, Hilfe von ihr anzunehmen.

Die 45-Jährige wirkt ruhig, die brau-

nen Augen schauen aufmerksam, die

Stimme ist weich und verständnis-

voll, ohne falsche Betroffenheit zu

signalisieren. Als erfahrene Kranken-

schwester leitet sie die Pflegedienste

des ASB Hamburg und hat zusätzlich

eine Weiterbildung zur Fachkraft in

palliativer Versorgung gemacht. Sie

ist verantwortlich für den Einsatz der

65 Pflegekräfte, ist aber auch weiter-

hin selbst in der Pflege im Einsatz –

hauptsächlich für Palliativpatienten

und Menschen, die an Demenz er-

krankt sind.

Geborgenheit vermitteln

„Mit unserer Palliativpflege wollen

wir den Menschen in der Umgebung,

in der sie sich geborgen fühlen, ein

Die meisten Menschen möchten, wenn sie pflegebedürftig sind, in vertrauter

Umgebung bleiben und auch daheim sterben. Viele Sterbende werden am

Lebensende jedoch noch in ein Krankenhaus eingeliefert, weil ihre Angehö-

rigen Angst haben, Fehler zu machen. Der ASB leistet mit seinen Palliativan-

geboten Hilfe: Fachkräfte wie Kathleen Mitschke pflegen und versorgen die

Todkranken zu Hause und geben ihren Angehörigen Sicherheit.

Beistand für den

letzten Weg

Kathleen Mitschke begleitet Sterbende und ihre Angehörigen

möglichst schmerz- und angstfrei-

es Sterben in Würde ermöglichen“,

fasst Mitschke zusammen. In Zusam-

menarbeit mit Angehörigen, Haus-

ärzten und anderen Fachkräften wird

die Versorgung der Patienten je nach

Bedarf zusammengestellt. Danach

besuchen die ASB-Pfleger ihre Pati-

enten oft mehrmals täglich. Sie wa-

schen sie, kleiden sie an oder ma-

chen sie frisch, lagern sie neu, um

Druckstellen zu vermeiden, verab-

reichen Medikamente oder entspan-

nende Massagen. Ziel ist es, Schmer-

zen zu lindern, Anstrengungen zu

vermeiden und behutsam für das

Wohl der Patienten zu sorgen.

Viele von ihnen können nicht mehr

gut trinken. Dann reichen die Pfle-

ger gefrorene Früchte oder Säfte zum

Lutschen. Das Eislutschen erfrischt

und weckt schöne Kindheitserinne-

rungen. Für Patienten, die noch spre-

chen können, haben die Pflegekräfte

immer ein Ohr und Zeit für eine Un-

terhaltung. Sind die Menschen nicht

mehr für Gespräche empfänglich,

zeigen die Pfleger ihnen über Berüh-

rungen oder sanfte Massagen, dass

sie nicht alleingelassen sind. Ob und

wann solche oder ähnliche Anwen-

dungen passend sind, entscheiden

die Pflegekräfte aufgrund ihrer Aus-

bildung, Erfahrung und Intuition.

Eine respektvolle Haltung gegenüber

dem Menschen in all seiner Schwä-

che und Verletzlichkeit ist daher in

diesem Beruf eine Selbstverständ-

lichkeit.

Beistand für die Angehörigen

Die Palliativkräfte des ASB kümmern

sich auch um die nächsten Angehöri-

gen. Diese Begleitung ist aus mehre-

ren Gründen wichtig: Im Sterbepro-

zess gibt es manchmal Verhaltenswei-

sen, die angsteinflößend sein mögen.

Das können stark rasselnder Atem

oder unkontrollierte Arm- und Bein-

bewegungen sein, manche Menschen