

ASB MAGAZIN
1/16
13
Das sieht Matthieu Kollig ähnlich.
Gemeinsam mit seinem Kollegen
Ahmed Hussein leitet er Trainings
in interkultureller Kommunikation
in ASB-Flüchtlingshilfeeinrichtun-
gen. „Was ist Kultur und welche Rol-
le spielen kulturelle Faktoren in un-
serem Arbeitsalltag? Darüber nach-
zudenken ist ein wichtiger Schritt
hin zu gelingendem interkulturellen
Verständnis“, hat der Kommunikati-
onstrainer in vielen Einrichtungen
erlebt. „Wir vermitteln den Mitar-
beitern, wie sie trotz Sprachbarriere
mit den Bewohnern kommunizieren
und Informationen vermitteln kön-
nen. Wir zeigen ihnen aber auch,
welche Bilder vom ‚Anderen‘ in den
Unterkünften und in den Köpfen der
Helfer selbst eine Rolle spielen.“
Allerdings geht es bei Missverständ-
nissen und Unstimmigkeiten oft
um viel banalere Themen als kultu-
relle Konflikte. In einer Einrichtung
beispielsweise war eine Mitarbeite-
rin verstimmt, weil ein Hähnchen
auf einer Bierdose im Ofen gebacken
wurde. „Die Kollegin fand das provo-
kant und unangemessen“, erinnert
sich Matthieu Kollig schmunzelnd.
„Dabei ist diese Zubereitung – auch
wenn sie ein wenig gewöhnungsbe-
dürftig aussieht – eine durchaus be-
kannte Art, ein schmackhaftes Geflü-
gelgericht zu zaubern. Die Bewohner
wollten also niemanden ärgern und
erst recht nicht sexuell anzüglich
sein, sondern einfach nur kochen.“
Dem Lagerkoller vorbeugen
Auch in anderen Situationen sind
es oft weniger kulturelle Schwierig-
keiten als vielmehr allzu mensch-
liche Probleme, die zu Konflikten
führen. „Wenn viele Menschen, die
nicht wissen, wie es in ihrem Leben
weitergeht, die sich Sorgen um Fami-
lie und Freunde in der Heimat ma-
chen und die vielleicht noch um
verstorbene Angehörige trauern, auf
engstem Raum zusammenleben,
kann nach einer gewissen Zeit eine
Art ‚Lagerkoller‘ entstehen“, weiß
Ahmed Hussein. „Doch darauf kann
man sich vorbereiten und durch zu-
verlässige und verbindliche Kommu-
nikation für Entspannung und ein
besseres Miteinander sorgen.“
Neben den Übungen rund um alltäg-
liche Kommunikationssituationen
steht bei allen Kursen die Frage nach
der Hilfe für Helfer im Mittelpunkt.
„Viele Mitarbeiter sind mit dem gan-
zen Herzen bei der Sache“, erzählt
Alexander Mauz, Projektkoordina-
tor beim ASB-Bundesverband. „Sie
helfen mit Leib und Seele. Doch gilt
es auch, den Mitarbeitern zu vermit-
teln, wie sie Warnsignale für Über-
lastung und Burn-out rechtzeitig er-
kennen und mit welchen Entspan-
nungsübungen sie Adrenalin und
Stress abbauen können.“
In Neubrandenburg ist das gelungen:
„Wir haben viel gelernt und fühlen
uns durch die Übungen besser für die
täglichen Herausforderungen gerüs-
tet“, sind sich die Teilnehmer einig.
.
Text: Esther Finis
Fotos: ASB/Markus Nowak
Nicht immer sind es kulturelle Unterschiede, die zu Kommunikationsproblemen führen.
Die ASB-Trainings zeigen, wie man Missverständnissen vorbeugen kann.
Bei den Trainings üben die Teilnehmer auch,
wie sie bei Streit und Konflikten schlichten
können.