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ASB MAGAZIN
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FLÜCHTLINGSHILFE
Deutschlandweit setzt sich der ASB für Menschen ein, die nach ihrer Flucht bei uns Zuflucht und ein neues Zuhause
suchen. Hunderte hauptamtliche und noch mehr freiwillige Helfer stehen den Neuankömmlingen zur Seite. Um die
Helfer gut auf ihre Aufgabe vorzubereiten, bietet der ASB Kommunikationstrainings in Flüchtlingshilfeeinrichtungen an.
Dramatische Szene in einer Unter-
kunft für Flüchtlinge: Draußen ist es
laut, jemand öffnet die Tür und da-
hinter liegt eine blutende Frau. Die
Helfer stürmen herbei, leisten Erste
Hilfe. Plötzlich rennt ein maskierter
Mann in den Flur, will zu der verletz-
ten Frau. Er brüllt und schlägt um
sich. Was nun?
Zum Glück ist niemandem wirklich
etwas passiert. Die „verletzte Person“
hat ein mit Theaterblut verschmier-
tes T-Shirt an und der „Angreifer“ ist
ASB-Trainer Samuel Meffire, der die
Teilnehmer des Seminars „Wetter-
fest. Deeskalierende Kommunikati-
on“ hautnah spüren lässt, wie es ist,
schnell und unter Stress richtige Ent-
scheidungen treffen zu müssen.
Schauplatz des Geschehens ist die
Flüchtlingshilfeeinrichtung des ASB
im mecklenburgischen Neubranden-
burg. Der dortige Geschäftsführer
Frank Brehe hat den Workshop ge-
bucht. „Für uns alle hier ist die Hil-
fe für Flüchtlinge eine neue Aufgabe.
Darauf wollen wir uns und die zahl-
reichen neuen Mitarbeiter gut vorbe-
reiten“, erklärt der engagierte Chef
von mehr als 50 neuen Mitarbeitern.
„Darum haben wir das Angebot des
ASB-Bundesverbandes sehr gerne an-
genommen und sowohl Weiterbil-
dungen in interkultureller Kommu-
nikation als auch in Deeskalation,
also in Techniken, wie man Konflik-
ten vorbeugen oder diese entschär-
fen kann, für unsere Teams gebucht.“
Hilfreiche Strategien einüben
Ziel der Kurse ist es, hauptamtliche,
ehrenamtliche und freiwillige Helfer
– aber auch Mitarbeiter des Sicher-
heitsdienstes und andere Engagier-
te – bei ihrer neuen, herausfordern-
den Aufgabe zu unterstützen. „Viele
Helfer fragen mich: Wie kann ich de-
eskalierend kommunizieren, wenn
wir nicht die gleiche Sprache spre-
chen? Wie können wir mit trauma-
tisierenden Fluchterfahrungen un-
serer Bewohner umgehen? Und wie
verhalte ich mich, wenn Bewoh-
ner mir von Misshandlungen erzäh-
len?“, berichtet Samuel Meffire. Der
erfahrene Sportler, Staatsschützer
und Ausbilder hat in seinem Leben
viele solcher Situationen erlebt und
gemeistert. „Es gibt nicht nur ein
richtiges Verhaltensmuster, um ge-
fährliche Situationen zu entschär-
fen“, erklärt er die Grundlage seiner
Kurse. „Es geht darum, dass jeder die
für ihn richtige Vorgehensweise fin-
det und einübt.“
Das können für zurückhaltende Mit-
arbeiter zum Beispiel schlichtende
Gesten oder beruhigende Worte
sein. Für forschere Typen kann es
richtig sein, beginnende Streiterei-
en aktiv zu schlichten. Anderen hilft
es, die Stimme zu erheben und kla-
re Anweisungen zu geben – dann
sagt der Tonfall mehr als der Inhalt
der Worte und wird auch von Men-
schen ohne passende Sprachkennt-
nisse verstanden.
Zuverlässig und verbindlich
„Es geht darum, authentisch zu han-
deln und auf das eigene intuitive
Potenzial zu vertrauen“, weiß Samu-
el Meffire. „Es geht darum, wertschät-
zend zu kommunizieren, Lösungen zu
suchen anstatt stur Vorschriften um-
zusetzen. Und vor allem gilt es, zuver-
lässig und verbindlich zu handeln.“
Hilfe für Helfer
Kommunikationstrainings in Flüchtlingsunterkünften