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lien“, erklärt der Diplom-Psycholo-

ge. Somit sind die Aufgaben und An-

forderungen an die Gastfamilien we-

sentlich niedrigschwelliger als bei

einer Pflegefamilie. Denn viele Auf-

gaben, wie Arztbesuche und Behör-

dengänge, übernimmt das Team des

ASB. Dazu gehören vier Betreuer, eine

Psychologin und eine Koordinatorin.

Um die Gasteltern zu entlasten, bietet

der ASB zudem Nachhilfe, Sport und

Ferienfreizeiten an. Außerdem wissen

die Gasteltern, dass sie sich bei drin-

genden Problemen oder im Krisenfall,

der bei den traumatisierten Kindern

durchaus vorkommen kann, Tag und

Nacht an den ASB wenden können.

Weitere Gastfamilien gesucht

Doch die meisten Gastfamilien

möchten den Kindern mehr als nur

Kost und Logis bieten. Sie üben mit

ihnen Deutsch, zeigen ihnen ihre

neue Umgebung und suchen nach

passenden Sport- und Freizeitmög-

lichkeiten. „Für Mehmet haben wir

eine Fußballmannschaft gefunden,

für Kazem halten wir noch Ausschau

nach einem Schwimmverein“, er-

zählt Gabriele Engelhardt während

eines Kartenspiels mit den beiden

Jungen. „Wir möchten, dass sich die

beiden hier trotz der schwierigen

Umstände gut einleben und einige

Jahre bei uns bleiben.“ Das ist auch

der Wunsch von Kazem und Meh-

met. Da die Sprachverständigung auf

Deutsch und Englisch noch etwas

schwierig ist, nicken sie heftig, um

ihre Zustimmung zu zeigen.

15 Kinder und Jugendliche konnte

der ASB seit November 2015 in Gast-

familien in Falkensee und Umgebung

unterbringen. „Das Betreute Woh-

nen in Gastfamilien ist ein Erfolg

und wir würden gerne für weitere 15

Jugendliche Gastfamilien finden“,

sagt Ulf Hoffmeyer-Zlotnik. Die Kin-

der und Jugendlichen fühlen sich in

den Familien sichtbar wohl und die

Zusammenarbeit mit dem ASB läuft

sehr gut. Dazu tragen auch die regel-

mäßigen Familien- und Elternaben-

de sowie Fortbildungsseminare für

die Gasteltern bei. Die frischgebacke-

ne Gastmutter Gabriele Engelhardt

ist sich schon nach knapp einer Wo-

che sicher, die richtige Entscheidung

getroffen zu haben: „Das Leben mit

den beiden Brüdern ist eine Bereiche-

rung.“

.

Text: Astrid Königstein

Fotos: ASB/Barbara Bechtloff

ren Jugendhilfeeinrichtungen auf-

zunehmen“, sagt Kinderheimleiter

Hoffmeyer-Zlotnik. Und so lebten 20

Jungen im Alter von 14 bis 17 Jahren

– Mädchen werden nur ganz selten

von ihren Eltern allein auf die Flucht

geschickt – zunächst im Kinderheim

und im Betreuten Wohnen des ASB.

„Doch das Betreute Wohnen in den

eigenen vier Wänden erwies sich für

diese Zielgruppe als wenig geeignet“,

berichtet Hoffmeyer-Zlotnik. Trotz

der intensiven Betreuung durch päd-

agogische und psychologische Fach-

kräfte des ASB fehlte es den jungen

Menschen an persönlicher Zuwen-

dung, um sich in der fremden Umge-

bung zu orientieren und einzuleben.

Zusammenarbeit mit

Willkommensinitiative

Gleichzeitig boten sich Familien aus

der sehr aktiven Initiative „Willkom-

men in Falkensee“, mit der Ulf Hoff-

meyer-Zlotnik eng zusammenarbei-

tet, als Paten an. Und so entstand die

Idee des Betreuten Wohnens in Gast-

familien. Das Besondere an dem Kon-

zept: „Wir tragen weiterhin die Ver-

antwortung für die Jugendlichen und

betreuen sie genauso professionell

wie beim Betreuten Wohnen, aber

untergebracht sind sie in Gastfami-

Seit 25 Jahren leitet Ulf Hoffmeyer-Zlotnik die Kinder-, Jugend- und

Familienhilfe des ASB in Falkensee.

Mit dem Handy halten die Jugendlichen

Kontakt zu Verwandten und Freunden in

der Heimat.

ASB MAGAZIN

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