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halluzinieren. In solchen Fällen ru-

fen Angehörige oft den Notarzt, aus

Angst, etwas falsch zu machen. „Des-

wegen erklären wir den Angehörigen,

was im Angesicht des Sterbens nor-

mal ist, wen sie bei Fragen anrufen

und was sie selbst tun können.“

Daneben entlasten die ASB-Fach-

kräfte die Angehörigen oft nicht nur

in der Pflege, sie beantragen auch

Hilfen wie Pflegebetten oder koordi-

nieren die weitere Versorgung durch

Ärzte, Physiotherapeuten, Hospiz-

oder Schmerzteams. Außerdem be-

rät Kathleen Mitschke zu Fragen,

die sich für die Zeit „danach“ stel-

len. „Wenn sich Angehörige erst in

den Stunden nach dem Tod der Mut-

ter Gedanken darüber machen, wer

jetzt alles informiert werden muss,

ob die Mutter gerne ein bestimm-

tes Kleid oder ein Lied bei der Be-

stattung haben möchte, dann über-

rollt sie das“, weiß die Hamburgerin.

„Daher ermutige ich die Angehö-

rigen schon in den ersten Gesprä-

chen, solche Anliegen zu klären.“

Dass solche Gespräche auch konflikt-

trächtig sein können, ist Mitschke

bewusst. Wenn die Angehörigen das

nicht schaffen, übernimmt sie eine

Mittlerfunktion zwischen Patienten

und Angehörigen. Dafür ist sie durch

ihre Zusatzausbildung gut gerüstet.

„Manchmal ist es für alle Beteiligten

leichter, Außenstehenden die eige-

nen Wünsche mitzuteilen – einfach

weil man dann keine Rücksicht auf

Befindlichkeiten nehmen muss.“

In diesem Sinne wird Kathleen Mit-

schke auch das Kennenlernen der

alten Dame mit der Herzinsuffizi-

enz angehen. Sie wird sie fragen,

ob sie sich schon überlegt hat, wie

sie sich aus dem Leben verabschie-

den möchte. Was ihr unverzichtbar

erscheint und was nicht. Ob es ei-

nen Geruch oder Geschmack gibt,

den sie besonders mag oder ein Ritu-

al, das ihr wichtig ist. Kurz, sie wird

einfach versuchen, die Patientin gut

kennenzulernen, um ihr in einer der

intimsten Situationen, die es im Le-

ben gibt, eine hilfreiche Stütze sein

zu können.

Sorge für sich selbst

Wer so viel Sorge für andere trägt,

muss sich auch um das eigene Wohl

kümmern. Ausgleich und Entspan-

nung findet Kathleen Mitschke beim

Spaziergang mit ihrem Hund und

beim Yoga. „Natürlich muss man

sich bewusst sein, dass Sterbebeglei-

tung etwas mit einem macht. Es ist

wichtig, dass man Trauer in sich tra-

gen kann, ohne selbst traurig zu sein.

Für mich ist es eine schöne Aufgabe,

jemanden in Geborgenheit und Be-

gleitung friedlich in den Tod zu ent-

lassen.“

.

Text: Susanne Wagner

Fotos: ASB/Hannibal

ASB MAGAZIN

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Die Palliativkräfte sprechen mit den Angehörigen nicht nur über die Pflegeleistungen, sie

haben auch ein Ohr für Ängste und Sorgen.

Kathleen Mitschke kommt immer mit

einem Lächeln zu ihren Patienten.