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ASB MAGAZIN

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Das sieht Matthieu Kollig ähnlich.

Gemeinsam mit seinem Kollegen

Ahmed Hussein leitet er Trainings

in interkultureller Kommunikation

in ASB-Flüchtlingshilfeeinrichtun-

gen. „Was ist Kultur und welche Rol-

le spielen kulturelle Faktoren in un-

serem Arbeitsalltag? Darüber nach-

zudenken ist ein wichtiger Schritt

hin zu gelingendem interkulturellen

Verständnis“, hat der Kommunikati-

onstrainer in vielen Einrichtungen

erlebt. „Wir vermitteln den Mitar-

beitern, wie sie trotz Sprachbarriere

mit den Bewohnern kommunizieren

und Informationen vermitteln kön-

nen. Wir zeigen ihnen aber auch,

welche Bilder vom ‚Anderen‘ in den

Unterkünften und in den Köpfen der

Helfer selbst eine Rolle spielen.“

Allerdings geht es bei Missverständ-

nissen und Unstimmigkeiten oft

um viel banalere Themen als kultu-

relle Konflikte. In einer Einrichtung

beispielsweise war eine Mitarbeite-

rin verstimmt, weil ein Hähnchen

auf einer Bierdose im Ofen gebacken

wurde. „Die Kollegin fand das provo-

kant und unangemessen“, erinnert

sich Matthieu Kollig schmunzelnd.

„Dabei ist diese Zubereitung – auch

wenn sie ein wenig gewöhnungsbe-

dürftig aussieht – eine durchaus be-

kannte Art, ein schmackhaftes Geflü-

gelgericht zu zaubern. Die Bewohner

wollten also niemanden ärgern und

erst recht nicht sexuell anzüglich

sein, sondern einfach nur kochen.“

Dem Lagerkoller vorbeugen

Auch in anderen Situationen sind

es oft weniger kulturelle Schwierig-

keiten als vielmehr allzu mensch-

liche Probleme, die zu Konflikten

führen. „Wenn viele Menschen, die

nicht wissen, wie es in ihrem Leben

weitergeht, die sich Sorgen um Fami-

lie und Freunde in der Heimat ma-

chen und die vielleicht noch um

verstorbene Angehörige trauern, auf

engstem Raum zusammenleben,

kann nach einer gewissen Zeit eine

Art ‚Lagerkoller‘ entstehen“, weiß

Ahmed Hussein. „Doch darauf kann

man sich vorbereiten und durch zu-

verlässige und verbindliche Kommu-

nikation für Entspannung und ein

besseres Miteinander sorgen.“

Neben den Übungen rund um alltäg-

liche Kommunikationssituationen

steht bei allen Kursen die Frage nach

der Hilfe für Helfer im Mittelpunkt.

„Viele Mitarbeiter sind mit dem gan-

zen Herzen bei der Sache“, erzählt

Alexander Mauz, Projektkoordina-

tor beim ASB-Bundesverband. „Sie

helfen mit Leib und Seele. Doch gilt

es auch, den Mitarbeitern zu vermit-

teln, wie sie Warnsignale für Über-

lastung und Burn-out rechtzeitig er-

kennen und mit welchen Entspan-

nungsübungen sie Adrenalin und

Stress abbauen können.“

In Neubrandenburg ist das gelungen:

„Wir haben viel gelernt und fühlen

uns durch die Übungen besser für die

täglichen Herausforderungen gerüs-

tet“, sind sich die Teilnehmer einig.

.

Text: Esther Finis

Fotos: ASB/Markus Nowak

Nicht immer sind es kulturelle Unterschiede, die zu Kommunikationsproblemen führen.

Die ASB-Trainings zeigen, wie man Missverständnissen vorbeugen kann.

Bei den Trainings üben die Teilnehmer auch,

wie sie bei Streit und Konflikten schlichten

können.